Kein Grund zum Feiern - „Tag der Bundeswehr“ in Wunstorf Eröffnungsrede gestört: Sechs Platzverweise und Hausverbote

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Am Samstag, den 9.6., sind Zehntausende Besucher_innen zum Fliegerhorst gekommen, um den „Tag der Bundeswehr“ zu feiern. Wir waren auch da.

 

Der Fliegerhorst wurde 1934 von den Nazis gebaut. Im eigenen Militärmuseum wurden laut Arbeitskreis Regionalgeschichte erst nach dessen Beschwerde 1998 Hakenkreuze und NS-Literatur beseitigt. Eine kritische Aufarbeitung der NS-Verbrechen findet bis heute nicht statt. Die verheerenden Einsätze der Junkermaschinen und der Angehörigen des in Wunstorf stationierten Boelcke-Geschwaders während des Spanischen Bürgerkriegs und des Zweiten Weltkriegs werden nicht erwähnt. Sie errichteten eine Luftbrücke zur Realisierung des faschistischen Putsches in Spanien durch Franco und waren unter Anderem für die Bombardierungen der baskischen Stadt Gernika 1937, Warschaus 1939 und der englischen Stadt Coventry 1940 verantwortlich.1

Diesem Geschwader ist auch weiterhin die „Oswald-Boelke-Straße“ in Wunstorf gewidmet.

 

Heutzutage beheimatet der Fliegerhorst den Airbus A400M, bildet international Pilot_innen aus und führt global Transportflüge für Kriege aus. Sie fliegen beispielsweise nach Mali, um bis zu 1.100 deutschen Soldat_innen dabei zu helfen, neokoloniale Finanz- und Machtinteressen zu stabilisieren.2

In Deutschlands Kriegsführung geht es mitnichten um eine Verteidigung. Stattdessen ist im „Weißbuch“ unter Deutschlands strategischen Prioritäten die „Ungehinderte Nutzung von […] Transport- und Handelslinien sowie die Sicherheit der Rohstoff- und Energieversorgung“ genannt. „Der starke Anstieg der Bevölkerungen in Ländern Afrikas und Asiens sowie der eigene demographische Wandel“ setze Deutschland unter Druck, seine Macht einzubüßen.3

 

Für uns ist der „Tag der Bundeswehr“ auf dem Fliegerhorst kein Grund zum Feiern, sondern ein Grund Widerstand zu leisten!

Deswegen haben wir Samstag die Begrüßungsrede gestört. Durch Transparente mit den Aufschriften „War starts here“ und „Wir kämpfen dagegen, dass ihr dafür sein könnt“4 haben wir die Aufmerksamkeit für eine kurze Zeit von der Kriegsfeierei abgelenkt. Nachdem das Schmeißen von Papierschnipseln durch Besucher_innen als „Umweltverschmutzung“ gebrandmarkt wurde und wir von Feldjägern weggeführt wurden, konnte in Ruhe die Flugschau beginnen.

 

1https://ak-regionalgeschichte.de/2017/05/10/militaerische-traditionspfle...

 

2https://de.wikipedia.org/wiki/Airbus_A400M

 

3https://www.bmvg.de/resource/blob/13708/015be272f8c0098f1537a491676bfc31...

 

4„Wir kämpfen auch dafür, dass du gegen uns sein kannst“ Original von der Bundeswehr

 

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