Das letzte Zucken der interventionistischen Linken

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Wir sind eine kleine Gruppe von Leuten, die ehemals in der iL im norddeutschen Raum organisiert waren. Wir wollten zu diesem Verein nichts mehr sagen. Nach den jüngsten Entwicklungen sehen wir uns leider gezwungen.

In den letzten Jahren haben in der iL viele Auseinandersetzungen über die Politik der Organisation stattgefunden. Es wurde viel gestritten, viel gelitten, aber zeitweise auch Verkrustungen scheinbar aufgelöst. Als der Ausgang unserer Diskussionen tendenziell offen erschien, haben einzelne Ortsgruppen und Einzelpersonen damit begonnen, ihre politischen Widersacher:innen in dem Streit gezielt und organisiert aus dem Bündnis zu drängen. Besonders hervorgetan haben sich hierbei die Ortsgruppe in Hamburg und, teilweise in Personalunion, mehrere Personen aus dem Führungszirkel der Gesamt iL.

In der Folge, das ist bekannt, sind zahlreiche ganze Gruppen aus der iL ausgetreten. In den verbleibenden Städten und Gruppen, das ist weniger bekannt, sind nicht weniger Einzelpersonen und Fraktionen ebenfalls ausgetreten. Andere, die nun deutlich Minderheitenpositionen vertreten mussten, aber trotzdem innerhalb der Organisation an der weiteren Gestaltung mitwirken wollten, waren von nun an einem Bombardement politischer und persönlicher Grenzüberschreitungen, vor allem aus dem Führungszirkel, ausgesetzt. Eine weitere Gruppe wurde ausgeschlossen, weitere Einzelpersonen wurden rausgeekelt.

Heute sind keine emanzipatorischen Linksradikalen in den Resten der iL verblieben. Die heutige Mehrheit vertritt eine allenfalls sozialdemokratische Realpolitik, für den Rest der angestrebten "Masse" sorgen orthodox-autoritäre Gruppen aus dem antiimperialistischen und marxistisch-leninistischen Spektrum.

Viele, auch wir, haben die iL am Ende schweigend verlassen, ohne Hoffnung auf Veränderung, aber auch ohne das Bedürfnis nachzutreten. Wenige andere, Einzelpersonen wie Teile früherer Gruppen, haben dagegen weiterhin die Konfrontation gesucht, massive Kritik an den Verfahren der Vergangenheit geübt und der zukünftigen Ausrichtung zwischen Sozialdemokratie und 1980er Nostalgie energisch widersprochen.

Es kam, wie es kommen musste. Bereits heute bekommt die iL in emanzipatorischen Kreisen keinen Fuß mehr auf den Boden. Besonders in den einzelnen Städten sind die Ortsgruppen der iL gegenüber der linksradikalen Szene weitgehend isoliert. Sogar viele Ortsgruppen der bis heute erfolgreichsten Vorfeldorganisation der iL, Ende Gelände, haben sich inzwischen vollständig von der iL emanzipiert. Weitere befinden sich derzeit auf diesem Weg, spätestens nach dem politisch nur konsequenten Gang eines Gesichts der "Bewegung" und der Kölner iL in den Bundestag, ausgerechnet für die Grünen.

Zusammengefasst: Die iL ist politisch tot, aber sie zuckt noch.

Ein letztes oder vorletztes Zucken hat uns indessen bewogen, noch einmal das Wort zu ergreifen. Gemeint ist natürlich das in Verantwortung der Gesamt iL, vollzogen durch den bekannten Führungszirkel, konstruierte Outing gegen einen Genossen aus Köln. Bei Betrachtung der Gesamtlage handelt es sich offensichtlich um einen, wenn nicht komplett erfundenen, so doch zumindest gezielt konstruierten Vorwurf.

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https://gegendarstellungouting.wordpress.com/
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Uns wundert dieses Vorgehen aus Kreisen der iL gar nicht. Uns wundert auch das konkrete Ziel dieser Aktion nicht. Der betroffene Genosse war intern wie extern lange einer der erbittertsten Widersacher gegen die beschriebene Entwicklung der iL.

Zum Glück sind die Reste der iL mit emanzipatorischer Bewegung unserer Zeit und somit auch mit deren Szeneregeln nicht sehr vertraut. Das gilt offenbar auch für den Anwendungsbereich der Definitionsmacht in Vorwürfen und Outings. Eine kurze Zusammenfassung für Unkundige: In der ganzen Angelegenheit gibt es nichts zu "definieren", es geht auch an keiner Stelle darum, welchen Beteiligten zu "glauben" ist. Da ist neben anderen manipulativen Triggern einzig die Suggestion handfester "Beweise", ohne davon einen zu nennen.

Die iL hat also knapp vorbeigezielt, müsste jetzt Belege nachreichen, die offensichtlich nicht existieren, und hat damit ihr Ziel, eins ihrer letzten rebellierenden Ex-Mitglieder politisch und persönlich zu isolieren, deutlich verfehlt.

Das führt schon zeitnah zu lächerlichen Reaktionen der Verantwortlichen. Eine direkt am Outing beteiligte Funktionärin der iL unterschreibt in vorauseilendem Gehorsam mal lieber eine Unterlassungserklärung, stilisiert sich aber mit diesem offenen Eingeständnis fehlender Beweise gleich auch noch als Opfer des vom Outing Betroffenen. Der Führungszirkel der iL rudert halbherzig zurück, wirft aber einen kindischen Hashtag in die Welt, offenbar in Hoffnung auf den Streisand Effekt, den auch nach Tagen nur das letzte Aufgebot der allertreuesten Anhänger:innen teilt.

Doch was auch tun? Aus der Geschichte kommt die iL nicht mehr raus, ohne Konstrukt, Lüge und Rachemotiv einzugestehen. In wahnhafter Verkennung ihrer eigenen Bedeutung will die iL nun fast die gesamte linksradikale Szene einer Millionenstadt als "Täterschützer" bezichtigen. Das alles passiert, und das ist mit Abstand das Räudigste an der ganzen Aktion, über den Kopf und auf dem Rücken einer instrumentalisierten Frau, die man dann auch noch vorgibt, "schützen" zu wollen, und ohne jedes Schamgefühl als "Genossin" bezeichnet.

Spätestens jetzt wird wirklich kein ernstzunehmender Linksradikaler noch mit der iL zusammenarbeiten oder auch nur die Räume teilen wollen. Selbst in den noch anvisierten sozialdemokratischen Kreisen wird dieser Vorgang, sofern er dort wahrgenommen wird, den Todesstoß für manche Kooperation bedeuten. Die orthodoxen Kommunist:innen mögen den stalinistisch anmutenden Stil des Führungszirkels zwar bewundern, ihrerseits zur Zielscheibe werden möchten sie aber wohl auch nicht.

Sicher wird es im Todeskampf der Rest iL, vor allem ihrer Machthaber:innen, noch zu weiteren Ausschlüssen und Austritten und Hässlichkeiten kommen. Wir schließen uns trotzdem den Kölner Genoss:innen an und appellieren nicht dahingehend, jede einzelne verbliebene Ortsgruppe nun noch weiter zu isolieren. Hier und da mag eine punktuelle Zusammenarbeit möglich bleiben. Vor allem aber sind wir sicher, dass immer noch viele Einzelpersonen aus manchen Gruppen für eine politische Resozialisierung außerhalb der iL zugänglich sind. Es muss ja nicht gleich in zentralen Positionen sein.

Das Ende der iL ist uns als Teil der emanzipatorischen Linken gleichgültig. Daran ändert auch unser zeitweiliger Einsatz für eine andere Entwicklung der Organisation nichts. Für den überwältigenden Teil unserer Genoss:innen war die iL sowieso niemals ein Bezugspunkt. Sie war im Kern immer reformistisch und autoritär. Ihre Hauptaufgabe im politischen Diskurs war die Befriedung linksradikaler Einmischung in gesellschaftliche Spannungsverhältnisse, zu unserer Freude besonders eindrucksvoll gescheitert schon in Heiligendamm, später bei Blockupy und als Anfang ihres Endes zum G20 in Hamburg.

Nichts wird bleiben, wie es ist. Wir freuen uns darauf. Rest in pieces, interventionistische Linke.

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Ergänzungen

für IL Bashing zu verwenden ist leider völlig daneben. Ihr Instrumentalisiert hier ein schwieriges Thema für eure ideologischen Zwecke.

Täterschutz. Bitte löschen.

"Es überrascht niemanden, dass der Täter und sein Umfeld mit Anwälten und wirren Indytexten gegen die Betroffene und die IL vorgeht. Damit helft ihr nur, das Outing weiter zu verbreiten."

Es überrascht niemanden, dass die IL und ihr Umfeld mit Zensur und Spamkommentaren gegen die Kritiker*innen vorgeht. Damit helft ihr nur, die Kritik weiter zu verbreiten.

Aufgrund der Details ist hier davon auszugehen, dass dieser Text vom Täter selbst geschrieben wurde. Indymedia darf ihm kein Forum geben. Klare Kante gegen sexualisierte Gewalt zeigen, bitte löschen.

Täterschutz ist wenn Menschen eine juristische Unschuldsvermutung vor den Schutz von Betroffenen und Strukturen vor sexualisierten Gewalt setzen, Beweise verlangen oder übergriffiges Verhalten als nicht so schlimm verharmlosen. Gibts leider auch aus FLINTA-Perspektive. Die Definitionsmacht liegt einzig und allein bei den Betroffenen. Nicht bei ehemaligen oder aktiven IL-Mitgliedern, Anarchist*innen oder stinkwütenden FLINTA.

"Aufgrund der Details ist hier davon auszugehen, dass dieser Text vom Täter selbst geschrieben wurde. Indymedia darf ihm kein Forum geben. Klare Kante gegen sexualisierte Gewalt zeigen, bitte löschen."

Wieder eine wilde Spekulation, die dann eine Handlung rechtfertigen soll. Ihr macht mir ganz schön Angst...

 

 

Euer Beitrag ist doch voll von sinnlosem Gelaber. Ihr sagt, ihr wärt nicht mehr Teil der iL, aber tut so, als würdet ihr alle Interna kennen. Ihr nutzt einen Übergriff sexualisierter Gewalt, um politisch gegen die IL auszuteilen und dazu scheint ihr nicht einmal auch eine vermentliche Tatsache im Statement des Täters zu hinterfragen, sondern alles davon als Tatsache zu verstehen. So lost muss man auch erstmal sein....

https://www.nd-aktuell.de/artikel/1165358.sexismus-in-der-linken-bewegun...

hinweis: die website von Rehzi Malzahn kennt kein https und ist über TOR leider nicht erreichbar

Leider werden die aktuellen Fakten zu diesem Outing nicht bei Indymedia hochgeladen. Vielleicht wirkt auch hier der lange Arm der iL. Hoffentlich werden aber doch noch Leute drauf aufmerksam. Als Ergänzung zum Beitrag, möchte ich sie hier verlinken:

 

https://gegendarstellungouting.wordpress.com/aufgedeckt-kolner-il-outing...