Zur Teilnahme von cis-Männern an dem „Together in Love and Rage-Kongress“ in Berlin:

Themen: 

An die cis-Männer,

wir sind ein Kreis von FLINTA* aus verschiedenen Regionen, die nicht Teil der Organisation des „Together in Love and Rage-Kongresses“ sind. In einer Diskussion über die Teilnahme von cis-Männern an dem Kongress, sind wir zu dem Schluss gekommen, dass momentan nicht der Zeitpunkt ist, um mit euch gemeinsam auf dem Kongress zusammen zu kommen.

Solltet ihr euch überlegt haben zu kommen, regen wir an, dass ihr eure Motivation für die Teilnahme überdenkt.

 Geht es euch darum, euch selbst darzustellen und als reflektiert wahrgenommen zu werden oder wollt ihr konsumieren und mal hören, was wir so zu sagen haben? Das, was wir sagen und wie wir es sagen können, wird mit eurer Anwesenheit nicht dasselbe sein, wie ohne euch.

Vielleicht wollt ihr euch auch solidarisch zeigen und unsere Kämpfe unterstützen, dann begrüßen wir das, aber nicht unbedingt dort.

Dieser Kongress ist einer der ersten Momente seit Jahren, an denen wir als FLINTA* mit vielen zusammen kommen, uns kennen lernen und über eine Perspektive sprechen können.

Uns ist klar, dass wir diese Perspektive auch irgendwann gemeinsam besprechen müssen, aber gerade jetzt brauchen wir diesen Raum für uns.

Nach allem, was in den letzten Jahren passiert ist (oder auch nicht), nehmen wir nicht wahr, dass Patriarchat und feministische Kämpfe Themen sind, die cis-Männer in unseren Umfeldern mit Ernsthaftigkeit und Kontinuität in ihrem Alltag behandeln, deswegen fehlt uns das Vertrauen, dort gemeinsam mit euch über diese Themen zu sprechen.

 

Kämpferische Grüße

 

Keine Bienchen für Macker

webadresse: 
Lizenz des Artikels und aller eingebetteten Medien: 
Creative Commons by-sa: Weitergabe unter gleichen Bedingungen

Ergänzungen

…haben.

Ich möchte an dieser Stelle einen Auszug aus bell hooks' "Das Patriarchat verstehen" zitieren, ein Kapitel ihres Buches "The Will to Change. Men, Masculinity, and Love", das ich aufgrund seiner pauschalen Ablehnung von Gewalt zwar nicht aus ganzem Herzen empfehlen kann, das aber definitiv einen deutlich differenzierteren und spannenderen Blick auf Männlichkeit hat als ihr:

Es ist kein Zufall, dass Feminist*innen angefangen haben, dass Wort “Patriarchat” anstelle von den geläufigeren Worten wie “männlicher Chauvinismus” und “Sexismus” zu verwenden. Diese mutigen Stimmen wollten, dass Frauen und Männer besser verstehen, dass das Patriarchat uns alle betrifft. Auf dem Höhepunkt des modernen Feminismus wurde dieses Wort in der Popkultur kaum benutzt. Anti-männliche Aktivistinnen waren genauso wenig daran interessiert, dass patriarchale System und dessen Wirkweisen zu benennen, wie ihre männlichen sexistischen Gegenspieler.

Denn dadurch wäre es unabdingbar geworden, die Vorstellung infragezustellen, dass Männer allmächtig und Frauen machtlos sind, dass Männer alle unterdrücken und Frauen immer und einzig Opfer sind. Indem die Schuld am Fortbestand von Seximus alleine den Männern zugeschoben wird, können Frauen damit fortfahren, das Patriarchat zu erhalten und ihrer eigenen Begierde nach Macht freien Lauf lassen. Sie kaschieren diese Begierde nach Herrschaft damit, dass sie sich in die Opferrollen begeben.

Das ganze Kapitel über bell hooks' Definition von Patriarchat kann man beispielsweise hier nachlesen: https://anarchafeminismus.noblogs.org/post/2022/02/11/bell-hooks-das-patriarchat-verstehen/

"Unsere" Kämpfe, als ginge das Patriarchat nicht alle was an! Fuck, mann!

(Ich bin u.a. weiss, deutsch, trans, nicht hetero)

Ich kann nicht ganz nachvollziehen, wie bell hooks hier reinpasst. Gemeinsam kämpfen klingt super. Kritische Maennlichkeitsgruppen nach vorne. Organisieren. Euch selbst und Veranstaltungen. Voll gut. In meiner Wahrnehmung wird hier aber gut vermittelt, worum es bei der Schaffung eines FLINTA Spaces geht. Darum dass unsere Ressourcen zu aller erst uns selbst zukommen sollten und nicht für den Konsum von cis Männern stattfinden muss. Selfcare statt Care Arbeit und Erklaerbaer_innen Arbeit. Darum geht es meiner Meinung und das finde ich super und strukturell richtig. Ich muss für mich ganz klar in Anspruch nehmen, dass für mich sich Veranstaltungen mit cis Männern ausnahmslos anders angefühlt haben, als ohne.