Fight Sexism – Smash the Patriarchy

Event Datum: 
Freitag, März 2, 2018 - 10:00
Stadt/Region: 
Wir rufen zur Beteiligung an den Demonstrationen zum 8. März, dem internationalen Frauen*kampftag, auf, denn die gesellschaftlichen Strukturen sind nach wie vor patriarchal. Selbst die erkämpften Fortschritte in Bezug auf die rechtliche Situation von Frauen* werden aktuell vermehrt angegriffen.

Gemeinsam mit dem Projekt Revolutionäre Perspektive Hamburg haben wir
einen Aufruf zum 8. März verfasst.

Fight Sexism – Smash the Patriarchy
Frauen* kämpfen international gegen Sexismus, Rassismus und Kapital

Wir rufen zur Beteiligung an den Demonstrationen zum 8. März, dem
internationalen Frauen*kampftag, auf, denn die gesellschaftlichen
Strukturen sind nach wie vor patriarchal. Selbst die erkämpften
Fortschritte in Bezug auf die rechtliche Situation von Frauen* werden
aktuell vermehrt angegriffen. Es existiert immer noch eine
geschlechtshierarchische Arbeitsteilung. Frauen* verdienen in der BRD 21
Prozent weniger als Männer*. Berufe, in denen vor allem Frauen arbeiten
wie zum Beispiel in der Kinderbetreuung oder Altenpflege, werden
schlecht bezahlt. Frauen* arbeiten zudem häufiger in Teilzeit, um Zeit
für Hausarbeit und Kinderbetreuung zu haben. Frauen* sind deshalb
stärker von Armut betroffen als Männer*. Sie übernehmen in der Familie
und in Beziehungen nach wie vor den größeren Anteil von Haus- und
Sorgearbeit.

My body my choice

Trotz jahrzehntelanger Kämpfe der Frauenbewegung sind die Paragraphen
218 und 219 noch immer nicht aus dem Strafgesetzbuch gestrichen worden.
Schwangerschaftsabbrüche sind in der BRD immer noch illegal und nur
unter bestimmten Voraussetzungen straffrei. Vor einem
Schwangerschaftsabbruch ist eine diskriminierende Beratungsprozedur
verpflichtend. Damit greift der Staat in das Recht von Frauen* auf
Selbstbestimmung über ihren Körper ein. Da der Schwangerschaftsabbruch
nicht von den Krankenkassen gezahlt wird, ist die Zugänglichkeit für
Frauen* mit geringen finanziellen Möglichkeiten zudem erschwert. Auch
das »Werben für Schwangerschaftsabbrüche« wird kriminalisiert. Weil sie
auf ihrer Webseite Informationen über den Schwangerschaftsabbruch
bereitstellt, wurde die Ärztin Kristina Hänel aus Gießen Ende November
2017 nach §219a zu 6000 Euro Strafe verurteilt.

Yes means yes and no means no!

Ein weiterer Ausdruck des Patriachats ist die sexualisierte Gewalt gegen
Frauen*. Die Gewalt wird überwiegend durch Partner oder Expartner und im
häuslichen Bereich verübt. 35 Prozent der Frauen* in der BRD haben seit
ihrem 15. Lebensjahr mindestens einmal sexualisierte oder körperliche
Gewalt erlebt. Die Gesellschaft ist von einer Rape Culture geprägt, die
Vergewaltigungen verharmlost, vertuscht und in der Frauen* als Objekte
betrachtet werden, die zur Befriedigung männlicher Bedürfnisse da sind.

Unser Feminismus ist antirassistisch

Immer wieder werden feministische Anliegen wie der Kampf gegen
sexualisierte Gewalt instrumentalisiert, um rassistische und
nationalistische Hetze gegen Geflüchtete und Migrant*innen zu betreiben.
Insbesondere nach den sexualisierten Übergriffen in der Silvesternacht
in Köln 2015 wurde von der AfD bis zu Alice Schwarzer ein strukturelles
Problem auf eine Personengruppe projiziert. Mitte Februar 2018 hat das
AfD-Mitglied Leyla Bilge einen rassistischen Aufmarsch durch
Berlin-Kreuzberg organisiert, der von Tausenden blockiert wurde. Der
rechte »Marsch der Frauen« richtete sich gegen »die Flüchtlingspolitik
der Altparteien«. Im rassistischen Weltbild von Bilge und Co sind die
Täter »illegal eingereiste Kriminelle« und die Opfer deutsche Frauen.
Sexismus und sexualisierte Gewalt werden aber nicht von außen in die
Gesellschaft hineingetragen, sondern sind strukturell in der
patriarchalen Gesellschaft verankert.

Antifeminismus und Rassismus bekämpfen

Global findet seit Jahren ein Rechtsruck statt, sei es der Front
National in Frankreich, die Partei »Recht und Gerechtigkeit« (PiS) in
Polen oder die AfD hierzulande. Antifeminismus und Rassismus sind
zentrale Ideologien dieser reaktionären Bewegungen. Die AfD steht für
ein christlich-konservatives und völkisches Geschlechter- und
Familienbild. Sie sieht die patriarchale Kleinfamilie als Keimzelle
eines starken Nationalstaats an. Quotenregelungen, Frauenbeauftragte und
das Lehren von Gender Studies an den Universitäten will sie abschaffen.

Feminists united will never be defeated!

Gegen die patriarchalen Zustände regt sich weltweit Widerstand. Die
Bewegung »Ni Una Menos“ – Nicht eine Weniger – ist 2015 in Argentinien
entstanden. In vielen Ländern Lateinamerikas und auch in Europa finden
unter diesem Motto Streiks und Demonstrationen gegen die Feminizide, für
das Recht auf Schwangerschaftsabbruch und gegen das patriarchale System
als Ganzes statt.

Im Herbst 2016 gingen in Polen Tausende Frauen* für das Recht auf
Selbstbestimmung über den eigenen Körper auf die Straße. Anlass war ein
von der PiS vorgelegter Gesetzesentwurf, der das Recht auf
Schwangerschaftsabbruch komplett verbieten sollte. Jeder
Schwangerschaftsabbruch sollte mit einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren
geahndet werden. Die Gesetze zum Schwangerschaftsabbruch sind allerdings
auch bisher schon reaktionär.

In Rojava – den kurdischen Gebieten in Syrien – spielt die
Frauen*bewegung eine zentrale Rolle. Es wurden Frauen*räte und
Frauen*akademien gebildet, um die Interessen der Frauen* durchzusetzen
und für das Ziel einer geschlechterbefreiten Gesellschaft zu kämpfen. In
den gemischtgeschlechtlichen Strukturen gibt es auf allen Ebenen eine
Doppelspitze, bestehend aus einer Frau* und einem Mann*. Die
Frauenverteidigungseinheiten YPJ spielen eine wichtige Rolle bei der
militärischen Verteidigung der Revolution, die aktuell in Afrin massiv
von der türkischen Armee angegriffen wird.

For a feminist revolution

Die Perspektive eines radikalen feministischen Kampfes ist eine
tiefgreifende Revolution aller Aspekte der patriarchalen
Geschlechterverhältnisse, das heißt eine Überwindung der
geschlechtshierarchischen Arbeitsteilung, die Beseitigung sexualisierter
Gewalt und das Ende von Heterosexismus und männlicher Dominanz in allen
gesellschaftlichen Bereichen. Als Kommunist*innen wollen wir die
verschiedenen Kämpfe gegen Patriarchat, Klassenherrschaft und Rassismus
aufeinander beziehen, damit sie sich gegenseitig verstärken können, ohne
aber den einen Kampf dem anderen unterzuordnen. Wir teilen die
Perspektive der Gruppe von schwarzen Feministinnen des »Combahee River
Collective« aus dem Jahr 1977: »Wir glauben jedoch nicht, dass eine
sozialistische Revolution unsere Befreiung garantieren kann, wenn sie
nicht gleichzeitig eine feministische und antirassistische Revolution ist«.

Frauen*-, Lesben-, Trans*- und Inter-Demo (FLTI*-Demo) am 8. März in Berlin
15:30 | Schlesisches Tor

Frauen*-, Lesben-, Trans*- und Inter-Demo (FLTI*-Demo) am 8. März in Hamburg
Auftaktkundgebung: 17.30 | Gänsemarkt

Revolutionäre Perspektive Berlin & Projekt Revolutionäre Perspektive Hamburg

 

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