Solidarität mit Konstantinos Giagtzoglou

Event Datum: 
Freitag, März 2, 2018 - 12:00
Stadt/Region: 
Solidarität mit Ntinos , seit 9 Tagen in Hungerstreik, seit 6 Tagen im Durststreik, politischer Gefangener in Athen, Griechenland.

Wir erwarten im Laufe des Tages (9:00 bis spätestens 15:00) eine Entscheidung über Ntinos Forderung und rufen um 12:00 zur Versammlung im Zentrum von Athens auf. Wenn ihr gerade nicht in der Nähe seid teilt Ntinos Brief mit anderen und zeigt Solidarität gegen Repression und Willkür in allen Farben und Formen! Hier findet ihr eine Übersetzung von dem was Ntinos über seinen Streik zu sagen hat:

IMMERNOCH LEBENDIG...

Ich befinde mich nun im Gefängnis zu Larissa nachdem heute eine Spezialeinheit der Polizei (EKAM) bei Morgengrauen im ersten Fluegel des Korydallos Gefängnis eine Operation durchführte um mich auf Anlass des Gerichts hierher zu verlegen. Die Cops drangen in meinen Flügel und meine Zelle ein in der ich als Hunger-Streiker nach einem Ohnmachts Anfall ans Bett gebunden war. Sie trugen mich unter Schlägen aus dem Gebaude des Gefängnis und warfen mich in einen Gefangenentransporter. An diesem Punkt leistete ich allen mir möglichen Widerstand und forderte meine persönlichen Gegenstände(Schuhe, Kleidung, Medizin, usw.), welche ich nicht bekam. Sie erlaubten ein mir nicht einmal eine Flasche Wasser die ich in meiner Zelle hatte mit mir zu nehmen obwohl sie wussten dass ich wegen meines Hungerstreiks in schlechter gesundheitlicher Verfassung war. Soweit es mich betrifft muss ich sagen dass die Versuche der autoritären Kreise meine Moral zu verbiegen zwecklos sein werden...

“At the moment of commitment the entire universe conspires to assist you”
Johann Wolfgang von Goethe

“Those who restrain desire do so because theirs is weak enough to be restrained”
William Blake

Zu aller Erst, meine Haft impliziert in keinster Weise meine moralische und politische Niederlage. So lange ich auf eigenen Füßen stehe und durch meine Lungen Atem fließt sind meine Werte und Prinzipien nicht verhandelbar, denn meine Entscheidung zur Revolte gegen die Macht wird durch kein Verlies und keine 'Verbannung' aufgehalten werden. Und diese Nachricht ist ein Versprechen an alle Genossen.

Aber wie es scheint ist weder meine Haft noch meine längst beschlossene Verurteilung, die von den Fahndungsbehörden angekündigt wurde (Ein Entwurf meiner Anklage enthielt bereits die Aussage dass die Taten die mir vorgeworfen werden mit Lebensstrafe strafbar sind), genug für die Machthaber. Die Autorität will, zusätzlich zum Entzug meiner physikalischen Freiheit, mich in ein informelles 'Exil verbannen'. Staatsanwalt Raikou 'verbannte' mich daher in das Gefaengnis zu Larisa, anstatt meinen Arrest in Korydallos zu verordnen, wo jede Person die in Athen festgenommen wird bis zum Prozess eingesperrt wird. Eine 'Verbannung' die Folgendes erreichen soll:   

Erstens, mich meinen Freunden und Angehörigen zu entziehen, ihre Besuche praktisch unmöglich zu machen, meine Verwandten dazu zu zwingen enorme Entfernugen durchs halbe Land zu reisen was ihnen physikalische und finanzielle Schwierigkeiten bereitet nur um mich einige Minuten hinter einer Glasscheibe zu sehen.

Zweitens wird die grosse und komplexe Akte meines Falles mir unzugänglich gemacht was mich im Gefängnis hält, da die Anwälte keine Möglichkeit haben um nach Larisa zu reisen und häufig und ununterbrochen mit mir zu kommunizieren. Des weiteren macht die reine Form der Akte (Tausende Seiten in elektronischer Form, Video, uvm.) es auch nach so vielen Monaten unmöglich im Gefaengnis zu Larisa eingesehen zu werden da die notwendige Ausrüstung fehlt.

Drittens macht der Aufwand mich zu isolieren es möglich meine Kommunikation mit anderen inhaftierten Anarchisten und Genossen zu denen ich solidarisch stehe zu überwachen, zu kontrollieren und schwer einzuschränken.

Zu letzt werde ich bereits vor dem Prozess in die Versenkung geworfen, 'vergessen im Warenhaus der defekten und ungebrauchten Güter Mensch'....

Dies ist bereits Praxis der Autorität und wird nicht das erste mal so verwendet. Indes wurde während der zwei Jahre 2010-2011 deutlich wie stark der Griechische Staat so handelt, als auf die Welle von Unterdrückung die die Inhaftierung dutzender anarchistischer Genossen bedeutete, ihre Verteilung auf Knäste in ganz Griechenland (Grevena, Malandinos, Corfu, Trikala, Komotini, Domokos, etc.) folgte, obwohl sie alle für die selben Handlungen angeklagt waren. Ein Wegweiser in dieser Praxis war die anti-aufständische Unterdrückungsmethode wie sie in anderen Staaten angewand wird. Wie in Spanien zu Beispiel, wo ETA Kämpfer 700 Kilometer aus dem Basquenland transportiert wurden um Besuche und Kommunikation untereinander zu verhindern.

Die informale 'Verbannung' scheint mir in meinem Fall wie ein Test der Autorität mit Perspektive auf ein neues Strafrecht, da es gewissermaßen die Grundvoraussetzung für einige Bestimmungen ist. Um genauer zu werden öffnet die Autorität erneut das Thema spezieller Haftumstände für anarchistische Gefangene. Es waren erst wenige Monate seit der Justizminister für Kriminalpolitik Eftihis Fytrakis verkündete, dass 'kein Anarchist ins Gefängnis Korydallos zurück kehren wird'. Heute meine 'Verbannung'in Larissa, morgen spezial Wärter für alle politischen und unbeugsamen Gefangenen. Sicherlich ist dieser zuvor erwähnte Versuch eine Probe unserer Reaktionen, besonders der Reflexe der Anarchisten auserhalb der Mauern und der Bewegung in Solidarität mit den Kämpfen der Gefangenen.

"Es ist ebenso kein Zufall das ich genau einen Tage bevor ich in einem anderen Fall (Eine Gefangennahme nach Auseinandersetzungen mit der Polizei nach einer anti-memorandu Demonstration am 11 Mai 2011) vernommen werden sollte nach Korydallos gesand wurde! Dies ist ein Beweis für die Schnellspurverfahren die sie in meinem Falle anwenden wollen, denn es gibt politischen Druck aus den höheren Rängen der Herrschaft und ihr 'Recht' gibt es auf Abruf...

"The ethical resoluteness of one who abandons and attacks the power structures is a perception, a moment in which one tastes the beauty of one’s comrades and the misery of obligation and submission. “I rebel, therefore I am” is a phrase from Camus that never ceases to charm me as only a reason for life can do. In the face of a world that presents ethics as the space of authority and law, I think that there is no ethical dimension except in revolt, in risk, in the dream. The survival in which we are confined is unjust because it brutalizes and uglifies."
Massimo Passamani

Aus all diesen Gründen weigere ich mich die Umstände von 'Verbannung' und nächtlichen Verlegungs-Entfuehrungen passiv hinzunehmen. Ich stelle mich mit Wort und Tat heftig gegen derartige Machenschaften. Da es meine tiefe Überzeugung ist, dass unsere Aktionen und Gesinnung nicht am Zwiespalt von Repression - Anti-Repression eingekeilt werden darf, sondern viel mehr jeden Aspekt unseres Seins durchdringen sollen, lasst meine Taten einen weiteren Attackstoß sein, darauf gezielt Lücken der Freiheit in die vielen und vielfaltigen Zellen zwischen Gesellschaft und Gefängnis zu schlagen. Eine Attacke, ein Produkt der Rebellion, das, was wenn es nicht in der jetztingen Zeit stattfindet, in der Zukunft niemals eine Option sein wird...

Der Umstand das ich ein Gefangener dieses Krieges in der hellenischen Republik bin bedeutet nicht dass ich meine Würde am Eingang zum Knast liegen lassen und mich gebeugt haette. Im Gegenteil, ob im Knast, im Gerichtshof, in der Zelle oder im Gefangenentransporter, trage ich meine pure Leidenschaft für Freiheit, für jede einzelne Geste der Solidarität, für jeden Akt revolutionärer Komplizenschaft der die Mauer des Gefängnises senkt und eine Entscheidung bis zum Ende fuer Anarchie zu kämpfen.

Daher befinde ich mich seit dem 21.02.2018 in Hungerstreik und fordere einen offiziellen Transfer nach Korydallos so wie das Ende meiner informellen 'Verbannung'. Mein erster Transferantrag den ich in der ersten Woche im Gefängnis einreichte wurde abgelehnt, was die Entscheidung der Obrigkeit mich in "politischer Quartntäne" in Larisa zu vergessen bestätigt. Aber die Macht und der Wille der unablässigen anarchistischen Rebellion ist fähig jede Entscheidung derer die denken sie könnten unsere Leben kostenfrei regieren zu überwerfen. Kein Feind der Freiheit ist unnahbar und kein verhafteter Genosse ist allein...

Ich verkünde ausserdem das Ich von morgen an, Sonntag, dem 25.2, in Durststreik treten werde als eine Steigerung zu dem Hungerstreik den ich bereits halte. Ich danke vom Grunde meines Herzens den tausenden Gefangenen in Korydallos die heute zeigten, dass wenn sie einen einzelnen Gefangenen verletzen und beleidigen, sie uns alle verletzen und beleidigen. Gemeinsam werden wir gewinnen. Ihre Stärke gibt mir die Kraft zum Ende durchzuhalten und in dem Kampf den ich führe zu siegen.

Gehirn, Seele und Körper für immer im Kampf

In Solidarität mit allen politischen Gefangenen in Griechenland

Stärke für alle meine Geschwister in Chile und Italien

Kraft für die Anarchisten die der repressiven Manie des russischen Staates gegenüberstehen

Das Recht liegt bei denen die revoltieren
Sieg im Kampf der Gefangenen

Gegen das neue Strafrecht

Konstantinos Giagtzoglou
24/02/2018

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