[Berlin] Todesstelle und Gedenkort für Burak B. - Kein Ort für Nazis

Event Datum: 
Sonntag, Oktober 29, 2017 - 10:00
Stadt/Region: 
Am 29.10.2017 wollen Neonazis von der Berliner NPD wiederum mit einer Kundgebung, unmittelbar am zukünftigen Gedenkort und der Todesstelle von Burak, an ihren verstorbenen „Volksgenossen“, dem damaligen Bundesvizevorsitzenden und Hamburger Landesvorsitzenden Jürgen Rieger erinnern. Jürgen Rieger hatte während einer Sitzung des NPD-Parteivorstandes am 24.10.2009 in der Berliner Parteizentrale einen Schlaganfall erlitten, wurde dann von einem „Kameraden“ ins Krankenhaus Neukölln gebracht und ist dort am 29.10.2009 verstorben.

 

Sein Leben war geprägt von einer intensiven Affinität zur nationalsozialistischen Rassenideologie und er bezog sich stetig auf den NS-Professor für „Rassenkunde“ Hans F.K. Günther.

In der bundesdeutschen Neonazi-Szene war Jürgen Rieger seit 1965 einer der führenden Protagonisten und als Rechtsanwalt vertrat er ab 1970 die Prominenz der Shoaleugner vor Gericht, u. a. auch Horst Mahler und Ernst Zündel. Die politische Agenda des NS-Aktivisten Jürgen Rieger ist in der Konsequenz für rassistisch und extrem rechts motivierte Anschläge und Morde verantwortlich zu machen, dementsprechend auch für die Mordserie des nationalsozialistischen Untergrund (NSU).

In diesem Kontext sind auch die Anschläge in Berlin-Neukölln einzuordnen, die unzweifelhaft von Neonazis aus dem Umfeld der Neuköllner NPD begangen worden sind. Bei der jüngsten Anschlagsserie, die im Mai 2016 begann, sind u. a. auch Autos von Menschen, die sich gegen Rassismus und Neonazismus engagieren, angezündet worden. Schon 2011/12 gab es eine Serie von Anschlägen, wobei das Kinder- und Jugendzentrum Anton-Schmaus-Haus (ASH) der SJD-Die Falken Neukölln zweimal durch Brandanschläge erheblich beschädigt wurde.

In der Nacht vom 4. auf den 5. April 2012 wurde Burak B. im Neuköllner Ortsteil Buckow/Britz gegenüber vom Krankenhaus Neukölln auf offener Straße ermordet. Burak und seine Freunde haben sich dort nahe einer Bushaltestelle über einen längeren Zeitraum aufgehalten und unterhielten sich. Gegen 1.15 Uhr kam ein unbekannter Mann aus Richtung der Wohnsiedlung Möwenweg, ging gezielt auf die Gruppe Jugendlicher zu und gab aus einer Handfeuerwaffe mehrere Schüsse auf sie ab. Der damals 22-jährige Burak wurde getroffen und starb - die Freunde Alex und Jamal wurden schwer verletzt. Im unmittelbaren Ablauf des Mordanschlages gab es keinen Streit zwischen Opfern und Täter – alles geschah wortlos. Der Täter verschwand auch wieder in Richtung Möwenweg und seine Zielstrebigkeit deutet darauf hin das er in der Gegend wohnt oder aber bei Freunden zu Besuch war und sich dort auskennt. Beim Mord an Burak B. deutet vieles daraufhin, dass es sich um eine Tat mit rassistischem und extrem rechten Hintergrund handeln könnte.

Das neonazistische „Rieger-Gedenken“ in unmittelbarer Nähe zum zukünftigen Gedenkort und zu der Todesstelle von Burak B. ist eine Brüskierung von Opfern und Angehörigen. Im vorigen Jahr hatte die Versammlungsbehörde der Berliner Polizei die „Nazi-Veranstaltung“ direkt am zukünftigen Gedenkort zugelassen und damit überhaupt keine Sensibilität bewiesen. Für dieses Jahr wurde von der Polizei angekündigt die Nazi-Kundgebung nicht unmittelbar am Gedenkort und der Todesstelle von Burak stattfinden zu lassen. Aber auch das ist für Antifaschist_innen nicht befriedigend, denn dem Anmelder und den Teilnehmer_innen der Nazi-Kundgebung kann eine direkte Nähe zu den Täter_innen unterstellt werden. Weder beim Mord an Burak, noch bei den extrem rechts motivierten Anschlägen in Neukölln sind die polizeilichen Ermittlungen bisher erfolgreich gewesen. Die Täter sind weiterhin auf freiem Fuß und stellen eine Gefahr dar.

mehr Informationen:

http://berlin-gegen-nazis.de

http://burak.blogsport.de/

 

 

 

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