Tübingen: Glasbruch bei Luxusneubau „Westspitze“

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 Wir haben in der Nacht auf den 03. Dezember 2020 für Glasbruch beim Luxusneubau „Westspitze“ in Tübingen gesorgt. Die „Westspitze“ ist Teil des Areals „Alter Güterbahnhof“, ein komplett neu gebautes Viertel, das aus mehreren Gebäuden für Wohnen und Gewerbe besteht.

 

 

 „Aber das ist doch kein Luxusneubau, in diesem Viertel wird doch ökologisch und sozial gebaut. Habt ihr da nicht die Falschen getroffen?“, könnte sich nun manch eine_r fragen.

Nun ja, es mag sein, dass dort ökologisch gebaut wird. Aber ist es 2020 noch besonders löblich und hervorzuheben, dass Solaranlagen auf Dächern installiert werden? Sollte das angesichts der weltweiten Klimakatastrophe und gerade in einer Stadt wie Tübingen, die sich doch ach so umweltbewusst gibt, nicht normal sein?

Es mag auch sein, dass im Areal „Alter Güterbahnhof“ eine beachtliche Anzahl an Sozialwohnungen entsteht. Doch sehen wir uns diesen Punkt etwas genauer an: Zum Ersten war es eine Auflage der Stadt, dass 20 Prozent der Wohnfläche für den sozialen Wohnungsbau reserviert sind. (1)

Des weiteren wird das soziale Vermieten von Wohnraum von der Stadt bezuschusst, wenn sich der_die Vermieter_in für mindestens 10 Jahre dazu verpflichtet. Nach Ablauf dieser Bindungsdauer können die Wohnungen wieder zu gängigen Preisen vermietet werden und diese Preise sind in Tübingen nicht gerade niedrig. Außerdem bedeutet „sozial vermieten“ lediglich, dass die Miete mindestens 33 Prozent unter der „ortsüblichen Vergleichsmiete“ liegt. (2)

Aha, „ortsübliche Vergleichsmiete“ in einem komplett neu gebauten Viertel mit neu aufgesetzten Mieten? Klingt lächerlich? Ist es auch! Zumal die Mieten im „Westspitz“ bei bis zu 5,23 Euro über der Tübinger Durchschnittsmiete liegen. (3)(4)

Solch hohe Mieten ziehen dann mit der Zeit den gesamten Mietspiegel nach oben, wodurch auch andere Vermieter_innen die rechtliche Möglichkeit und Motivation besitzen Mieten zu erhöhen.

Angesichts all dieser Punkte verkommen die Worte „sozial“ und „ökologisch“ zur Farce und dienen nur noch dazu, sich als besonders nett darzustellen und sich und das eigene Produkt möglichst gut zu verkaufen.

Und genau das macht pro.b, die Wohnungsbaugesellschaft, die das „Westspitz“ und weitere Gebäude im Areal „Alter Güterbahnhof“ baut. So ist es auch kein Zufall, dass sich ein Großteil ihrer Projekte in Berlin befinden, eine Stadt in der die Mieten permanent steigen und sich mit Wohnraum erheblicher Profit erwirtschaften lässt.

Letztendlich geht bei diesem Bauprojekt einzig und alleine darum möglichst viel Gewinn zu erwirtschaften. „Ökologisch Bauen“ wird sich zwar auf die Fahnen geschrieben, dient aber nur dem Image. Leider ist das im Kapitalismus nichts neues, denn solange Profitmaximierung und die Vermehrung von Kapital an oberster Stelle stehen, wird Umweltschutz immer nur ein Aushängeschild bleiben.

Das selbe Phänomen tritt bspw. auch im Dannenröder Wald auf. Eine Partei, die vorgibt gegen Umweltzerstörung zu sein, lässt, trotz massiver Schäden für die Umwelt, eine Autobahn bauen. Denn am Ende ist die Profitmaximierung dann doch wichtiger als Rücksicht auf Menschen und Natur. Deshalb wollen wir mit dieser Aktion auch einen Gruß an die Aktivist_innen im Dannenröder Wald senden.

 

Ob in der Stadt oder im Wald, der Kampf ist überall der Gleiche!

Grüner Kapitalismus ist eine Lüge!

Wohnraum ist keine Ware!

 

 

 

(1) https://www.tuebingen.de/gueterbahnhof#/13235

(2) https://www.tuebingen.de/26316.html

(3) https://das-westspitz.de/wohnungsfinder?1=1

(4) http://www.mietspiegel-tuebingen.de/Mietspiegel_Tuebingen_2020.pdf

 

 

 

 

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