Solidarität in Zeiten des sozialen Krieges!

Wir leben in Zeiten des Krieges. Mensch und Tier werden zu Gunsten des Profits einiger weniger ausgebeutet und unterdrückt. Menschen sterben an Staatsgrenzen und werden in die Kriegsgebiete deportiert aus welchen sie geflohen sind. Die Politik deklariert Ausnahmezustände und Ausgangssperren, während Soldat_innen und Polizist_innen morden, vergewaltigen und einsperren. Menschen mit der „falschen“ Hautfarbe werden weiterhin wie Menschen zweiter Klasse behandelt und von Staat und Rassist_innen terrorisiert, gelyncht und unterworfen. Der Kapitalismus zieht die Daumenschrauben an und die Bedingungen unserer Ausbeutung und die Konkurrenz auf dem Wohn- und Arbeitsmarkt werden verschärft und intensiviert. Gleichzeitig eröffnet die Technologie immer weitere Möglichkeiten die abgestumpften und ausgelaugten Sklaven zu kontrollieren und zu manipulieren und so jede soziale Revolte im Keim zu ersticken.

 

 

 

In diesen kriegerischen Zeiten sind es die Funkenschläge der Attacke, die eine Möglichkeit und einen Weg eröffnen: Die Konfrontation mit den Autoritäten und die Zerstörung jeglicher Herrschaftsstruktur. Denn nur auf den Trümmern dieser autoritären Gesellschaft, erst wenn alle Käfige gesprengt und alle Grenzen niedergerissen sind, kann tatsächliche Freiheit erblühen. Die Attacke auf die Strukturen des Feindes ist der Herzschlag der Revolte, welcher dem Drang nach Freiheit Sauerstoff schenkt. Erst in der Praxis, wenn wir in dunklen Nächten die wärmende Präsenz unserer Gefährt_innen spüren, sehen wir, wer wirklich neben uns steht.

Während sich in den USA eine Revolte gegen des rassistischen Polizeistaat Bahn bricht, versucht Europa die Farce des sozialen Friedens zu wahren. Umso härter ist der Rachedurst der Staatsmänner, wenn die Wogen des Angriffs den sozialen Frieden zum Bröckeln bringen. In Folge der Repressions- und Vergeltungsschläge des Staates sitzen in verschiedenen europäischen Knästen anarchistische Gefährt_innen hinter Gittern. Es ist uns egal, ob die gegen sie erhobenen Vorwürfe zutreffen oder nicht, was uns eint ist die kompromisslose Haltung innerhalb des sozialen Krieges.

Um zu zeigen, dass wir keinen unserer anarchistischen Gefährt_innen in den Zellen des Staates oder auf der Flucht auch nur eine Sekunde lang vergessen, um zu zeigen, dass sie in unseren Diskussionen, Kämpfen, Gedanken und Taten präsent sind, rufen wir alle antiautoritären Kämpfer_innen auf, die revolutionäre Solidarität sprechen zu lassen:

 Im Juli jährt sich die Verhaftungen unserer drei Gefährt_innen in Hamburg mit dem Vorwurf der Planung von Brandanschlägen gegen den Immobilienmarkt. Eine der drei ist auf Auflagen draußen, die anderen beiden sitzen bald schon ein Jahr lang in Untersuchungshaft.

 Schuldig gesprochen für den Vorwurf des Bankraubs sitzen Lisa und Thomas Meyer-Falk nun bereits seit fünf und 24 Jahren in deutschen und spanischen Knästen. Beide werden nicht nur dafür bestraft, sich dort genommen zu haben, wo es im Überfluss gibt, sondern auch dafür, dass sie sich nicht von ihrer revolutionären Haltung distanzieren. Thomas hat immer noch kein Entlassungsdatum vor Augen.

Wegen des Vorwurfs, dass er die technologischen Strukturen der Bullen direkt angegriffen haben soll, nämlich einen Bullenfunkmast, ist unser Gefährte aus Zürich nun schon seit vier Jahren in der Klandestinität. Wir hoffen, dass dich diese Worte irgendwo im nirgendwo erreichen und erfreuen!

Nicht unerwähnt lassen wollen wir die kontinuierliche Verfolgung unserer anarchistischen Gefährt_innen in Italien: Zuletzt wurden bei der „Operation Bialystok“ sieben Anarchist_innen verhaftet, wovon fünf momentan in Untersuchungshaft sitzen. Anscheinend nimmt diese Operation einen Bombenangriff in Rom aus dem Jahr 2017 gegen eine Bullenstation zum Vorwand zum x-ten Repressionsschlag gegen die italienische anarchistische Bewegung auszuholen.

Wir rufen explizit zu keinem spezifischen Aktionstag oder -monat auf, noch denken wir, dass es unbedingt nötig ist unsere Taten mit Bekenner_innenschreiben zu begleiten. Die Sprache des Angriffs ist eindeutig genug und diese wollen wir in diesen Zeiten des Krieges wieder einmal umso mehr entfachen und verdeutlichen. Jede_r Kämpfer_in gegen diese autoritäre Knastgesellschaft mag dies mit ihren eigenen Mitteln und Wegen tun: In unseren individuellen und kollektiven Angriffen, in unser geschwisterlichen Solidarität, Zärtlichkeit und Komplizenschaft spiegelt sich der Drang nach Freiheit wieder, welchen unsere gefangenen Gefährt_innen beim Blick aus dem Zellenfenster oder in der Klandestinität ebenso verspüren. Unsere Attacken sind die Zeichen der sozialen Revolten, die das Potential haben zum Flächenbrand zu werden… sowie es an vielen Orten der Welt in den letzten Wochen und Monaten geschah.

 

Auf dass die alte Welt der Autorität zusammenbricht!

 

Es lebe der Aufstand und die Anarchie!

 

 

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Ergänzungen

"Wir leben in Zeiten des Krieges." Diesen Satz würden wir von Geflüchteten erwarten. Den tatsächlich kommen viele der Menschen die sich hier im Rahmen der Illegalität ihren Alltag und ihr Überleben sichern aus Kriegsgebieten aus denen zuvor sie flüchten mussten. Doch in Erzählung der Autor*innen kommen diese Menschen kaum vor. Solidarität richtet vorwiegend sich an "Gefährt*innen", was nicht nur ein Einschluss ist, sondern auch gesellschaftliche Ausschlüsse reproduziert. Die Solidarität mit eher privilegierten, vorwiegend weissen Anarchist*innen aus einer ebensolchen Sozialisation ist nicht grunsätzlich falsch. Aber katastrohal und eurozentriostisch wird es wenn migrantische Alltagserfahrungen und Kämpfe zur Randerscheinung ausgeblendet werden oder Kriege herbeigeschrieben werden die keine sind.

Weder gibt es in Kriegen etwas für die radikale Linke zu gewinnen noch sind sie aus emanzipatorischer Perspektive erstrebenswert. Auch das Niveau der Aufstandsbekämfung oder von militanten Aktionen ist nicht auf der Ebene von Kriegsrethorik, weshalb diese Floskel sonst eher von der neuen Rechten als Kulturkrieg oder den Medien verwendet wird. Wir sollten diese Diskurse aus antifaschistischer Perspektive nicht befeuern.

Es ist zudem respektlos gegenüber den Erfahrungen und dem Leiden in den realen Kriegsgebieten dieser Welt wie Rojava, dem Irak, Lybien oder in vielen Regionen Latainamerikas als Krieg niedriger Intensität oder der bittere Realität der Feminizide. Europa führt seine Kriege nicht in Hamburg, Leipzig oder Berlin, sondern woanders in der Welt. Wenn es in Europa einen Krieg gibt dann vor allem an den Außengrenzen mit militärischen Mitteln gegen Geflüchtete, die zu tausenden Toten im Mittelmeer und Grenzregionen wie der Sahara führt. Die mangelnde Empathie mit diesen Kämpfen drückt sich in Europa in deren Negation aus.

Es gibt sehr viel mehr Alltagserfahrungen von Klandestinität und illegaler Altagsorganisierung bei Refugees als in der anarchistischen und autonomen Subkultur. Wir halten es für richtig von diesen Erfahrungen mehr zu lernen und sich auf diese sehr viel stärker zu beziehen. Der Blick und die sehnsuchtsvolle Wunschproduktion auf diffuse kommende Aufstände verstellt hier teilweise scheinbar den Blick auf die gelebte subversive Gegenwart um uns herum.