ZAD: Von 50 Einsatzwagen geweckt

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Räumungen

Morgen

 

 

 

Polizei setzt die Machtpolitik durch, es geht voran, den AAA Status der Kredidwürdigkeit bekommen die Eliten des Landes sicher wieder in den Griff, und die Jugendarbeitslosigkeit auch. Scheisse, mehr als 50 Einsatzwagen sind gerade an uns vorbeigefahren, von dem Barrikaden haben die sich wohl nicht sehr beeindrucken lassen, weil zu wenig Leute da waren die Dinger abzubrennen um Zeit zu schinden, vielleicht. Hubschrauberlärm, hektisches aufstehen, los, vielleicht noch etwas Futter abgreifen, Funk, Leute ziehen in Gruppen los, Lärm um die Nachbarprojekte zu kontaktieren. ZAD macht grad keinen Spaß. Wirklich irritierend war es gestern schon, dass auf einigen hundert Metern alle Barrikaden in der Nähe der La Wardine geräumt, alle Gräben zugeschüttet worden waren. Kleine Wege hatten völlig verschlamte Kreuzungen, da waren die Bulldozer reingefahren. Wie in den Bildern der Erdbebengebiete im Fernsehen zerrten Leute Wellblechdächer und Hölzer auf Stapel. Abseits dessen roch es zwischen den Bäumen noch Stunden später nach Tränengas.Ob die grösseren Häuser wie La Gree oder die Wardine es die nächsten Tage noch machen steht nicht fest.

 

 

 

So viele Details, so viele Eindrücke. Leute haben sicherlich am Vormittag den Bullen viel Paroli geboten aber irgendwann ging vielen die Puste aus, als sich die Bullen später an die Hütten ranmachten. Angeblich sollen sie Anweisungen bekommen haben nicht mehr so brutal aufzutreten, viele liessen sich Angriffe gefallen erfuhr ich.

 

Es ist etwas belastend in so einer Atmoshpäre zu sein, und so garnz froh bin ich nicht zu schreiben und damit die Passivität einiger Lesender zu bestätigen. Noami Kleins Buch „Schockstrategie“ kommt mir vage in Erinnerung, in dem beschrieben wird wie mit mIlitärischer Gewalt Umstrukturierung von Gesellschaften durchgesetzt werden die die Bevölkerung gewzungen ist zu akzepieren. Gestern wurde es mit den Barrikaden ernst für mich und kurz ahnte ich an wie das so ist, was Soldaten überall auf der Welt machen müssen. Vielleicht ist es für Leute ja sinnvoll sich mit vergangenen Massenprotesten wie der Startbahn West, Gorleben oder Wackersdorf zu beschäftigen, oder anderen Bewegungen in an deren Ländern. Sprecht mit Zeitzeugen!

 

 

Auch erfuhr ich von schrecklichen Problemen die in der ZAD nur unter vorgehaltener Hand erzählt werden. Jemand meinte dass eins der öffentlich relevanteren Sachen die Entführungen einer Person in einem Haus war, die der Legalisierung nicht zustimmen wollte, die wurde heftig verprügelt. Is scheisse, aber es steht und stand so viel auf dem Spiel. Mit mehr Adrenalin klingt das schon wie eine Billigung, aber das ist nicht was ich meine. Gute Frage wie viele militante Texte unter Adrenalin geschrieben worden sind, in wie fern Leute das auf Partys abfeiern ohne solche Umstände zu kennen und wie viele Jugendliche auf so etwas ihre Identität aufbauen.

 

 

Ich frag mich schon, was eine widerstandsfähige Utopie ist. In Hamburg hatten mal die die Jungsozialist_innen im Bau der Stahlbetonverstärkten Barrikaden in der damals besetzten Hafenstrasse mitgeholfen. Dieses Bild ging mir lange nicht aus dem Kopf. Auch wenn ich es gerade eher schade finde dass es hier in der ZAD meist Frauen in den Küchen standen, und das in dem Land wo Frauen wie Jean d'Arc und Simone de Bevauior herkommen. Klar wünsche ich mir auch eine bessere Kontakte unter all den fremden Leuten, möchte auch in den Arm genommen werden, aber schon schiesst mir das Adrenal durch den Körper als es im Flur wieder heisst "Cops are coming". Krass wie weit Theorie und Praxis auseinander liegen können, wenn ein paar Gefühle betäubt sind. Ich kann nur sagen, wer sowas machen will, sollte sich gut vorbereiten. Nicht nur länger mit Gepäck joggen gehen, Kampfsport, es gibt so viele Sachen um nicht überfordert zu sein und das vielleicht auch nicht nur einmal alle fünf oder mehr Jahre durchzuziehen. Gerasde heisst das auch mehrere Sprachen besser zu sprechen. Also Englisch, französisch lernen, Klar geht es mit Händen und Füssen, aber gestern dort wo die Baustoffe der eingerissenen Hütten sortiert wurden, war es schon für die Leute auf französisch schwer sich zu koordinieren, und da zu sagen "so, wir packen mal diese schwere Platte mit 10 Leuten an" war schon auf englisch voll der Horror, weil alle chaotisch die ganze Zeit irgendwas griffen. Es klappte dann ja auch, aber wie arbeitet man so zusammen, ohne entnervt hinzuschmeissen? Kann man sich dadrauf vorbereiten? Man kann immer wieder üben, meinetwegen mit einigen Punx, bei Arbeitseinsätzen auf Bauwagenplätzen oder wer es strukturierter mag bei weiss nicht irgendwas atheistischerem als den Johannitern und etwas staatsfernerem als dem Technischen Hilfswerk.

 

Mann dieses scheiss Adrenalin! Es gab und gibt hier nicht nur Macker, auch wenn sich zu wenig Leute hier in den Arm nehmen, massieren und so weiter, aber es gab auch so viele interessante Sachen, und seien es meine Bekannten die nachts im dunkeln (durchatmen) getragene mehrstimmige Lieder sangen. Hätten Leute nur mehr im Blick, dass sie sich auch gegenseitig stark unter Druck setzen könnte vieles noch schöner oder interessanter sein.

 

 

 

 

Jemand schöpfte gestern mit Handschuhen Einmachgläser voll Kot aus einem Latrineneimer.

Leute blenden die Bullen ewig mit Spiegeln.

Eier und andere zerbrechliche Sachen werden mit Lack gefüllt und mit Kerzenwachs verschlossen.

Weiterhin ist nicht klar welche Gebäude geräumt werden sollen, aber das Wochenende steht vor der Tür und viele Leute reisen vielleicht an. 

 

So... jetzt sind genug Sachen in diesen Text gequetscht und vielleicht ein wenig aus Alltag und Kampf angedeutet und dem, wie Sachen in ein ander übergehen können. Sicherlich kann ein Ort wie die ZAD Notre Dames des Landes für viele ein experimenteller Ort sein, so wie es mal die Kommune vor Paris 1871, oder vielleicht Exarchia auch wenn das nur Plätze in Europa sind, und es in vielen Orten auf der Erde ganz andere Erfahrungen gibt, bis hin zu den Gebieten Afghanistans wo seit 30? Jahren permanentes Morden das Leben bestimmt. Oder bei den Tamilen oder oder oder. 

Vielleicht bringt  es schon ein Theaterkurs auf einer Baustelle oder einem Gewächshaus, so wichtig ist die ZAD nun auch wieder nich und für die meisten eh weit weg. Keine Ahnung was deine Konsequenz für sinnvollere Beziehungen und Kultur ist und was du allein und mit anderen zusammen erreichen möchtest, diese Fragen gehen so schnell verloren und ohne Bezug zu helfenden Strukturen dümpelt mensch schnell herum. Es geht schon dadrum den Rahmen für solche Sachen auf der Höhe der organisierten Gegner_innen zu verteidigen, aber davon sind wir weit entfernt. Ich glaub, dass war auch eins der Grundprobleme Lenins. Es muss niemand interessieren wie Polizisten arbeiten, aber vielleicht wäre es gut sich mit Strukturen zu beschäftigen die es ermöglichen unter Belastungen länger widerständig zu agieren. Vielleicht schaffen wir in Zukunft eine Atmopshäre in der wir nicht nur den versoffenen Witzen Jean Claude Junkers gelähmt zugucken, sondern schaffen es, Strukturen aufzubauen, vielleicht auch nur, um neue entstehende Militärprojekte zu besetzen.

 

Das mit dem Generalstreik in Frankreich klingt ganz gut nächste Woche.

22.5.!

 

 

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Ergänzungen

gibt ein gutes handbuch, neu erschienen, zum nachhaltigen aktivismus beim unrast verlag. "politisch aktiv sein und bleiben" sehr zu empfehlen!

https://www.unrast-verlag.de/neuerscheinungen/politisch-aktiv-sein-und-b...

weiter gehts!