Angriff auf Gebäude von Vattenfall in Berlin

pippi.lotta 08.03.2012 03:46 Themen: Atom Globalisierung Soziale Kämpfe Ökologie
In der Nacht von Mittwoch (7. März) auf Donnerstag wurden zwei Berliner
Gebäude des Energiekonzerns Vattenfall Ziel eines größer angelegten
Angriffs. Berichtet wird von viel Glasbruch. Auch Farbe
und Buttersäure sollen die Besitzer_innen gewechselt haben. Dazu passend: Ein paar Worte zu Vattenfall und anderen Energiemultis
Die großen Konzerne teilen heute die Welt in unnützlich –
nützlich, konsumierbar – unkonsumierbar, verwertbar –
nicht verwertbar auf. Zu diesen Konzernen gehört auch das
schwedische Staatsunternehmen Vattenfall. Als Folge dieser Aufteilung
verschwinden Tierarten und ganze Waldregionen, Wüsten weiten sich
aus, Wasser wird verknappt und die Luft vergiftet. Bodenschätze
werden immer schneller verbraucht, zurück bleiben Müll und
Abfall. Wie sich die Abfälle der sogenannten Zivilisation auf Natur
und Menschen in Zukunft auswirken weiß niemand – manchmal wie
im vergangenen Jahr in Fukushima bekommen wir einen Ausblick darauf.
Doch noch immer setzen zahlreiche Länder auf Atomkraft als
umweltschonende Alternative wie etwa Frankreich, Finnland oder Schweden.
Das Entsorgungsproblem bleibt. Auch für das Endlager Gorleben sind
bereits jetzt weitere Transporte aus dem britischen Sellafield geplant.

Wer aber Atomkraftwerke baut, Kohlekraftwerke betreibt oder
CO2-Einlagerungen in den Boden plant wie Vattenfall ohne sich Gedanken
über den anfallenden Abfall, die kommenden Katastrophen und die
Verpestung unserer Luft macht, ist maßgeblich beteiligt am
Ausverkauf unseres Lebens. Der Staat spielt da munter mit: Wenn es um
Forderungen an die Industrie geht, ist Zurückhaltung angesagt, ob es
nun um sparsame Autos oder die Reduzierung von CO2 geht. Emissionen
werden ge- und verkauft, die Einbußen für den Atomausstieg
zahlen die Menschen in der BRD mit 20 Prozent Strompreiserhöhungen,
die Konzerne werden weiter hofiert. Denn sie stellen sich auf eine neue
Ära von Gewinnen ein: die erneuerbaren Energien. Nicht nur, dass die
Energiepläne der Bundesregierung die großen Konzerne bevorzugen,
auch werden schädliche Effekte unter den Teppich gekehrt.
Beispielsweise fällt bei der Entschwefelung von Kraftwerken in den
Filtern schwermetallhaltiger Gips an. Fortschritt heißt hier, statt
zwei Millionen Tonnen Schwefeldioxid nun vier Millionen giftiger Gips.

Während also alle scheinbar aufatmen angesichts des Atomausstiegs,
ordnen die großen Konzerne den Energiemarkt neu und arbeiten an der
Maximierung der Profite. Sie planen dabei Großes und beginnen eine
neokoloniale Ära durch Erneuerbare Energien. Die Suche nach
zweckdienlichen Standorten bzw. der Aufbau erster Projekte regenerativer
Energieerzeugung auf nationaler und internationaler Ebene hat schon
begonnen. Mittels großräumiger und komplexer Konzepte wie
Offshore-Anlagen auf Nord- und Ostsee, riesigen Solarfeldern auf Kreta
oder der Solarpark Desertec in der afrikanischen Wüste wird das
Megageschäfft Energie auf die Erneuerbaren übertragen. Dass
Vorhaben in dieser Größenordnung, abseits der technischen
Machbarkeit, in verschiedenste Bereiche gesellschaftlicher Ordnungen
eingreifen und neue wirtschaftliche Machtverhältnisse nach sich
ziehen, ist offensichtlich. Wir alle wissen, wie die derzeitigen
Auseinandersetzungen um Rohstoffe direkt mit Kriegen, militärischer
Absicherung und Ausbeutung in Verbindung steht. Die Bevölkerung vor
Ort lebt meist unter unmenschlichen und katastrophalen Bedingungen und
hat in kaum einem Fall irgendeinen Nutzen vom Export der Rohstoffe.

Solange die Gewinninteressen einiger Multikonzerne im Vordergrund
stehen, wird sich daran auch nichts ändern. Das einzig richtige ist,
endlich aufzuhören mit dieser Art der Energieerzeugung und die
großen Konzerne abzuschalten. Es geht nicht um die Reparatur einer
Maschinierie, sondern um deren Abschaltung weltweit. Dezentrale und
regionale Energiegewinnung, die sich direkt nach den Bedarfen richtet
und keine Gewinninteressen verfolgt ist eine solche Alternative. Und
weniger Konsum heißt gar nicht weniger Lebensqualität, es gibt
genügend Gründe, sich auf den Weg zu machen für
ökologische, selbst organisierte, solidarische, lebendige
Alternativen.
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Ergänzungen

Atommüll von Vattenfall in Brunsbüttel

passt ja irgendwie 08.03.2012 - 12:16

Ergänzung

Ergänzer 08.03.2012 - 15:58
Farbanschläge auf Energieversorger

08.03.2012 13:39 Uhr
Innerhalb kurzer Zeit wurden in der Nacht zum Donnerstag zwei Gebäude eines Stromversorgers in Mitte und Alt-Treptow beschädigt. Ein Wachmann erlitt beim Festhalten eines Täters Verletzungen und musste in einem Krankenhaus stationär behandelt werden.



In der Nacht zu Donnerstag sahen Anwohner gegen Mitternacht in der Köpenicker Straße drei dunkel gekleidete Personen gesehen, die mit Farbe befüllte Glasflaschen gegen die Hausfassade des Energiekonzerns warfen. Daraufhin alarmierten sie die Polizei.
Etwa eine halbe Stunde später betrat eine sieben- bis achtköpfige maskierte Personengruppe das Gelände des Unternehmens in der Puschkinallee. Dort beschmierten sie die Außenwand des Gebäudes großflächig mit Farbe und warfen mehrere Fensterscheiben ein.

Ein 50-jähriger Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes, der die Randalierer beobachtet hatte, hielt zunächst einen der Täter fest. Die anderen Personen griffen den Wachmann an, indem sie ihn mit ätzenden Flüssigkeit über Kopf und Oberkörper gossen. Der festgehaltene Täter konnte mit seinen Komplizen Richtung Schlesische Straße flüchten.

Der Polizeiliche Staatsschutz beim Landeskriminalamt hat die weiteren Ermittlungen übernommen.



 http://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-justiz/wachmann-verletzt-farbanschlaege-auf-energieversorger/6303306.html

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