Offener Brief aus dem Lager Blankenburg

Anfang des Jahres wurde bekannt, dass das Lager in Blankenburg zum 30. Juni 2011 geschlossen werden soll.
Wir, Bewohner_innen aus Blankenburg begrüssen prinzipiell diese Entscheidung. Seit den Protesten gegen die menschenunwürdigen Verhältnisse im Lager 2006 war dies eine unserer wichtigsten Forderungen. Selbst der Oberbürgermeister Gerd Schwandner erklärte gegenüber der NWZ, er sei aus humanitären Gründen für die Schliessung.
Doch was wird nun geschehen? Während in Oldenburg noch Unklarheit darüber darüber herrscht, was mit uns passieren soll, erleben wir in Blankenburg bereits, dass wir nun in andere Lager, z.B. nach Bramsche oder Braunschweig, verteilt werden!!!

Wir lehnen es grundsätzlich ab, gegen unseren Willen an noch abgelegenere und trostlosere Orte verfrachtet zu werden, um dann noch stärker rassistischer Ausgrenzung, Repression und Verwaltung ausgeliefert zu sein. Wir leben hier z.T. seit mehreren Jahren und haben uns allen Widrigkeiten zum Trotz in Blankenburg, Oldenburg und anderswo ein soziales Netz aufgebaut. Wir sind nicht bereit dies aufzugeben.
Menschen brauchen, um ein gutes Leben führen zu können, die Möglichkeit mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Wir lassen nicht zu, dass wir weiterhin und auf verschärfte Weise aus der Gesellschaft ausgegrenzt und auf uns selbst mit allen unseren Problemen und ?ngsten zurückgeworfen werden. In unserer Situation ist es notwendig zu Anwält_innen gehen zu können, um für unsere Rechte zu kämpfen. Mit der räumlichen Isolation, die das Leben im Lager mit sich bringt und mit unseren bescheidenen finanziellen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, ist uns das nicht möglich. Ein Leben im Lager macht krank!

Daher erheben wir heute unsere Stimme und fordern eine dezentrale Unterbringung für alle Menschen, die in Blankenburg und anderen Lagern leben. Alle Menschen haben das Recht ein selbstbestimmtes Leben zu führen und das heisst, dass alle Menschen selbst entscheiden, wo und wie sie leben wollen. Wir lassen nicht zu, dass uns dieses Recht, das für die Mehrheit der Gesellschaft selbstverständlich ist, vorenthalten wird.

Bewohner_innen des Lagers in Blankenburg
mit Unterstützung des Antira-Plenums Oldenburg/Blankenburg
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Ergänzungen

was tun gegen Ausgrenzung!

Petent 18.03.2010 - 07:59
Eins der Instrumente zur Isolation von Flüchtlingen ist die Residenzpflicht, also das Verbot, den Meldelandkreis zu verlassen. Hiergegen läuft zur Zeit eine Petition auf der HP des Bundestags:  https://epetitionen.bundestag.de/index.php?action=petition;sa=details;petition=10249. Bisher haben 900 Leute unterschrieben, aber um wirklich Erfolg zu haben, brauchen wir noch viel mehr! Weitere Infos zur Residenzpflicht und zur Petition gibt's unter  http://www.residenzpflicht.info/.

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