Polizeieinsatz in Dresden am 14. Februar

addn.me 26.02.2009 17:15 Themen: Antifa Repression
Dieser Artikel ist ein Versuch, den desaströsen Polizeieinsatz am 14. Februar in Dresden aus antifaschistischer Sicht auszuwerten. Im Superwahljahr 2009 lag das Hauptaugenmerk der Lokalpolitik auf der Kriminalisierung antifaschistischer Politik, während mehr als 6.000 Nazis aus dem In- und Ausland auf dem größten Aufmarsch seit Kriegsende ungestört durch die Dresdner Innenstadt ziehen durften.
Am 14. Februar gingen mehrere tausend Menschen auf drei Demonstrationen in Dresden auf die Straße. Sie protestierten damit gegen den mit 6.500 TeilnehmerInnen größten Naziaufmarsch in Europa seit der bedingungslosen Kapitulation Nazideutschlands am 8. Mai 1945.
Eine von der Polizei durchgesetzte strikte räumliche Trennung war zuvor von Dresdner Ordnungsbehörden veranlasst und von den Gerichten bestätigt worden.

Mit einem Großteil der Einsatzkräfte kontrollierte die Polizei schon zu Beginn der Demonstration des antifaschistischen Bündnisses "¡No pasarán!" am Albertplatz vermeintliche DemonstrationsteilnehmerInnen und nahm bereits vor dem Start der eigentlichen Demonstration einige Personen in Gewahrsam.Grund für den verspäteten Beginn waren Übergriffe der Polizei in Berlin und das damit verbundene Warten auf die Berliner Antifas. Aus Platzgründen prügelte am Berliner Hauptbahnhof und am Südkreuz die Polizei mehrere dutzend Menschen aus dem überfüllten Regionalexpress. Auf dem Umsteigebahnhof in Elsterwerda-Biehla erwies sich die eingesetzte Regionalbahn nach Dresden als zu klein und so wurden zunächst nur die zum großen Teil aus Mecklenburg-Vorpommern angereisten Nazis in den Zug gelassen, erst danach durfte ein Teil der aus Berlin und Umgebung angereisten Antifas den Zug betreten. Die in Elsterwerda zurückgelassenen 200 Antifas wurden schließlich in den nächsten Zug gesetzt. In Dresden angekommen, wurde ihnen durch die Polizei das Aussteigen vor dem Hauptbahnhof verweigert. Das hatte zur Folge, dass sie mit der Regionalbahn weiter bis zum Hauptbahnhof fahren mussten, an dem sich zu diesem Zeitpunkt bereits mehrere tausend Nazis versammelt hatten. Dort angekommen, wurden sie von der Polizei mitten durch die wartenden Nazis zu einem der äußeren Bahnsteige geschafft. Währenddessen versuchten einige Nazis, diese Gruppe anzugreifen. Mit einer S-Bahn ging es schließlich wieder zurück zum Neustädter Bahnhof, um dort erst einmal unter fadenscheinigen Gründen nicht zur Demonstration gelassen zu werden. Das fragwürdige Polizeikonzept an diesem Tag, antifaschistischen Protest notfalls mit Gewalt zu deligitimieren, wurde damit bereits Stunden vor dem eigentlichen Beginn der Demonstrationen sichtbar.

Am Hauptbahnhof kam es unter den Augen der sichtlich überforderten Polizei zu mindestens einem rassistischen Übergriff von Nazis und immer wieder zu Angriffen auf Journalisten. Um 13 Uhr setzte sich der Trauermarsch in Bewegung, dank der Entscheidungen der Dresdner Ordnungsbehörden auf prestigeträchtiger Route quer durch die Innenstadt. Trotz mehr als 6.000 zum Teil vermummter Nazis (1 | 2 | 3 | 4 | 5) und etlicher offensichtlich Holocaust relativierender Transparente (1 | 2 | 3) wurde der Demonstrationszug nur von sehr wenigen Polizeieinheiten begleitet. Die Möglichkeit, lautstark dagegen zu protestieren war angesichts frei herumlaufender Nazis (1 | 2) kaum möglich. Die Stadt Dresden sorgte mit ihren Entscheidungen dafür, dass 64 Jahre nach den Naziverbrechen denjenigen die Straße überlassen wurde, die tagtäglich keinen Zweifel daran lassen, welche Gesellschaftsform sie sich vorstellen. Ein Hohn für Millionen von Opfern deutscher Barbarei und ein Armutszeugnis für das demokratische Verständnis in der NPD Hochburg Sachsen. Das Gefahrenpotential, das von den Nazis ausgeht, lässt sich sehr gut an den bekannt gewordenen Übergriffen vor und nach ihrer Demonstration belegen, wobei die Dunkelziffer weitaus höher liegen dürfte. Schon auf dem Weg nach Dresden wurden auf einem Rastplatz bei Chemnitz AntifaschistInnen aus Weimar von über 60 Nazis angegriffen und verletzt. Nach der Demonstration kam es bei Jena zum folgenschwersten Übergriff auf einen Bus des Deutschen Gewerkschaftsbundes, dabei erlitt einen Person einen Schädelbruch, fünf weitere wurden verletzt. Auch in Priestewitz bei Meißen griffen Nazis Mitglieder des Jugendparlamentes der Stadt Taucha an. Es ist immer wieder verwunderlich mit welcher konstanten Ignoranz in Sachsen Naziübergriffe in Sorge um das Ansehen der Region vertuscht werden. Statt mit Kritik am Versagen der eigenen Politik anzusetzen und Naziübergriffe aber auch rechte Ideologie als solche zu bezeichnen, zeigt das Beispiel Dresden, dass ausgerechnet die kriminalisiert und angegriffen werden, die für eine offene, solidarische und freie Gesellschaft auf die Straße gehen.

Die antifaschistische Demonstration mit 3.500 TeilnehmerInnen wurde von einem massiven Polizeiaufgebot über die Albertbrücke, die Pillnitzer Straße, vorbei an der Synagoge zum Pirnaischen Platz begleitet. Der Weg von dort weiter in Richtung des Naziaufmarsches am Dr.-Külz-Ring wurde von der Polizei hermetisch mit Wasserwerfern, Räumpanzern und Einsatzfahrzeugen abgeriegelt. Auf der Wilsdruffer Straße am Kulturpalast stoppte die Demonstration nur wenige hundert Meter von der Naziroute entfernt. (1 | 2 Karten der Situation vor Ort von ¡No pasarán!)
Nach der Drohung durch die Polizei, die Versammlung an Ort und Stelle aufzulösen, lief die Demonstration etwa 150 Meter weiter in die Schloßstraße hinein und wurde schließlich nach mehreren brutalen Polizeiübergriffen aufgelöst. Zum Zeitpunkt der ersten vollkommen überzogenen Pfefferspray -und Prügelangriffe auf die Spitze der bis dahin friedlichen antifaschistischen Demonstration war der Naziaufmarsch nur wenige hundert Meter entfernt. Durch die räumliche Nähe zu den Nazis war damit für die Polizei eine möglicherweise nicht kalkulierbare konfrontative Situation entstanden. Augenzeugen berichteten danach mehrfach von gezielten Faustschlägen ins Gesicht (1 | 2 | 3) und unkontrolliertem Einsatz von Pfefferspray durch äußerst aggressive Einsatzkräfte. Mit diesem Einsatz verhinderte die Polizei den genehmigten Ablauf der Demonstration auf der Schloßstraße weiter in Richtung des Theaterplatzes und verletzte mehrere auch unbeteiligte Personen. Im Anschluss wurden einige der DemonstrationsteilnehmerInnen hinter dem Kulturpalast von einer Treppe gestoßen und zum Teil schwer verletzt (1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6). Auffällig an dieser Stelle war der Einsatz einer mit Bambusrohrschlagstöcken (1 | 2) ausgerüsteten Spezialkommandoeinheit der Polizei, kurz SEK genannt. Diese Einheiten werden in letzter Zeit häufiger bei Demonstrationen, Razzien aber auch am Rande von Fußballspielen (1 | 2 | 3) eingesetzt. Eine Identifizierung vermummter bzw. nicht gekennzeichneter gewalttätiger Beamter ist im Nachhinein nahezu unmöglich und wird von der Gewerkschaft der Polizei seit Jahren aus Gründen der Sicherheit abgelehnt. Anzeigen gegen die Polizei haben, sofern sie überhaupt gemacht werden, wenig Chancen auf Erfolg. Das belegten bereits vor Jahren Untersuchungen in Berlin. In gerade einmal 1,3 Prozent der angezeigten Fälle kam es überhaupt zu einer Anklage, verurteilt wurden 0,4 Prozent - ein Freibrief für SchlägerInnen in Uniform.

Nur kurz nach der gewaltsamen Auflösung der antifaschistischen Demonstration am Kulturpalast kam es am späten Nachmittag auf der Carolabrücke und damit weit entfernt vom eigentlichen Ziel der Nazidemonstration, dem Hauptbahnhof, zu regelrechten Jagdszenen der Polizei. Nach der Auflösung einer ebenfalls genehmigten Kundgebung vor der 1938 in der Reichspogromnacht zerstörten Synagoge wurden nach Augenzeugenberichten immer wieder einzelne TeilnehmerInnen angegriffen und über die Brücke getrieben.

Geradezu grotesk mutet es angesichts dieser brutalen Prügelszenen an, wenn sich der in der Korruptionsaffäre verstrickte sächsische CDU-Innenminister Albrecht Buttolo in einer Nachbetrachtung gemeinsam mit Landespolizeipräsident Bernd Merbitz bei den Einsatzkräften für ihre gute Arbeit bedankt. Wegen angeblicher "Chaoten und Krawalltouristen [die] Polizisten angreifen" plant er inzwischen gemeinsam mit dem ehemaligen sächsischen CDU-Innenminister Heinz Eggert eine Gesetzesinitiative auf Bundesratsebene, um eine Strafverschärfung bei Angriffen auf Polizeibeamte zu erreichen. Buttolo findet es auch "pervers, das Gedenken in Dresden für politische Zwecke zu missbrauchen" und zeigt damit einmal mehr, wie wenig auch ein sächsischer Innenminister von der politischen Bedeutung des 13. Februars für die Stadt Dresden verstanden hat. Solche Aussagen unterstreichen noch einmal wie wichtig es für antifaschistische Politik ist, die inhaltliche Auseinandersetzung gerade am 13. Februar zu suchen.

Diese Zusammenfassung soll noch einmal verdeutlichen mit welchen Freiheiten sowohl von behördlicher Seite als auch von Seiten der Polizei, alte und junge Nazis Jahr für Jahr in Dresden rechnen können. Ihnen wird an diesem Tag offenkundlich deutlich gemacht, was es in Deutschland 64 Jahre nach Kriegsende heißt, Lehren aus der Geschichte gezogen zu haben. Ganz im Gegensatz dazu, wird legitimer antifaschistischer Protest medial und politisch bewußt auf eine Stufe mit den Nazis gestellt. Das geschieht in der öffentlichen Debatte um Dresden vor allem aus der Weigerung heraus, sich mit den historischen Fakten auseinanderzusetzen. Zu erkennen, dass Versöhnung mit falschen Symbolen an einem solchen Tag ein falsches Geschichtsbild vermittelt, wird von den Nazis seit Jahren nicht wie oft behauptet instrumentalisiert, sondern konsequent weitergedacht. Der Mythos der mit der Bombardierung Dresdens entstanden ist, war und ist der Versuch sich zu den eigentlichen Opfern des zweiten Weltkriegs zu machen.

Beispiele aus Städten wie Leipzig, Köln, Wunsiedel oder auch Halbe sollten den Verantwortlichen eigentlich zeigen, dass Nazis mit Auflagen und Verboten auch von Seiten der Behörden die Lust am demonstrieren genommen werden kann. Dieses fehlende politische Engagement, aber auch ein für die Nazis kaum wahrnehmbares breites Bündnis aus zivilgesellschaftlichen und antifaschistischen Gruppen, wird Dresden auch im 65. Jahr seiner Bombardierung 2010 zum bedeutendsten Aufmarschort von Nazis aus dem In -und Ausland machen.

Antifaschismus ist notwendig, nicht kriminell!
Heute wie gestern - Kein Fußbreit den Faschisten!


Mittlerweile haben sich Mitglieder mehrerer Parteien zu den Geschehnissen vom Wochenende positioniert. Neben der Bundestagsabgeordneten der Linkspartei, Ulla Jelpke und der Grünen Jugend Dresden äußerte sich auch das zivilgesellschaftliche Bündnis Bürger.Courage in eigenen Stellungnahmen kritisch zum Polizeieinsatz am 14. Februar. Die Grünen und die Linkspartei machen Anfang März das Februar-Wochenende in einer öffentlichen Sitzung im sächsischen Landtag zum Thema.

Zum Abschluss noch ein Bild mit den wichtigsten Ausrüstungsgegenständen der Prügeleinheiten vom 14. Februar:

Polizeiausrüstung am 14. Februar in Dresden
(Für eine vergrößerte Ansicht bitte anklicken)

Die Einheiten in den grauen Uniformen sind vom SEK. Jedes Bundesland in Deutschland verfügt über mindestens eine schnell verfügbare speziell ausgebildete SEK-Einheit. Klassische Einsatzfelder sind die Terrorismusbekämpfung, Geiselbefreiungen und Zugriffe mit hohem Gefährdungspotential. Die Einheit links daneben in den dunkelblauen Uniformen ist eine so genannte Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit. Diese werden länderübergreifend vor allem im Rahmen von potentiell risikobehafteten Großveranstaltungen wie Demonstrationen oder bei Fußballspielen eingesetzt. Ihre Aufgabe ist die gezielte und beweissichere Festnahme mutmaßlicher StraftäterInnen. Hier nun kurz eine Erklärung der einzelnen relevanten Ausrüstungsgegenstände:

A = Kameras; wichtigster Ausrüstungsgegenstand bei BFE-Einheiten um die eigentliche Straftat und die Festnahme beweissicher zu dokumentieren; häufig verschwinden diese Aufnahmen, wenn sie als Beweis für die Gegenseite herangezogen werden sollen
B = Protektoren- bzw. Quarzhandschuhe; obwohl sie keine offiziellen Ausrüstungsgegenstände der Polizei sind, werden sie seit Jahren verwendet; die Wirkung ist ähnlich wie die eines Schlagringes
C = Protektorenschutz für einzelne Körperteile; wird normalerweise aus Sicherheitsgründen unter der Uniform getragen; über der Kleidung stellen sie bei Zugriffen eine hohes Verletzungsrisiko für DemonstrationsteilnehmerInnen dar
D = Teleskopschlagstock; besteht häufig aus Stahl oder Aluminium; der Besitz ist seit dem 1. April 2008 für Privatpersonen in Deutschland verboten
E = Schusswaffe; wichtiger Bestandteil der Ausrüstung (Statistiken); fragwürdig weil unkalkulierbar bei Demonstrationen
F = Bambusrohr Schlagstock; wird häufig beim Kampfsport (Escrima) verwendet; erhöht durch sein geringes Gewicht die Schlagfrequenz
G = Sturmhauben; dienen bei Spezialeinsätzen zum Schutz der Identität vor Übergriffen; bei Demonstrationen verhindern sie die Kommunikation mit der Polizei und eine Identifizierung nach Übergriffen
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

...

... 26.02.2009 - 18:10
Ein wirklich sehr guter Aritkel, der die einzelnen Geschehnisse in Dresden gut reflektiert und genau wiedergibt.
Jedoch habe ich 2 Anmerkungen, zum letzten Bild, auf dem die wichtigsten Ausrüstungsgegenstände der Polizei zu sehen sind.
Die Protektorenhandschuhe, die bei der Polizei zum Einsatz kommen, verringern eher das Verletzungsrisiko bei den Polizisten, es ist nicht ihr primäres Ziel, schwerere Verletzungen als mit der bloßen Faust zu erzielen. Jedoch bedingt durch das geringere Verletzungsrisiko kann mit diesen Handschuhen härter zugeschlagen werden, ohne selber eine Verletzung zu riskieren.
Bei den Quarzsandhandschuhen sieht es dann schon anders aus. Wenn der Träger mit einem solchen Handschuh eine Faust bildet, verdichtet sich der Quarzsand und wird sehr hart. Die folge sind oftmals stark blutende Platzwunden am Kopf und nicht selten können harte Schläge zu Knochenbrüchen führen.
Ebenso ist als Ausrüstungsgegenstand ein Bambusschlagstock aufgeführt. Die von der Einheit (ist es wirklich eine SEK-Einheit?) getragenen Schlagstöcke sind meiner Ansicht nach keine Bambusschlagstöcke, sondern Massivholz. Ich will mich nicht festlegen, aber auf den von dir verlinkten Bildern (gibts irgendwo auch in hoher Auflösung) sind die Stöcker an den Enden massiv. Das spricht gegen Bambus, weil dieser, bis auf an den sog. Knoten, innen Hohl ist (Bambus ist ein Süßgras, geht einfach mal raus und schaut euch ein Kornfeld oder eure Rasen an, der ist auch nicht massiv ;) )

Danke und bis nächsten Dienstag!

X 26.02.2009 - 18:13
Danke für die Zusammenfassung, auch wenn es doch schon so einige Beiträge zum Thema 13./14. Februar in Dresden gab fand ich es wichtig, den Fokus noch einmal deutlich auf den Polizeieinsatz zu richten. Interessierte DiskussionsteilnehmerInnen aus Dresden und Umgebung sollten sich den kommenden Dienstag tiefrot im Kalender anstreichen - ab 18 Uhr im Raum A 400 des Sächsischen Landtages gibt es eine öffentliche Anhörung zu dem repressiven Vorgehen von Stadt und Polizei (siehe auch Link im Artikel). Mit Personalienabgabe beim Einlass sollte allerdings gerechnet werden.

Video YouTube

finden 26.02.2009 - 18:30

Noch mehr Fotos...

Pavel Buchheim 26.02.2009 - 18:46

nicht nur einzelne...

notre.lutte 27.02.2009 - 10:51
"Nach der Auflösung einer ebenfalls genehmigten Kundgebung vor der 1938 in der Reichspogromnacht zerstörten Synagoge wurden nach Augenzeugenberichten immer wieder einzelne TeilnehmerInnen angegriffen und über die Brücke getrieben."

Die Bullen haben nach zweimaliger Ansprache begonnen, den Platz vor der Synagoge zu räumen, woraufhin sich schätzungsweise 250 menschen über die carolabrücke in sicherheit bringen wollten. als mehrere menschen versucht haben, am anderen ende der brücke über das geländer zu springen, um den bullen zu entgehen, die am anderen ende warteten, kletterten die bullen auf das geländer und prügelten massiv auf die leute ein.

Zahlreiche Gewaltakte...

vxe 27.02.2009 - 12:38
"Nur kurz nach der gewaltsamen Auflösung der antifaschistischen Demonstration am Kulturpalast kam es am späten Nachmittag auf der Carolabrücke und damit weit entfernt vom eigentlichen Ziel der Nazidemonstration, dem Hauptbahnhof, zu regelrechten Jagdszenen der Polizei. Nach der Auflösung einer ebenfalls genehmigten Kundgebung vor der 1938 in der Reichspogromnacht zerstörten Synagoge wurden nach Augenzeugenberichten immer wieder einzelne TeilnehmerInnen angegriffen und über die Brücke getrieben."

Wobei hier wichtig ist das diese ca. 300 Antifaschisten dort absolut friedlich herumstanden und saßen. Viele kamen nur aufgrund eventueller Naziangriffe zu diesem Ort.
Was dann geschah war dann absolut grotesk. Es folgten 2 (!!!) Aufforderungen zur Auflösung, ohne jede Begründung, direkt verbunden mit der Androhung von Gewalt. Nach der 2. Aufforderung ging es dann los, obwohl sich die meissten Leute schon Richtung Brücke bewegten. Die welche nicht schnell genug waren oder gegen dieses Verhalten verbal protestierten wurden direkt mittels Schlagstock weggeprügelt. Selbst hierbei gab es keine erwähnenswerte Gegengewalt. Als dann die Brücke fast überquert war, baute sich am anderen Ende eine weitere Bullenkette auch, welche offenbar die Antifaschisten vom verlassen der Brücke abhalten sollte. Jetzt kam Panik auf und es kam zu panischen Reaktionen incl. Ausbruchversuchen, wobei auch einzelne über das Geländer am Ende der Brücke sprangen.
Die Jagd ging abr selbst dann noch weiter bis tief in das Stadtgebiet hinein.

Das alles wie gesagt OHNE jeden Grund und Auslöser, lediglich aufgrund antifaschistischem Engagement zum Schutz der Synagoge.

Wenn man das jetzt vergleicht mit den Verhalten was die Bullen gegenüber den Nazis zeigten, welcher Raum ihnen gelassen wurde, ist es einfach nur pervers! Protest der nicht vom Auslöser des Protestes wahrgenommen werden kann, ist doch faktisch keiner und steht jedem demokratischen Prinzip entgegen. Die Stadt und die Polizeiführung haben also mit zahlreichen Gewaltakten den Nazis ein weiteres fast ungetrübtes Erfolgserlebnis ermöglicht.

Respekt an die wenigen Menschen die es trotzdem geschafft haben an die Route zu gelangen.

BFE, MEK, SEK

Einfacher Text oder HTML? 27.02.2009 - 15:06
Auch wenn nicht jeder das für relevant hält, zum Verständnis und zur Einschätzung auf Demonstrationen nicht unwichtig. Insbesondere kann ich erklären, warum zumindest die Forderung einer Kennzeichnung von MEK/SEK-Beamten aussichtslos ist. Bei "normalen" Einheiten der Bereitschaftspolizei und den ihnen zugeordneten BFE macht die Forderung wiederum sehr viel Sinn und ist mE zwingend erforderlich!

(1) Beweis- und Festnahmeeinheiten (BFE) sind Einsatzgruppen der Länderbereitschaftspolizeien, die hauptsächlich bei Demonstrationen, Fussballspielen und anderen Großevents zum Einsatz kommen. Es handelt sich dabei um keine "Spezialeinheit" im engeren Sinne, sondern auf beweisfeste Festnahmen in übersichtlichen Situationen wie Großveranstaltungen spezialisierte Einheiten aus den Reihen der Bereitschaftspolizei. Im Regelfall verfügen BFEs NICHT über die sog. Sturmmasken und sind regelmäßig weniger schwer bewaffnet als MEK und SEK. Sie sind darauf trainiert, "Tatverdächtige" im Demonstrationsverlauf auf der Menge zu holen, in Gewahrsam zu nehmen und aus der Masse von DemonstrantInnen zu isolieren und die Ingewahrsahmnahme insgesamt gegenüber den anderen Demonstrationsteilnehmerinnen abzusichern und ggf. mit Gewalt durchzusetzen. Eine BFE verfügt in der Regel nicht über eigene verdeckte Ermittler oder Personen in Zivil, die ihrer Einheit konkret zugeordnet sind. Die Observation beschränkt sich auf das Abfilmen und Photographieren der Demonstration und den Zugriff. Ihre Einsatztechnik ist vor allem auf den überraschenden, für den Festzunehmenden uU unvorhergesehenen Zugriff oft auch an einem anderen Ort und zu einem ggf. auch viel späteren Zeitpunkt als die eigentliche "Tathandlung" des/der Beschuldigten für die Ingewahrsamnahme.

Soll heißen: BFE (oder andere Einheit) filmt potentielle Straftat oder wird über Zivilbeamte darüber informiert, BFE identifiziert später an anderer Stelle (oder sofort) den Täter und prügelt sich durch die Menge, um den "Straftäter" in Gewahrsam oder festzunehmen. Darüber hinaus werden sie wie normale Bereitschaftspolizisten eingesetzt.

Kennzeichnung sollte hier unbedingt erfolgen!

EXKURS: In der sog. "Brokdorf-Entscheidung" des Bundesverfassungsgerichts(BVerfG) hat dieses - etwas verkürzt ausgedrückt - gefordert, dass Ingewahrsamnahmen und (vorläufige) Festnahmen durch Beamte, die regelmäßig und insbesondere in Brokdorf mit erheblichen Verletzungen auf Seiten der DemonstrantInnen einhergehen/-gingen, beweissicher stattzufinden haben. Dadurch soll einerseits gesichert werden, dass die zuständigen Gerichte in der Hauptverhandlung in der Lage sind, wegen entsprechender Straftaten zu verurteilen, ohne allein davon abhängig zu sein, dass sich die Einsatzkräfte viele Monate später an die Situationen "erinnern" müssen und gleichfalls die Verurteilung allein von den Aussagen der festnehmenden Beamten abhängig ist, die andernfalls faktisch - abhängig vom Chorgeist der jeweiligen Einheiten - jede unrechtmäßige Maßnahme mit geschlossener Falschaussage "legalisieren" könnten. Dies würde einer strukturellen Schlechterstellung des Angeklagten in der Hauptverhandlung gleichkommen. Das BVerfG wollte also erreichen, dass in der Hauptverhandlung einerseits objektive Beweismittel zu Verfügung stehen und andererseits Demonstranten vor rechtswidrigen Maßnahmen durch Einsatzkräfte schützen, die sich nachträglich selbst durch geschlossene Falschaussagen schützen könnten.

(2)Mobile Einsatzkommandos (MEK) sind echte Spezialeinheiten, die nicht der Bereitschaftspolizei, sondern den Kriminalpolizeien unterstellt und weitaus flexibler einzusetzen sind. Ihr Einsatzbereich beschränkt sich nicht etwa auf den einer BFE bei Großveranstaltungen. Sie werden hauptsächlich für schwierige Festnahmen im Umfeld organisierter Kriminalität oder allgemein potentiell bewaffneter und gewalttätiger Straftäter, der Stürmung von Wohnungen, aber auch zur Beendigung von Geiselnahmen etc eingesetzt. Eine Besonderheit gegenüber den BFE sind daher das spezielle Training für Festnahmen in besonderen Lagen (Geiselnahmen etc.) und insbesondere der Einsatz verdeckter Ermittler, die bspw. Kontakt zu den Zielpersonen aufnehmen oder längerfristige Observationen im weiteren Vorfeld der Festnahme vornehmen, inklusive der Ortung und Distanzverfolgung. Zudem sind die Festnahmetechniken, das psychologische Ausbildung und auch die Ausbildung an Waffen sehr viel umfangreicher als bei den BFE. Letztlich macht das mit Blick auf Wohnungsstürmungen oder die Festnahme von gewaltbereiten Zielpersonen irgendwie Sinn. Da Angehörige von MEK Observationen auch unmittelbar vor der Festnahme in Zivil vor- und schon vorher tw. (auch in Verkleidung) konkreten Kontakt mit den Zielpersonen aufnehmen, besteht ein gesteigertes Interesse an der Geheimhaltung ihrer Identität. Würden die ohne Sturmmaske rumlaufen, wäre das ein erhebliches, ggf. lebensbedrohendes Risiko.

Soll heißen: Auf Demos haben MEK eigentlich immer eigene Leute verdeckt und in Zivil in der Demo rumlaufen, die mit ihnen direkt verdrahtet sind, wie alle anderen Demonstranten aussehen (und dabei wirklich wissen, wie man sich richtig tarnt - Verkleidung ist Ausbildungsgegenstand) und nach beobachteten Straftaten regelmäßig längere Zeit verfolgen, aber bspw. auch nach Leuten suchen, die uU auf Demonstrationen vor Wochen, Monaten "aufgefallen" sind und sich völlig arglos in der Menge bewegen und ggf. vor Ort keinen erkennbaren Anlass für eine Festnahme liefern. MEK sind im Nahkampf umfangreicher geschult und bewaffnet, sie müssen sich nicht auf den Überraschungseffekt und die damit verbundenen Zugriffstechniken allein verlassen, sondern ein Zugriff erfolgt auch in unübersichtlicheren, chaotischen Lagen. Dennoch ist die Einsatztaktik üblicherweise auf diese Überraschungstechniken gerichtet. MEK sind Einsätze mit erheblicher Gewalt gewohnt und haben es bei Festnahmen üblicherweise mit überdurchschnittlich gewalttätigen Menschen zu tun.

Problematisch ist vor allem, dass eine Kennzeichnung wegen der Vermengung der Aufgabengebiete faktisch nicht möglich und eine Vermummung praktisch erforderlich ist. Zudem sind Festnahmen ohne erkennbaren Anlass mit einem erhöhten Eskaltionspotential auf Seiten der anderen Demonstrationsteilnehmer verbunden, die MEKs wegen ihrer Ausbildung trotzdem durchsetzen können. Wer da zufällig im Weg steht, hat überhaupt nichts mehr zu lachen. Insbesondere wer aus Furcht und Schrecken die typischen affektiven Abwehrhandlungen vornimmt, wird mit Sicherheit ebenfalls platt gemacht. Beschützen MEK Objekte oder auch Durchgänge, will man dann da einfach nicht mehr durch... Auch sonst kann man unterstellen, dass in MEKs Beamte im Einsatz sind, die zwar gegenüber normalen Beamten eine vergleichsweise intensive psychologische Schulung genießen, aber fraglos als Personen mit überdurchschnittlicher Gewaltbereitschaft und natürlichermaßen ebenso überdurchschnittlicher Gewalterfahrung daherkommen. Zudem sind MEKs eigentlich für besondere und schwierige Lagen vorgesehen, eine Kennzeichnung wird auch in Zukunft sicher nicht erfolgen, so muss man schlicht folgern, dass diese Einheiten auf auf normalen Demos NICHTS verloren haben, maximal im Hintergrund für Extremsituation bereitgehalten werden dürften!

(3) Sondereinsatzkommandos (SEK) sind echte Spezialeinheiten der Landeskriminalämter, vergleichbar mit der GSG-9 bei der Bundespolizei. Die Aufgabenfelder der SEK und MEK überlagern und überschneiden sich in Teilen. SEK sind ebenfalls für besondere Lagen vorgesehen, dabei allerdings spezialisierter als die MEK: Bspw. stabilisierte Geiselnahmen, die den Einsatz von Scharfschützen erforderlich machen, Wohnungsstürmungen, bei denen mit erheblichen, auch bewaffneten Widerstand zu rechnen ist, überhaupt der Einsatz gegen schwer bewaffnete Täter oder auch die Beendigung von Geiselnahmen an besonderen Orten (Flugzeuge, Busse, Banken,...) ist ihr Einsatzgebiet. Ein weiterer wichtiger Einsatzbereich ist der Schutz von Risikopersonen in unsicheren Lagen. In allen Schulungsbereichen ist die Ausbildung differenzierter und umfangreicher, auf besonders spezifische Lagen gerichtet. Allerdings sind in den Bundesländern sind Aufgabenbereiche der MEK und SEK unterschiedlich, die Grenzen fließend. In Bayern gibt's das USK, dass eine Mischung aus BFE und MEK zu sein scheint - keine Ahnung. Hamburg hat kein SEK, sondern zwei MEK, die alles übernehmen, inkl. der Personensicherung. Wie bei den MEK sind nei den SEK ebenfalls Zugriffe im Umfeld der organisierten Kriminalität üblich, gleichfalls mit gewisser Nähe ziviler Einsatzkräfte an den Zielpersonen vor und unmittelbar beim Zugriff. Demgemäß besteht ein berechtigtes Interesse an Vermummung.

Soll heißen: Auf Demos gehen SEKs mutmaßlich so vor wie die MEKs. Ich wüsste nicht, ob man SEK und MEK jenseits der Länderzuordnung äußerlich auf den Demos unterscheiden kann. Ich bin der Überzeugung, dass auch SEK aus den schon oben genannten Gründen NICHTS auf Demonstrationen zu suchen haben Im übrigen gilt das zu den MEKs gesagte. Demonstranten sollten nicht solchen gewaltaffinen und -gewohnten Einsatzkräften ausgesetzt sein. Dass die besondere auch psychologische Schulung und erhebliche Zugriffsdisziplin, die bei anderen gefährlichen Einsatz notwendig ist, zugleich schützend wirkt (=die Jungs und Mädels behalten in allen Lagen die Nerven), halte ich für eine unzutreffende Behauptung. Eigene Beobachtungen von Maßnahmen vermummter Einheiten auf Demonstrationen zeichnen ein völlig anderes Bild!

Ein Fotoserie von randbild

Abgedrückt 27.02.2009 - 20:26

Kennzeichnung von MEK-BeamtInnen

Anonym 28.02.2009 - 01:48
Auch MEK-BeamtInnen könnten problemlos gekennzeichnet werden, ohne dabei eine Enttarnung zu riskieren. Das Stichwort heißt: Pseudonymisierung. Durch die Verwendung von eindeutigen Decknamen oder Buchstaben-/Zahlenkombinationen wäre so im Falle einer Anzeige eine Identifizierung möglich. Diese Form der Kennzeichnung ist ohnehin zu bevorzugen - auch Polizisten haben ein recht auf Datenschutz.

Eine solche Kennzeichnungspflicht (für ALLE Polizisten) könnte im Versammlungsgesetz festgeschrieben werden.

MEHR FACHSIMPELEI

ICH 02.03.2009 - 14:32
Woher ICH so genau weiß, dass es eine BFE von der BP war? ICH hat sich die Freaks dort aus nächster Nähe angesehen (sie sind sogar auf Tuchfühlung mit ICH gegangen). Guck Dir das Bild noch mal genau an, zoome auf das Wappen, es ist ein goldfarbener Bundesadler.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 12 Kommentare an

Scherer verteidigt Polizeieinsatz — http://www.ad-hoc-news.de

Rattan statt Bambus? — Hans Meyer z. P.

WaffG Infos falsch — XVX Danny

rattan... — retttr

FACHSIMPELEI — ICH

... — ...

Nur mal so... — soso...

rattan — muszausgefülltwerden

DD — Hellpunk