Desinformation wegen BMW ABS MOTORRAD Unfall

Der Informant 22.02.2008 15:41 Themen: Medien Print Weltweit
Mutmaßlich gezielt einseitige (Des)Information von langjährigen Informanten der internationalen Medien im Zusammenhang mit schweren Unfällen mit BMW ABS Motorrädern aufgrund möglicher oder tatsächlicher technischer Defekte an Bremsanlagen mit der Ausstattung Integral-ABS. Mit dem etwaigen Ziel, eine absichtlich voreilige (Vor-)Verurteilung Geschädigter durch Gatekeeper hierarchisch organisierter Medien und deren Rezipienten zu erwirken.
Über den eigentlichen, konkreten Sachverhalt wurde bei Indymedia bereits zweimal berichtet. Nämlich am 21.01.2008 („Schwerverletzter mit BMW Motorrad Nähe Fulda“) und am 30.01.2008 („Defekt an BMW ABS Motorrad: Fälschung?“). Laut dem Pressebericht des Leiters der Polizeistation Hünfeld mit der Amtsbezeichnung Erster Polizeihauptkommissar vom 15.01.2008, ereignete sich am 13.01.2008 um 14.05 Uhr ein Verkehrsunfall. Demnach habe ein 44-jähriger Motorradfahrer die Landesstraße L 3171 von Hünfeld kommend in Richtung Rossbach befahren. Im Wortlaut ist im Polizeibericht aufgeführt:

„Auf Grund eines technischen Defektes an der Bremsanlage blockierte das Vorderrad und der Kradfahrer stürzte zu Boden. Er wurde mit schweren Verletzungen in das Krankenhaus Hünfeld eingeliefert.“

Dieser Pressebericht wurde von der news aktuell GmbH, einer Tochterfirma der dpa, nicht über das Portal http://www.polizeipresse.de veröffentlicht. Er ist aber über die Pressestelle des Polizeipräsidiums Osthessen auf Anfrage Interessenten übermittelt worden (PDF 22 KB).

Mit Datum vom 01.02.2008 bestätigte auch das Kraftfahrtbundesamt (KBA) in Flensburg, im Rahmen seiner Zuständigkeit als deutsche Verkehrssicherheitsbehörde nach dem Geräte- und Produktsicherheitsgesetz (GPSG, PDF 220 KB) tätig geworden zu sein (AZ: 414-771/2073/08). Gegenstand der behördlichen Ermittlungen ist das mögliche Blockieren der Vorderradbremse bei BMW Motorrädern vom Typ BMW R 1200 GS - ohne Fahrereinfluss.

Zur Kenntnis der Öffentlichkeit gelangte ferner, dass auch die Staatsanwaltschaft Fulda Ermittlungen eingeleitet hat. Aber weder das Aktenzeichen, noch die Ermittlungsgründe sind derzeit benannt geworden. Angeblich wurden diese vor dem Hintergrund, dass der Justiz deutschlandweit mehrere Fälle blockierender Bremsen bei BMW Motorrädern mit Personenschaden bekannt sind, eingeleitet. Und damit kann nur die Staatsanwaltschaft München I gemeint sein, die unmittelbar nach der Einstellung eines Verfahrens gegen drei konkrete BMW Manager und zwei Manager eines Zulieferbetriebes wegen Betruges und gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr gegen Ende Januar 2006 ein neues Verfahren gegen Unbekannt einleitete – wegen fahrlässiger Körperverletzung (AZ: 490 UJs 7027755/06). Warum dieses aufwändige Verfahren eingeleitet wurde, ist seit dem 02.02.2006 bekannt, doch wollte bislang ganz offensichtlich niemand darüber berichten:

„Die durchgeführten Ermittlungen erhärteten den Verdacht,
daß Verantwortliche der Fa. BMW AG bereits in den Jahren
2003 und 2004 Kenntnis davon hatten, daß es beim I-ABS
III-System bei mehreren Gefahrbremsungen in dichter
Abfolge zum Ausfall des ABS-Systems, insbesondere des
Bremskraftverstärkers kommen kann. Eine detaillierte
Unterrichtung der Kunden insgesamt erfolgte erst durch
die Änderung der Hinweise in der Bedienungsanleitung
nach Beginn der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen im
Sommer 2005. Ob und inwieweit Unfalle mit Körperverlet-
zungen der verunglückten Fahrer auf den vorbeschriebenen
Ausfall des ABS-Systems zurückzuführen sind und bei entsprechend
früherer Unterrichtung hatten verhindert werden
können bedarf weiterer, umfangreicher Ermittlungen.
Ob und gegen welche Mitarbeiter der Fa. BMW AG und der
Fa. FTE Automotive GmbH & Co KG der Vorwurf der fahrlässigen
Körperverletzung zu erheben ist, bedarf ebenso
weiterer umfangreicher Ermittlungen. Insoweit wurde
unter dem Az. 490 UJs 702755/06 ein Ermittlungsverfahren
wegen fahrlässiger Körperverletzung eingeleitet.“

Nicht neu für Beobachter der Szene ist auch die Tatsache, dass Ende 2006 die Löschung einer umfassenden Darstellung des Bremssystems Integral-ABS bei der so genannten Online-Enzyklopädie Wikipedia auf aggressives Betreiben von Lektoren (bei Wikipedia als Administratoren bezeichnet) mit Wohnsitz München bewerkstelligt wurde (PDF 230 KB)! Um nun trotzdem bisher unkundigen Motorradfahrern die Möglichkeit zu geben, ein wenig über das System zu erfahren, bevor sie z.B. eine so ausgestattete BMW (gebraucht) kaufen, ist Motor-Kritik eingeschritten, und hat den Artikel mit einem Vorwort veröffentlicht: „Grundsätzliche Informationen über eine problembehaftete Innovation: das BMW-Motorrad-ABS in seiner ersten Umsetzung“.

In Kürze handelt es sich um eine Motorrad-Bremsanlage mit dem weltweit einzigartigen konstruktiven Merkmal eines elektrischen Bremskraftverstärkers. Diese Bremse ist spätestens seit Sommer 2005 Gegenstand starker medialer Kritik aufgrund ihrer Defektanfälligkeit, in deren Folge es auch zu Unfällen kam [TAGESSCHAU]. Über dieses System sagte der zuständige und leitende Qualitätsingenieur bei BMW schon am 13. September 2004 aus, es sei in seinen Rückfallebenen und Auswirkungen unzureichend konzipiert! Den einzigen Ausweg sähe er in einer Neuentwicklung, einem Nachfolgesystem [SZ, DER SPIEGEL, PDF 150 KB].

Was sich allerdings am 22. Februar 2008 abspielte, das darf schon als strategischer Versuch gewertet werden, eine gezielt einseitige Desinformation von langjährigen Informanten der internationalen Medien (TV, Tagespresse, Online-Zeitungen und Motorrad-Magazinen) zu betreiben. Und zwar im konkreten Zusammenhang mit dem vorliegenden schweren Unfall vom 13.01.2008 Nähe Fulda:

Der Chefredakteur einer bekannten Motorradzeitschrift teilte dem Informanten in den frühen Morgenstunden mit, ihre Recherchen hätten ergeben, dass offensichtlich im betreffenden Fall ein Handprotektor der Auslöser des Unfalls gewesen wäre. Und das, nachdem er dreieinhalb Jahre auf keinerlei Information oder Kontaktaufnahme seitens des Informanten reagierte. Es scheint der strategische Wunsch zu bestehen, dass der Informant nun das sensationelle „Rechercheergebnis“ an die „üblichen Verdächtigen“ weitergibt. Mit dem offensichtlichen Ziel, eine voreilige „Verurteilung“ des Geschädigten durch mediale Gatekeeper und deren Rezipienten zu erwirken. Ganz im Sinne des Herstellers. Dieser spezifische Sinn erschließt sich jedoch nur, wenn man im Detail Kenntnis über die Typenzulassung und über die Einstellungsgründe vorangehender KBA-Untersuchungen in Sachen Integral-ABS hat. Stichwort: Warnlampe. Aber das würde nun zu weit führen. Die inhärente Logik des „Rechercheergebnis“ besagt jedenfalls in Kürze, dass dem Geschädigten ganz klar vorgeworfen wird, eine Warnlampe übersehen oder ignoriert zu haben. Ganz einfach formuliert: „Selbst schuld!“

Aber es wirkt wirlklich unschuldig, und aufrichtig, wenn man lediglich mitteilt, dass offensichtlich im betreffenden Fall ein Handprotektor der Auslöser des Unfalls gewesen wäre.

Wissenswert im Kontext journalistischer Professionalität erscheint auch der Hinweis, dass wegen Veröffentlichungen bei den Verlags-Titeln „MOTORRAD“ und „PS - Das Sport-Motorrad Magazin“ die Motor Presse Ende 2006 und Anfang 2007 mehrmals in den Fokus des Deutschen Presserats geraten ist. Der MOTORRAD-Artikel „Ermittlungen gegen BMW - Komplexe Systeme“ wurde wegen Verstoß gegen Ziffer 2 des Pressekodex am 13.09.2006 mit einem Hinweis beanstandet (BK1 -79/06), der MOTORRAD-Artikel „BMW-ABS-Rückruf - Blend-Wirkung“ wegen Verstoß Gegen Ziffer 1 des Pressekodex am 12.09.2006 (BK2-95/06), ebenfalls mit einem Hinweis. Eine öffentliche Rüge mit Abdruckverpflichtung erteilte der Deutsche Presserat am 15.03.2007 wegen Verstoß gegen Ziffer 2 des Pressekodex der Zeitschrift PS - Das Sport-Motorrad Magazin. Immerhin die ersten beiden Monierungen der Ethik-Wächter stehen in direktem Zusammenhang mit Veröffentlichungen über das fragliche Bremssystem.

Nicht zu vergessen ist die strategische Kommunikationskampagne „Besser Bremsen“. Hauptsponsor war der BMW Bremsenzulieferer FTE automotive. Zu den drei dort genannten Chefredakteuren, die mitgemacht haben, gehörte auch der, der MOTORRAD zu verantworten hat. Wie da zu lesen ist, hatte „Europas größte Motorradzeitung ‚Motorrad’ sogar die eigenen Testkriterien überarbeitet und vergibt für ABS Sonderpunkte“. Das ist toll. Toll ist auch, wenn jemand „gegen eine öffentliche Diskussion über die Bremssicherheit von ABS“ Motorrädern ist. Wie – das war noch nicht bekannt? Dass kritische Berichterstattung von Journalisten in verantwortlicher Position (!) nicht gewünscht wird?

Doch selbst wenn die Informationen, die wohl zu diesem aktuellen „Rechercheergebnis“ mit dem Handprotektor führten, belastbar wären, also beispielsweise nicht nur Behauptungen aufgrund von Wunschvorstellungen der Produktverantwortlichen des Herstellers in Deutschland wären, dann müsste doch auch dem Chefredakteur bekannt sein, dass es nicht zum ersten Mal durch einen Handprotektor bei einem mit ABS ausgestatteten BMW-Motorrad zu einem Unfall kam. In der Folge müsste wohl BMW eine Lieferung von ABS-Maschinen mit diesem Zubehörteil einstellen, die Handelsorganisationen anweisen, solche Teile nicht mehr an ABS-Motorrädern zu verbauen und alle bisher belieferten BMW-Kunden entsprechend informieren. Schließlich gibt es ja auch Anweisungen, bestimmte Reifen nicht mehr an bestimmte BMW-Motorräder mit ABS zu montieren.

Letztendlich müsste wohl auch eine entsprechende Mitteilung der Produktverantwortlichen von BMW das KBA (Kraftfahrt-Bundesamt) in Kenntnis setzen. Schließlich geht es doch um Menschenleben! Ob er, als Chefredakteuer einer großen Motorradzeitschrift, diese Aufgabe übernommen hat? Und was die Leser in Zukunft erwartet?










Literatur seit Ende 2004:



The Sunday Times

Nicholas Rufford: CURIOUS CASE OF THE BMW SUPER-BRAKES THAT DIDN’T STOP THE BIKE. In: The Sunday Times. 07.11.2004

ARD

Sven Herold: Sicherheitsrisiko BMW - Wenn Premium-Motorräder von der Straße abkommen. In: M€X. 09.06.2005
Sven Herold: Abgefahren - Sind BMW-Motorräder lebensgefährlich?. In: Plusminus. 05.07.2005
Sven Herold: Überprüfung von Motorrad-Bremssystem (Position 8:44 bis 10:44). In: Tagesschau. 09.07.2005 (18:00, 20:00)

DER SPIEGEL

Christian Wüst: BMW-Motorräder haben Probleme im Bremssystem. In: Der Spiegel 27/2005. (Vorschau SpOn: 02.07.2005)

Süddeutsche Zeitung

Jörg Reichle: Gefahr - Gebremstes Vertrauen. In: Süddeutsche Zeitung. 04.07.2005
dpa: Motorrad-ABS. Kein Recht auf Rückgabe. In: Süddeutsche Zeitung. 11.07.2005

Frankfurter Allgemeine Zeitung

Gerd Gregor Feth: Die sicherste Bremse der Welt’ soll künftig besser informieren. In: FAZ. 29.07.2005

Berliner Morgenpost

dpa: Staatsanwaltschaft untersucht BMW-Motorräder. In: Berliner Morgenpost. 03.07.2005

Berliner Zeitung

N.N.: Staatsanwalt ermittelt bei BMW. Probleme mit Bremssystem. In: Berliner Zeitung. 06.07.2005

Netzeitung

Frank Mertens: Staatsanwaltschaft ermittelt gegen BMW. In: Netzeitung. 05.07.2005
Frank Mertens: BMW überprüft kostenlos ABS-Motorräder. In: Netzeitung. 08.07.2005
Frank Mertens: BMW-Motorradchef Diess garantiert für die Sicherheit des Bremssystems: In: Netzeitung. 19.07.2005
Frank Mertens: BMW kämpft um Vertrauen der Kunden. In: Netzeitung. 29.07.2005
Frank Mertens: BMW ruft Motorräder in Werkstätten. In: Netzeitung. 05.04.2006

Die Welt

Thomas Delekat: Wie ein Internet-Surfer BMW in Bedrängnis brachte. In: Die Welt. 18.12.2004
Thomas Delekat: BMW, die Hydraulik und die Lawine. In: Die Welt. 09.07.2005
Thomas Delekat: Für den Fall der Fälle. In: Die Welt. 16.07.2005
Thomas Delekat: BMW räumt Probleme bei Motorrad-Bremse ein. In: Welt am Sonntag. 17.07.2005

Spiegel Online

Jürgen Pander: BMW-Motorrad-ABS / Drosseln der Druckspitzen. In: SPIEGEL ONLINE. 07.04.2006

Münchner Merkur

Marion Englert: ABS-Ärger: BMW bietet kostenlosen Brems-Check. In: Münchner Merkur. 29.07.2005

Motor-Kritik

Wilhelm Hahne: Motorräder bauen und Motorradfahrer verstehen ist offenbar zweierlei. In: Motor-Kritik. 10.02.2004
Wilhelm Hahne: Arrogant - überheblich - kundenverachtend. In: Motor-Kritik. 27.05.2004
Wilhelm Hahne: DIE WELT schafft das Problem nicht tatsächlich aus der Welt. In: Motor-Kritik. 20.12.2004
Wilhelm Hahne: Umsetzen der bisherigen Praxis-Erfahrungen in ein einfacher strukturiertes System …. In: Motor-Kritik. 20.01.2005
Wilhelm Hahne u.a.: BMW unter Artenschutz? In: Motor-Kritik, 15.08.2005
Wilhelm Hahne: Vollkommene Perfektion mit BKV? In: Motor-Kritik. 15.08.2005
Wilhelm Hahne: Mit erweiterter Bedienungsanleitung aus der Verantwortung?: In: Motor-Kritik. 12.09.2005
Wilhelm Hahne u.a.: Aus einer Reihe von Nullen macht man leicht eine Kette. In: Motor-Kritik. 18.01.2007
Wilhelm Hahne u.a.: Der Tod nimmt keine Rücksicht auf's Motorrad-ABS. In: Motor-Kritik. 15.11.2007

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Ergänzungen

Inhaltliche Fortsetzung des Artikels

Verkehrssicherheit 25.02.2008 - 19:33
Ob “offensichtlich im betreffenden Fall ein Handprotektor Auslöser des Unfalls war”, ist nicht bewiesen. Dass es aber offensichtlich ein Sicherheitsproblem mit Handprotektoren gibt, das ist leicht überprüfbar:

 http://de.indymedia.org/2008/02/208881.shtml

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