Reaktionen auf Suizid im Abschiebeknast
Ein Überblick der Reaktionen
Am 01. Januar veröffentlichte die Berliner Polizei eine Pressemitteilung mit der Information, das der 28-Jährige in einem Berliner Krankenhaus an den Verletzungen gestorben ist, die er sich bei einem Suizidversuch am vergangenen Sonntag zugefügt hatte.
Wie berichtet, hatte der Tunesier versucht, sich im Abschiebungsgewahrsam Köpenick zu erhängen. Die Kriminalpolizei hat ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet, schreibt die Polizei.
http://www.berlin.de/polizei/presse-fahndung/archiv/91535/index.html
Zunächst versuchte am 02. Januar die Antirassistische Initiative mit einer Presseerklärung den ersten Suizid in der Berliner Abschiebehaft in die Öffentlichkeit zu tragen. Seit 15 Jahren dokumentiert die Antirassistische Initiative e.V. unter anderem Suizide, Selbstverletzungen und Suizidversuche von Flüchtlingen. In Berlin kam es zu mindestens 186 Suizidversuchen und Selbstverletzungen in Abschiebehaft in deren Folge sich die Betroffenen z.T. schwerste Verletzungen zugefügt haben. Bundesweit wurden 50 Todesfälle und knapp 400 Verletzungsfälle in Abschiebehaft dokumentiert.
http://www.fluechtlingsinfo-berlin.de/fr/pdf/ari_suizid_020108.html
Kurz darauf äußerte sich Benedikt Lux, Mitglied der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Abgeordnetenhaus Berlin in einer Presseerklärung: „Dieser Suizid ist ein weiterer Beleg dafür, dass die ärztliche und psychologische Betreuung in Abschiebehaft unzureichend ist. Es wird Zeit, auch im Abschiebegewahrsam eine freie und unabhängige ärztliche Betreuung zu ermöglichen.“ Er erklärte zudem: „Bündnis 90/ Die Grünen werden im Innenausschuss die notwendige umfassende Aufklärung einfordern.“
http://www.gruene-fraktion-berlin.de/cms/default/dok/212/212967.tod_des_abschiebehaeftlings_wirft_fragen.htm
Zeitgleich meldete sich der Flüchtlingsrat Berlin mit einer Pressemitteilung zu Wort. Er fordert eine umfassende Aufklärung des Vorfalles. „Dazu gehört auch die Prüfung der Gründe und der genauen Umstände der Inhaftierung. Es sollte auch geklärt werden, ob eine Überprüfung der Haftfähigkeit durch den Polizeiärztlichen Dienst (PÄD) vorgenommen wurde.“ Der Flüchtlingsrat lehnt die Abschiebehaft als reine Verwaltungshaft aus grundsätzlichen Erwägungen ab. Diese stellt eine unverhältnismäßige Einschränkung der Grundrechte der betroffenen Flüchtlinge und Migranten dar.
Angesichts der geltenden Rechtslage setzt sich der Flüchtlingsrat gemeinsam mit dem Jesuiten-Flüchtlingsdienst, Kirchen und Wohlfahrtsverbänden für eine größtmögliche Haftvermeidung und eine Verbesserung der Haftbedingungen ein.
http://www.fluechtlingsrat-berlin.de/print_neue_meldungen.php?sid=387
Noch am selben Abend begann das Antifaschistische Bündnis Süd-Ost (Berlin) zu einer Protestdemonstration am kommenden Samstag zu mobilisieren. Laut der Gruppe soll die Demo am S-Bahnhof Köpenick beginnen und durch die Altstadt zum Abschiebegewahrsam in der Grünauer Straße führen. Unter dem Motto „Gegen den staatlichen Rassismus! Weg mit dem Abschiebeknast Grünau!“ wollen die Veranstalter den Tod des Abschiebehäftlings öffentlich thematisieren und ihre Solidarität mit den Inhaftierten bekunden. Beginn der Demo ist am 05. Januar um 14 Uhr am S-Bahnhof Köpenick
http://www.abso.xail.net/index.php?option=com_content&task=view&id=32&Itemid=25
Auf Indymedia erschien ein Hintergrundartikel zum Vorfall. Dort heißt es u.A. „in Abschiebehaft sitzen keineswegs Kriminelle, das einzigste Vergehen der Inhaftierten besteht lediglich darin, keine Aufenthaltserlaubnis zu besitzen.“ Weiter schreibt die AutorIn „Diese Aktionen zeigen wie hilflos und verzweifelt die Betroffenen in dieser Situation sind und wie wenig Möglichkeiten ihnen bleiben, um gegen ihre Inhaftierung zu protestieren. Zudem macht es deutlich wie menschenverachtend das Abschiebesystem der Bundesrepublik Deutschland funktioniert, das Inhaftierte mit Angst und Verzweiflung sogar bis in den Tod treibt.“
http://de.indymedia.org/2008/01/204081.shtml
Am 03. Januer erklärte auch der Bundesvorstand der Linksjugend ['solid]: „Dass ein junger Mensch zu diesem letzten Mittel greift, beweist einmal mehr, in welchen unhaltbaren Zuständen sich das Asylrecht in Deutschland befindet. Eine ungewisse Zukunft, Angst vor Abschiebung, der Freiheitsentzug und viele andere Faktoren setzen die Menschen massiv unter Druck. Kein Mensch verdient es, so behandelt zu werden!“
http://www.solid-web.de/modules.php?op=modload&name=News&file=article&sid=1382&mode=thread&order=0
Die Berliner Zeitung schreibt in ihrer Donnerstagsausgabe u.a. „Der Suizid eines 28-jährigen Tunesiers im Abschiebegewahrsam Köpenick zieht massive Proteste nach sich. So mobilisieren seit gestern linke Gruppen für Sonnabendnachmittag zu einer Demonstration. Die Demonstration soll vom S-Bahnhof Köpenick zum Abschiebegewahrsam in der Grünauer Straße führen. Der Berliner Flüchtlingsrat und die Grünen im Abgeordnetenhaus forderten umfassende Aufklärung über den Suizid.“
http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/print/berlin/714230.html
Auch beim Regionalfernsehen Rundfunk Berlin-Brandenburg wurde der Vorfall am 3. Januar erwähnt. „Nach dem Selbstmord eines Tunesiers im Abschiebegefängnis Köpenick haben mehrere Antifa-Gruppen zu einer Demonstration aufgerufen.“ heißt es in der Abendschau.
http://www.rbb-online.de/meta/abendschau/2008-01-03.smi?start=18:43,2&end=20:35,0
Am Freitag berichtet die Tageszeitung Junge Welt von der Mobilisierung zur Protestdemonstration und dem Suizid des Abschiebehäftlings. „Es war der erste Suizid im Köpenicker Abschiebeknast, aber nicht der erste Versuch. Dort inhaftierte Flüchtlinge verübten in den letzten Jahren wiederholt Selbstverletzungen und Selbstmordversuche – aus Verzweiflung und Panik vor der drohenden Deportation, aus Protest gegen menschenunwürdige Zustände in der Haft oder mangelnde ärztliche Versorgung.“ schreibt die Autorin.
http://www.jungewelt.de/2008/01-04/048.php
Auch in der Tageszeitung taz erschien am Freitag ein Artikel zum Tod in Abschiebegewahrsam Köpenick. „Für mehrere antirassistische Initiativen in Berlin macht der Todesfall "auf erschreckende Weise klar, unter welcher psychischer Belastung die Inhaftierten stehen, die keiner Straftat beschuldigt werden, sondern lediglich eine Aufenthaltsgenehmigung fehlte". Sie wollen am Samstag gegen diese "skandalösen Zustände" vor dem Abschiebegefängnis demonstrieren.“
http://www.taz.de/nc/1/archiv/print-archiv/printressorts/digi-artikel/?ressort=in&dig=2008%2F01%2F04%2Fa0060&src=GI&cHash=1bf9410e95
Unter dem Titel „Schock über Tod in Abschiebehaft“ schreibt die Zeitung Neues Deutschland „Der Selbstmord eines 28-jährigen Tunesiers, der kurz vor Weihnachten als Häftling in den Abschiebeknast Berlin-Köpenick eingewiesen wurde, sorgt in Berlin für Entsetzen. Am morgigen Sonnabend planen antirassistische Gruppen eine Gedenkdemonstration zu dem abgelegenen Gefängnis im Berliner Südosten.“
http://www.neues-deutschland.de/artikel/121850.html
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
Ergänzungen
staatlicher Rassismus + die tödlichen Folgen
http://de.indymedia.org/2008/01/204075.shtml
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
Selbstmord
Die Zahl ernsthafter Suizidversuche liegt bei ca. 100.000 bis 150.000 (auch hier sind genaue Erkenntnisse aufgrund der hohen Dunkelziffern schwierig), also um den Faktor 10 bis 15 über der der ausgeführten Suizide. Mit anderen Worten: Etwa jeder zehnte Suizidversuch geht tödlich aus. Die Zahl der Suizidversuche ist bei Frauen etwas höher als bei Männern (131 gegenüber 108 Versuche je 100.000 Einwohner [1]).
Die Zahl erfolgreicher Suizidversuche ist jedoch bei Männern deutlich höher als bei Frauen mit weiter steigender Tendenz: Drei Viertel aller erfolgreichen Suizide werden von Männern begangen. Von den 10.733 Suiziden im Jahr 2004 in Deutschland wurden 7939 (74 %) von Männern und 2794 von Frauen begangen. Die Suizidrate von Ärzten ist bis zu 3,4-mal höher als die anderer Bürger, bei Ärztinnen ist die Rate sogar um bis zu 5,7-mal erhöht [2].
Im Jahr 1982 lag die Suizidhäufigkeit in der Bundesrepublik bei 30 je 100.000 Einwohner, in der DDR bei 44[3]. Forscher führen dies jedoch weniger auf die Gesellschaftsordnung, sondern eher darauf zurück, dass das Territorium der DDR hauptsächlich Gebiete wie Sachsen und Mecklenburg umfasste, die schon im Deutschen Reich erhöhte Suizidraten aufwiesen[4]. In der Folgezeit ging diese Häufigkeit jedoch zurück und liegt heute für Männer bei 20 und für Frauen bei 7[5]. Die Zahl der Suizidversuche stieg in den letzten Jahren jedoch an.
Als Gründe für den Rückgang werden verbesserte fachärztliche Versorgung und Enttabuisierung psychischer Erkrankungen genannt.
Die Selbsttötungen häufen sich im höheren Alter: von weniger als fünf pro 100.000 in der Gruppe der unter 20-jährigen bis auf fast 50 pro 100.000 bei den über 70-jährigen.[6].
Von den 11.150 Suiziden in der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2004 wurden folgende Todesarten erfasst:
Erhängen/Ersticken 5538 (50 %)
Sturz in die Tiefe 1100 (20 %)
Vergiftung durch Medikamente 940 (12%)
Erschießen 572 (8 %)
Sich vor den Zug oder vor Autos werfen 556 (5 %)
Abgase ins Auto leiten 216 (5 %)
Quelle: Statistisches Bundesamt
@long
kauf dirn quellekatalog.
zeitung lesen , indymedia lesen , es ist doch schon lang kein geheimniss mehr das es länder gibt in denen menschen zu tode gefoltert werden.
wenn sie hier nach d-land kommen und wieder abgeschoben werden sollen werden die meisten in ihrer heimat gefolltert und getötet aber schau du dir ruhig weiter irgendwelche statistiken und quellen an.
wahrscheinlich bist du auch der meinung das die flüchtlinge die in pg sterben alle suizit begehen und das ohne polizeiliches zutun.
ich hab z.B. einen freund der aus sierra leone kommt , seine ganze familie ist erschoßen worden und er sollte dorthin abgeschoben werden.
er weis was ihm passiert sobald er heimatlichen boden betritt.
(er kämmpft immer noch um bleiberecht)
naja wie gesagt glaub du ruhig an deine quellen und statistiken
jeder Selbstmord geschieht nicht einfach so!
Die Reise hierher(häufig durch Schlepper für die tausende bezahlt werden müssen wofür mal eben das Habe der restlichen Familie mit verkauft wird wenn es sein muss)geschieht auf teilweise lebensgefährlichen Transportwegen.Auch das geht man nicht einfach so ein.
Und wenn sie dann hier ankommen,dürfen sie mit viel Glück bleiben( wenn es denn gerade Offiziell anerkannte Probleme in dem Land gibt^^)
Aber da sie nun ja zum start kein oder nur noch wenig Geld haben,geht der ganze Deutsche Papierkram los.. und wenn sie das alles einigermaßen überstanden haben,trotz Traumatas und all den anderen Problemen die damit in Verbindung stehen,nunja dann wohnen sie hier in irgendeiner Platte und sind nicht mehr als "nur ein Ausländer"!
Und jetzt denkt verdammt noch mal nach bevor ihr so eine scheiße schreibt,was es bedeutet abgeschoben zu werden,nachdem man es nach Jahren vielleicht endlich geschafft hat sich hier etwas aufzubauen,wenn nicht sogar hier geboren wurde.^^
Und sollte nicht jeder das Recht haben,in dem Land zu leben,in dem er leben möchte?
Schablone
Sollte nicht jeder das Recht haben, in dem Haus zu wohnen, in dem er leben möchte?
Handy-Störsender für Gefängnisse
Autor: Welchering, Peter
Programm: Deutschlandfunk
Sendung: Forschung Aktuell
Länge: 03:39 Minuten
http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2008/01/04/dlf_20080104_1635_f48a5397.mp3
Text zum Beitrag: Knast ohne Funkverbindung
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/719446/
Erneute Suizidversuche
Suizidversuch in Polizeigewahrsam
Mitte
# 0035
Ein 24-Jähriger hat heute früh versucht, sich in einer Zelle des Polizeigewahrsams in der Perleberger Straße in Tiergarten das Leben zu nehmen.
Der wegen eines Rauschgiftdeliktes festgenommene Mann wollte sich gegen 7 Uhr an der Zellentür erhängen. Ein Polizeiangestellter konnte dies verhindern. Die anwesende Ärztin untersuchte den 24-Jährigen anschließend, stellte jedoch keine Gesundheitseinschränkung fest. Eine Krankenhausbehandlung war nicht erforderlich.
Eingabe: 04.01.2008 - 16:30 Uhr
Erneuter Suizidversuch
Tempelhof-Schöneberg
# 0039 Erneuter Suizidversuch
(Bezug PM # 0035 vom 04.01.2008)
Erneut hat ein 24-Jähriger versucht, sich in einem Polizeigewahrsam das Leben zu nehmen. Wie berichtet, wollte sich der Mann bereits heute Morgen in einer Zelle der Polizeidirektion 3 in der Perleberger Straße umbringen.
Nachdem ihn Beamte des Landeskriminalamtes wegen eines Drogendeliktes vernommen hatten, unternahm er gegen 11 Uhr 30 im Polizeigewahrsam am Tempelhofer Damm einen weiteren Versuch, sich zu erhängen. Ein Polizeiangestellter konnte ihn daran hindern. Anschließend stieß der Mann absichtlich mit dem Kopf gegen die Zellenwand und verletzte sich dabei. Die Beamten versuchten, den Mann zu beruhigen.
Ein Polizeiarzt untersuchte ihn, die Feuerwehr brachte den 24-Jährigen anschließend zur psychiatrischen Behandlung in ein Krankenhaus.
@uuups