Spanien, Italien: Gefangenenkämpfe

diverse 01.12.2007 19:42 Themen: Repression Weltweit
Kampagne gegen Lebenslänglich in Italien: Koordination; Aufruf zu internationalen Aktionen - Aufstand im Gefängnis von Picassent (Valencia): Politik und Medien unterschlagen Forderungen der Gefängenen in der Isolation...
GEFANGENER IN PUERTO III (SPANIEN) BEGINNT SOLIDARITÄTSFASTEN GEGEN DIE LEBENSLÄNGLICHE HAFTSTRAFE IN ITALIEN
Giza Eskubideak, GGEBE-ADDSI; 29.11.2007
Der in Puerto III ( siehe hierzu:  http://de.indymedia.org/2007/11/198416.shtml) inhaftierte Anarchist Rafa Mártinez Zea wird aus Solidarität mit dem Hungerstreik der italienischen Gefangenen ein dreitägiges Fasten abhalten. Damit will Rafael Mártinez Zea ?Jon Bala? (die Fragezeichen stehen so im Orginal) sich am 01., 02. und 03. Dezember, der von den italienischen Gefangenen organisierten Kampagne gegen lebenslänglich anschliessen.
Rafa fordert ausserdem:
 Die Abschaffung des FIES-Systems und aller Spezialhaftregime
 Das (gesetzlich anerkannte, aber nicht erfüllte) Recht der männlichen und weiblichen Gefangenen, ihre Strafe in der Nähe ihres Herkunfst,- oder Wohnortes abzuleisten
Rafa hat dem JVP nº4 in Cádiz das Stattfinden des Protestfastens sowie die Motive dafür, offiziell mitgeteilt.

Ausserdem informierte darüber, dass sehr viele Gefangene Beschwerden beim JVP gegen die Anordnung (60/07) zur Abzählung des Direktors von Puerto III eingereicht haben. Wie die Gefangenen des Isolationstrakts (nº15) von Puerto III bereits schilderten, müssen die Häftlinge während der Zählungen, das Licht anlassen und mit vorgestreckten Händen stehenbleiben (die Strafvollzugsordnung verlangt indessen nur, dass die Gefangenen sichtbar zu sein haben) (Anmrkg. Die beschriebene Methode ist ein Bestandteil der ursprünlichen FIES in Reinform, siehe:
FIES - das spanische Foltersystem:
 http://de.indymedia.org/2004/09/92520.shtml
 http://de.indymedia.org/2004/09/92518.shtml

SOLIDARITÄT MIT DER ITALIENISCHEN KAMPAGNE GEGEN LEBENSLÄNGLICH

Ab ersten Dezember werden mehr als 600 Gefangene in Italien gegen die lebenslange Haftstrafe (ergastolo in Italienisch) in Hungerstreik treten. Der Vorschlag erging erstmals zu Beginn 2007 von Häftlingen des Gefängnisses von Nuoro (Cerdeña) und hat sich inzwischen unter dem Slogan Mai dire mai!? zu einer breiten Bewegung konkretisiert, siehe:  http://de.indymedia.org/2007/11/200771.shtml

Als Zeichen der internationalen Solidarität werden Protestaktionen vor den italienischen Botschaften und Konsulaten vorgeschlagen. Kommuniques und Briefe zur Unterstützung der Kampagne sollen versandt werden, siehe unter: www.informacarcere.it und/oder kollektive Protestfasten abgehalten. Ausserdem gibt es eine Reihe von italienischen Produkten und Marken, die boykottiert werden können und den Verzicht und/oder Aufruf zum Verzicht), nach Italien zu reisen (Tourismusboykott).

Auf Wunsch der Inhaftierten wird die Kampagne koordiniert von der Associazione Pantagruel in Florenz:
 http://www.informacarcere.it/pantagruel.php
(Quelle:  http://euskalherria.indymedia.org/eu/2007/11/43747.shtml )

ZUR GEISELNAHME IM GEFÄNGNIS VON PICASSENT (VALENCIA)

Anfangs dieser Woche hatten sich im Gefängnis von Picassent 4 Gefangene erhoben und 3 Wärter, die inzwischen unverletzt wieder freigelassen worden sind, in ihre Gewalt gebracht, um ihren Forderungen Gehör zu verschaffen. Den Medien wird vorgeworfen, die tatsächlichen Forderungen zu unterschlagen.

Gefangenenaufstände dieser Form sind im spanischen Staat schon so etwas wie eine - wenn auch traurige und beklagenswerte - Tradition. Schon in den 80ziger und 90ziger Jahren kam es immer wieder zu solch verzweifelten Kampfaktionen gegen unmenschliche Haftbedingungen, Misshandlungen und Isolationstrakte. Auch die Gefangenen in Italien signalisieren, dass sich trotz jahrelangem Blabla von Resozialisierungsprogrammen und "intelligentem Strafvollzug" nichts am inhumanen und totalitären Charakter des Gefängniswesens im Europa-2007 geändert hat...

DIE FORDERUNGEN DER AUFSTÄNDISCHEN VON PICASSENT WERDEN VON DER POLITIK UNTERSCHLAGEN
La Haine - Barcelona; 29.Nov.2007
(www.klinamen.org)
Laut der offiziellen Darstellung "hatten die Gefangenen Medikamente und Telefonate mit ihren Familien" gefordert. Die tatsächliche Forderung der Aufständischen, war eine funktionierende, medizinische Behandlung gewesen, da die Gefangenen medikamentenabhängig gemacht werden. Die Dosierungen werden je nach Verhalten verabreicht, "wie bei Tieren". Was die Telefongespräche anbelangt, so werden diese zwei von drei Häftlingen vorenthalten; dabei wird mit deren Gefühlen und familiären Verbundenheit ein Spiel getrieben, um sie gefügig zu machen und ihrer Würde zu berauben.

Momentan befinden sich die Aufständischen in Hochsicherheitstrakten und werden mit starken Medikamenten ruhig gestellt und unter Kontrolle gehalten. Damit dreht sich der übliche Teufelskreis: Aufffallendes Verhalten/Rebellion - Hochsicherheit - Kontrolle und 24 Stunden Einschluss - mentale/demütigende/gewaltsame Repression - notwendig werdende Behandlung - Medikamente.

Bislang sind die Informationen konfus und die Massenmedien lügen in schurkenhafter Weise. Es ist natürlich klar, dass die Gefangenen die Wärter nach der einen Nacht nicht freiliessen, weil sie hübsche Gesichter haben. Die Freilassung von Geiseln hat immer einen vitalen und emotionellen Aspekt, denn der Gefangene ist sich der Konsequenzen bewusst.

Die Lügen: "Es gab keinerlei Zenssion, weil es auch keine spezifische und konkrete Rechtsforderung gegeben hat", so Galizo (Anmrkg.: die Generaldirektorin des spanischen Strafvollzugswesens, die 2006 eine Neuauflegung der Isolationshaft F.I.E.S. ratifizierte, siehe:  http://de.indymedia.org/2006/06/150044.shtml ). Weiter betonte Galizo, dass es sich um "eine isolierte Aktion von nur 4 Häftlingen gehandelt habe, die von den restlichen 28 Insassen des Trakts nicht mitgetragen worden sei".

Widersprüche: Zunächst wird behauptet, es seien keine Forderungen gestellt worden und dann ist die Rede von "einem langen Verhandlungsprozess und vom Geheimdienst". Dazu erklären die Medien: "Die drei Beamten sind gestern abend von vier Gefangenen, aus noch nicht bestätigten Gründen, in deren Gewalt gebracht worden. Es heisst, die Häftlinge hätten Telefonate und Schlaftabletten gefordert". Gab es nun Gründe oder keine? Deshalb ergeht der Vorwurf an die Medien, die Realität inhaftierter Personen, die genug damit gestraft sind, dieses Regime hinter Gittern zu ertragen und deren Menschenwürde mit Füssen getreten wird, ins Lächerliche zu verdrehen, indem sie sie als Hypertgefährliche darstellen, die wegen ein paar Tabletten und einem Telefonat, vier Wärter als Geiseln genommen haben. Die Forderung der Gefangenen war eine Verbesserung ihrer Lebens,-bzw. Haftbedingungen.

Die Generaldirektorin des Strafvollzugswesens gab bekannt, den Gefangenen gehe es gut und sie seien lediglich in andere Gefängnisse verlegt worden. Gut, das ist genug der Worte. Nachrichten vom Dienstag, 27.11.,13:00.

BERICHT IN DER TAGESZEITUNG EL MUNDO

Der Vorfall ereignete sich im Isolationstrakt des Gefängnisses von Picassent.
PICASSENT (VALENCIA).- Wie Quellen der Haftinstitutionen bestätigten, haben sich drei oder vier Insassen des Isolationstrakts der Haftanstalt Picassent, in dem sich konfliktreiche Gefangene befinden, erhoben und halten drei Beamte in ihrer Gewalt.

Die Aktion begann zwischen 18.00 und 18.30 im Trakt für konfliktreiche Gefangene der Einrichtung und unter Umständen, die laut Vertretern der Regierung von Valencia noch nicht präzisiert worden sind. Der Trakt in dem die Geiselnahme stattgefunden hat, befindet sich unweit der Gefängnispforte und am Eingang sind Protestrufe und Schläge gegen die Gitter vernehmbar.

Der valencianische Regierungsubdelegierte, Luis Felipe Martínez, hat das Gefängnis aufgesucht und versichert, dass es sich "nicht um einen Aufstand handelt", sondern um "eine sehr kontrollierte und lokalisierte Situation". Weiter sagte er, dass es sich um drei oder vier aufwieglerische Gefangene handelt und dass es keine Verletzten gibt. Er sandte ausserdem den Familien eine Botschaft zu deren Beruhigung, die jedoch keine weiteren Angaben über den Zwischenfall enthielt.

Verschiedene Spezialtrupps der Nationalpolizei und der Guardia Civil sind in das Gefängnis abberufen worden, die mit den Aufrührern verhandeln, um herauszufinden, was deren Forderungen sind. Darunter scheint die nach ihrer Freilassung zu sein. Die Lage wurde von Gefängnisquellen als "beruhigt" bezeichnet. Picassent ist das Gefängnis mit den meisten "pinchos", also Stichwaffen, die die Gefangenen aus Küchengeräten und anderen Werkzeugen herstellen, pro Häftling in ganz Spanien. Anscheinend war ein Gefangener, der in der Woche zuvor einem Mithäftling angedroht hatte, ihn zu töten, in den Aufstand verwickelt.
Nachrichtennotiz aus: www.elmundo.com
Verwendet - = Quelle - von:  http://www.nodo50.org/tortuga/article.php3?id_article=7036
( Anmerkg. El Mundo ist ein Massenmedium )

freie Übersetzungen: tierr@

LINKS:

Foltern in katalanischen Gefängnissen (Spanien)
ADECAF . ERG. Datenabgleich ( FIES de 2006)
 http://de.indymedia.org/2007/11/200784.shtml
Spanische Gefängnisse vor dem Kollaps
 http://de.indymedia.org/2006/10/158207.shtml
GEFANGENE WERDEN ZU PRODUZENTEN DER GITTER FÜR NEUE GEFÄNGNISSE
 http://de.indymedia.org/2006/10/158484.shtml
MISSHANDLUNGEN AN JUNGENDLICHEN
"ZENTREN "FÜR" MINDERJÄHRIGE WERDEN ZU GEFÄNGNISSEN
 http://de.indymedia.org/2006/10/159507.shtml

Eine der ersten Beschreibungen über die Einführungsphase von F-I-E-S. und die Folgejahrzehnte der spanischen Isolationshaft ist das Tagebuch eines F.I.E.S-Gefangenen: "Flieh, Mann, flieh" (Huye, hombre, huye) des Anarchisten Xose Tarrio, der im Januar 2005 im Gefängnis starb. Die deutsche Übersetzung kann kostenlos zum Selbstausdruck ( neuerdings dank des Engagements eines Lesers: DANKE!!! an dieser Stelle) in Pdf-Form bestellt werden über:  tierra@gmx.net (Auszüge gibt es unter www.escapeintorebellion.info, Texte; die sind allerdings nicht besonders gut übersetzt).

Für Spanischsprechende: Neues Buch...
Volando en la cárcel
Experiencia de Antonio Valera, preso FIES durante más de diez años.
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Ergänzungen

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xxx 05.12.2007 - 13:22
auf klinamen.org hat schon wer aus italien gepostet das es schon 700 gefangenen sind die im hungerstreik sich befinden und 9000 unterstützende. was das letzte bedeutet (due 9000) war nicht heraus zu verstehen.

revolutionäre solidarität aus wien

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 3 Kommentare an

DAS NERVT!!! — trierr@

sorry! — jemand von den mods

de nada — tierr@