FIES / Teil 2

Z(11#) 07.09.2004 01:30 Themen: Repression
i Huye hombre , huye !
( Flieh , Mann - flieh ! )
Gekürzte , freie Übersetzung eines Textes von Patxi Zamoro Daran , der 18 Jahre FIES - Häftling war ( publiziert in " Likiniano Elkarota " und vor der Rechtsanwaltschaft Bizcaia ,,01./02.1997 und leider aktuell)
Im Jahr 1991 führte die Administration des spanischen Gefängniswesens das Haftsystem FIES ein welches sowohl brutal als illegal ist . Bereits sieben Jahre später hatte dieses System 6 Inhaftierte das Leben gekostet. 1997 wurde zudem, quasi unter Geheimhaltung ,ein die FIES deckendes , neues Strafvollzugsgesetz in Kraft gesetzt.

Gefängnisse erfüllen zwei klare Funktionen : als Waffe der Einschüchterung mit welcher der Gesellschaft gedroht wird ,bei Verstoß gegen gültig gemachte Normen mit Haft büßen zu müssen. Und Zwotens als Maßnahme der Züchtigung - hiernach funktioniert FIES .... wer wider die im Knast geltenden Regeln verstösst landet im " Knast im Knast " . Aber so gut wie Gefängnisse bislang die totale Einschüchterung nicht erzielen konnten , existieren innerhalb ihrer selbst Regelübertretungen der eigenen Gesetze. Innerhalb der Knäste gibt es Unterwelten. Von der Oberfläche der internen Hierarchie die in Grade aufteilt , stellt die Isolationshaft und insbesondere FIES , sozusagen den Bodensatz dar .

DIE RECHTFERTIGUNG

Im Sommer 1991 gab es in Spanien eine serie von Gefangenenerhebungen um klar zu machen : " Es reicht " ( " i YA BASTA ! ) mit der Unerträglichkeit entwürdigender Haftbedingungen . Die öffentlichen Kommunikationsmedien verschwiegen jedoch nicht nur die ursächlichen Tatsachen und gestellten Forderungen :Haftentlassung für unheilbar Kranke - das Ende der Folterungen - Haftverlegung an die Herkunftsorte ....( Anmrkg.diese Forderungen waren im April 2004 dieselben , siehe Quatre Camins , Teil 1) Die Medien begannen vielmehr eine Kampagne der Verleumdung der Rebellierenden als Gewalttätige und Mörder die Wächter köpften und umbrächten. So wurde das Stimmungsbild einer parteiischen Akzeptanz für die Intervention gegen die Inhaftierten geschaffen .Dies war dann der Moment an welchem die Gefängnisinstitutionen begannen die jahrelang über besonders unliebsame Häftlinge gesammelten Daten gegen diese anzuwenden.

Gesammelt wurden/werden Aufzeichnungen über das gesamte Verhalten und die Beziehungen : wer mit wem Hofgang machen wollte - die Art von Humor die gezeigt wurde - wer sich mit wem zusammentat - Drogenkonsum / Rauchen - Umgang mit dem Wachpersonal - wer der Besuch war - die Korrespondenz ec.pp . Aus diesen Fakten wurden dann die fünf Kathegorien der Behandlung filtriert ( siehe auch Teil 1 )

1 > Rebellierende Gefangene ( Aufstandsbekämpfungsprophylaxe )
2 > DrogenhändlerInnen-und KonsumentInnen ( wobei hier Daten mit FIES 4 verfälschend ausgetauscht
wurden und werden (  http://de.indymedia.org/2004/03/76895.shtml )
3 > Bewaffnete Gruppen / Terrorismus (  http://de.indymedia.org/2004/03/76895.shtml )
4 > Sicherheitskräfte / Gefängnispersonal ( als einzige mit dem Privileg der Immunität , wodurch bspw. Ver -
gehen wie Folterungen oder Mißhandlungen innerhalb der Familie u.ä. geheim bleiben )
5 > Politische Rebellen - Anderstdenkende die ihre Einstellungen realisieren ( Anarchie , Pazifismus usw)

Die Ziele von FIES sind , als Instrument der Neutralisierung zu dienen und der psychologischen Zermürbung aufgrund ihrer politischen Einstellung oder aktiver Kritik am Gefängniswesen unliebsamer Personen.
Für sie gibt es weder Möbel noch ( aus angeblichen Sicherheitsgründen ) Spiegel ( obwohl auch schon das Plastik der " Fenster " genügt um sich die Pulse zu öffnen ) . Es gibt nur die nackten Wände und die Fesselringe unter den Betten. Tags werden die Decken entzogen , es muß Einheitskleidung getragen werden. Es erfolgt die systematische Beschlagnahme der Post ( Bilder ohne Text werden übergeben - quasi zur quälend fragenden " Erinnerung " ) .Es herrscht die völlige Isolation , Hofgang nur in Begleitung von Wachpersonal; niemandem sonst.Es erfolgen permanente Untersuchungen der Zellen unter 100 %igen Sicherheitsvorkehrungen. Ebenso erfolgen andauernde Verlegungen ; entweder aus den Zellen oder in andere Haftanstalten ... alle 1 , 2 ....4,6 Monate ein Knast, - ein Ortswechsel.
Die Argumentation , Gefangene sodurch voreinander schützen zu wollen ist völlig absurd, da sie sich in 24 stündiger Isolation befinden und in der Sterilität elektronisch überwachter und gesicherter Korridore.Bei jedem Verdacht klinken automatische Sicherheitsmechanismen in Funktion und mind. ein Dutzend schwerbewaffneter Beamter tritt auf den Plan ....

Der Effekt von alledem ist die völlige Selbstentfremdung. Allein monate - jahrelang das eigene Gesicht nur als ein Schemen in Plastik ahnen zu können ist wie sich selbst zu halluzinieren
Die Sicherheitsmaßnahmen ketten einem an die völlige Leere der Isolation. Wo im Regelvollzug noch gefeilscht oder bestochen werden kann , sind den FIES - Gefangenen diese Möglichkeiten absolut entzogen.Es sind keine Kontakte möglich - mit niemandem ...

Zu alle diesen psychologischen Qualen kommen kontinuierliche Angriffe der Agression. Die Inhaftierten werden auf einer Ebene behandelt die keiner Normalität mehr entspricht - von angeberischer , animaler Omnipotenz bis zu Mißhandlungen durch Schläge , Hiebe .... mit dem klaren Ziel der Zerstörung der Persönlichkeit. Die körperlichen Mißhandlungen erfolgen systematisch ( Beweise hierfür sind u.a. sich deckende Aussagen Inhaftierter die einander niemals sahen ) ...der Autor dieses Berichts allein wurde 5 mal am Magen operiert infolge von Schlägen wegen seines Protestes gegen Folter ; die Unterarme wurden ihm zerschnitten( hierzu ein Beispiel 2004 : Folter in einer spanischen Polizeistation  http://www.de.indymedia.org/2004/07/87515.shtml ) Er erlitt Platzwunden am Kopf vom an die Wand geschlagen werden und wurde wegen zahlreicher Hunger - und Durststreiks angekettet. Manchmal erfolgten diese Unterdrückungsmaßnahmen eigenmächtig ; manchmal waren sie Folgeleistungen an Befehle von oben.
Diese Behandlung soll dazu führen , dass die Gefangenen sich spalten und aus Angst entsolidarisieren. Nach 4 bis 6 Monaten Haft gibt es keine Unschuld mehr - und kein Vergessen
Auch die ÄrztInnenschaft fungiert bei alledem als Wächter indem sie die Anstaltsleitung begünstigende Atteste ausstellt oder wahre Angaben über Krankheiten unterschlägt , ec.

Immer wieder wird eine Dämonisierung der Gefangenen unternommen und der Öffentlichkeit suggeriert , dass es nur an deren eigener , mangelnder Kooperationsbereitschaft läge , angeblich vorhandene Instrumente von Schutz und Gerechtigkeit nicht in Anspruch zu nehmen

Doch jeder Versuch mit dem System der Repression zu verhandeln wurde bislang mit nichts als Bespitzelung und weiterer Unterdrückung vergolten .
( Quellen : www.lahaine.org/espana/fies_carcelcarcel.htm
www.nodo50.org/obrera/publicaciones/solidario/nueve/fies.htm )

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Mehr zum Thema bis >> ALLE FREI SIND <<

"Remember George Jackson & Attica: " Knast ist keine Lösung ",
Geschichte von George Jackson und dem Attica-Aufstand in den USA,
einige grundsätzliche Gedanken zum Thema, umfangreiche Linkliste:
 http://x-berg.de/article.pl?sid=03/08/15/169224&mode=thread

"Knast knacken?", Sehr lesenswerter Text aus der Sinistra Zeitung 2001
über die kapitalistische Produktion von "Kriminalität" und die Funktion von
Überwachen und Strafen: http://www.google.de/search?q=cache:_2whlzWSCyEJ:www.copyriot.com/sinistra/magazine/03-05.pdf

Interessante Seite für Knastgegner, HP der Gruppe Kiralina:
 http://www.kiralina.so36.net/index.html

Allgemein und umfangreich:
 http://www.knast.net
Homepage::  http://www.x-berg.de
e-Mail:: kailof2000 at yahoo.de

Der Knast platzt", deutsche Gefängnisse laufen über:
 http://x-berg.de/article.pl?sid=04/05/05/2227250&mode=thread

"Zustand Knast", Zustände in französischen Gefängnissen:
 http://x-berg.de/article.pl?sid=04/02/11/1140202&mode=thread

July 2004
Die Haftbedingungen für politische Gefangene hat in Paris einer
baskischen Gefangenen das Leben gekostet.
Fotos von der Trauerfeier in Donostia
 http://euskalherria.indymedia.org/eu/2004/07/15701.shtml
 http://euskalherria.indymedia.org/eu/2004/07/15731.shtml
 http://euskalherria.indymedia.org/eu/2004/07/15718.shtml
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Ergänzungen