Nazistrukturen am Bodensee

Antifaschistisches Recherchekollektiv BaWü 30.08.2007 20:28 Themen: Antifa
 Am 18. August 2007 marschierten rund 203 sogenannte „Autonome Nationalisten“ durch Friedrichshafen. Angemeldet wurde der Aufmarsch von der JN-Stützpunktleiterin Anne-Marie Doberenz, bekannt durch ihren Aufruf zum Frankfurter Naziaufmarsch, für den sie bei YouTube mit einem Molotov-Cocktail warb. Neben „parteigebundenen“ Nazis gibt es rund um den Bodensee eine zum Teil im „Blood&Honour“-Netzwerk organisierte NS-Rock-Szene, aber auch unorganisierte Faschoskins. Über ihre jeweilige Subkultur und die NS-Ideologie hinaus eint die Nazis vor allem die Gewalt.

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Faschistische Netzwerke | Naziaktivitäten in Südost-BaWü | Bisherige Naziaufmärsche in FN | Naziaufmarsch am 18. August in FN | Skandalöse Reaktionen in FN | Anne-Marie Doberenz | Blood&Honour | Hinterland Vorarlberg | Naziaktivitäten in Vorarlberg | Antifa in Vorarlberg | Hochburg des NS-Rock | Naziaktivitäten in der Ostschweiz | Antifa Frühlingskampagne Thurgau | Ergänzungen

     Faschistische Netzwerke

Faschistische Strukturen etablieren sich seit Jahren am Bodensee. In allen angrenzenden Ländern finden immer wieder große und kleine Nazikonzerte mit regelmäßig mehreren hundert Naziskins statt. Regelmäßig gibt es brutale Naziübergriffe sowohl in der Schweiz, in Österreich als auch in Deutschland. Während sich in Südost-BaWü, im Voralberg und in der Ostschweiz Nazigruppen und -parteien lokal verankern, machen rechte Politiker wie Blocher, Haider oder Oettinger Rassismus in der Öffentlichkeit salonfähig.



Die verbindenden Elemente der Nazis über die Landesgrenzen hinweg sind nicht öffentlichkeitswirksame Demonstrationen wie am 18. August 2007 in Friedrichshafen, sondern subkulturelle Konzerte und hemmungslose Gewalt im Alltag. Während in der Schweiz und Österreich die klassischen Naziskins den Großteil der faschistischen Szene ausmachen, sind es in Südost-BaWü hauptsächlich als Linke verkleidete „Autonome Nationalisten“ (AN), die zum Teil der NPD angehören.

In der Schweiz reicht das Nazispektrum von der dumpfen Schlägerglatze bis zum als Praktikanten bei der Walliser Kantonspolizei eingeschleusten Nachwuchsterroristen, vom faschistischen Parteisoldaten bis zum international organisierten Naziterroristen. Zwar gibt es auch in der „Partei national orientierter Schweizer“ (PNOS) Querfrontler wie Mario Friso, aber die Subkultur der ANler ist bisher weder in der Schweiz noch in Österreich angekommen – in Deutschland wird sie von der NPD mittlerweile sowohl intern als auch öffentlich bekämpft.



Frisos Mails wurden, wie bereits beim Hack im September 2006, beim Hack im August 2007 veröffentlicht – nur dieses mal zusammen mit allen anderen Mails der PNOS. Die Website der PNOS war bis zum 17. August 2007 auf dem Server des selbsternannten Anführers des „Blood&Honour“-Netzwerkes Bart Alsbrook gehostet, was auf eine enge Verstrickung zu diesem Netzwerk schließen lässt. Die Antifaschistische HackerInnengruppe schreibt: „Die PNOS, welche am 10. September 2000 gegründet wurde und sich gern als grosse und starke nationale Kraft nach Aussen gibt, besteht nach Analyse der Mails vorwiegend aus einem Dutzend aktiver Personen. Die Mitgliederzahl beträgt etwa 250 Personen, inkl. ZeitgeistabonnentInnen (Parteiblatt der PNOS).“

Die PNOS schreibt in ihrer Medienmitteilung vom 13. August 2007 zum Brandbombenanschlag auf das Antifa Festival, dass die „Antifa mit dem Prinzip ‚Auge um Auge, Zahn um Zahn‘ Bekanntschaft“ gemacht habe. Weiter heißt es: „Eine Brandstiftung in einer Asylunterkunft in Dulliken/SO verspricht bereits wieder Quellwolken.“ Auf die Veröffentlichung ihrer Mails hat die PNOS am 29. August reagiert: „Wir empfinden Schiessunterricht für angebliche deutsche Neonazis nicht als Verbrechen. Wir empfinden den nationalistischen Kampf als heilige, sittliche Pflicht und sind deshalb auch bereit, Ross und Reiter unseres Aktionismus zu nennen.“ Der Mediensprecher der PNOS auf Bundesebene ist eben jener Mario Friso, der laut Impressum inhaltlich verantwortlich ist für die Website „Nationaler Beobachter Bodensee“, dem wichtigsten Forum der ANler in der Region.



Aber es gibt auch gute Kontakte der PNOS zur NPD, wie der Hack der PNOS-Mails zeigt. Nach der Gründung des JN-Stützpunktes Bodensee am 9. Dezember 2006 in Friedrichshafen schrieb der JN-Vizebundesvorsitzende und NPD-Vizelandesvorsitzende von Baden-Württemberg Alexander Neidlein an das PNOS-Vorstandsmitglied und PNOS-Vizekantonsvorsitzenden des Berner Oberlandes Michael Haldimann: „ich denke mal das wir zwischen BaWü und der Schweiz bald viel mehr Kontakte haben werden.“ Haldimann antwortete Neidlein am 25. Dezember: „Wir stehen einer zukünftigen Zusammenarbeit – in erster Linie sicher vor allem auf ideologischer Basis – sehr positiv gegenüber und werden auch bereit sein, in diese Zusammenarbeit zu investieren.“ Gegen den PNOS-Vorstand läuft zur Zeit eine Untersuchung des Bezirksamts Aarau wegen „Rassendiskriminierung“.

Auch im Bereich des Naziterrorismus gibt es eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Jüngstes Beispiel sind die Schießübungen im Aargau am 10. August unter Anleitung des Nationalratskandidaten der „Schweizer Demokraten“, Roland Wagner, der mittlerweile zurücktreten musste. Unterrichtet wurden deutsche Kameradschaftler wie Daniela Übelacker, Timo Völkel und Mario Matthes, der zugleich NPD-Vorsitzender des Kreisverbandes Mainz-Bingen ist. Ein anderes von AntifaschistInnen aufgedecktes Beispiel der Nazigewalt in der Schweiz sind die ebenfalls im August aufgeflogenen Bombenbasteleien eines Aktivisten des in der Schweiz tolerierten „Blood&Honour“-Netzwerkes.



„Blood&Honour“ (B&H) ist ein international agierendes Nazimusiknetzwerk, das auf die Verbreitung der NS-Ideologie abzielt. Das Netzwerk wurde 1987 unter maßgeblicher Beteiligung von Ian Stuart Donaldson, dem 1993 gestorbenen Sänger der britischen Naziband Skrewdriver, gegründet. Die einzelnen Gruppen sind streng elitär und hierarchisch organisiert, sogenannte „Saufskins“ absolvieren Fuxzeiten. Häufig verwendete Symbole der B&H-AktivistInnen sind die „Triskele“ sowie die von der faschistischen südafrikanischen Burenbewegung „Afrikaner Weerstandsbeweging“ von 1974 entliehenen „Three Sevens“. Das britische B&H-Netzwerk wurde über Jahre von der paramilitärischen Nazigruppe „Combat 18“ (C18) dominiert, die von Spitzeln durchsetzt sein soll. Die zunehmende Militanz der Nazis zu Beginn der 1990er führte zur Spaltung des Netzwerkes in C18 ablehnende und beführwortenden B&H-AnhängerInnen. B&H ist in allen drei Bodenseeländern aktiv, der Schwerpunkt der Aktivitäten liegt in Vorarlberg, Österreich.

Die Häufung rechtsradikaler Aktivitäten in Vorarlberg veranlasste die grüne Nationalrätin Sabine Mandak am 11. November 2004 eine Anfrage (PDF) ans Bundesinnenministerium zu stellen. Der Inlandsgeheimdienst behauptet: „Von den Aktivitäten der rechten Szene geht keine akute Gefahr für die Demokratie in Östereich aus. Rechtsextremes Gedankengut ist nur bei einem kleinen Bevölkerungsteil salonfähig“. Das ist angesichts der faschistischen Gewaltakte der letzten Jahre und des Schweigens der Vielen blanker Zynismus.



Nicht nur in Österreich ist revisionistisches Gedankengut salonfähig. Nehmen wir nur mal den Biobauern Klaus Niedermann, Hof Höllwangen 15 aus Überlingen. In der „guten alten Zeit“ gab es eine Broschürenreihe mit dem blumigen Titel „Die Bauernschaft“. Das Blatt wurde bis 1995 herausgegeben von Thies Christophersen, einem notorischen Holocaust-Leugner. Danach übernahm der mittlerweile verurteilte Holocaust-Leugner Ernst Zündel von Kanda aus noch für ein Jahr den Vertrieb.

In Ausgabe Nr. 1/1989 titelte „Die Bauernschaft“: „Zum Gedenken freie Gedanken“. Darunter war zum Geburtstag des „Führers“ ein Gemälde Adolf Hitlers zu sehen und Knut Hamsun dankte dem „Kämpfer für die Menschheit“ und „Verkünder der Botschaft vom Recht für alle Nationen“. In der Rubrik „Biologischer Landbau“ findet sich eine Anzeige, die für den „Verkauf ab Hof“ von „Kartoffeln, Getriede, Fleisch, Wurst, Gemüse“ bei Klaus Niedermann wirbt. Heute sitzt Klaus Niedermann für die Grünen im Kreistag des Bodenseekreises.


     Naziaktivitäten in Südost-BaWü

Am 13. August 2005 veranstaltete der „Schutzbund für das Deutsche Volk“ (SDV) eine Bodenseerundfahrt mit etwa 150 TeilnehmerInnen von Überlingen nach Bregenz. An Bord der „MS Milan“ von Ewald Giess tummelten sich neben der NPD-Prominez, älteren Nazis und Kindern auch Neonazis aus dem Umfeld sogenannter „Freier Kameradschaften“.



Bereits in Überlingen wurden die Nazis von den AntifaschistInnen mit einem „Nazis versenken“-Transpi, lauten Sprechchören und Wasserpistolen gebührend empfangen. Gechartert wurde das Ausflugsschiff von der ehemaligen REP-Kreisrätin aus Biberach, Heilwig Holland. Neben ihr waren auch folgende NPD-Anhänger an Bord: Udo Voigt, Peter Naumann, Frank Rennicke, Jürgen Schützinger und Hannelore Schmid. Auch in Bregenz wurden die Nazis von zahlreichen AntifaschistInnen empfangen, welche Wasserbomben und -pistolen einsetzten und die FaschistInnen von der Anlegestelle zur Pfänderbahn begleiteten. Sowohl SDV als auch NPD und JN organisieren regelmäßig große Schulungsveranstaltungen und Feste in der Bodenseeregion.

Am 20. August 2006 wurde in Lindau ein 19-jähriger Punk, welcher vor einem Fast-Food-Restaurant schlief, von zwei Nazis aus dem Vorarlberger B&H-Umfeld erst verbal und dann körperlich angegriffen. Die Nazis traten immer wieder auf ihr am Boden liegendes Opfer ein, bis sie den Punk ins Wachkoma geprügelt hatten. Der Angriff wurde bis Mitte Oktober von der Polizei verschwiegen, um einen Imageverlust von Stadt und Region zu verhindern. Als Antwort auf den feigen Angriff fand am 9. November in Lindau eine Kundgebung und Demonstration mit etwa 120 TeilnehmerInnen gegen Nazigewalt statt.


Patrick Zwerger, Benjamin Hennes, Sophie Michel und Heiko Flöter
links mitte rechts

2005 versuchte Hayo Klettenhofer von München aus am Bodensee AN-Strukturen aufzubauen. Nach mehreren Hacks (zwei mal drei macht vier) wurde Klettenhofers „Freier Widerstand“ aufgelöst. Nach Klettenhofers Absetzung im April 2006 übernahmen JN-Landeschef Alexander Neidlein und NPD-Bodenseechef Patrick Zwerger diese Aufgabe: Nach der Gründung des JN-Stützpunktes Bodensee in Friedrichshafen im Dezember 2006, bei der auch PNOS-Kader wie Michael Haldimann anwesend waren, wurde im März 2007 der JN-Stützpunkt Konstanz in Engen gegründet.

Im Juli 2007 wurde der Bodensee-NPD-Chef Patrick Zwerger in Konstanz und der Leiter des JN-Stützpunktes Konstanz Benjamin Hennes in Singen geoutet. Hennes ist auch Mitglied im „Freikorps Baden“, einem seit etwa zwei Jahren aktiven losen Zusammenschluss von Nazis, der der Kameradschaftsszene zuzurechnen ist. Zwei weitere Mitglieder sind Sophie Michel aus Radolfzell und Heiko Flöter aus Öhningen.


     Bisherige Naziaufmärsche in FN

In den letzten vier Jahren gab es vier Nazidemos in Friedrichshafen. Der erste Naziaufmarsch wurde von Hayo Klettenhofer angemeldet und fand am 8. Oktober 2005 mit etwa 160 Nazis statt. Schon im Vorfeld gab es Aktivitäten der Nazis am Bodensee, so wurde am 25. September das im Rhizom in Ravensburg stattfindende antifaschistische Vorbereitungstreffen von Nazis angegriffen. Die Gegenaktivitäten bestanden aus einer Kundgebung eines breiten bürgerlichen Bündnisses und einer Antifademo. Insgesamt waren etwa 1.700 Menschen auf der Straße um gegen die Rechten zu demonstrieren. Verhindert wurde die Nazidemo nicht, es kam jedoch zu Blockadeversuchen und Barrikadenbau, außerdem wurden einige Nazis von Wurfgeschossen verletzt.



Für den 20. Mai 2006 meldete Anne-Marie Doberenz in Friedrichshafen einen Naziaufmarsch an, von der Stadtverwaltung wurde jedoch nur eine Kundgebung genehmigt. Es kamen lediglich 60 Nazis und wegen der sehr kurzen Mobilisierungszeit auch nur etwa dieselbe Anzahl an GegendemonstrantInnen. Die Nazis wurden im strömenden Regen von einer Hundertschaft Polizei geschützt. Der Bürgermeister der Stadt empfahl, wie es auch die regionalen Zeitungen 2007 taten, die Nazis zu ignorieren und Gegenaktivitäten zu unterlassen.



Der dritte Naziaufmarsch wurde für den 15. Juli 2006 angemeldet, wieder von Anne-Marie Doberenz. Bei diesem Aufmarsch gab es ein deutlich höheres Polizeiaufgebot als die beiden Male zuvor und es gab offenbar klare Anweisungen, offensiver gegen die GegnerInnen der Nazis vorzugehen. So wurden die etwa 150 marschierenden Nazis von 1.200 Bullen bewacht. Die 300 GegendemonstrantenInnen versuchten mehrmals die Naziroute zu blockieren, wurden jedoch von der Polizei unter Einsatz von Pferden, Hunden, Wasserwerfern, einem Räumpanzer und einem Hubschrauber daran gehindert. Die Bullen ritten ohne Rücksicht in Sitzblockaden, es gab mehrere Verletzte. Und wieder zeigte sich die Stadt wenig kooperativ im Bezug auf Gegenaktivitäten und erlaubte eine antifaschistische Kundgebung nur weitab der Naziroute auf dem Buchhornplatz.


     Naziaufmarsch am 18. August in FN

Am 18. August 2007 demonstrierten rund 202 Nazis unter dem Motto „Gegen Faschismus und Intoleranz. Meinungsfreiheit für alle“ in Friedrichshafen am Bodensee. Wieder wurde nicht an Polizeikräften gespart, und so war es nicht möglich, dem widerlichen Schauspiel der Ewiggestrigen ein Ende zu setzen. Ein Kartell aus Bürgerfraktion, Stadtrat, Bürgermeisteramt und Lokalpresse spricht sich dagegen für „aktives Ignorieren“ aus, wodurch nur etwa 400 GegendemonstrantenInnen im Stadtgebiet und entlang der Demonstrationsroute zu sehen waren.



Zwei Busse mit insgesamt etwa 110 Nazis waren aus dem Ruhrgebiet gekommen, so dass die regionale Mobilisierung als eher schwach angesehen werden kann. Ursprünglich war der JN Landesvorsitzende Lars Gold als Versammlungsleiter vorgesehen, allerdings übernahm diese Rolle die Anmelderin Anne-Marie Doberenz. Mit leichter Verspätung setzte sich der Demonstrationszug der Nazis, um etwa 14:15 Uhr unter Parolen wie „Linkes Gezeter, neun Millimeter“ oder „Nie wieder Krieg, nach unserm Sieg“ in Bewegung.



Die Demonstration war von vorneherein als Ersatzveranstaltung für den verbotenen Heß-Marsch in Wunsiedel konzipiert, wie das Fronttransparent „Nürnberg 1946: Schandurteil revidieren“ und die Nähe zum Todestag von Rudolf Hess belegen. Zudem hatte Doberenz für den 17. August einen Aufmarsch in Biberach an der Riß angemeldet, der jedoch verboten wurde und nicht stattfand.



Die Nazis marschierten gegen § 130 StGB und damit für das Recht auf Verherrlichung des Nationalsozialismus. Die Nazis versuchten ihren Antisemitismus nicht zu verstecken. So wurden Schilder gezeigt, auf denen unter anderem die Namen der wegen „Volksverhetzung“ verurteilten Nazis Siegerist, Latussek und Wöll, sowie deren Strafen standen.

Während des gesamten Verlaufs des Aufmarsches (Friedrichstraße - Werastraße - Eugenstraße - Charlottenstraße - Ailinger Straße - Friedrichstraße - Bahnhof) kam es zu mehreren kurzen, aber heftigen, Auseinandersetzungen mit AntifaschistInnen. Es gab zwei Sitzblockaden, welche unter der Androhung und dem Einsatz von brutaler Gewalt geräumt wurden.

Gegen Ende der Veranstaltung, als sich der Demonstrationszug der Nazis auf den Bahnhof zubewegte, wurde die zweite Sitzblockade unter Einsatz von berittenen Einsatzkräften und Einheiten der BFE aufgelöst. Rücksichtslos wurden schwerste Verletzungen in Kauf genommen, als fünf berittenen Bullen in die am Boden sitzenden DemonstrantenInnen der Blockade ritten. Mehrere DemonstrantInnen wurden verletzt.


links mitte rechts

Die restlichen gut 500 Meter der Naziroute führten die Friedrichstraße entlang zum Hauptbahnhof zurück. Während die FaschistInnen ihre widerlichen Parolen gröhlten, trieben die Bullen mit Pferden und schwarzvermummten Sondereinheiten knapp 300 GegendemonstrantInnen in den 150 Meter breiten Parkstreifen zwischen Naziroute und Bodensee. Erneut ritten die Bullen mit äußerster Brutalität in die Menge, schubsten Linke meterhohe Treppen herab und schlugen mit ihren Tonfas um sich. Mehrere Personen wurden verletzt, darunter auch ein Gegendemonstrant, der von einem Polizeihund gebissen wurde.

Gegen 16 Uhr wurde die Veranstaltung der Nazis von der Versammlungsleiterin offiziell beendet, nach weiteren 45 Minuten verließen die Nazis den Bahnhof. Wie im Jahr zuvor konnten die angereisten Nazis nahezu ungestört marschieren. Angesichts der hohen Zahl von etwa 1.200 eingesetzten Polizeikräften, zwei Helikoptern und drei Wasserwerfern ist dies jedoch nicht weiter verwunderlich. Am Rande des Aufmarsches wurden die Scheiben einer Filiale der Südwestbank in der Charlottenstraße eingeworfen und einige Nazis stürzten sehr unglücklich.

Weitere Indyartikel

     Skandalöse Reaktionen in FN

Schon im Vorfeld des Naziaufmarsches am 18. August ließ die Stadt nichts unversucht, um jegliches antifaschistisches Potential aktiv zu unterbinden, zu behindern und zu kriminalisieren. Es reichte der Stadtverwaltung wohl nicht aus, neben Jena die einzige Stadt in ganz Deutschland zu sein, in der Nazis zu Ehren ihres Idols Heß ungehindert marschieren können.

Obwohl eine antifaschistische Demonstration bereits eine Woche vor dem Termin der Nazidemo angemeldet wurde, verzögerte die Stadt die Entscheidung über ein voraussehbares Verbot. Am Ende der Woche gab sie bekannt, dass die Polizei kräftemäßig überlastet sei und das Gefahrenpotential zu hoch wäre. Zu guter Letzt bot das Ordnungsamt des idyllischen Bodenseestädtchens der AnmelderIn noch eine Kundgebung an, die jedoch drei Kilometer vom Ort der Nazidemonstration entfernt stattfinden sollte. Die AnmelderIn verzichtete darauf.


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Nicht nur, dass diese Taktik sonst allenfalls gegen Nazis angewandt wird – wie gegen Jürgen Rieger in Wunsiedel –, die Stadt leugnete gegenüber der Presse auch noch das Verbot der antifaschistischen Demonstration. Sie gab bekannt, dass die Antifademo nicht verboten worden, sondern lediglich die von der AnmelderIn „gewünschte“ Kundgebung zugelassen worden sei. DieseR hätte jedoch verzichtet.

Auf Initiative von OB Josef Büchelmeier war Friedrichshafen die einzige Stadt in Deutschland – im Gegensatz zu Wunsiedel, Jena, München oder Gräfenberg –, die keine rechtlichen Schritte gegen die örtliche Nazidemonstration einleitete. Doch nicht nur die Stadt inklusive Stadtrat und Bürgermeisteramt fährt einen Kurs des feigen Wegsehens, auch Parteien, Bürgerfraktion und die Lokalpresse stehen der Stadtverwaltung in nichts nach. Während Berichte über brutale Naziübergriffe in Mügeln in Sachsen oder Guntersblum in Rheinland-Pfalz durch die bundesweite und in Grenchen in Solothurn durch die schweizer Presse gehen, gab es im Vorfeld Absprachen zwischen der Schwäbischen Zeitung, dem Südkurier und dem SWR, nicht mehr als unbedingt nötig über den Naziaufmarsch zu berichten.


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Es war keine Seltenheit, dass Linke von Friedrichshafener BürgerInnen und PassantInnen Sätze wie, „Ach sollen die doch marschieren, einfach nicht beachten“ bis hin zu „Ihr linken Chaoten macht ja nur noch alles schlimmer“ vernehmen konnte. Doch dass die Nazis nicht so einfach durch Ignorieren verschwinden, spiegelt sich wohl am besten in der Tatsache wieder, dass sie nunmehr schon zum vierten Mal durch Friedrichshafen marschierten. Dadurch ist Friedrichshafen mittlerweile eindeutig und unangefochten die Naziaufmarschstadt Nr. 1 am Bodensee. Und nun soll das feige Vorgehen der Stadt Friedrichshafen auch noch landesweit Schule machen – zumindest, wenn es nach dem Willen des baden-württembergischen Landespolizeipräsidenten Erwin Hetger geht.


     Anne-Marie Doberenz

Kurz vor den Heß-Märschen hat das NPD Parteipräsidium am 15. August mit dem Positionspapier „Unsere Fahnen sind schwarz – unsere Blöcke nicht!“ eine Kampfansage an die „Autonomen Nationalisten“ veröffentlicht. In der Folge positionierten sich viele „Freie Kameradschaften“ auf Seiten der ANler, da sie fürchten, nach DVU und AN das nächste Opfer der Voigtschen Divide et impera-Politik zu werden. So schreibt ein „Autorenkollektiv“ unter dem programmatischen Titel „NPD vs. ‚schwarzer Block‘“:

„Der offene Widerstand und die Solidaritätserklärungen vieler Freier Kameradschaften und auch durch NPD Strukturen zeigt, die NPD ist nicht mehr die einzige Alternative. Diese Erkenntnis scheint sich nicht nur beim VS und seinen Parteiangestellten durchgesetzt zu haben, sondern hat zwischenzeitlich auch das normale Mitglied erreicht, dass den Kurs seiner Partei wie so oft nicht mehr nachvollziehen kann. Als Beleg mag hierfür der Austritt kompletter Stützpunkte der JN, die sich fortan im autonomem rechten Spektrum betätigen wollen, aus dem bisherigen Parteirahmen der NPD gelten. Ob der Beschluss eine Folge dessen war bleibt offen.“


Karlsruhe 15.06.02 Wunsiedel 16.08.03 Wunsiedel 21.08.04 Laupheim 22.01.05 Friedrichshafen 03.07.06

In Friedrichshafen geschah nun aber am 9. Dezember 2006 das genaue Gegenteil. In einer der Hochburgen der ANler wurde ein JN-Stützpunkt gegründet. Pikanterweise ist die Stützpunktleiterin, dessen harter Kern nach Polizeiangaben aus etwa 30 Nazis besteht, selbst eine „Autonome Nationalistin“: Anne-Marie Doberenz. Unter den relativ vielen Frauen in der Naziszene am Bodensee gehört sie einer neuen Generation von Faschistinnen an, die auch im extrem sexistischen Nazimilieu Führungsaufgaben übernehmen dürfen.

Bereits seit Jahren betreibt Doberenz Anti-Antifa-Arbeit am Rande von Naziaufmärschen. Als Tobias Egle (PDF) noch im Bodenseeraum aktiv war, wurden Doberenz und Egle häufiger zusammen gesehen. Anne-Marie Doberenz wohnt bei ihren Eltern (Telefon: 07561/915495, Telefax: 07561/915498) in der Allmishofer Straße 6 in 88299 Leutkirch-Wuchzenhofen, über den Geschäftsräumen der Baufirma Mösle. Seit einiger Zeit kleidet sich Doberenz im typischen Pop-Antifa-Style und kann sich dadurch unerkannt in nichtrechten Kreisen bewegen. Sie besucht beispielsweise „normale“ Discos wie das „Douala“ in Ravensburg.


Korea bleibt frei! Zerschlagt den US-Imperialismus
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Take a flight to the world trade to visit the J..nited States
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A.J.A.B. slaughter the pigs

Anne-Marie Doberenz hat es verstanden, das Spektrum der AN an die NPD zu binden. Allerdings schrieb der JN-Stützpunkt Bodensee am 14. Mai 2007 in einem offenen Brief an den Südkurier: „Wir erwarten auch gar nicht, dass Sie uns in Zukunft loben oder mit Samthandschuhen anfassen. Dies liegt uns völlig fern. Was wir aber erwarten ist Respekt und Akzeptanz.“ Dieser windelweiche Kurs lässt sich nur schwer mit der Revoluzzer-Attitüde der AN vereinbaren.

Wohl eher aus Dummheit, denn aus Kalkül, ignorierte Doberenz die mit dem Abgrenzungspapier ausgesprochende Drohung der NPD-Spitze aus Berlin und organisierte den Naziaufmarsch am 18. August wie immer als Imitat des Schwarzen Blocks. Doch das Video des Aufmarsches in Friedrichshafen hat auch Voigt gesehen und war not amused. Also wurde Doberenz von der linientreuen baden-württembergischen NPD-Führung in ihre Schranken verwiesen, was sie akzeptierte.


YouTube, 01.07.07 und Frankfurt am Main, 07.07.07
unvermummt vermummt molli vermummt unvermummt

Bisher stand Doberenz nicht im nationalen Rampenlicht, was sie zu immer leichtsinnigeren Aktionen bewegte. Sechs Wochen nach dem von ihr angemeldeten Naziaufmarsch am 20. Mai 2006 in Friedrichshafen versuchte sie am 3. Juli dreist an einem Anti-Nazi-Vorbereitunstreffen gegen den von ihr angemeldeten Naziaufmarsch am 15. Juli in Friedrichshafen teilzunehmen. Doberenz wurde erkannt und des Raumes verwiesen.

Nach dem Verbot eines Naziaufmarsches in Friedrichshafen am 8. Mai 2007 tauchten am 14. Juni ANler und Naziskins in Friedrichshafen bei einer Veranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung zum Thema „Die rechte Szene in Baden-Württemberg“ auf. Patrik Zwerger war ebenso anwesend wie Anne-Marie Doberenz, die auch diesmal ihrer Anti-Antifa-Arbeit nachging. Die Antifa Ravensburg kommentierte: „Für die anwesenden Opfer und Betroffenen ist es ein Skandal, dass die Nazi-Kader und Anti-Antifa von den Veranstaltern nicht des Saales verwiesen wurden.“


YouTube, 01.07.07 und Friedrichshafen, 18.08.07
unvermummt vermummt molli vermummt unvermummt

Vor dem Naziaufmarsch am 7. Juli 2007 in Frankfurt am Main rief Anne-Marie Doberenz in einem YouTube-Video (AVI) mit einem Molotow-Cocktail in der Hand zum militanten Kampf gegen den „kapitalistischen Wahnsinn“ auf. Das mittlerweile bei YouTube gelöschte Video hat nicht nur die Anti-Nazi-Koordination beschäftigt (1 2 3 4 5 6), es wurde auch in der überregionalen Presse diskutiert.

Während die Frankfurter Allgemeine Zeitung die Echtheit des Videos anzweifelte, schrieb die Frankfurter Rundschau am 14. Juli: „Wer kennt diese Frau? Die Frage prangt an diesem Freitag groß über dem Bild einer Dunkelhaarigen mit Sonnenbrille auf den Internetseiten der Anti-Nazi-Koordination. Szene-Kundigen ist sie aus einem NPD-Mobilisierungsvideo aus den Tagen vor dem Aufmarsch, das bei Teilen von Medien und Polizei flugs in Verdacht geriet, es könne eine Fälschung der Antifa sein. Doch das neue Foto stammt vom NPD-Aufmarsch am 7. Juli. Die junge Dunkelhaarige – eindeutig Neonazi.“


     Blood&Honour

Wir können keine vollständige Chronik von „Blood&Honour“ schreiben, da aufgrund der Konspirativität des Netzwerks ein Großteil der Aktivitäten entweder nicht B&H zugeordnet oder sogar gar nicht bekannt wird. Es folgen einige Beispiele der letzten Jahre aus Süddeutschland, Vorarlberg und der Schweiz.
 
Süddeutschland

Im Herbst 2000 wurde „Blood&Honour“ nach dem Vereinsgesetz in Deutschland verboten. Das Innenministerium begründete das Verbot damit, dass B&H sich gegen die „verfassungsmäßige Ordnung“ richte, sich zu Hitler bekenne, die Organisation eine „rassistische und antisemitische Ausrichtung“ vertrete und eine „Abschaffung der parlamentarischen Demokratie zugunsten eines Führerstaates nationalsozialistischer Prägung“ propagiere.



Für diese bemerkenswerte Einsicht hatten die deutschen Behörden allerdings über sechs Jahre gebraucht. In der Zeit konnte B&H die Bildung einer NS-Rock-Szene vorantreiben, in der sie teils in militanter Konkurrenz zum Nazimusiknetzwerk der „Hammerskins“ standen, teils mit ihnen zusammenarbeiteten. Das Netzwerk bestand 2000 laut Bundesverfassungsschutz aus etwa 350 Nazis, die sich seither neu organisieren. „Blood&Honour“ ist keineswegs von der Bildfläche verschwunden, sondern beteiligt sich weiterhin maßgeblich an der Organisierung von Übergriffen und Nazikonzerten. Zunehmend angespannt ist das Verhältnis zu etablierten Nazistrukturen wie der NPD.

Im November 2004 sendete Spiegel TV einen Beitrag über die „Division 28“ (2+8 = B+H), die wichtigste B&H-Nachfolgeorganisation in Deutschland. Berichtet wurde unter anderem über den Karlsruher Hartwin Kalmus, angeblich „zweiter Chef“ der „Division 28“. Im September 2005 gab es in mehreren europäischen Ländern „Ian Stewart-Gedenkkonzerte“, von denen kein einziges von der Polizei gestört wurde.



Im November 2005 sendete Spiegel TV einen weiteren Beitrag zu B&H, bei dem die Beteiligung des Münchner NPD Bundestagskandidaten Norman Bordin an der Organisation eines B&H-Konzerts im bayerischen Mitterskirchen im Oktober 2005 aufgedeckt wurde. Auf dem Konzert wurde zum Mord an Reemtsma und Heer aufgerufen. Bordin war der Gründer der „Kameradschaft Süd“, aus der die „Kameradschaft München“ hervorging. Stellvertreter Bordins in der „Kameradschaft München“ war Hayo Klettenhofer. Klettenhofer hatte den Aufmarsch im Oktober 2005 in Friedrichshafen angemeldet.

Am 5. November 2005 überfielen etwa 30 Nazis der „Division 28“ ein Konzert, das die Nazigruppe Nibelungensturm Odenwald in Mitlechtern (bei Heppenheim/Südhessen) organisiert hatte. Dem vorausgegangen war der antifaschistische “Rhein-Neckar-Hack“, bei dem die Nazistrukturen in der Rhein-Neckar-Region durchleuchtet wurden. Am 21. Januar 2006 löste eine baden-württembergische Sondereinheit ein Nazikonzert im Karlsruher Rheinhafen auf, welches Hartwin Kalmus organisiert hatte.


links mitte rechts

Am 7. März 2006 durchsuchte die Polizei in sechs Bundesländern insgesamt 119 Wohnungen und Geschäftsräume von 80 Nazis. Sie wurden verdächtigt, die verbotenen B&H-Strukturen weitergeführt zu haben. Tatsächlich existiert „Blood&Honour“ weiter als „Division 28“, die vom ehemaligen Leiter der B&H-Sektion Franken, Bernd „Pernod“ Peruch, initiierte wurde. Der ehemalige Chef der deutschen Division, Stephan „Pin“ Lange, wurde in Kirchheim am Neckar bei Heidelberg gerazzt.
 
Vorarlberg

In den Jahren 1997 und 1998 konnte sich eine Vorarlberger B&H-Sektion bilden, die wegen des B&H-Verbots in Deutschland ab 2000 regen Zulauf hatte. Die Gruppe ist nicht als Verein organisiert, was ihre behördliche Auflösung erschwert. Zudem kommt eine solche Organisationsform dem „way of life“ vieler Vorarlberger Faschoskinheads näher, die sich besonders von „Scheitelträgern“ oder nazistischen Parteikadern abgrenzen. Nach dem Niedergang der Tiroler-Sektion bestehen in Österreich nur noch B&H-Vorarlberg und B&H-Wien. Diese beiden Gruppen sind jedoch seit Hausdurchsuchungen in Wien und Vorarlberg 2002 zerstritten und prügelten sich bei einem Rechtsrockkonzert am 26. Juli 2003 in Oberösterreich.

Besonders B&H-Vorarlberg ist eng verbunden mit der deutschen „Division 28“, grenzüberschreitende Veranstaltungen sind an der Tagesordnung. Es wurden bisher zwei Ausgaben des Magazins der B&H-Division Österreich verbreitet. Von Bedeutung ist dies vor allem, weil das Hochglanzmagazin derzeit das einzige deutschsprachige B&H-Fanzine ist. B&H-Vorarlberg ist die aktivste und bestvernetzte B&H-Gruppe in Österreich. B&H-Vorarlberg zählt etwa 20 AktivistInnen und eine größere Anzahl von SympathisantInnen unter den etwa 150 organisierten Vorarlberger Faschoskins. Organisiert wird der Naziverein in wöchentlichen Plena.


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Der Märtyrerkult trägt unter den Nazis in Vorarlberg immer neue Blüten. Es gab wiederholt Trauermärsche für den Bregenzer Faschoskinhead „Franky“, der nach einer Verhaftung beim Fußballmatch FC Tirol gegen Schwarz-weiß Bregenz 1999 Selbstmord verübt hatte. Die „stillen Protestmärsche“ ohne Transparente und Sprechchöre werden von den Behörden jedoch nicht als Nazidemonstrationen eingestuft, was den Märtyrerkult über die Jahre zu einem Identifizierungsmoment der Szene gemacht hat. Es zeichnet sich hier, im Vergleich zu den Aktivitäten vor dem Verbot in Deutschland, eine neue Entwicklung ab, bei der B&H nicht nur Konzerte, sondern auch eigene Demonstrationen und politischen Veranstaltungen durchführt.

Das erste große NS-Rock-Konzert Westösterreichs fand am 26. August 2000 in Koblach mit den Bands „Hate crime“, „Extreme hatred“, „Faustrecht“ und „Tollschock“ statt. Die Naziskins gingen dabei so konspirativ vor, dass die Polizei nach eigenen Angaben erst kurz vor dem Konzert davon erfuhr. Am Nachmittag vor dem Konzert fand der zweite Trauermarsch für „Franky“ statt. Ein Teil der Faschoskins war einheitlich mit schwarzen T-Shirts und dem Logo von B&H-Österreich „uniformiert“. Die Nazikonzerte in Vorarlberg werden äußerst konspirativ vorbereitet, teilweise gelang auch eine kurzfristige Verlegung von in Deutschland verbotenen Konzerten nach Vorarlberg.



Am 20. Februar 2001 durchsuchte die Staatsanwaltschaft bei einer Aktion gegen B&H-Südtirol 23 Wohnungen und nahm zwölf Naziskinheads in U-Haft, die zum Teil 2003 verurteilt wurden. Seither ist B&H-Südtirol zerschlagen, die Naziband „Südfront“ ist aufgelöst.

Am 4. August 2001 folgte ein weiterer Trauermarsch mit etwa 100 Naziskins in Bregenz. Anschließend trafen sich die Nazis in Fußach zu einem Konzert, an dem bis zu 500 Naziskins teilnahmen. Die Bands „Tollschock“, „Noie Werte“, „Razors Edge“, „Schutt&Asche“ und „Stromschlag“ spielten laut Behörden „ohne Zwischenfälle“.

Am Abend des 14. Dezember 2002 brach die Polizei erstmals ein Nazikonzert mit der Band „Razors Edge“ in Rankweil ab, zu dem sich rund 150 Faschoskins versammelt hatten. Aber bereits am 6. April 2002 fand die nächste Naziparty in Vorarlberg statt. Diesesmal trafen sich Nazis aus der gesamten Region auf einem Partyschiff am Bodensee, um später zum B&H-Clubraum zu fahren.



Das mit Abstand größte Konzert von B&H in Vorarlberg fand am 12. Oktober 2002 statt. Bis zu 1.300 Faschoskins aus der Schweiz, Deutschland, Österreich und Tschechien trafen sich in einem riesigen Partyzelt auf einem Privatgrundstück bei Hohenems.
 
Schweiz

B&H-Tirol und B&H-Vorarlberg mischten kräftig mit, als es am 13. Januar 2001 in der Schweiz vor einem Konzert von B&H-Südtirol zu Auseinandersetzungen mit italienischen Naziskins des „Fronte Veneto“ kam. Ein großes NS-Rock-Konzert im Raum Zürich endete im Mai 2001 erneut mit Massenschlägereien und zahlreichen schwerverletzten KonzertbesucherInnen.


Naziskins der „Fronte Veneto“ am 07.07.07 in Frankfurt/Main

Am 8. März 2007 wurde vom schweizer Bundesgericht die Verurteilung von sechs Nazis zu jahrelangen Haftstrafen bestätigt. Vorausgegangen war am 26. Februar 2003 eine schwere Körperverletzung an zwei Jugendlichen im Alter von 15 und 17 Jahren. Bei dem Gerichtsverfahren wurde festgestellt, dass die Täter den Tod der beiden in Kauf genommen hätten. Bei dem 15-jährigen musste ein Teil des Gehirns entfernt werden, er wird sein ganzes Leben behindert bleiben. Der Fall wurde mit großem Medieninteresse verfolgt. Einer der Angeklagten, ein Mitglied des B&H-Netzwerks, nahm sich in der Untersuchungshaft das Leben.


     Hinterland Vorarlberg

Vorarlberg ist das zweitkleinste Bundesland in Österreich und liegt ganz im Westen der Bundesrepublik: Zwischen dem Bodensee, Lichtenstein und Tirol. Das stark von Tourismus geprägte Land hat keine 400.000 EinwohnerInnen. Die wichtigsten Städte sind Dornbirn, Hohenems, Bludenz und Bregenz. Der Bregenzer Herbert „Sausi“ Sausgruber ist seit 1997 amtierender Vorarlberger Landeshauptmann und Landesparteiobmann der konservativ-christlichen Volkspartei (ÖVP). Sausgruber regiert zur Zeit mit der rechtspopulistischen FPÖ.

Vorarlberg befindet sich seit Jahren Fest in konservativen Händen und ist als ruhiges beschauliches Stück „Hinterland“ fruchtbar für durchorganisierte Nazistrukturen. Die Präsenz von rechtsgesinnten Jugendlichen und auch organisierten Nazigruppen steigt und kann seit Jahren – weitgehend totgeschwiegen von Medien und Politik – faschistisches Gedankengut salonfähig machen und Nazigewalt in den Alltag tragen.



Unter anderem das B&H-Netzwerk ist in Vorarlberg äußerst aktiv und konnte die eigenen Strukturen etablieren. Auch das von den Nazis als repressiv wahrgenommene Vorgehen der deutschen Polizei gegen NS-Rock-Konzerte macht Vorarlberg als Veranstaltungsort immer attraktiver. Nazis machen sich in Vorarlberg seit Anfang der 1990er Jahren durch hohe Gewaltbereitschaft einen Namen. Neben dem B&H-Netzwerk, das enge Verbindungen zur „Division 28“ in Deutschland pflegt, gibt es auch vereinzelt „Hammerskins“. Der „Club 122“, die „Allemannen Vorarlberg“ ist eine weitere Nazivereinigung welche vor allem Gedenksfahrten zu SS-Kriegerdenkmälern und Veranstaltungen mit NS-Veteranen organisiert.

Die Zahlenkombination 122 steht dabei für „Alemannen Vorarlberg“: 1+22 = A+V. Als Logo dient dieser Gruppe der SS-Totenkopf. Neben Konzerten organisiert diese Gruppe auch politische Veranstaltungen und richtet ein stärkeres Augenmerk auf Propaganda. Die AktivistInnen reisen regelmäßig zu Naziaufmärschen nach Deutschland und es bestehen Vernetzungen zu Gruppen wie den „Freien Kameradschaften“ oder dem „Bund Freier Jugend“.

Neben B&H und dem „Club 122“ existieren in Vorarlberg verschiedene weitere Naziskingruppen. In den letzten Jahren konnte die Szene bis zu 100 AktivistInnen aus der Bodenseeregion für Angriffe auf antifaschistische Demonstrationen in Bregenz, Dornbirn und Bludenz mobilisieren. Auf der Homepage gab es ein „Redwatch“-ähnliches Projekt.



Kaum öffentlich wahrgenommen wurde eine extreme Häufung von Bränden in „Ausländerwohnheimen“ in Vorarlberg 1993, in der Zeit der Pogrome von Mölln, Solingen, Hoyerswerda und Rostock-Lichtenhagen. Bis heute sind einige Brände – teilweise unter dem Einsatz von Molotow-Cocktails gelegt – ungeklärt, die TäterInnen nicht gefasst. Die Ermittler verwendeten rasch die Floskel „ausländerfeindliche oder politische Motive sind auszuschließen.“

Eine von Franz Valandro interviewte Aussteigerin aus der Naziskinszene bestätigt zumindest, dass über Brandanschläge diskutiert wurde: „Diese Treffen zwischen Vorarlberger, Schweizer und deutschen Faschoskins haben eine Zeitlang regelmäßig, ein bis zweimal im Monat, in Lustenau stattgefunden. Da war auch die Rede von Brandstiftungen. Wenn's in Lustenau dann tatsächlich gebrannt hat, war die Berichterstattung darüber meistens ziemlich dubios.“


     Naziaktivitäten in Vorarlberg
 
2000

Am 2. Februar wurden in einem Zug bei Hergatz zwei Österreicher im Alter von 21 und 23 Jahren kontrolliert, die 20 CDs mit eindeutig rechtsradikalem Inhalt mit sich führten. Am 26. August führten Nazis eine Gedenkdemo für einen Faschisten durch, der sich im Vorjahr im Knast erhängt hatte. Noch am selben Abend fand im „Route 66“ in Koblach ein Nazikonzert mit 200 TeilnehmerInnen statt.



Am 23. Dezember wurde in Koblach das linke Lokal „Rast(h)aus“ von Bregenzer und Feldkircher Nazis angegriffen, die teils den B&H-Strukturen angehören. Ebenfalls im Dezember griffen rund 20 Naziskins ein linkes Lokal in Koblach an und verletzten mehrere GenossInnen schwer. Am 16. Juni des kommenden Jahrs wurden in Feldkirch fünf der acht angeklagten Naziskins freigesprochen, drei wurden nur zu geringen Geldstrafen verurteilt.
 
2001

In der Dornbirner Innenstadt verwüsteten Naziskins am 30. März ein türkisches Lokal und verletzen mehrere Jugendliche mit Schlagstöcken. Bei dem Übergriff schossen die Nazis einem der Angegriffenen mit einer Gaspistole ins Gesicht. Die drei festgenommenen Täter kamen aus Dornbirn und Lindau. Das Landgericht Feldkirch verurteilte den sechsfach vorbestraften Lindauer einige Wochen später zu einer Strafe von knapp 4.300 DM.

Am 14. Mai kam es in Dornbirn zu einem Naziüberfall auf ein Lokal. Vier Naziskins stürmten „Hitlerparolen“ gröhlend herein und verletzten zwei Gäste. Einen Monat später, am 23. Juni, wurde der jüdische Friedhof in Hohenems geschändet. Nazis verwüsteten 18 Gräber.
 
2002

Am 12. Oktober, nachdem Nazis ein Konzert in Hohenems mit rund 1.000 TeilnehmerInnen aus halb Europa veranstaltet hatten, schlug Sicherheitsdirektor Dr. Elmar Marent Alarm: „Wir müssen aufpassen, dass Vorarlberg nicht zum Tummelplatz für Nazis aus dem Ausland wird.“ Die Veranstaltung wurde von 140 Einsatzkräften abgesichert und verlief „weitgehend friedlich“. Bei Grenzkontrollen in Lindau wurden dutzende Nazi-CDs und -kassetten beschlagnahmt.



Am 14. Dezember hatten die „Skinheads Vorarlberg“ zu einer Demonstration in Bregenz aufgerufen. Die Polizei erwartete bis zu 1.000 Nazis. Kurzfristig wurde die Demonstration, in deren Anschluss auch ein B&H-Konzert geplant war, von den Behörden untersagt. „Blood&Honour“ organisierte dennoch klammheimlich ein Konzert in Rankweil bei Feldkirch mit über 150 FaschistInnen. Wieder fanden die Ordnungskräfte Nazimusik bei Vorkontrollen.
 
2003

Am 9. November versammelten sich etwa 150 Antifas in Lindau und Bregenz, um gegen Antisemitismus und Faschismus zu demonstrieren. Am Bregenzer Bahnhof wurde die Demo von etwa 25 Nazis (unter anderem von der „Kameradschaft Süd“) mehrfach angegriffen. Die Nazis konnten während der Demo immer wieder unter den Augen der Polizei Flaschen und Eier auf die Antifas werfen. Die Sicherheitsdirektion meinte dazu: „Bei der Rückkehr der Demonstrationsteilnehmer wurde einer der im Bahnhofsbereich wartenden Skinheads durch einen Steinwurf aus dem Demonstrationszug verletzt und in das UKH-Bregenz eingeliefert“. Auch Nazis aus dem B&H-Spektrum beteiligten sich an den Angriffen.

In Bregenz fand am 22. November in einem Lokal ein Konzert mit den Nazibands „Tollschock“, „Nordwind“ und Haftbefehl mit etwa 100 BesucherInnen statt. Im Dezember wurde publik, dass „Tollschock“ seit 1998 in Räumen des Jugendhauses „Culture Factor Y“ in Lustenau probt. Jugend-Gemeinderat Ernst Hagen (FPÖ) dazu: „Alle wussten davon. Aufgeregt hat sich keiner.“ Ganz so sei das nicht, sagt Jugendarbeiter Steven M: „Natürlich haben die genervt. Bei den Aktionstagen gegen Rassismus haben sie extra laut geprobt.“ Der Gemeinderat kündigte „Tollschock“ daraufhin zum Ende des Jahres.
 
2004

Am 14. Februar wurde im Linienbus in Wolfurth ein Jugendlicher von einem stadtbekannten Nazi angepöbelt. Als der Jugendliche daraufhin den Bus verließ, folgte ihm der Nazi und schlug ihn nieder. Am 9. Oktober fand im Bregenzerwald ein Naziskinkonzert mit etwa 450 TeilnehmerInnen statt. Eine 23-jährige Faschistin aus München ist dabei nach Polizeiangaben ertrunken. Der für den 23. Oktober in Bregenz angekündigte Trauermarsch für die Verstorbene wurde von den Behörden verboten.



Vor einem Punkkonzert am 25. Dezember in der „Remise“ in Bludenz, bedrohten vier Nazis aus Nenzing, Rankweil und Lustenau Antifas mit Gaspistolen. Um etwa 23 Uhr kamen mit Baseballschlägern, Spickmesser, Gaspistolen und Pfeffersprays bewaffnete Nazis zur „Remise“. Sie begannen Jugendliche zu provozieren und anzugreifen, was ein vorbeifahrender Gendarmeriebus ignorierte. Etwa 50 Antifas vertrieben die Nazis, die auf Höhe des Gendarmeriepostens Pfeffersprays einsetzten. Bei den folgenden Auseinandersetzung schossen die Nazis einem Genossen mit einer Gaspistole ins Gesicht und verletzten einen anderen mit einem Baseballschläger am Kopf.

In Vorarlberg haben die Nazis fest Fuß gefasst, auch wenn interne Streitereien die einzelnen Untergruppen relativ klein halten. Die österreichische Nazi-Szene war nach Ansicht des Journalisten und Buchautors Wolfgang Purtscheller im Mai 2007 aktiv wie seit langer Zeit nicht mehr. Scheinbar formiert sich im Kern eine Truppe altbekannter Protagonisten der Szene um den verurteilten Nazi Gottfried Küssel als „Volkstreue Außerparlamentarische Opposition“.

Archiv Antifa Ravensburg


     Antifa in Vorarlberg

Neben dem Infoladen „Zündschnur“ und dem „JuZ Between“ in Bregenz, dem „Café-Schlachthaus“ und der Offenen Jugendarbeit in Dornbirn gibt es in der Region Vorarlberg auch den Verein für Kommunikations- und Freizeitgestaltung KONKRET in Hohenems als Anlaufspunkte für Linke.

Am 13. November 2004 demonstrierten in Dornbirn mehrere hundert AntifaschistInnen gegen die vielen Naziskinkonzerte in der Bodenseeregion. Eine größere Gruppe von Nazis versuchte erfolglos die Demo anzugreifen. Als Antwort auf die sich häufenden Naziangriffe und besonders gegen den Naziangriff am 25. Dezember 2004 auf die „Remise“, fand am 26. Februar 2005 in Bludenz eine überregionale Antifa-Demo unter dem Motto „Vorarlberg Nazifrei“ mit rund 800 AntifaschistInnen statt (Video, 23 MB).


Bullen am 26. November 2006 in Dornbirn
links mitte rechts

Am 25. und 26. November 2006 fand in Vorarlberg ein Antifawochenende statt, mit welchem ein kraftvolles Zeichen gegen Faschismus, Rassismus, Sexismus, Gechichtsrevisionismus und Homophobie gesetzt wurde. Dazu gab es in Bregenz verschiedene Vorträge, Filme, Workshops und Diskussionen. Am 26. November 2006 demonstrierten in Dornbirn rund 350 AntifaschistInnen gegen die wachsende Nazipräsenz im Vorarlberg.

Die Öffentlichkeitsarbeit der Sozialistischen Jugend brachte schließlich einen kleinen Erfolg. Während die Sicherheitsdirektion sich anfangs noch in widersprüchlichen und hilflosen Aussagen verhedderte, war sie schlussendlich dazu gezwungen ihre Ansicht vollkommen zu ändern und der Antifa-Bewegung Recht zu geben: In den letzten Jahren ging keine Gewalt von einer Antifa-Demo aus, weshalb die antifaschistische Bewegung auch nicht polizeilich relevant sei. Gleichzeitig sei die Anzahl rechter Gewalttaten gestiegen.


Antifas am 26. November 2006 in Dornbirn
links mitte rechts

Am 30. und 31. März 2007 fand im „JuZ Between“ in Bregenz das Never Confirm Festival statt. Das ganze Wochenende über fanden verschiedene Diskussionsveranstaltungen, Vorträge, Konzerte, VoKüs und Discos statt.


     Hochburg des NS-Rock

Vorarlberg ist eine Hochburg für sogenannten „Rechtsrock“, der sich hier über die Jahre fest etabliert hat. Attraktiv für die Nazis ist die überregionale Vernetzung unter anderem im B&H-Netzwerk, die im internationalen Vergleich einfache Durchsetzbarkeit von Nazikonzerten in Vorarlberg und die zahlreichen lokalen Nazibarden. Besonders die Nazibands „Tollschock“ und „Stoneheads“ konnten sich in der Szene durch zahlreiche Auftritte besonders in ihrer Heimat Vorarlberg einen Namen machen.

Das größte Nazikonzert in Österreich ging 2002 mit bis zu 1.300 TeilnehmerInnen aus ganz Europa in Hohenems über die Bühne. Die berüchtigte Naziband „Extreme Hatred“ aus den USA spielte bereits viermal in Vorarlberg. Ein beliebter Treffpunkt für die Nazis ist die Raststätte Hohenems an der A14.



Auch im nahe gelegenen Innsbruck werden Großveranstaltungen der NS-Rock-Szene organisiert. Im Veranstaltungszentrum „Hafen“ fand 2004, 2005, 2006 und 2007 das sogenannte „Misanthropic-Violence“-Festival statt, das bei den Vorarlberger Naziskins besonders beliebt ist.
 
„Tollschock“

Die international bekannte Vorarlberger Naziband „Tollschock“ (einst „Prollschock“) ist zum Teil bei B&H organisiert. Einschlägige Versände wie der „Wikingerversand“ oder der „Asgardversand“ vertreiben ihre Musik. „Tollschock“ haben beim NPD-nahen Label „Pühses Liste“ ihr Tape „Der erste Schock“ veröffentlicht. Die Band stellt vor allem den „way of life“ der Naziskin- und NS-Rockerszene textlich in den Vordergrund: Feiern und prügeln.
 
„Stoneheads“

Auch die „Stoneheads“ haben es mittlerweile zu einigen Auftritten im benachbarten Ausland und in Vorarlberg gebracht. Manche Internetseiten rechnen sie in Konzertberichten den Texten nach sogar dem ideologischen Umfeld der Naziterrorgruppe C18 zu. Bislang nur über Amerika beziehbare CDs der Band enthalten im Booklet NS-Bilder. Ein Lied der „Stoneheads“ endet sogar offen mit: „Sieg Heil“. Bei einem am 2. November 2002 von Ex-B&H-Kadern und NPD-AktivistInnen konspirativ organisierten Konzert in Mannheim spielten „Stoneheads“ indizierte Lieder der extrem rassistischen und antisemitischen Nazi-Kultband „Landser“.



Den drei Bandmitgliedern Uwe G. aus Rankweil, Robert L. aus Laterns und Thomas H. aus Bregenz wurde 2005 in Feldkirch der Prozess wegen „Volksverhetzung“ gemacht. Alle haben bereits vier bis neun Vorstrafen wegen Körperverletzung und Sachbeschädigung, alle leugneten die Mitgliedschaft in der Naziband.

Im August 2002 fand in Hohenems das Nazifestival „unity of hate“ statt. Über tausend Nazis ließen sich von der Polizei in die Parkplätze einweisen. Der Bezirkssicherheitschef Marent überzeugte sich vom ordnungsgemäßen Ablauf der Veranstaltung, konnte aber keine Ordnungswidrigkeiten feststellen. Im gleichen Monat wurde von Christian Kraus ein Nazikonzert in Hessen organisiert, bei dem die „Stoneheads“ auftraten. Die deutsche Polizei hatte im Vorfeld das Konzertmobil durchsucht.



Schließlich wurden die drei Bandmitglieder wegen „Volksverhetzung“ zu Geldstrafen verurteilt. Mittlerweile wurde die Band aufgelöst. „Stoneheads“-Mitglieder haben als „Genocide“ jedoch eine neue CD produziert und hatten Konzertenauftritte.


     Naziaktivitäten in der Ostschweiz

Im April 2003 wurden nach einem Ska-Konzert in Frauenfeld (Kanton Thurgau) zwei alternative Jugendliche von sieben FaschistInnen brutal zusammengeschlagen. Einer der beiden Linken, der damals 15-jährge Dominik B., wurde lebensgefährlich verletzt und ist noch heute schwer behindert.

Am 15. Mai 2004 besuchten rund 200 Nazis aus Deutschland, Österreich, Frankreich und der Schweiz ein Konzert in Amriswil, das der „Patriotische Ostflügel“ organisiert hat. Beim „Patriotischen Ostflügel“ handelt es sich um eine Sektion der „Hammerskins“, die in Kradolf, etwa 20 km südlich von Konstanz, einen Clubraum unterhält.


links mitte rechts

Am 13. September 2005 wurde in Niederurnen eine dunkelhäutige Frau von einem 25-jährigen Nazi am hellichten Tage angegriffen und mit einem Messer niedergestochen. Die Frau wurde mit Stichverletzungen im Lendenbereich ins Krankenhaus eingeliefert. Später sagte Kantonspolizeisprecher Murer der „Südostschweiz-Zeitung“, dass der Polizei noch keine Hinweise über das Motiv vorlägen.

Am 5. November 2005 fand in der Region Frauenfeld ein Naziskinkonzert mit über 100 TeilnehmerInnen statt. Die zahlreichen organisierenden Gruppen stammen aus dem B&H- und „Hammerskins Schweiz“-Umfeld. Die Kantonspolizei verschwieg im Vorfeld der Öffentlichkeit, dass ein solches Konzert geplant sei. Auch von den Medien wurde dieses Ereignis weitgehend ignoriert und erst im Nachhinein wurde berichtet, dass es sich um eine „private Party“ gehandelt habe. Es sei zu „keinen Vorkommnissen“ gekommen.

In der Region Frauenfeld fanden in den vergangenen Jahren insgesamt über 15 Nazikonzerte mit weitaus mehr als 300 TeilnehmerInnen statt. Seit dem Überfall in Frauenfeld im April 2003 ist nicht nur die Polizei bemüht, solche Konzerte zu vertuschen. Auch die Regierung ist sehr darauf bedacht, keine weiteren negative Schlagzeilen zu bekommen.



Zwei Wochen später, am 19. November 2005, demonstrierten in Frauenfeld rund 100 Antifas mit einem Antifaschistischen Abendspaziergang weitestgehend friedlich gegen Rechtsradikalismus, Gleichgültigkeit und Heuchelei. Einige Personen wurden von der Polizei festgenommen, mehrere AntifaschistInnen kontrolliert.

Im ostschweizer Goldach wurden am 3. Dezember 2005 vier alternative Jugendliche von mit Pfefferspray und Baseballschlägern bewaffneten Nazis aus Rorschach zusammengeschlagen. In der darauffolgenden Nacht unterband die Polizei Übergriffe von 30 besoffenen Nazis in Grenchen bei Solothurn. Zu beiden Vorfällen veröffentlichte die Antifa-Recherche Thurgau ein Communiqué.


     Antifa Frühlingskampagne Thurgau

In einem Gerichtsprozess im August und September 2005 wurden die Nazis Ivo Hagmann, Alex Riffel, Adrian Jäggi, Urban Strasser und Andreas Zelias wegen der brutalen Angriffe im April 2003 zu Zuchthausstrafen von vier bis fünfeinhalb Jahren verurteilt. Der Prozess fand aufgrund des regen öffentlichen Interesses im Gemeindesaal von Felben-Wellhausen statt.

Im Vorfeld des Prozesses beging der Faschist Silvian Meier Selbstmord in der Untersuchungshaft. Die anderen Angeklagten bereuten nichts. 60 Nazis begleiteten die Verhandlungen mit ihrer provokanten Anwesenheit. Dominik wurde verhöhnt, als der Richter den Vorwurf der versuchten Tötung fallen ließ.



Doch im Mai 2006 wurden die Nazis vom Obergericht in einem Berufungsprozess zu Haftstrafen verurteilt, die um ein Jahr höher lagen, als im ersten Urteil. Auch wurden die Täter nun der versuchten Tötung schuldig gesprochen.

Diesen Prozess nahm die Gruppe „Antifa Recherche Thurgau“ zum Anlass, am 8. Mai 2006 zu einer „Antifa-Frühlingskampagne“ für den Aufbau einer herrschaftsfreien und solidarischen Gesellschaft – frei von Rassismus, Sexismus, Kapitalismus und Ausgrenzung aufzurufen.

Das Ziel der Kampagne war, eine antifaschistische Präsenz im Großraum Thurgau zu schaffen, um sich dem nationalistischen Konsens in der Region in den Weg zu stellen und die faschistische Realität zu bekämpfen. Thematisiert wurde die Gefährdung für Leib und Leben aller, die nicht in das von Hass und Kurzsichtigkeit geprägte Welt- und Menschenbild der FaschistInnen passen.



„...Dieser Übergriff ist kein Einzelfall. In der gesamten Ostschweiz sieht sich die gewaltbereite Naziszene im Aufwind. Anzahl und Heftigkeit der Übergriffe von Nazis auf Andersdenkende, MigranntInnen, Homosexuelle, Juden, Obdachlose und sozial Schwächere nehmen zu. Zudem ist in den letzten Jahren eine nazistische ‚Konzertkultur‘ entstanden, die nicht zuletzt in der Ostschweiz, im Thurgau, ihre Anfänge genommen hat. Die Nazis versuchen darüber hinaus sich zunehmend – weg von der reinen faschistischen Skinheadsubkultur – als Teil der normalen Alltagskultur zu etablieren und Zonen zu schaffen, wo sie ungestört agieren können. Dabei inszinieren sie sich angesichts des zunehmenden Abbaus sozialer und politischer Freiheitsrechte als revolutionäre Opposition...“

Im Verlauf der antifaschistischen Initiative im Kanton Thurgau, die im Juli 2006 ihr „offizielles“ Ende fand, gab es zahlreiche und vielseitige Aktionen. Nazioutings, Angriffe auf FaschistInnen und Anschläge auf staatliche Institutionen leiteten im Mai drei Aktionsmonate ein, die zeigten, dass radikaler Antifaschismus auch in ländlichen Regionen wie der Ostschweiz gelebt werden kann und braune Strukturen überall angreifbar sind.

Die erste Aktion im Rahmen der Kampagne fand in der Nacht auf den 9. Mai 2006 statt. An diesem Tag sollte den brutalen Nazischlägern, welche im Frühjahr 2003 Dominik B. fast töteten, der Berufungsprozess im Gemeindesaal in Felben-Wellhausen gemacht werden. Dass der Ort der Verhandlung zum Prozessbeginn mit strahlenden Wandmalereien verziert war, damit rechnete niemand. Und so wurden die Wände des Schauplatzes mit Tüchern abgedeckt.



Nachdem die Verhandlungen mit skandalös milden Schuldsprüchen endeten, wurde in der Nacht auf den 21. Mai das Bezirksgericht in Frauenfeld mit Farbbeuteln neu eingefärbt. Die unbekannten KünstlerInnen veröffentlichten ein Communiqué, in welchem sie die Justiz an den Pranger stellten und die herrschende Definition von Gerechtigkeit hinterfragten. Eine großangelegte Fahndung, an der neben der Polizei auch Radiosender, Zeitungen und andere Medien beteiligt waren, blieb bis heute erfolglos.

Der zweite Monat begann heiß. In der Nacht auf den 4. Juni verübten AktivistInnen einen Brandanschlag auf die Nazikneipe „Charlie Pub“ in Frauenfeld. Dort etablierte sich mittlerweile ein Treff- und Organisationspunkt von Rechtsradikalen. Auch der Gründer der inzwischen wieder aufgelösten Nazipartei „Freie Schweizer Patrioten“, Fabian Häusermann, verkehrte regelmäßig in dem Lokal.

Am 17. Juni attackierten AntifaschistInnen nach einem Open-Air-Konzert eine Gruppe Nazis, färbten ihr Auto rosarot ein und hinterließen im Innern eine Tränengas-Petarde. Weitere Outings von FaschistInnen und Angriffe auf Nazi-Strukturen rundeten einen aktionistischen Monat ab.



Anfang Juli 2006 wurden mit einer Plakat-Kampagne die letzten Wochen der Antifa-Frühlingskampagne angegangen. Zum damaligen Zeitpunkt warb der Kanton Thurgau mit einer Initiative finanziell gut situierte ZürcherInnen an und machte ihnen die Region schmackhaft zum günstigen Wohnen und idyllischen Leben.

GenossInnen verfälschten die Plakate mit Inhalten, welche ein anderes Gesicht der Region zeigen und Grundsätze antifaschistischen Aktivismus' erklären. Die Plakatkampagne wurde von vielen Gruppen und Einzelpersonen getragen und so schmückten hunderte dieser Aushänge die Wände des Kantons.

Den Abschluss des „offiziellen“ Teils der Antifa-Kampagne in der nord-östlichen Schweiz machte eine Transpi-Aktion an einer Autobahnbrücke. Ein großes Stück Stoff mit der Aufschrift „FaschistInnen verjagen! Herrschaftsfrei leben! www.fruehlingskampagne.ch.vu“ wurde im morgendlichen Berufsverkehr den Pendlern zu Auge geführt.



Mit dem Rückblick auf drei Monate gelungener Initiativen und der Aussicht auf weiteren Aktionismus der antifaschistischen Szene – und einer damit verbunden Präsenz in der Öffentlichkeit – formulierte die „Antifa Recherche Thurgau“ ein Fazit und eine Prognose, die sich bis heute bewahrheitet hat.

„Der Kanton Thurgau wurde während den letzten Monaten unfreiwillig vermehrt ins Rampenlicht der Medien gebracht. Dazu haben nicht zuletzt die Anschläge und Angriffe auf Nazis und deren Strukturen geführt. Doch von noch viel größerer Wichtigkeit dürften die Outing-Aktionen sein, bei welchen Nazis in der Öffentlichkeit an den Pranger gestellt wurden und so ihre existenziell wichtige Anonymität verloren haben.

Die gewünschte antifaschistische Präsenz wurde während der Kampagne geschaffen. Mit welchem Feuerwerk diese hoffentlich nicht einmalige Show zu Ende geht, ist bis Redaktionsschluss nicht bekannt. Bekannt dürfte nun aber sein, dass der Thurgau zwar ein Nährboden für faschistisches Gedankengut ist, jedoch eine gut vernetzte und radikale antifaschistische Linke sich in das Geschehen einmischen kann – und wie!“


     Ergänzungen
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Ergänzungen

Der Bulle auf dem Bild...

XX 31.08.2007 - 08:14
Der Bulle auf diesem Bild hat seine Leute mehrmals aufgefordert, doch gewalttätiger gegen die Antifaschisten vorzugehen. Er wollte erreichen, dass die Lage in Gewalt eskaliert.



Hinter ihm Stand zeitweilig ein weiterer auf einem Pferd, der die Demonstranten mit der Reitgerte „berührt“ hat.

Club122 Fotos

a* 31.08.2007 - 14:04
Diese Fotos wurden von der Club122 Homepage mit einem Fake
Account im Jahre 2006 heruntergeladen,
Titel: Achims Geburtstagsfest

Kommentar bei Stattweb

aut.ant. 01.09.2007 - 02:03
Bodensee: Schwarzer Block und NPD- in Friedrichshafen zum letzten Mal vereint?

In einer umfassenden Darstellung haben sich in indymedia die verschiedenen antifa- Vereinigungen um den Bodensee die Mühe gemacht, die grenzüberschreitenden Verflechtungen der rechten Szene aufzudröseln.Interessant zunächst, dass in Friedrichshafen noch einmal das Kunststück gelungen scheint,

Die offizielle NPD und den von ihr hart bekämpften “Schwarzen Block” der “autonomen Nationalisten” zusammenzubringen. Nach der Demo in Frankfurt zum 7.7. Hatte es bundesweiten Knatsch gegeben. Die NPD-Führung, stark auf Reputation bedacht und besonders profilierungssüchtig gegen “linke Gewalt”, hatte sich scharf gegen die schwarzen Klamotten einiger ihrer Mitläufer gewandt, weil da die Zuschauer meinen könnten, die anständigen Nationalen seien so schlimme Chaoten wie die furchtbaren Autonomen von Rostock. Umgekehrt gab es aus den Reihen der Schwarzausstaffierten nachfühlbare Kritik am Kommandostil der NPD-Ordner, die ihre militärische Gewalt von der staatlichen Polizei und ihren Auflagen gern entgegennahmen. Inzwischen scheint es zu Austritten aus den schwarzen Reihen der “Kameraden” gekommen zu sein.

Anders die Eintracht in Friedrichshafen. Angemeldet wurde der Aufmarsch von der JN-Stützpunktleiterin Anne-Marie Doberenz, bekannt durch ihren Aufruf zum Frankfurter Naziaufmarsch, für den sie bei YouTube mit einem Molotov-Cocktail warb. Vernehmliches Huch von Seiten der NPD-Obrigkeit. Neben „parteigebundenen“ Nazis gab es rund um den Bodensee eine zum Teil im „Blood&Honour“-Netzwerk organisierte NS-Rock-Szene, aber auch unorganisierte Faschoskins. Aus all denen setzte sich der schwarzgekleidete Haufen zusammen. Das alles noch einmal unterm Patronat einer JN-Anführerin, das heißt theoretisch mit parteiamtlichem Segen der NPD.

Obwohl der Auftritt dank der “aktiven Ignorierenstechnik” der Friedrichshafener Stadtverwaltung als Erfolg der Rechten einzustufen ist, berichteten die parteifrommen web-Sites auffällig wenig darüber, wahrscheinlich, weil die Mischung ihren Wünschen nicht entsprach.

Es scheint nicht unmöglich, dass sich auch in den Großstädten aus diesen Zerwürfnissen eine echte Spaltung der Rechten ergeben wird.Nicht so sehr in dem, was in diesen Kreisen für Theorie gehalten wird: da sind eher Wallungen vorhanden, über die zu streiten sich kaum lohnt.Aber unter Umständen in der Frage des Vorgehens. Während Offiziell-NPD sich immer peinlich allen polizeilichen Schikanen unterwirft und dafür regelmäßig von oben gelobt wird ,könnte sich bei den “schwarzen” Dissidenten eine eher spontane und guerilla-mäßige Taktik durchsetzen. Nicht stundenlang strumpfig am Bahnhof herumstehen,bis endlich die paar hundert genehmigten Meter abgeschritten sind:vielmehr überraschend an mehreren Plätzen kurz aufgetaucht, Fahnen geschwenkt, Parolen gebrüllt -und wieder verschwunden. Ungefährlicher würde dadurch nichts: eher umgekehrt. Es könnte die Attraktivität der Gruppe bei Jugendlichen erhöhen.

Wichtig auch die Mitteilungen über die an sich verbotene Gruppe blood&honour”. Wie in Deutschland ist in der Ost-Schweiz wie auch im angrenzenden Vorarlberg vor allem das Konzert ein Anziehungspunkt. Ebenso wie in Deutschland scheint das System beneidenswert zu klappen, per Handy die Interessierten zusammenzurufen, so dass die Polizei, selbst wenn sie dazu geneigt wäre, beim Verbieten in der Regel zu spät kommt.

Der Hinweis auf die grenzüberschreitenden Verflechtungen gibt im Hinblick auf die Wirkungen eines NPD-Verbots zu denken. Ein Ausweichen über die Grenzen wäre am allerleichtesten.Dass die Schweiz -bezw. die dort zuständigen Kantone - sich einem Verbot anschlössen, scheint kaum denkbar. Hinzukommt, dass die jetzt oft kollektiv der NPD beigetretenen Kameradschaften eben so gut wieder allein agieren könnten. Das heißt, auch nach einem NPD-Verbot müsste der Einzelgruppe, zumal wenn sie irreführend “gegen Faschismus auftritt-immer neu nachgewiesen werden, dass sie eine sogenannte Nachfolgeorganisation wäre. Mit anderen Worten: Gerade angesichts der Lage im Grenzgebiet dürfte man sich von einem NPD-Verbot nicht zu viel Erleichterung für die ANTIFA erhoffen. Wenn VVN jetzt die Arbeit eines ganzen Jahres darauf verwendet, das Verfassungsgericht um ein Verbot anzuflehen, scheint das angesichts des zu erwartenden Resultats verschwendete Anstrengung. So wie SPD-Beck sich salomonisch äußert, wird es zum Verbot allerdings nie kommen. Genau wie bei der Wehrpflicht hat er eine seinem schwammigen Naturell entsprechende Schaumgummi-Lösung gefunden: V-Leute in der NPD keineswegs abziehen, aber zu gelinderer Gangart auf der Führungsebene ermuntern. Solche Staatsmänner braucht unsere Demokratie! NPD, marschiere getrost weiter

AutorIn: fg

pferde

zzz 01.09.2007 - 10:42
auch auf die gefahr hin, dass dieser kommentar als nichtinhaltlich angesehen wird, versuch ich es nochmal.

da es auf besagter demo in friedrichshafen echt furchtbar mit den polizei pferden war (schnell und brutal, auch weglaufen hilft nicht wirklich, wie heisst es so schoen, sitzblockaden aufloesen ohne personenkontakt...) und die nen ganz schoenes problem fuer die antifas dargestellt haben - wie geht mensch denn mit den huehhotts auf ner demo um? gibts irgendwo erfahrungen? tipps? oder ne reader ;)

sollten uns echt mal damit beschaeftigen, denn in bayern und bawue sind die meist mit von der partie und echt unangenehm! in fh haben sie einiges kaputt gemacht, nicht nur aktionen sondern auch einige menschen .

Mit Rassismus gegen Faschismus?

Eine Kritik an der Frühlingskampagne 01.09.2007 - 12:07
Mit einem derart belasteten Wort, wie dem N-Wort eine Kampagne gegen Rassismus und Faschismus zu führen, kann NIE zielführend sein. Dadurch wird ein Begriff, die abzulehnen ist, reproduziert. Es ist nicht möglich, rassistische Umtriebe zu überspitzen und dadurch in Frage zu stellen, denn Rassismen gehen viel weiter und sind viel tiefer verankert, als sich eineR vorstellen mag.

Dass dieses Wort in diesem Feature nun auch noch in der jetzigen Art und Weise reproduziert wird, stellt letztendlich auch das Feature selbst in Frage. Denn das N-Wort steht für die Herabwürdigung und Entmenschlichung Schwarzer Menschen. Es zu reproduzieren bedeutet immer, diese Herabwürdigung und Entmenschlichung fortzusetzen.

Grada Kilomba schrieb in einem lesenswerten Aufsatz über die für sie schwierige Entscheidung, den Begriff N. auszuschreiben, um ihn zu dekonstruieren:

"Das ist eine für mich schwierige Entscheidung, verletzend sogar, denn das N-Wort ist kein neutrales Wort, es ist ein weißes Konzept - ein Begriff, der mich in eine koloniale Ordnung festschreibt. Der Begriff 'N.' solll alle südlich der Sahara lebenden AfrikanerInnen kategorisieren und wurde während der europäischen Expansion erfunden. Das N-Wort ist also in der Geschichte der Versklavung und Kolonisierung situiert, d.h. es ist ein Begriff welcher mit Brutalität, Verwundung und Schmerz einhergeht. Diese Erfahrungen werden in der Psychoanalyse als Trauma definiert. Das N-Wort bzw. Rassismus wird aber selten als Trauma wahrgenommen und benannt. Diese Absenz der Benennung liegt daran, dass die Geschichte der rassistischen Unterdrückung und deren psychologische Auswirkung innerhalb des westlichen Diskurses bisher vernachlässigt wurde. Schwarze Menschen sind damit jedoch tagtäglich konfrontiert. Wir müssen nicht nur auf einer individuellen Ebene, sondern auf einer historischen und kollektiven Ebene, mit Trauma umgehen, da Alltagsrassismus eine Reinszenierung kolonialer Szenen ist, die uns in Diskursen der Unterlegenheit und Entfremdung wieder festschreibt."

Deshalb eine Bitte an die Frühlingskampagne: Verzichtet auf derartig traumatisierende Begriffe. Rassismus und Faschismus können auch anders kritisiert werden.

Und eine Bitte an die indy-Mods: Entfernt das betreffende Bild aus dem Artikel, denn solange es hier zu finden ist verstößt dieser Beitrag meiner Meinung nach klar gegen die Moderationskriterien - weil rassistisch.


Mit dieser Kritik soll der Bericht nicht schlecht gemacht werden, jedoch auf ein immer wieder kehrendes Problem hingewiesen werden. Meiner Meinung steht es den weißen AntirassistInnen und AntifaschistInnen nicht zu, mit derartigen Fremdbezeichnungen gegen Diskriminierungen zu kämpfen. Es geht darum, dass sich diese Ansicht nach und nach auch in der linken und autonomen Szene durchsetzt. Denn in allen von uns liegen Rassismen verborgen. Sie zu bekämpfen bedeutet auch, Jahrhunderte alte Vorurteile in Frage zu stellen und einen Umgang zu finden, der nicht wieder "die Anderen" "anders" macht - und somit Rassismus ungebrochen fortsetzt.

Eine Diskussion über den Gebrauch dieses Wortes erscheint mir nicht zielführend. Das Wort verkörpert für mich eine Geschichte die ich kritisiere und ablehne und deren Fortsetzung ich bekämpfe. Wer diskutieren will, sollte über die Inhalte des Wortes diskutieren und Rassismus bekämpfen. Das N-Wort nicht mehr zu verwenden ist eine klare Strategie gegen Rassismus.

Ihr stellt euch nun die Frage, welche Bezeichnung ihr für "diese Menschen" verwenden sollt? Lasst es sein! Warum wollt ihr Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe kategorisieren? Besteht ihr etwa auf disem "Recht"? Ein Tipp: Erkennt und benennt eure Rassismen und Sexismen!


Linktipps:

- N-Wort und Trauma von Grada Kilomba

- Audiozusammenfassung einer Diskussion zum N-Wort

- Der braune Mob zum N-Wort
- Brother Keepers und ihre Kampagne gegen Rassismus und Sexismus im deutschen Hip Hop
- ADEFRA - Schwarze deutsche Frauen und Schwarze Frauen in Deutschland
- Initiative Schwarze Menschen in Deutschland
- no-racism.net Debatte Atirassismus

Zum Thema Pferde

egal 01.09.2007 - 13:28
Angebich sollen gegen Pferde das Verstreuen von Kronkorken auf der Straße helfen. Pferde würden sich auf diese Lage Kronkorken nicht trauen, da sie dort ausrutschen würden.

Kann dies jemand bestätigen? Alternativ sollte das mal jemand ausprobieren ;)

Passieren soll den Pferden dabei angeblich nichts, da sie nicht über diese Falle laufen würden. Und würde ein Bulle sein Pferd dennoch drüber hetzen hauts ihn ordentlich aufs Maul - von daher wohl auch unwahrscheinlich. Wie gesagt, die Info ist von einem bekannten, der kanns aber auch nicht verifizieren, vielleicht kann hier ja jemand seine Erlebnisse schreiben.

eger

unding 01.09.2007 - 17:14
Ich kann die Kritik zum "N-Wort" (Neger) durchaus verstehen.
Jedoch lehne ich die Form, Probleme mit Schweigen oder Leugnen zu lösen, kategorisch ab.
"Neger" wird von RassistInnen benutzt, um Menschen mit schwarzer Hautfarbe zu diskriminieren. Das wird in der Kampagne ironisch-eindringlich aufgegriffen, um die Menschen auf diesem Wege zu erreichen, ihnen zu ermöglichen, ihre Weisen zu hinterfragen.
Stalinismus ist scheiße, per Dekret wird "das N-Wort" nicht verschwinden.
Zensur: Niemals
Die Kampagne lief so und so wurde sie dokumentiert.

Na ja, wer so doof wie Barney aka. Wössner is

Göttchen 03.09.2007 - 15:36
Na ja, der Admin der Seite "nb-bodensee.de.vu ist der selbe wie der Betreiber des rechtsrock-Versand "Beer4War" ...

Barney... Alternativ Herr Christoph Wössner aus Friedrichshafen der anscheinend Probleme hat ne Frau zu finden, zumindest thematisiert er das gerne. Is aber auch egal. Noch widerlicher ist die Verbindung zu Mario Friso...

Na ja, aber wer als Versandbanner Nietzsche zittiert, aber zu dumm ist, Nietzsche zu schreiben, der hat es auch schwer, für ernst genommen zu werden (entweder schreibt er Nietzsch als Nietsche oder Niezche)...

Gut, aber seinen Bestellern ist es bis dato anscheinend auch nicht aufgefallen. Einfach dumm...

xy

z 05.09.2007 - 06:16
"Meiner Meinung steht es den weißen AntirassistInnen und AntifaschistInnen nicht zu, mit derartigen Fremdbezeichnungen gegen Diskriminierungen zu kämpfen."

"Ihr stellt euch nun die Frage, welche Bezeichnung ihr für "diese Menschen" verwenden sollt? Lasst es sein! Warum wollt ihr Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe kategorisieren? Besteht ihr etwa auf disem "Recht"?"

Was passt hier nicht zusammen? Und warum ist es falsch zu sagen, der da, mit der schwarzen Haut, der Knubbelnase, oder der Grösse von 1,90 m? Was ist falsch daran festzustellen dass Menschen ebn verschieden aussehen? Solange es bei der Feststellung bleibt.

Negro = Schwarz. Reine Zustandsbeschreibung. Erstmal mehr nicht. Natürlich hat das wort "Neger" (in Anführungsstrichen, aber Umschreibungen wie "N-Wort" finde ich ähnlich affig wie das Aussprechen von Schimpfwörtern in einzelnen Buchstaben, wenn eh jeder weiss wovon man spricht) mittlerweile eine üble Bedeutung und auch ich würde selbst in distanzierender Form ein sehr seltsames Gefühl haben es auszusprechen. Von der puren Wortbedeutung her aber ist es nicht beleidigender als ich die Bezeichnung des eigenen Kollektivs als Weisse, wie wäre es bspw mit der Bezeichnung "Albos" als Gegenoffensive? Ein Wort gehört immer denen, die sich die Deutungshoheit darüber erkämpft haben - Nie denen die sich einfach zurückgezogen haben um Rassisten und ähnlichem Pack das Feld zu überlassen.

Aktuelle Infos zu Anne-Marie Doberenz

Antifa Community 06.09.2007 - 17:52
Die als Krankenschwester tätige Anne-Marie Doberenz* organisiert neben ihren parteipolitischen und freien Aktivitäten zusammen mit Neonazis aus dem Ruhrgebiet regelmäßig einen Sanitätsdienst bei Nazi-Veranstaltungen. So z.B. am 1.Mai und 1.September in Dortmund.

Neben ihrem Lebensgefährten dem Duisburger Faschisten Steffen Pohl** sind bei dem bis dato nur im Ruhrgebiet in Erscheinung getretenen braunen Sanitätsdienst die langjährige Duisburger Faschistin Nadine "Sandy" Schlotmann*** sowie weitere Duisburger und Essener Faschisten beteiligt.

* Mitglied der NPD-Jugendorganisation JN (Junge Nationaldemokraten), aktiv im Landesvorstand JN Baden-Württemberg, Autonome Nationalisten und Freie Kameradschaften, Sanitätsdienst

** 1999 - 2000/2001 JN Stützpunktleiter, 2000/2001 - heute Kopf der Autonomen Nationalisten westliches Ruhrgebiet / Aktionsgruppe Duisburg, 2004 - heute AB-West Kad[av]er, Sanitätsdienst

*** ehemalige Leiterin des JN Mädelbund NRW, AB-West, federführend bei den bereits erwähnten Autonomen Nationalisten westliches Ruhrgebiet / Aktionsgruppe Duisburg, Sanitätsdienst

Fotos vom Sanitätsdienst werden nachgereicht. Sollte noch jemand Fotos haben, bitte hochladen. Die Braunen Schwestern tragen weiße Armbinden mit der Aufschrift "SANI" und schwarze Armbinden mit der Aufschrift "SANI".

 http://media.de.indymedia.org/images/2007/08/191481.jpg
Doberenz + Pohl

 http://media.de.indymedia.org/images/2007/08/191483.jpg
Doberenz + Pohl (links im Bild)

 http://media.de.indymedia.org/images/2007/08/191484.jpg
Doberenz + Pohl (rechts im Bild)

Was ist falsch daran?

Antwort auf unding's "eger" und "xy" von z 09.09.2007 - 20:32
"Was ist falsch daran festzustellen dass Menschen ebn verschieden aussehen? Solange es bei der Feststellung bleibt."

Genau mit dieser Frage setzt sich der Kommentar "Mit Rassismus gegen Faschismus?" auseinander. Die Diskussion um das N-Wort zielt genau darauf ab: Sobald mensch diese Bezeichnung verwendet, geht es nicht mehr darum, ob "Menschen ebn verschieden aussehen", sondern es wird auf rassistische Bilder und Stereotype zurückgegriffen. Der Begriff ist nicht "neutral" und kann daher auch nicht "neutral" verwendet werden. Hier noch mal das obenstehende Zitat von Grada Kilomba:

"Der Begriff 'N.' soll alle südlich der Sahara lebenden AfrikanerInnen kategorisieren und wurde während der europäischen Expansion erfunden. Das N-Wort ist also in der Geschichte der Versklavung und Kolonisierung situiert, d.h. es ist ein Begriff welcher mit Brutalität, Verwundung und Schmerz einhergeht. Diese Erfahrungen werden in der Psychoanalyse als Trauma definiert. Das N-Wort bzw. Rassismus wird aber selten als Trauma wahrgenommen und benannt."

Genau so wie Leute behaupten, "Stalinismus ist scheiße, per Dekret wird 'das N-Wort' nicht verschwinden" und in Zusammenhang mit der Verwendung des "N-Wortes" von "Zensur" reden, kann ich behaupten, es ist reine Ignoranz, dieses Wort trotz seiner klaren Assoziationen weiter zu verwenden. Vielleicht ist es auch nur Unwissen oder fehlende Einsicht oder eine andere politische Herangehensweise. Doch zeigt für mich die Weise, in der die Verwendung des "N-Wortes" gerechtfertigt wird, dass da doch ein Funken Rassismus zum Vorschein kommt.

Denn: Meiner Meinung steht es den weißen AntirassistInnen und AntifaschistInnen nicht zu, mit derartigen Fremdbezeichnungen gegen Diskriminierungen zu kämpfen.

Und weiter: Ihr stellt euch nun die Frage, welche Bezeichnung ihr für "diese Menschen" verwenden sollt? Lasst es sein! Warum wollt ihr Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe kategorisieren? Besteht ihr etwa auf diesem "Recht"?

"Was passt hier nicht zusammen?" Die Antwort auf diese Frage wurde bereits formuliert. Sie verwendet eindeutig rassistische Zuschreibungen, die bestimmte Merkmale von Menschen aufgreifen und "alle südlich der Sahara lebenden AfrikanerInnen kategorisieren". Dies ist keine einfache Feststellung. Denn, wie argumentiert wird: "Ein Wort gehört immer denen, die sich die Deutungshoheit darüber erkämpft haben". Wer mit welchen Interesse und welchen Auswirkungen die Bedeutung dieses Wortes hergestellt hat, darüber geben die oben angeführten Links Auskunft.

Rassismus ist u.a. eine Ideologie, die der Legitimierung von Herrschaft dient. Eine Ideologie, die gemeinsam mit ihrer strukturellen Wirksamkeit und Verankerung Menschen auf Positionen festschreibt. Und die 'weißen' eine privilegierte Position sichert. An diesen Privilegien zu kratzen setzt aus 'weißer' Sicht voraus, sie erst mal in Frage zu stellen. Rassismus nur bei "Rassist(Innen) und ähnlichem Pack" zu suchen, soll wohl den Anschein erwecken, mann/frau sei selbst NICHT rassistisch?

Dazu stellt sich weiters die Frage: Ist es nicht rassistisch, Menschen über ihr Äußeres zu kollektivieren? Wozu soll das gut sein? Wie war das noch mal mit der privilegierten Position? Worauf weis(s)t folgende Aussage hin? "Von der puren Wortbedeutung her aber ist es nicht beleidigender als ich die Bezeichnung des eigenen Kollektivs als Weisse, wie wäre es bspw mit der Bezeichnung 'Albos' als Gegenoffensive?"

Oberbürgermeister knickt ein

SZOn-LeserIn 10.09.2007 - 09:16
Schwäbische Zeitung vom 08.09.2007

OB will den Rechten die Stirn bieten

FRIEDRICHSHAFEN - Ein deutliches Signal: Oberbürgermeister Josef Büchelmeier hat angekündigt, künftig mutiger und entschiedener gegen Rechtsradikalismus in Friedrichshafen vorzugehen. Dazu gehörten klare Signale gegen rechte Aufmärsche ebenso wie das stete Bemühen, sich als tolerante und weltoffene Stadt zu positionieren.

"Ich bin ganz ehrlich: Es hat mich einfach geärgert. Und betroffen gemacht." So beschreibt Josef Büchelmeier (SPD) im Gespräch mit der SZ seine Empfindungen angesichts des jüngsten Aufmarsches von 250 Rechtsradikalen in Friedrichshafen. Und er ergänzt, dass das, was man dem bisher entgegengesetzt habe, "nicht immer das Gelbe vom Ei" war.

Das soll sich jetzt ändern. Dabei will der Oberbürgermeister zweigleisig vorgehen. Zum einen soll es beim nächsten Versuch von Rechts, Parolen brüllend durch die Stadt zu ziehen, ein "deutliches und entschlossenes Nein" der Stadt und ihrer Bürger geben. Was das konkret heißt, will Büchelmeier - auch aus taktischen Gründen - erst dann erläutern, wenn Handlungsbedarf besteht. Sicher ist nur, dass er ein breites Bündnis aus Parteien, Vereinen, Gewerkschaften, Betrieben, Kirchen und weiteren gesellschaftlichen Gruppen anstrebt. Man dürfe nicht der militanten Antifa das Feld überlassen.

Nach Ansicht des OB greift aber rein verbaler Protest gegen Neonazis zu kurz. "Wie müssen die Köpfe und die Herzen aller Bürger erreichen", sagt er. "Werte wie Toleranz und Weltoffenheit müssen noch stärker in unser Bewusstsein."

Auch hier setzt der Rathauschef auf viele Mitstreiter. Es habe zahlreiche positive Signale aus ganz unterschiedlichen Bereichen gegeben. Noch hat Büchelmeier kein fertiges Konzept, aber erste Ideen. So könne man eine Woche der Toleranz ins Leben rufen, mit Aktionen und Veranstaltungen zum Beispiel in Schulen und Betrieben. Auch sei es vorstellbar, dass das Internationale Stadtfest mehr sein könne "als nur Volkstanz und Cevapcici."

Büchelmeier lädt zu Treffen ein

Weitere Ideen für die Kampagne sollen bei einem Treffen gesammelt werden, zu dem OB Josef Büchelmeier demnächst einladen will. "Wer sich angesprochen fühlt, der soll sich bei mir melden", ermutigt er mögliche Unterstützer. "Wir sind eine weltoffene und tolerante Stadt und das wollen wir auch durch Aktivitäten zeigen."

Dabei handelten die Stadt und ihre Bürger auch im eigenen Interesse. Messe und Tourismus leben schließlich von Fremden, die Häfler Industrie ist stark exportorientiert.

Nach der jüngsten Neonazidemo hatte es teils harte Kritik an Büchelmeier und der Haltung der Stadt sowie der Strategie des überparteilichen "Bündnisses für Toleranz und Demokratie" gegeben. Der OB, der zu der Zeit im Urlaub war, hat nach eigenem Bekunden lange über das Thema nachgedacht und sich dann zum Schritt nach vorne entschieden. Er erinnert auch daran, dass er mit anderen Mitstreitern schon vor etwa 15 Jahren die Kampagne "Ausländer? Na und?" ins Leben gerufen hat.

"Wir als Stadt sind gefordert"

Dabei will Büchelmeier den Kampf gegen Rechts nicht auf den Kampf gegen Fremdenfeindlichkeit beschränken. "Es geht um das Thema Toleranz. Wir wollen einfach normalen und fairen Umgang mit jedermann. Wir als Stadt sind jetzt gefordert."

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Dreimal laufen sie, zweimal nicht

Auf einen Blick

Rechtsradikale Demonstrationen - das Thema beschäftigt Friedrichshafen seit Oktober 2005. Hier eine Chronik der wichtigsten Ereignisse:

8. Oktober 2005: Etwa 150 meist junge Rechtsradikale treffen sich zu einer Demonstration in Friedrichshafen. Hinter dem Aufmarsch steckt eine Gruppe aus München, die damit gegen einen Polizeieinsatz in Überlingen protestieren will. Dort hatten Beamte ein Skinhead-Treffen aufgelöst. Am 8. Oktober findet auch eine Gegenkundgebung demokratischer Parteien und Organisationen statt. Im Verlauf des Nachmittags kommt es zu gewaltsamen Ausschreitungen. Es gibt Verletzte, die Polizei setzt Wasserwerfer ein.

20. Mai 2006: Wieder wollen Rechte in Friedrichshafen demonstrieren. Die Stadt verbietet den Umzug, erlaubt aber eine Kundgebung auf dem Franziskusplatz. Etwa 60 Neonazis stehen dort im Regen und fahren dann geschlossen mit der Bahn nach Aulendorf, wo sie auch nicht marschieren dürfen.

15. Juli 2006: Ein Großaufgebot der Polizei ermöglicht einen weitgehend ungestörten Umzug von 150 Rechtsradikalen. Die skandieren unter anderem "Nationalsozialismus bis zum Sieg" und versprechen danach, in Friedrichshafen nicht mehr demonstrieren zu wollen. Die bürgerlichen Kräfte treffen sich zum Protest auf dem Adenauerplatz.

8. Mai 2007: Der Parteinachwuchs der NPD, die "Jungen Nationaldemokraten (JN)", meldet für diesen Tag eine Veranstaltung unter freiem Himmel beim Kriegerdenkmal am Seeufer an. Die Stadt verweigert dem Antrag die Genehmigung, die Rechten bleiben Friedrichshafen fern. Ein knappes halbes Jahr zuvor haben sich die JN nach eigenen Angaben mit einem "Stützpunkt Bodensee" ein organisatorisches Standbein in der Region geschaffen.

18. August 2007: Diesmal beteiligen sich 250 Rechte an einer Demo am See. Die bürgerlichen Parteien rufen zum engagierten Ignorieren auf. Größere Zwischenfälle gibt es nicht.

Auch im Lokalteil des Südkuriers

Südkurier-LeserIn 11.09.2007 - 11:29
Friedrichshafen

Aktionen für Toleranz und Weltoffenheit geplant

VON HERBERT GUTH

Wenn ein Oberbürgermeister aus dem Urlaub in sein Rathaus zurückkommt, dann ist klar, dass es einen Rückblick auf die Wochen gibt, in denen er die Zügel nicht in der Hand hatte. So ging es auch Josef Büchelmeier. Ihn bewegte in erster Linie der wiederholte Aufmarsch rechtsradikaler Demonstranten, die durch die Straßen Friedrichshafens zogen. "Von meiner persönlichen Einstellung her war ich nicht zufrieden, wie das alles ablief", sagte gestern Büchelmeier im Gespräch mit dem SÜDKURIER. "Eigentlich müsste man entschlossener diesem Treiben entgegentreten!"

"Ich werde nach diesen Ereignissen in der Bevölkerung um Unterstützung bitten, dass wir uns in Friedrichshafen offensiv und entschlossen für Toleranz und Weltoffenheit einsetzen." Büchelmeier fordert ein aktives Eintreten für die Werte dieser Gesellschaft. Klar ist ihm, dass eine solche Aktion nur in vielen kleinen Schritten Erfolg haben kann. Nach seinen Worten leben, lernen und arbeiten in der Zeppelinstadt eine große Zahl ausländischer Mitbürger. Auch denen müsse das Gefühl vermittelt werden, hier willkommen zu sein. Alle sollten wissen: "Wir sind eine Stadt der anständigen Bürger, in der Werte und die Menschenwürde geachtet werden."

In Josef Büchelmeier reifte eine neue Haltung möglicher künftiger rechtsradikaler Aufmärsche gegenüber. "Ich will sagen: Ich lasse mir das nicht mehr bieten." Auch wenn es nicht Erfolg versprechend sei, wolle er darauf drängen, dass Demonstrationen von der Stadt verboten werden. Dann müssten Gerichte entscheiden.

Das Feld der Gegendemonstration dürfe nicht den schwarz vermummten Kräften der Antifaschistischen Bewegung überlassen bleiben. "Die Bürgerschaft von Friedrichshafen soll dem Treiben entgegentreten", ist sein inniger Wunsch.

Hilfe für Kinder

Betroffen zeigte sich Büchelmeier auch über die Tatsache, dass es in Friedrichshafen rund 860 Kinder gibt, deren Lebensunterhalt durch Hartz IV-Mittel bestritten wird. "Nicht wenige dieser Kinder kommen in die Schule und haben weder Heft noch Stift dabei, weil es sich die Familie nicht leisten kann." Auf solche nachdenkenswerten Entwicklungen will der Kinderschutzbund am 20. September mit einer Kerzen-Aktion aufmerksam machen. Büchelmeier wiederum macht sich zusammen mit der Kämmerin Gabriele Freund Gedanken darüber, wie hier geholfen werden kann.

Polizeipräsident Wolfsturm aus FN einfach

unfähig 12.09.2007 - 17:47
Hmmm, wer nach den Herrn im Internet sucht findet schon diskussionen der Anwohner über seine Unfähigkeit, dazu kommt noch die Tatsache, dass er es in Ulm nicht zum Präsidenten geschafft hat und nun versendet er auch noch interne Daten über einen Verteiler an die Presse:  http://www.searchsecurity.de/themenkanaele/netzwerksicherheit/allgemein/articles/92705/


Mal so grob zusammengefasst. Irgendwann sollte mensch wirklich seine ganzen Unfähigkeiten auflisten und outen... Trottel...

Schwäbische Zeitung vom 10.10.2007

abgeschrieben 13.10.2007 - 20:33
Die neuen Rechten tarnen sich gut

RAVENSBURG - Sie ist die Anmelderin mehrerer Neonaziaufmärsche in Friedrichshafen und aktives Mitglied der NPD im Land: Eine junge Frau aus der Umgebung von Leutkirch. Bundesweit für Aufmerksamkeit sorgte sie mit einem Mobilisierungsvideo zu einem Aufmarsch von Nationalisten in Frankfurt am Main. Ansonsten fällt sie im Alltag kaum auf.

Der Euro ist scheiße und Landser eine coole Band. Politiker sind Abzocker, machen den Sprit teurer und lassen immer mehr Asylanten ins Land. Warum darf man eigentlich als Deutscher nicht stolz sein auf sein Land? So reden sie, so denken sie, die jungen Neonazis. Wer jedoch denkt, die gibt es in Oberschwaben nicht und solche fehlgeleiteten Jugendlichen tummeln sich nur in ostdeutschen Plattenbauten, der irrt.

Am 18. August 2007 marschierten rund 203 so genannte "Autonome Nationalisten" durch Friedrichshafen. Am 20. Februar dieses Jahres demonstrierten Neonazis in Aulendorf. Angemeldet wurden die beiden Aufmärsche von einer jungen Frau aus dem Kreis. Sie ist Mitglied der NPD-Jugendorganisation JN (Junge Nationaldemokraten), aktiv im Landesvorstand der JN Baden-Württemberg und eine so genannte "Autonome Nationalistin".

Michael Kuhn, Sprecher der Polizei in Ravensburg, bestätigt im Gespräch mit der SZ die Angaben. "Natürlich ist uns die Dame bekannt. Und natürlich wird sie auch beobachtet. Näheres können wir jedoch aus taktischen Gründen nicht in der Öffentlichkeit darstellen."

Ein überregionales Thema

Die Frau war auch bereits Thema in der überregionalen Presse. Vor einem Aufmarsch von Nationalisten am 7. Juli 2007 in Frankfurt am Main rief sie in einem Video, das auf einer öffentlich zugänglichen Internetseite auf Youtube veröffentlicht wurde, mit einem Molotow-Cocktail in der Hand zum militanten Kampf gegen den "kapitalistischen Wahnsinn" auf. Das mittlerweile bei Youtube gelöschte Video wurde in der überregionalen Presse diskutiert. Während die Frankfurter Allgemeine Zeitung die Echtheit des Videos anzweifelte, schrieb die Frankfurter Rundschau am 14. Juli: "Wer kennt diese Frau?"

Die Polizei in Ravensburg kennt sie bereits seit Längerem. "Wir beobachten sie bereits seit fünf Jahren", sagt Polizeisprecher Michael Kuhn auf Nachfrage der SZ. "Früher hat sie ja mit ihrem Freund zusammengewohnt, ebenfalls im NPD-Umfeld ein Aktivposten." Zusammen mit weiteren Freunden organisiert sie bei Aufmärschen von Neonationalisten im Ruhrgebiet einen Sanitätsdienst. Die SZ versuchte mit der Aktivistin telefonischen Kontakt aufzunehmen, doch sie war zu keiner Stellungnahme bereit.

Eine junge Frau hat es verstanden, das Spektrum der jungen Nationalisten aus der Region Bodensee-Oberschwaben an die Partei NPD, die inzwischen bereits in Sachsen im Landtag sitzt, zu binden. "Es ist in Anbetracht der verfassungsfeindlichen Aussagen, die im Umfeld von jungen Nationalisten auch öffentlich geäußert werden natürlich unsere Pflicht, solche Aktivisten von szenekundigen Mitarbeitern zu kontrollieren", erklärt Kuhn. Noch kreist die rechtsradikale Szene um die Hitler-Symbolik und um das Leugnen von Auschwitz. Sie wollen, dass jemand "aufräumt". Sie verstehen sich nicht als Radikale, als Extremisten. Es drängt sie nicht zu illegalen Gruppen, zu Waffen und Nazi-Symbolen. "Das Beispiel aus dem Kreis zeigt deutlich, wie schwierig es ist, die unterschiedlichen Stile auszudifferenzieren. Sie ist kein klassischer Neonazi mit Glatze und Baseballschläger", ergänzt Kuhn.

Im Nachtleben dabei

Die junge Frau ist modisch gekleidet und fällt auch im Ravensburger Nachtleben, in dem sie sich gerne tummelt, nicht auf. Denn: Die Rechte hat eine Jugendkultur hervorgebracht, die viele anzieht: Rechts heißt nicht mehr automatisch Springerstiefel, Glatze und Bomberjacke. Man trägt genauso Turnschuhe und Plateausohlen, Scheitel und blondierte Strähnen, enge Jeans und Schlaghosen. Die rechte Jugendkultur ist ein Patchwork aus Musik und Sprache, aus Kleidung, Runen und Germanenmystik. Ein ganzer Kosmos rechten Lifestyles hat sich entwickelt, aus dem sich jeder herauspicken kann, was ihm gefällt. Nazis sind Pop, lautet der treffende Titel eines Buches von Burkhard Schröder. Die Elemente dieser Popkultur sind frei kombinierbar mit fast allen anderen Mode- und Musikstilen, die Ideologie kann dann schleichend folgen. Kuhn: "Unsere szenekundigen Informanten sind Experten - dennoch muss man zum Beispiel immer genauer hinschauen und -horchen, ob jetzt einer links- oder rechtsradikal ist."

Quelle:  http://www.szon.de/lokales/ravensburg/region/200710100328.html

Blood&Honour Schweiz marschiert

Autonomer Beobachter 15.10.2007 - 13:49

Es geht immer weiter...

Autonom@ntifA 18.10.2007 - 13:51

erkannt

antifant 24.09.2008 - 14:11
nr. 59 wohnhaft in lindau autokennzeichen li-wp 73 dunkelblauer kombi
sehr aktiv für den wahlkampf
nr. 119 autokennzeichen su-sg 60 kleiner roter lieferwagen
in lindau beim npd-zeitung verteilen gesehen

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Super Artikel — Antifa

hut ab — bruder namenlos

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Zum Thema Unkenntlichmachung — Autonome Antifas

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