Friedrichshafen: Antifaschistische Aktionen

XX 19.08.2007 16:14 Themen: Antifa
Die Nazidemonstration konnte dank polizeilicher Unterstützung durchgeführt werden. Antifa-Demo wurde kurzfristig verboten. Antifaschistische Proteste kräftig, aber zahlenmäßig zu gering. Stadt Friedrichshafen gewährte Nazis erhebliche Unterstützung.
Nach der erfolgreichen Nazi-Demonstration in Friedrichshafen haben die Nazis mal wieder allen Grund, der Stadt und der Polizei herzlich zu danken, wurden doch von jener Seite alle Maßnahmen getroffen, die einen erfolgreichen Rudolf-Heß-Gedenkmarsch und die Forderung nach Wiedereinführung des Nationalsozialismus ermöglichten. Eine Liste der vergangenen Ereignisse findet sich am Ende des Artikels.
Bereits am Vormittag wurde bekannt gegeben, dass die von der Antifa angemeldete Gegendemonstration verboten worden sei. Denn wer sich der von Oberbürgermeister Büchelmeier (SPD, eine vor Jahrzehnten mal linke Partei) diktierten Strategie der "Ignoranz" bei Nazi-Aufmärschen nicht anschließt, der hat in Friedrichshafen auch kein Recht auf Öffentlichkeit. Basta.
Die am Treffpunkt versammelten Antifaschisten machten sich dann auf den Weg zum Stadtbahnhof, der zuvor als zentraler Ort jeglicher Gegenproteste genannt wurde. Er war anschließend Sammelpunkt für alle angereisten Antifaschisten. Es wurden etwa 250 Personen gezählt. Die Polizei versuchte zwischenzeitlich zu provozieren, indem sie einen ganzen Zug zur Antifa-Gruppe marschieren und dort stehen ließ, von dem aber niemand Notiz nahm. Die Antifas zogen dann zum Teil auf die andere Seite des Bahnhofes und warteten, bis die Nazis schließlich und mit Verspätung dem Zug entstiegen und ihren Marsch begannen. Es wurde den geschätzt 300 Nazis lautstark Protest bekundet. Andere Anwesende jedoch, Einheimische und Urlauber, betrachteten vereinzelt das Geschehen eher als Spektakel, denn als ernstes Anliegen. Im weiteren Verlauf der Nazi-Route fuhr die Polizei dann gleich Räumgerät und Wasserwerfer auf und machte damit deutlich, dass sie an der Eskalation der Lage sehr interessiert sei. Es muss bemerkt werden, dass es aber zu keinen Gewalttätigkeiten von Seiten der Demonstranten gegen Personen kam. Jegliche Gewalt wurde von Seiten der Polizei gestartet. Dies ist interessant, weil von Polizeiseite immer behauptet wird, die Gewalt gehe in Friedrichshafen nicht von den Einheimischen, sondern von den angereisten "Chaoten" aus. Das stimmt, wenn man in dieser Behauptung eine wichtige Information weg lässt: Es sind nicht die einheimischen und angereisten Demonstranten, sondern eben jene Polizisten, die für die Gewalt verantwortlich sind, in diesem Fall angereiste aus Göppingen. Sie benahmen sich immer wieder wie die Axt im Walde. Es wurde unter anderem damit gedroht, den Wasserwerfer gegen ganze sechs (!) Personen zu richten, weil sie die Unterführung am Stadtbahnhof durchqueren wollten. Dies war anderer Stelle zwar auch möglich, jedoch macht auch dies den Eskalationswillen der Polizei deutlich. "Die (Anm.: die Nazis) demonstrieren doch gegen Faschismus. Wenn Ihr dagegen seid, dann müsste man Euch alle verhaften. Ihr seid ja gar nicht links, Ihr seid bloß Chaoten!" So unter anderem die Stellungnahme eines Mitglieds der Staatsgewalt aus Göppingen. Dazu ist anzumerken, dass "politisch Links" in Oberschwaben auch etwas anderes ist als im Rest der Republik. Warum sonst sollte ein Bürgermeister der Partei SPD, die sonst nicht einmal Burschenschafter in ihren Reihen will, ausgerechnet die Durchführung von Nazi-Gedenkmärschen immer und immer wieder ermöglichen? Hier gibt es ein breites und vielfältiges Parteienspektrum: rot-braun, grün-braun, schwarz-braun und dunkelbraun.... Das einzig Positive an der Schweigepolitik des Oberbürgermeisters ist, das dadurch nicht die einheimische Bevölkerung Friedrichshafens außer den organisierten Nazis noch an dem Marsch teilnahm. Aufgrund der weit bis in die gesellschaftliche Mitte Friedrichshafens vorherrschenden nationalsozialistischen Überzeugungen wäre der Nazimarsch sonst noch viel erfolgreicher verlaufen, denn "Der Rudolf-Heß, das war schon ein Guter! Und dass man damals Friedrichshafen zerstört hat, das zeigt doch, wie man das deutsche Volk ausrotten wollte!" Sinn und Verstand sind in Oberschwaben rare Güter....
Eine friedliche Sitzblockade auf der Nazi-Route musste leider abgebrochen werden, weil die Beteiligung zu gering war. Die meisten blieben leider stehen und ließen sich von der Polizei abdrängen. Das muss nächsten Mal besser gehen! Man folgte dann den Nazis unter beharrlichem Rufen und versuchte auf dem Rückweg eine neuerliche, friedliche Blockade unter Zuhilfenahme anwesenden Baustellenmaterials. Wer wird denn gleich die Pferde scheu machen? :-) Auch hier fand leider keine Sitzblockade statt, sodass die Antifaschisten unter den heranstürmenden Polizeitrupps zurück gedrängt wurden. Schließlich wurde die Straße wieder unter brutalem Geschubse geräumt, um den Nazis den ungehinderten Rückweg zum Bahnhof zu ermöglichen. Insgesamt soll es elf unter den Antifaschisten Festnahmen gegeben haben.

Zur Rekapitulation noch einmal die Unterstützungsleistungen der Stadt Friedrichshafen für den Rudolf-Heß-Gedenkmarsch:

a) Die Stadt versuchte, den Aufmarsch zu verheimlichen, um ihn störungsfrei zu halten.
b) Nach Bekanntwerden wurde die Demo-Route geheim gehalten, um sie störungsfrei zu halten.
c) Ein Verbot des Nazimarsches wurde niemals auch nur versucht.
d) Der Oberbürgermeister betont wieder seine Strategie des Wegsehens; Aufrufe zu Gegendemonstrationen durften nicht veröffentlich werden, weder von Parteien und Gewerkschaften, noch von der Presse. Alle kuschten vor dem Bürgermeister.
e) Die angemeldete Gegendemonstration von der Antifa wird - obwohl weit von den Nazis entfernt - kurzfristig verboten.
f) Antifaschistische Proteste an der Nazi-Route werden von der Polizei gewaltsam weggeschubst. Einheitenführer rufen währenddessen dazu auf, doch gewaltsamer gegen die Gegendemonstranten vorzugehen.

Einige - leider wenige - Stimmen drückten das Bedauern aus, nicht über den Nazimarsch informiert worden zu sein: "Dann wäre ich auch gekommen!" hörte man mehrmals. So gesehen ist die Strategie des Oberbürgermeisters, der Bevölkerung das Recht zu legitimem Protest vorzuenthalten, voll aufgegangen.
Unter diesen günstigen Bedingungen werden die Nazis, wenn sie nicht vollends verblödet sind, gern und oft wiederkommen, wie bereits bei der Demonstrationsserie 2006, denn mit mehr Unterstützung von offizieller Seite dürften sie kaum in einer anderen Stadt rechnen! Die NPD sollte OB Büchelmeier ein großes Schokoladenherz verleihen...
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Ergänzungen

FN am Bodensee - auch ohne Sonne braun werden

Cabrón 19.08.2007 - 17:23
Insgesamt wurde die Situation, die sich gestern in Friedrichshafen bot, treffend beschrieben und ist eine Blamage für die Verantwortlichen und alle "Häfler", auch wenn vereinzelte Stein- und Flaschenwürfe und die Zerstörung einer Bankfensterscheibe bestimmt auch nicht der beste Weg sind, um sich in die Herzen der Friedrichshafener zu kämpfen ;-).

Grundsätzlich war die Stimmung aber durch das überzogenes und brutales Vorgehen vieler Polizeikräfte maßgeblich und bewusst angeheizt worden.

Die Stadt Friedrichshafen hat sich ein weiteres Mal diskreditiert was folgende Punkte von verdeutlichen:

1. Der besagte Bürgermeister ist derzeit noch im Urlaub und "ignoriert" von dort aus.
2. Nicht mal dem Gemeinderat, dessen vertreter sich z.T. an den Protesten beteiligten, war die genaue Demoroute vorgelegt worden.


Fazit:
Nach nun mehr drei Jahren der erfolglosen Proteste, die die Stadt nicht zum Umdenken bewegen konnten, müssen sich unsere Bemühungen in Friedrichshafen nun ändern.
Wie wäre es mit einer dauerhaften Kampagne, die die Tourismusstadt am Bodensee allgemein als braune Hochburg kennzeichnet und sie auch in entsprechenden Tourismus-Foren usw. so präsentiert?

Pferde

Antifa 19.08.2007 - 18:20
Im Artikel nur am Rande erwähnt wurde der massive und sehr brutale Einsatz der Pferdestaffel. So wurde eine versuchte, kleine Sitzblockade sofort "überritten".
Es waren unter dre leider eher geringen Anzahl von Gegendemonstranten sehr viele durchaus sehr motiviert, allerdings wurde jeder Protestversuch eben gerade durch die (leider zurecht) sehr einschüchternden Pferde im Keim erstickt.
Gerade gegen Ende kam es zu heftigen Jagdszenen, bei denen im Galopp mitten durch die Demonstranten geritten wurde und schwerste Verlezungen billigend in Kauf genommen wurden.

Fotos

dAnti 19.08.2007 - 19:34
Photos

Das Kennzeichen stammt von einem Auto, in dessem Innenraum sich ein vermutlicher Nazi aufhielt.

Einige Fakten vergessen

Blac Panther 19.08.2007 - 20:20
Auch meine Ergänzung ist wie dieser Bericht subjektiv. 300 Nazis ist für mich zu übertrieben. Es waren meher als 200, aber nicht mehr als 220-230.
Was hier wirklich vergessen worden ist, ist die Inkompetenz und die Brutalität, die vor allem von der Pferdestaffel ausging. Die Pferdestaffel nahm erhebliche Verletzungen in Kauf, als sie am Anfang des Aufmarsches in eine Gruppe aus 20-25 Antifas reingeritten ist und auch nicht aufgehört hat, Personen, die sich auf der Straße befanden zu jagen.
Der Versuch einer Barrikade auf der Hauptstraße scheiterte an der großen Anzahl von Zivi-Bullen, jeodch am Schluss, als die Polizei nochmal den Knüppel auspackte, ging es recht heftig zur Sache. Ein Mülleimer brannte und es flogen Steine und Flaschen auf die Nazis.
Erfreuend war, dass einige fitte Antifas aus der Schweiz und aus Österreich anwesend waren, jedoch aus Deutschland nur wenige. Der Stadt Friedrichshafen scheinen wohl "Linke" suspekt geworden, wenn man beachtet, wie sie auf den Naziaufmarsch und die Antifa-Demo reagiert hat!
Falles es noch ein wiederholtes Mal zu einem Naziaufmarsch in Friedrichshafen kommen sollte, sollte man so früh wie möglich den Widerstand einleiten.

as

as 19.08.2007 - 20:45
also ich weis nicht was ihr habt ich würde maxiamal 200 nazis schätzen und minimal 300 antifas
ich war auf so ziemlich allen aufmärschen von nazis in bwü in letzter zeit
und man sieht überall immer die gleichen gesichter
und die waren da plus eben en paar aus dem ausland

und das wir mehr waren am sonst sah man schön am schlus als die pferde staffel den weg durch den kleinen stadtgarten (am strand , see wie auch immer) gejagt ist
das war eigentlich en geilses bild wo auf der ganzen strecke vermumte weg stürmten

und auch sonst gabs doch einiges an action
der barikaden bau hättt ein wenig motivierter laufen können
aber sonst wars doch ganz ok und die faschos waren deutlich weniger als in freudenstadt oder tübingen

Bilder

antifa 19.08.2007 - 22:33
Hier noch einige Bilder aus Friedrichshafen...

Bilder 1

1 20.08.2007 - 09:23
Bilder:

Bilder 2

1 20.08.2007 - 09:56
Bilder 2:

Bilder 3

1 20.08.2007 - 10:15
Bilder 3:

Bilder 4

1 20.08.2007 - 10:23
Bilder 4:

KA Auto?

Zona A 20.08.2007 - 10:42
wäre net schlecht wenn jemand noch das komplette Nummernschild des KA Autos posten könnte

Auto

antifa 20.08.2007 - 12:19
KA-SH 525

Für was SH steht dürfet ihr euch denken können...

Nummernschild

--- 20.08.2007 - 12:25
Das Nummernschild des Lauti (blauer Renault): KA-SH 525.
Die Bullen zeigten sich wirklich sadistisch, speziell die Pferdestaffel. Ein Antifa wurde von einem Bullen auf Pferd an der Kapuze hochgezogen, dabei gewürgt und dann wieder weggestossen. Zudem verfolgten vier, fünf Pferdebullen Antifas an der Strandpromenade und ritten dabei über Unbeteiligte; einer, der sich offensichtlich einen speziellen Antifa ausgeguckt hatte, verfolgte diesen bis in einen vollen Kinderspielplatz rein.
CHristian Worch fehlte laut Naziforen übrigens auf der Demo. Wenn jemand ein Bild von ihm auf der Demo haben sollte, bitte reinstellen! ich hab ihn nicht gesehen.

FN - Zusammenfassung/Ergänzung

ad 20.08.2007 - 14:37
Gefunden in Wikingerforum:
"Wir haben die Demonstration in Friedrichshafen mit zwei Reisebus-Besatzungen unterstützt.
Es ist richtig, dass die drei Skinheads, die auf der Demonstration durch ihren alkoholisierten Zustand und ihr niveauloses Gepöbel in Richtung der Antifa aufgefallen sind aus einem der Busse stammen.
Hierfür entschuldigen wir uns und versichern, dass diese Personen in Zukunft von Fahrten -Zumindest in unseren Bussen- zu Demonstrationen ausgeschlossen sind!
Eine Verallgemeinerung ist völlig fehl am Platz. Die restlichen 117 Aktivisten verhielten sich absolut diszipliniert!"

Die Zahl der Nazis wird im Polizeibericht mit 250 angegeben, die der Antifas mit ca 300, desweiteren ist aus dem Bericht herauszulesen, dass fast alle Demoteilnehmer entweder aus NRW oder der Raum Ulm/Stutgart kamen - also kaum welche aus dem Kreis FN

"Nachdem die Versammlungsleiterin des rechten Aufzuges die Veranstaltung um 16.00 Uhr beendete, dauerte es noch rund 45 Minuten, bis etwa 220 Personen der rechten Szene von Beamten der Bundes- und Landespolizei begleitet mit Zügen Friedrichshafen verließen. Während in Meckenbeuren 120 Szenenangehörige ausstiegen, um mit zwei Reisebussen die Rückreise nach Nordrhein-Westfalen anzutreten, setzten die restlichen Personen die Fahrt in Richtung Ulm fort." (Polizeibericht)

Während Polizeichef Wolfsturm im Südkurier richtigerweise die Politik auffordert in Zukunft diese Aufmärsche zu verbieten, betont er zugleich auch, wie "deeskalierend" sich die Polizei verhalten hat - dies ist seitens der Polizei eine absolute Verharmlosung! Speziell der Einsatz der Reiterstaffel war immer wieder von größter Eskalation und Brutalität gekennzeichnet! Da an den meisten Stellen kaum/keine Presse oder Bürger anwesend waren, ritten sie immer wieder hemmungslos in Antifas hinein. Z.B. kurz nachdem sich die Faschos in Bewegung gesetzt hatten, versuchten ca. 50 Antifas die Demospitze mithilfe einer Stehblockade (2-reihige Kette) friedlich aufzuhalten. Die vorausreitende Reiterstaffel preschte ohne Vorwarnung mit 3 Pferden in die Ketten hinein, Verletzung wurden billigend in Kauf genommen! Durch diese Eskalationen, welche sich im Verlauf immer wieder zeigte kam es dann wahrscheinlich auch zu dem kurzen, aber entschlossenen Angriff auf die Faschos am Ende ihres Aufmarsches - die Emotionen wurden schließlich seitens der Polizei kräftig geschürt. Die Antwort war wiederum Jagdszenen durch den Stadtpark, wobei wohl auch einige Touristen sehen konnten wie brutal die Polizei jeglichen Protest im Keim erstickte.

Von Seiten der Antifa war an diesem Tag einfach nicht mehr drin - Blockaden wurden sofort brutal aufgelöst, weil die Bürgerlichen und die Presse fehlten. Für Barrikaden gab es kaum Material - an der Demoroute war nur eine Baustelle, welche gesichert war. Es bleibt zu hoffen, dass noch einige schöne Porträtaufnahmen von den Faschos gemacht wurden und in Zukunft auch die Stadt FN aufwacht aus ihrem "engagiertem ignorieren".

Fazit: Obwohl oft von Antifas verdammt, wurde am 18.8 sehr deutlich, wie wichtig die Bürgerlichen zur Verhinderung eines Aufmarsches sind. Die Bullen verhalten sich halt anders, wenn nur Schwarzgekleidete vor ihnen stehen und keine Presse anwesend ist....

more photos

uno 21.08.2007 - 15:59
more photos from spanish traveller, nazis raus! Salut antifeixistes!

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entäuscht — ausgeschissen

Gibts Fotos von den Nazis? — ausgefüllt

@cabron — joe

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