Spanische Folterer: unverändert agil

TAT, u.a. 06.05.2007 19:45 Themen: Repression
Am 28. März und 01.April wurden neun BaskInnen wegen Terrorismusverdachts verhaftet. Die Organisation TAT hat deren Aussagen über die aktuelle Folter des spanischen Staats unter der "incomunicado", totalen Kontaktsperre, veröffentlicht. Erschütternd, ebenso wie der Fall von Núria Pòrtulas...
"Das Schlimmste war, darauf zu warten bis sie kamen, um mich in die Hölle zu bringen"

Laut dem Repräsentanten von TAT, Aiert Larrarte, erlitten alle am 28.März und 01.April 2007 durch das Instituto Militar verhafteten Personen, während der "incomunicado"
( siehe hierzu: Spanien und die Folter, Teil 1-5
 http://de.indymedia.org/2007/02/167931.shtml
 http://de.indymedia.org/2007/02/167927.shtml
 http://de.indymedia.org/2007/02/168229.shtml
 http://de.indymedia.org/2007/02/168357.shtml
 http://de.indymedia.org/2007/02/168851.shtml ) jede Art von Folter und Misshandlungen. Obwohl diese von den Betroffenen vor dem Richter des Nationalgerichts angezeigt wurden, hat dieser keinerlei Ermittlungen oder die Weiterleitung an einen anderen, diesbezüglich kompetenten Richter veranlasst. Larrarte hat gemeinsam mit weiteren RepräsentantInnen von TAT, Nekane Txapartegi, Izaskun González und Alaitz Jauregi, darauf hingewiesen, dass von dem Richter Ismael Moreno gefordert wurde, das von Richter Baltasar Garzón im Dezember angekündigte Protokoll ( zur Foltervermeidung bei Verhören, siehe unter:  http://de.indymedia.org/2007/04/172554.shtml ) umzusetzen. Auf die Forderung erfolgte jedoch keine Antwort.

Larrarte zu den aktuellen Folterungen: "Bestätigt werden kann auf jeden Fall, dass die Festgenommenen in den Einrichtungen der Polizei zwar den Gerichtsmedizinern vorgeführt wurden, dass diese sich jedoch nicht pflichtgemäss verhielten. Angesichts der mitgeteilten Behandlungen und dem Anblick der Folterspuren, wandten sie sich ab."
Torturaren Aurkako Taldea/TAT gibt ausserdem die Aussage der in Soto del Real inhaftierten BaskInnen weiter, laut welchen diejenigen Beamten der Guradia Civil, die an den Verhören Teil genommen haben, später auch die polizeilichen Erklärungen abnahmen. Bei diesen Abnahmen waren Pflichtverteidiger zugegen, bzw. Personen, die vorgaben solche zu sein, die den Festgenommenen jedoch verborgen blieben: "Sie befanden sich immer einige Meter hinter uns." Die Verhafteten wurden gezwungen "die Erklärungen" auswendig zu lernen.
TAT gibt weiter an, dass einige der Festgenommenen noch nicht in der Lage sind, über das, was sich auf/in den Polizeirevieren/Komissariaten zugetragen hat, zu berichten und dass deren Aussagen in den nächsten Wochen erwartet werden.

Angesichts dieser Realität hat TAT eine neuerliche Kontaktierung von Parlamentariergruppen in Gasteiz angekündigt, der Kammer die im Dezember die Abschaffung des Nationalgerichts und der "incomunicado"/totalen Kontaktsperre gebilligt hat. Die Antifolterorganisation bekundet zudem ihre besondere Entrüstung gegenüber dem Schweigen der politischen Vermittler während der Bekanntmachung dieser letzten Anklagen.

MANIFEST GEGEN FOLTER

TAT bringt seine Betrübniss zum Ausdruck, da diese baskischen BürgerInnen "bei völliger Straffreiheit, gefoltert worden sind" und wiederholt, dass die Praxis der Folter ein, von einem dafür "perfekt geölten/geschmierten" System aufrechterhaltener Mechnismus ist, dessen vorrangiges Ziel es ist, Selbstbeschuldigungen oder die Beschuldigung Dritter seitens der festgenommenen Personen zu erreichen; aber er dient auch, wie in diesem Fall, dazu, Angst und Terror unter der Bevölkerung zu verbreiten.
Tat hat den unerschütterlichen Willen, das Notwendige zu tun, damit die Folter verschwindet und Fälle wie diese jüngsten, nicht mehr registriert werden müssen. Dafür werden unterstützende Kräfte für ein Manifest aktiviert werden; ein Text der in Elorrio während der ersten Nationalen Versammlung Gefolterter ( siehe:  http://de.indymedia.org/2007/02/168229.shtml ) gemeinsam verfasst wurde und der u.a. die offizielle und öffentliche Anerkennung der Existenz von Folter im spanischen Staat, das Ende der Straflosigkeit und die Entschädigung der gefolterten Personen reklamiert.
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Bevor nun einige der Aussagen über die aktuellen Folterungen folgen, soll hier kurz der Fall von Núria Pòrtulas erwähnt werden, weil dieser ganz besonders krass verdeutlicht, dass sich die Fragwürdigkeit der Einhaltung der Menschen,- und Grundrechte im spanischen Staat in mehr als bedenklichem Maße verschärft!!!...

Núria Pòrtulas, 26 Jahre, Sozialpädagogin aus Sarrià de Ter ( bei Girona ), befindet sich seit dem 07. Feburar 07 im madrider Gefängnis Soto del Real in Untersuchungshaft. Nach ihrer Festnahme stand sie unter der totalen Kontaktsperre und durfte weder telefonieren noch einen Anwalt kontaktieren. Ende März hat Richter Juan del Olmo entschieden, gegen Pòrtulas wegen Zugehörigkeit zu einer bewaffneten Gruppe, also nach dem Antiterrorismusgesetz, zu ermitteln, obwohl eine Anfangs erhobene Anschuldigung wegen Sprengstoffbesitzes, nach einer Hausdurchsung fallen gelassen werden musste. Im Verlauf der gesamten zwei Monate seit ihrer Festnahme konnten keinerlei Beweise gegen Pòrtulas, deren Eltern ebenfalls verhaftet wurden, gefunden werden. Auch die vermeintliche Zugehörigkeit zu einer bewaffneten Gruppe und die difuse Anschuldigung des "Terrorismus" bestätigten sich nicht. Stattdessen stellte sich heraus, dass ihr von den Mossos d` Esquadros konfiszierte Handy bereits seit drei Monaten von der Guardia Civil überwacht worden war, ohne dass sich hieraus irgendwelche Gründe für eine Strafverfolgung ergeben hätten.
Das einzige "Beweismittel", das die katalanische Polizei dem Nationalgericht vorzulegen im Stande war, sind die in einem blauen Büchlein ( das bei einer Verkehrskontrolle zufällig eingelesen wurde ) stehenden Postadressen dreier öffentlicher Verwaltungsstellen, aufgrund welcher die Mossos auf künftige Aktionen schliessen sowie anarchistisches Textmaterial.
Núria Pòrtulas ist eine bekannte soziale Aktivistin, die sich seit dessen Verhaftung im vergangenen Dezember, an der Solidaritätskampgane für Juan Surroche beteiligte, der an Italien ausgeliefert wurde. Surroche muss dort wegen Brandstiftung an einem Wagong der Trenitalia aus Protest gegen die Deportation von ImmigrantInnen, eine Haftstrafe von 7 Jahren verbüssen.
Núria Pòrtulas schrieb aus dem Gefängnis in Madrid: "Der Grund, warum wir kriminalisiert werden, sind nicht mehr gezielte Aktionen, sondern unsere andere Denkweise."
 http://www.diagonalperiodico.net/article3666.html
 http://www.rojoynegro.info/2004/article.php3?id_article=16169
 http://www.nodo50.org/tortuga/article.php3?id_article=5714
NURIA : VIDEO
 http://www.vilaweb.tv/?video=4796
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EINIGE DER AUSSAGEN DER AM 28. MÄRZ und 01.APRIL 2007 FESTGENOMMENEN BASKISCHEN GEFOLTERTEN

Joseba Lerin Sanchez; verhaftet am 28.März 07 in Andoain ( musste während der "incomunicado" in Hospital gebracht werden:
" Unmittelbar nach der Festnahme ging es nach Intxaurronda; ich hatte sehr viel Druck erlebt: Drohungen, Anschreien, Schläge... Sie hielten mich bewegungsunfähig auf dem Boden und einer zerrte derart an meinen Hoden, dass er sogar erreichte, dass ich urinieren musste. (...)
Sie zogen mir eine Kapuze über und dann begann die härteste Reise, die ich jemals gekannt habe. Sie befragten, bedrohten und beleidigten mich ohne Unterlass; ich musste den Kopf zwischen die Beine gesenkt halten, hatte die Kapuze über dem Kopf, die Hände auf dem Rücken gefesselt und wurde auf den Kopf und den Hals geschlagen. Es war eine Reise von vier oder fünf Stunden und sie liessen mir kaum die Minute Zeit zum ausruhen, die sie brauchten um den Fahrer zu wechseln.
Wir kamen in Madrid an und sie brachten mich in einen Vernehmungsraum. Das ist der letzte Moment an den ich mich in geordneter Weise erinnere. Was weiter geschah kann ich nicht chronologisch berichten. Ich erinnere es wie einen Alptraum. Das dort war die Hölle.
Ich erlitt zahllose Verhöre, ich weiss nicht wieviele. Sie stellten mich an eine Wand; fast immer trug ich eine Kapuze oder Maske; immer musste ich auf den Boden sehen und immer unter ständigen Drohungen und Beleidigungen. Dabei wurde ich permanent geschlagen. Sie zwangen mich bis zur Erschöpfung Kniebeugen und andere physische Übungen zu machen. Ich schwitze enorm. Als ich schliesslich in Schweiss gebadetet war, übergossen sie mich mit eiskaltem Wasser. Ich dachte sie täten das, um mir Elektroden anzulegen. Als ich nach Luft rang stülpten sie mir eine Plastiktüte über den Kopf, sie hielten mich von hinten fest und ich rang mit dem Ersticken. Sie banden mir die Hände mit Klebeband und Lederriemen zusammen, wickelten mich in eine Decke und wandten "die Tüte" an. Ausserdem schlugen sich mich mit einem Telefonbuch auf den Kopf. Ein anderes Mal umeickelten sie meinen ganzen Körper con Lederriemen. Wenn ich mich ein klein wenig erholt hatte, kamen sie und begannen von Neuem.
Sie zogen mich aus und betatschten meinen ganzen Körper. Ich erlitt Beleidigungen, Demütigungen und Belästigungen. Sie kannten kein Maß. Sie simulierten, mich mit einer Pistole zu töten. Die Androhungen von Folter waren schrecklich (...). Ich hörte die Schreie von Frauen und Männern. Mehre Male befahlen sie mir, eine Zahl zwischen 1 und 10 zu nennen und erklärten, dass jede Zahl einer Person entsprach, die als nächstes gefoltert wurde. Einmal, als ich die Zahl 7 genannt hatte, sagten sie, dass ich Arkaitz Agote getroffen hätte und kurz darauf konnte ich seine Schreie hören. Während der letzten Tage hatte ich Halluzinationen; ich sah Figuren an der Wand. Fünf Tage lang hatte ich nicht geschlafen und es ging mir sehr schlecht.
Sie zwangen mich, als Erklärung abzugeben, was sie mich während der Verhöre auswendig zu lernen gezwungen hatten. Dann verfuhren sie genauso mit mir weiter, wie zuvor. Ich wurde täglich einem Gerichtsmediziner vorgestellt, dem ich berichtete was ich gerade erlitt, aber er holte mich nicht von dort heraus
(...)

Sergio Lezkano Bernal
Verhaftet von der Guradia Civil am 01. April 07 in Errenteria. Jetzt Gefangener in Soto del Real.
«(...) Sie zogen mir die Kapuze meines Pullovers über und begannen mit den Schlägen. Ich lag auf dem Boden und sie schlugen mich vor allem auf die Füsse, die Knöchel und auf den Kopf. Als wir in Intxaurrondo angekommen waren, musste ich mich unter ständigen Drohungen und Beleidigungen gegen eine Wand stellen. Ununterbrochen erfolgte jede Art von Anschreien, Beleidigungen, Schlägen und Drohungen. Sie fotographierten mich wie eine Trophäe ...
Wir trafen in Madrid ein, wo sie mich gleich in einen Verhörraum brachten. Ich trug eine Kapuze. Unter Drohungen jeder Art zwangen sie mich, körperliche Übungen zu machen. Dann brachten sie mich in eine Kerkerzelle, aber ich durfte mich nicht hinsetzen. Ich musste an der Wand stehen bleiben... Wieder ein Verhör. Sie zwangen mich, Kniebeugen zu machen. Als ich erschöpft war, fesselten sie mir Hände und Füsse mit Decken, dann mit Lederriemen, noch mehr Decken und Klebenband. Eine wahre Hölle begann: Anschreien, Drohungen, Fragen, Kniebeugen, Schläge, "die Tüte", sexuelle Schikanen... alles auf einmal. Jedesmal wenn sie mir die Tüte an der Kehle festzogen, spielten sie eine Art Spiel; sie sangen das Lied " Ein Luftballon, zwei Luftballons, drei Luftbalons". Sie liessen Rauch in die Tüte... Drohungen gegen meine Schwester... Ich hörte die Schreie einer Frau und glaubte, dass es sich um meine Schwester handelte... Ich war am Boden zerstört. Dann warfen sie mich auf einen Tisch, gefesselt mit einer Decke, Fassband und Schaumgummi. Sie verpassten mir einen fürchterlichen Hieb und quetschten meine Hoden... Es gab einen Verrückten unter ihnen; einen wirklich Verrückten... Die Situation geriet ausser Kontrolle, jedenfalls schien es mir so. Anscheinend wollten sie mich töten ( das sagten sie zu mir ). Sie nahmen alle Decken und alles andere von mir weg; einer hielt mich von vorne fest, die anderen von hinten. Sie zogen mir die Kleider aus und stiessen mir einen Stock in den Anus. Ich konnte es nicht glauben... Später wiederholten sie das... es waren Wilde...
Sie liessen mich eine Weile in der Zelle ausruhen und brachten mir eine Orange, die ich zwar essen wollte, aber es war mir unmöglich. Immer wenn sie bei den Verhören "die Tüte" eingesetzt hatten, hatte ich versucht sie kaputt zu machen und mit enormer Anstrengung versucht, durch den Mund, ein wenig Luft zu bekommen. Als Folge davon, konnte ich nun den Mund nicht mehr bewegen, ich konnte ihn weder weiter öffnen noch schliessen...
Beim dritten Verhör schafften sie es, mich klein zu kriegen. Die Tüte, die Tüte, die Tüte, die Tüte... Die folgenden vier Sitzungen dienten der Vorbereitung der Erklärung; aber nichts änderte sich: Schläge, Drohungen, Beleidigungen, körperliche Übungen, Anschreien, Fragen... und die Tüte. Ich hatte gehofft, dass sie mit all´dem aufhören würden, wenn ich eine Erklärung nach ihrem Willen abgab; aber dem war nicht so».
(...)
Eine Jugendliche
«(...) Alle Schläge auf den Kopf erfolgten mit der flachen Hand... Ausserdem gab es unaufhörlich Drohungen: Sie sagten ich solle ihnen erzählen was für gewöhnlich auf den Komissariaten passiert; dass ich schon wüsste, dass es dort mehr als einen Toten gegeben hat; dass die Leute dort nicht lebend heraus kämen; dass sie mich verschwinden lassen würden; dass sie mir einen Schuss verpassen und meinen Körper ins Meer werfen würden... Ich glaube, dass vier oder fünf Guradia Civils in dem Raum waren. Während der ersten drei Tage, während der Verhöre, die ich frühmorgens erlitt, wurde ich unablässig bedroht und geschlagen; nachts erlitt ich sexuelle Schikanen. Sie zwangen mich dazu, mich nach und nach auszuziehen: das T-Shirt, die Hosen... und als ich dann nackt war, musste ich Beugungen machen. Nachts war immer ein Guardia Civil anwesend, den sie "den Unkontrollierbaren" nannten. Er sagte mehrmals zu mir, dass er Lust auf Sex habe, grosse Lust... Sie waren es, die mir bei Gelegenheit die Kleidung wegnahmen... Einmal setzte der "Unkontrollierbare" sich auf einen Stuhl und befahl mir auf sehr aggressive Weise, mich auf ihn zu setzen. Ich war nackt und während die anderen mir Fragen stellten, betatschte er mich am ganzen Körper.
Wenn ich etwas sagte, das ihnen nicht passte, schlugen sie mich und fingen an, mich auf eine superaggressive Art zu bedrohen. Einmal brachten sie mich in die Zelle und sagten:"Denk nach und bei der nächsten Vernehmung, sagst du es uns."
Der ganze Körper tat mir weh. Wenn sie mich von einem Ort zum andern brachten, zog einer die Kapuze nach unten und ich musste zudem die Augen geschlossen halten. Ausserhalb der Zelle hatte ich fast immer die Gesichtsmaske auf, ausser wenn sie mich vor den Gerichtsmediziner brachten, ins Bad oder um die polizeiliche Erklärung zu machen... Ich schlief kaum... Ständig wurde ich aus der Zelle und wieder zurück gebracht und dort konnte ich hören, wie die übrigen Verhafteten vernommen wurden. Ich hörte ihre Schreie; nie wusste ich, wann die Reihe erneut an mir sein würde. Die Zelle in der ich war, war die erste, neben dem Bad und ich konnte alles hören, wenn sie jemanden ins Bad brachten, ich hörte irgendeinen der Verhafteten sich übergeben... es gab eine Matratze und drei Decken, von denen ich mir eine um den Kopf wickelte um die Schreie nicht mehr zu hören; aber es war unmöglich, es war unerträglich, die Situation war ein Wahnsinn... Ich zitterte die gesamten fünf Tage über und konnte nicht aufhören, zu weinen. Ich war voller Schrecken und Angst.
(...)
Juan Carlos Herrador Pouso
Verhaftet von der Guardia Civil am 28. März 07 in Donostia/ San Sebastian. Gefangener in Soto del Real.
«(...) Vier Personen kamen in die Bar, stürmten los, schrien und hielten Pistolen in der Hand. Sie warfen mich zu Boden, fesselten mir mit Lederriemen die Hände, zogen mir eine Kapuze über und setzten mir eine Pistole an die Schläfe.
Während der Fahrt im Auto schlugen sie mich unablässig auf den Kopf. Sie stiessen mich gegen einen Müllcontainer und quetschten mir die Hoden... Im Auto schlugen sie mich weiter, überallhin. Ausserdem begannen sie damit mir zu drohen, dass sie mich töten würden; dass sie meine Compañera vergewaltigen und töten würden... Das ging so bis Intxaurrondo. Während sie mich schlugen fingen sie an mir Fragen zu stellen . Sie liessen mich nicht ausruhen. Ich hörte meine Compañera: ich hörte wie sie sie schlugen; wie sie angeschrieen wurde...
Sofort als wir in Madrid angekommen waren, brachten sie mich in eine Kerkerzelle. Dort liessen sie mich 20 Stunden stehen, bei ständig brennendem Licht, ohne etwas zu Trinken oder zu Essen. Dabei bedrohten sie mich unausgesetzt. Wenn ich zu Boden ging, zwangen sie mich mich Fusstritten wieder aufzustehen. Danach brachten sie mich zum ersten Verhör. Sie stellten mich in eine Ecke an die Wand. Dort war Blut. Die wildesten Drohungen begannen und verwandelten sie in eine Meisterschaft an Schlägen. Sie schlugen mit allem Erdenklichen auf jeden Teil meines Körpers: mit den Händen, Fäusten, umwickelten Stöcken. Sie wiederholten, dass sie Lorea vergewaltigen würden. Und ich hörte ihre Schreie. Es war ein Wahnsinn: Alle schrieen sie mich an, beleidigten und demütigten mich. Was weiter war, kann ich nicht in geordneter Form wiedergeben. Sie machten alles mit mir...
Ich konnte nicht mehr gehen und sie zerrten mich von einer Seite zur anderen. Sie verklebten mir die Nase und den Mund bis ich keine Luft mehr bekam. Zweimal musste ich mich übergeben und sie zwangen mich, mein Erbrochenes aufzuessen. Sie sagten mir, dass sie mich töten würden. So schien es zu sein. Vor zehn Jahren war ich schon einmal von der Guardia Civil gefoltert worden und sie sagten, dass sie dieselben Methoden einsetzen würden, wie damals: das Simulieren von Ertrinken, indem der Kopf in eine Badewanne voll Wasser getaucht wird; Elektroschocks... Ausserdem erlitt ich sexuelle Schikanen. Sie waren gewaltvoll und demütigend».
(...)
Joseba González Pavón
Verhaftet in Iruñea am 01. April 07 von der Guardia Civil. Gefangener in Soto del Real.
«(...) Ich erlitt unzählige Verhöre. Sie kamen in die Kerkerzelle, von der aus sie mich einen Raum auf demselben Gang brachten. Sie zwangen mich an der Wand zu stehen, aber ohne diese zu berühren und fingen an, mir endlose Fragen zu stellen. Immer wenn ihnen meine Antworten nicht passten, schlugen sie mich auf den Hinterkopf; immer und immer wieder.
Viermal lösten sie Ersticken bei mir aus. Sie stülpten mir eine Plastiktüte über den Kopf und zogen sie an der Kehle zu. Die Empfindung ist sehr eindringlich; langsam aber sicher geht dir die Luft aus... Einmal als sie "die Tüte" einsetzten, kam dazu aus einem anderen Raum ein Guardia Civil in sehr gewaltvoller Weise herein; er trug eine Tüte in der Hand und begann mir zu drohen. Plötzlich stülpte er mir die Tüte über den Kopf und zog deren Bänder zu...
Während der Vorbereitung der Erklärung wurden unablässig Drohungen gegen meine Frau ausgesprochen. Als ich das erklärt hatte, was sie mir aufgezwungen hatten, dachte ich die Behandlung würde sich ändern; aber das war nicht so. Sie schrieen mich an: "Du hast uns betrogen. Wir werden deine Frau verhaften und sie vergewaltigen; wir werden ihr den Schlüpfer oder den Tanga den sie anhat, ausziehen; wenn wir die Frauen bringen, werdet ihr weinen..." In diesem Moment dachte ich, dass sie fähig waren, das zu tun.
Die Tage des Verhaftetseins waren sehr, sehr hart. Das Szenario, das sie schufen, war sehr gewaltvoll; an den Verhören waren zahlreiche Guardia Civiles beteiligt, die mich unablässig ausfragten, aber ich konnte sie nicht sehen, wenn sie mich schlugen. Die Situation war zum Verrücktwerden; das Szenario, das sie schufen, war terrorfikant...».
(...)

Weitere Aussagen, die alle ähnlch sind und deshalb wegen der Gesamtlänge hier zunächst einmal beschränkt werden, wurden gemacht von:
Iñigo Orue Magazo - verhaftet von der Guardia Civil am 28.März 07 in Zegama. Gefangener in Soto del Real
Arkaitz Agote Cillero - verhaftet von der Guradia Civil am 28. März 07 in Donostia/San Sebastian. Gefangener in Soto del Real.
Unai Lamariano Larrea - verhaftet von der Guardia Civil am 01. April 07 in Donostia/San Sebastian.

ZUSAMMENFASSUNG

Die acht BaskInnen, die über erlittene Misshandlungen berichteten, haben angeklagt, in unausgesetzter Weise sowohl physische wie psychische Folterungen erlitten zu haben.

Alle Arrestisierten gaben an, dass sie zum Zweck, sich selbst für die von den Übrigen erlittenen Folterungen verantwortlich fühlen zu sollen, mitanhören mussten, wie diese misshandelt wurden.

Zwei der jetzt in Haft befindlichen Basken geben an, dass die Guradia Civil an ihnen eine Exekution mit realen Waffen simuliert hat.

Alle Verhafteten haben angeklagt, während der gesamten Dauer der "incomunicado" zum Stehen gezwungen gewesen zu sein, zum Vollziehen von Leibesübungen und dazu, in unnatürlichen Körperhaltungen zu verharren.

Unter den Methoden zur Herbeiführung von Ersticken, ist "die Tüte" die meistgenannte: Sie wurde gegen sechs von den insgesamt acht aussagenden Personen eingesetzt.

In den bis bis jetzt erhaltenen acht Berichten, klagen fünf der BaskInnen an, in irgendeiner Form sexuelle Aggressionen erlitten zu haben. Eine Person gibt an, vergewaltigt worden zu sein.

Quelle: http://www.gara.net/paperezkoa/20070418/13689/es/Lo/peor/era/estar/espera/que/volvieran/llevarme/infierno

Während des Waffenstillstands wurden insgesamt 28 Personen, 10 in Spanien, 18 in Frankreich, wegen mutmaßlicher Verbindungen zur ETA verhaftet.

Solange bei Vernehmungen und Erklärungen Folter angewandt wird, darf nicht nur sondern muss den juristischen Be,- und Verurteilungen dieser Personen gegenüber mit aktivem Misstrauen begegnet werden. Folter kann kein Mittel zur Schaffung von Recht und Gerechtigkeit sein: Folter muss geächtet werden, der Wahrheit uns uns allen selbst zuliebe...

MISSHANDLUNGEN AUF VIDEO

Die spanische Tageszeitung El País berichtete in ihrer Ausgabe vom 28. April 07, Seite 28, über eine Videoaufzeichnung von Misshandlungen der katalanischen Mossos d' Esquadra an einem Festgenommen im Durchsuchungsraum des Komissariats Les Corts in Barcelona am 31. März 07. Diese Aufzeichnung ist mit einer versteckten Kamera gemacht worden und zeigt einen Gefreiten, einen Polizisten und zwei Agenten, die im Verlauf von 10 Minuten und 52 Sekunden, den am Boden liegenden Rubén Peréz Marcos mit Schlägen und Fausthieben traktieren. Der Verhaftete hatte sich offenbar mit einer abwehrenden Geste geweigert, seine Papiere auszuhändigen. Er wird schliesslich von den Beamten an Armen und Beinen aus dem besagten Durchungsraum geschleppt. Alle vier Misshandler wurden am 11. April vom Dienst suspendiert und erhalten auch keine Gehälter mehr. El País dokumentiert dieses Vergehen in Wort ( chronologischer Ablauf der Misshandlung mit sekundengenauer Zeitangabe ) und Bild. Das gesamte Video ist einzusehen unter: ELPAIS.com

Dies nur um zu klären, dass Misshandlungen an in Polizeigewalt geratenden Personen, sich durchaus nicht auf mutmaßliche Etarr@s beschränken und dass es lohnt, um Präventionsmechanismen, wie Videokameras in den Komissariaten etc. des spanischen Staates zu kämpfen, mit welchen Tat und Täter dieser zutiefst undemokratischen Handlungsweisen und Praktiken wirksam identifiziert werden können.

STOP TORTURA
www.stoptortura.com

Übersetzungen: tierr@
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Ergänzungen