Baskische Gefangene

diverse 21.02.2007 22:05 Themen: Repression
Während Iñaki de Juana den 107. Tag seines zweiten Hungerstreiks erreicht hat, sind andere baskische politische Gefangene in einen Kommunikationsstreik getreten, um gegen die unerträgliche, aktuelle Situation zu protestieren.
Artikel Spanien und die Folter/5 : Stellungnahmen von Teilnehmenden ander ersten Nationalen Versammlung Gefolterter am 16. Dezember 2006
SPANIEN UND DIE FOLTER
Teil 1:  http://de.indymedia.org/2007/02/167931.shtml
Teil 2:  http://de.indymedia.org/2007/02/167927.shtml
Teil 3:  http://de.indymedia.org/2007/02/168229.shtml
Teil 4:  http://de.indymedia.org/2007/02/168357.shtml

TEIL 5...
Die Assoziation der Familien der Gefangenen warnt vor der "Unerträglichkeit" der Situation, die sowohl die Gefangenen wie auch ihre Angehörigen erleben und nannten Iñaki de Juana (rückverlinkt siehe unter:  http://de.indymedia.org/2007/01/167154.shtml ), dessen zweiter Hungerstreik heute den 107sten Tag erreicht hat, als Beispiel.

IRUÑEA - Etxerat bedauerte ebenso die Situation der sechs Gefangenen, die im Moment unter schweren oder unheilbaren Krankheiten leiden; der psychisch Erkrankten sowie der 150 baskischen, politischen Häftlinge, die noch immer im Gefängnis sind, obwohl sie ihre Strafen abgeleistet haben."Alle diese Personen müssten ohne jede Auflagen bereits frei und zu Hause sein", so die Forderung von Etxerat. Die Organisation erinnerte an den "Kommunikationsstreikt" der von den politischen Gefangenen in der Nacht vom 19. Auf den 20.Februar begonnen worden ist. Die Häftlinge werden während dieses Streiks auf das Schreiben von Briefen, den Empfang von Besuchen und Telefonanrufe verzichten, weil "sie keine andere Möglichkeit des Kampfes haben".

Gleichzeitig verursachte die Verteilung ( baskischer, politischer Gefangener in Gefängnisse bis zu 2000 km von ihrem Heimatort entfernt ) einen weiteren Autounfall. Die Lebensgefährtin des politischen Häftlings Txomin Lesende verunglückte mit ihrem Wagen nach einem Besuch im Gefängnis von Zaragozana de Zuera, wo Lesende derzeit seine Strafe ableistet. Seine Freundin erlitt mehrere Schnittwunden an den Händen und im Gesicht sowie Prellungen am gesamten Körper. Das Auto hatte Totalschaden.
 http://www.gara.net/azkenak/02/4077/eu/Etxerat/cree/insufrible/situacion/De/Juana/todos/presos/politicos
Erst 2004 war die Lebensgefährtin eines in Cádiz, also am vollkommen entgegengesetzten Ende des spanischen Staats, einsitzenden, politischen Basken tödlich verünglückt.
---------------------

DIE VERTEIDIGUNG DE JUANAS GEHT VOR`S VERFASSUNGSGERICHT

Nachdem der Oberste Spanische Gerichtshof die Haftstrafe gegen Iñaki De Juana von 12,5 Jahren wegen der Veröffentlichung zweier Meinungsartikel in 3 Jahre umgewandelt hat, argumentiert sein Anwalt, Alvaro Reizabal, dass De Juana kein Verbrechen begangen hat und dass sich die Möglichkeit auftun kann, dass das Verfassungsgericht das Urteil des Obersten Gerichtshofs aufheben könnte.

Bei seinem jüngsten Besuch, so Reizabal, "sagte De Juana mir, dass er den Hungerstreik nicht aufgeben wird, bis er freigelassen ist; obwohl es bereits wieder andere Informationen gibt und die Entscheidungen nicht immer dieselben bleiben müssen." ( Anmrkg. der Hungerstreik wurde indessen nicht abgebrochen und geht, wie bereits erwähnt, heute in den 107 Tag ).
"Iñaki de Juana , so der Anwalt, wird in keinem Fall den dritten Haftgrad akzeptieren".
(Quelle: http://www.gara.net/azkenak/02/3031/eu/La/defensa/Inaki/De/Juana/recurrira/ante/Tribunal/Constitucional )

zu De Juana siehe u.a. auch:
 http://de.indymedia.org/2007/02/167779.shtml
 http://de.indymedia.org/2007/01/167154.shtml
 http://de.indymedia.org/2007/01/166814.shtml
-------------------

Aus: INCOMUNICACION. Diciembre 2006.
 santurtzi-tkt@euskalerria.org

FOLTER IST EIN IRRWEG
von: Rodolfo Cuesta, Astolfo. ( Mitglied der Nationalversammlung Gefolterter in Donostia/San Sebastian, 16. Dez. 07; siehe SPANIEN UND DIE FOLTER, Teil 2 ) an einen der verantwortlichen Politiker...

Ja, die Folter ist ein Irrweg; ein sozialer Missstand der ausgemerzt werden muss und nicht die Leute, die sie anklagen und fordern, dass ihr ein Ende gesetzt wird, wie Sie in wiedermaliger Anspielung auf die zur Genüge bekannte "Gebrauchsanleitung", welche laut Ihnen die Personen des "Milleus" anwenden, sagten. Diese Gebrauchsanleitung muss, obgleich niemand sie je gesehen hat, ein Bestseller sein, denn es ist unglaublich, etwa nicht?, dass Tausende von Personen sie in Reichweite gehabt haben sollen. Ja, Señor López, wir sind tausende Personen die Folter angeklagt haben; 7000 seit 1978 und sehen Sie, es muss ihrer grossartigen Theorie der Konspiration,...der laut Ihnen noch immer fortdauernden Anweisungen einer bewaffneten, illegalen Organisation..., etwas fehlen, denn manche von ihnen sind ohne Auflagen in Freiheit entlassen worden; manche sogar ohne überhaupt vor einen Richter treten zu müssen. Das heisst Personen, die von Ihren PolitikerInnen und RichterInnen weder als KollaborateurInnen noch als Mitglieder jener besagten Organisation betrachtet wurden, der, laut Ihnen, sie gehorchten, als sie Folter angeklagt haben.
Sehen Sie, Señor López, eines der Dinge die mir das Blut gerinnen lassen, ist dass Personen wie Sie, welche die Geheimnisse der Kloaken des Staates kennen, die Unverfrorenheit besitzen, uns als gefolterte Personen zu beleidigen, indem man uns sagt, dass dieser Horror und das Leiden, das wir am eigenen Leib erduldet haben, nicht exsistiert hat; dass es einer Anweisung entspricht. Das glauben weder Sie selbst, Señor López, und erst Recht nicht die grosse Mehrheit der baskischen Gesellschaft, die sie, u.a., zu täuschen versuchen und damit, ganz sicher, Señor López einer Gebrauchsanweisung folgen. Seien Sie ehrlich, sagen sie, was Sie in Wahrheit denken... dass Ihnen das nicht im mindesten wichtig ist; dass wir für Sie, das was wir durchgemacht haben, verdienen, weil wir als BaskInnen denken und uns einzig als solche fühlen. Sehen Sie, Señor López, Tausende von uns Basken und Baskinnen wurden verhaftet und gefoltert; viele hatten das Glück, es erzählen zu können, aber sechs von uns hatten dieses Glück nicht. Sagen Ihnen die Namen José Arregi, Esteban Muruetagoiena, Mikel Zabaltza, Juan Calvo, Gurutze Iantzi und Xavier Kalparsoro etwas? Ich frage Sie, ob sie Ihnen etwas sagen, nicht ob sie Ihnen wichtig sind; oder ist es - ich werde es so ausdrücken - dass genau die "einzigen Fälle, die exsistiert haben" ein tödliches Ende hatten?

Sehen Sie, der Sie auf systematische Weise leugnen und der Sie die Exsistenz von Folter an tausenden Personen nicht anerkennen, ich erkläre es mir, nur ein klein wenig, so, dass es deshalb ist, weil Sie damit der politischen, von Ihrer Partei vorgegeben Doktrin folgen; aber... ich frage mich, wie sie Folter abstreiten können, nachdem Sie das Foto von Unai Romano gesehen haben ( siehe hier abgebildet )? Dieses Foto lässt keinen Raum für Zweifel und so sehr Sie auch zur Seite sehen wollen, es hat sich, zu Ihrem Pech, im Gedächtnis der übrigen baskischen Gesellschaft eingegraben. Es überführt die Folter, die in solch sadistischer Weise ein Gesicht entstellt, als der Irrweg, ja, Señor López, der sie ist. Ausserdem machte Romano seine Erklärungen am Tag nach dem beleidigenden Angriff mehrerer Polizisten, die bereits wegen Folterungen verurteilt gewesen waren; aber auch das, klar, gehört zu Ihrer Gebrauchsanweisung, richtig?
Zuerst wird abgestritten, dann werden die Verhandlungen so lange wie möglich hinausgezögert und wenn es nicht funktioniert, die Anklagen vereschüttet gehen zu lassen und es zu Verurteilungen kommt, folgen die Beleidigungen und, wie kann es anders sein, die Begünstigungen in Form von Beförderungen; und das Señor López sagen nicht nur die Personen, die gefoltert wurden... Es wird von den internationalen Organismen, wie u.a. dem Antifolter,- und dem Komitee für Menschenrechte der UNO und Amnesty International angeklagt. Sehen Sie, Señor López, bis jetzt stellen Sie und alle Persönlichkeiten, die wie Sie die Arroganz besitzen, zu denken eine Lüge durch Wiederholung zu einer Wahrheit machen zu können, uns, die wir gefoltert wurden, als Block gegenüber, mit unseren Erlebnissen als einziger Waffe und sie werden uns nicht zum Schweigen bringen;... denn obwohl wir wissen, dass wir mit einem simplen Artikel, wie diesem, risikieren, angeklagt zu werden, haben wir der baskischen Gesellschaft gegenüber dazu Pflicht, um zu vermeiden, dass andere Personen erleiden müssen, was wir erlitten haben;... etwas, dass ich Ihnen nicht wünsche, Señor López, denn in Elorrio werden wir, die Gefolterten, ein Treffen abhalten, bei dem wir einen grossen Schritt tun werden, um das Schweigen und die Straflosigkeit zu beenden, von welchen die Folter bislang umgeben war. Und nehmen Sie zur Kenntnis, dass wir nicht eines der Male, bei welchen Sie den Mund auftun um irgendeine Abweichung/Irrung hinsichtlich dieses Themas zu äussern, auslassen werden, sondern dass wir da sein werden, um vor Ihnen den Grund zu wiederholen, aufdessen wir, unglücklicherweise, den wahrhaftigen Horror erlebt haben; wahrhaftigen physischen und psychischen Schmerz, den wir niemehr vergessen werden.
Ein Gruss, Señor López, vom dem Irrweg, den die Vergegenwärtigung Ihrer Worte mich annehmen lässt, das ist Alles .

INTERNATIONALE STELLUNGNAHMEN

03. April 1996 - Internationales Komitte für Menschenrechte der UNO
"Das Komitee bringt seine Besorgnis über die konstante Aufrechterhaltung einer rechtsgültigen, speziellen Gesetzgebung zum Ausdruck, Kraft derer wegen Zugehörigkeit zu einer bewaffneten Gruppe oder der Kollaboration mit einer solchen verdächtigte Personen, unter der Anordnung der incomunicación/Kontaktsperre für eine Zeitspanne von bis zu fünf Tagen festgehalten werden können, ohne dass sie das Recht haben, ihren eigenen Anwalt zu bestimmen und die vom Nationalen Gericht verurteilt werden können, ohne die Möglichkeit zu haben, Rechtsmittel einlegen zu können."

Juli 2001 - Europäisches Komitee zur Prävention von Folter
"Solange die Überwachung und die Mechanismen nicht vollkommmen wirksam sind, wird das Risiko fortbestehen, dass die Agenten der Sicherheitskräfte, welche die Absicht haben, Personen im Freiheitsentzug zu misshandeln, mit diesem Verhalten fortfahren werden. Die Tatsache, dass die Verhaftung einer Person durch die staatlichen Sicherheitskräfte bedeuten kann, dass diese nicht vor Ablauf von fünf Tagen einem Richter vorgeführt wird, steht im Gegensatz zu anderen internationalen und legalen Vorgaben, die von den spanischen Autoritäten unterzeichnet worden sind."

19. November 2002 - Antifolterkomitee der Vereinten Nationen
"Das Komitee betrachtet die Regelung der incomunicación/Kontaktsperre, unabhängig von den legalen Rechtsvorbehalten, um sie verordnen, als Akte die Folter und Mishandlung begünstigen. Das Komitee erinnert den Staat an seinen Anteil an der Verpflichtung daran, schnelle und unparteiische Untersuchungen zu realisieren und mutmassliche Täter von Menschenrechtsverletzungen, besonders im Bereich der Folter, gerichtlich zu verfolgen. "

06. Februar 2004 - UN-Komission für Menschenrechte
"Obwohl die Menschenrechtskomission die Festnahme unter Kontaktsperre wiederholt als Bedingung klassifiziert hat, die die Praktik der Folter begünstigt, scheint die jüngste, rechtliche Entwicklung in Spanien die internationale Meinung diesbezüglich zu ignorieren und in die gegenteilige Richtung zu tendieren.
Die höchsten Bevollmächtigten müssten bestätigen und offiziell und öffentlich erklären, dass die Folter und die MIsshandlungen oder grausamen, unmenschlichen und degradierenden Strafen unter allen Umständen verboten werden und dass die Anklagen der Folterpraktik in allen ihren Formen mit aller Schnelligkeit und gewissenhaft untersucht werden."

Ebenfalls im Jahr 2004 erfolgten die Empfehlungen des UN-Sonderberichterstatters über Folter, Theo Van Boven, an die verantwortlichen PolitikerInnen des spanischen Staates, die incomunicación/ Kontaktsperre abzuschaffen; sämtlichen Verhöre auf Video aufzuzeichnen; die Anklagen von Folter zu untersuchungen; alle gefolterten Personen zu entschädigen und die Fernverlegungen als ein Element der Folter anzuklagen.
Von Behatokia Julen Arzuaga aus erfolgte die Kritik, dass das von ihr unterzeichnete Fachprotokoll gegen Folter der UNO, seitens der PSOE-Regierung nicht umgesetzt wird und dass diese nur versucht, die Folter zu "vertuschen".

März 2005 - Alvaro Gil-Robles, Komissar der DDHH Europarats empfahl die aktuelle Regelung der incomunicación/Kontaktsperre zu überprüfen, da diese erlaubt, festgenomme Personen mindestens ein Mal ohne Anwesenheit ihres Anwalts zu verhören.
( Quelle: "Incomunicación" 01.02.07 - PdF auf:  http://www.lahaine.org/index.php?p=20219 )

Feburar 2007 : EU-Regierungen untergraben Folterverbot
 http://de.indymedia.org/2007/02/167939.shtml

( freie Übersetzungen: tierr@ )
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Ergänzung

tierr@ 21.02.2007 - 22:27
Danke für das Unmöglichmachen der Folter
von: Edorta Jimenez
Gara Egunkaria; 13.02.2007

Danke an alle, an Euch, an uns, dafür dass niemand sagen kann: Ich habe von nichts gewusst; ich wusste nicht, dass in den toten Winkeln Spaniens gefoltert wird; oder gefoltert worden ist, denn vielleicht werden wir Letzteres sagen können...

Sechs Tote die am Horizont aufgetaucht sind. Sechs Leichname... durch Folter. Sechs Körner im Sand der Demokratie, in der wir alle Sandkörner sind. Sechs Namen, beinahe schon vergessen. Erinnert Ihr Euch an diese sechs Namen? Kennt jemand sie noch?

Sechs Tote; und diejenigen, die bis an die Schwelle des Sterbens gebracht wurden: wieviele? Wieviele ( Frauen und Männer ) haben in den letzten Jahren Folter angeklagt? Ab wann mit dem Zählen beginnen? Können wir 1940 anfangen um es abzurunden? Auch wenn nicht BaskInnen, Companys, erinnern wir uns? Oder gehen wir zu 1936 und sprechen z. Bsp. von Aitzol?

Zählen wir. Verhaftete Männer, verhaftete Frauen. Lasst uns ein Datum festlegen. 1978, das Jahr in dem die Verfassung des Königreichs Spanien in Kraft trat. 35.000 Verhaftete sind es von da an. Wenn wir die Jahre aufeinanderschichten werden sie zu einer gut sichtbaren Pyramide. Vielleicht sahen Viele sie nicht. Jetzt, dank Allen, wird sie gesehen werden. Mit Sicherheit.

Ein Schatten zieht über die Pyramide. Wir, die wir uns im Bereich dieses Schattens befunden haben, wissen was es ist: die incomunicación/die Kontaktsperre. 10.000 Verhaftete unter Kontaktsperre, 25.000 ohne. Sieht man die Pyramide nicht? Die Sonne der Demokratie verblendet; es handelt sich um eine Fatamorgana: Es ist gar keine Pyramide; es ist ein Eisberg. Sechs Leichname liegen in seinem Eis begraben. Was ist noch weiter unten?

7000 Gefolterte von 35.000 Verhafteten. Dem Anschein nach: Die Sonne der Demokratie glänzt derart auf dem Eis, dass es keine Möglichkeit gibt, eine Bilanz zu erstellen. Aber von dort aus haben 5.500 Personen - oder waren sie Sandkörner, die jetzt zu Tropfen aus Eis erstarrt sind ? - Anklage erhoben...Nichts; oder fast nichts. Ein paar Strafen. Ein paar die von Dienst und Gehalt suspendiert wurden. Danach Wiedereinstellungen und Zugänge zu... Der Staat hat sie geschützt. Immer. Die anderen glitten aus auf dem Eis, ertranken oder starben an Kälte.

Gesegneter Eisberg. Er besteht aus Folter. Niemand sieht ihn. Jetzt, ja, wird die ganze Welt ihn sehen. Dank Euch und uns. Dank uns, die wir uns in eine Reihe stellen werden, oder eine/einer auf die Schultern des/der anderen. Den es fehlt an Schultern, um ins Licht zu treten und zu sagen: Mich haben sie gefoltert. Ob die Folterungen angezeigt werden oder nicht, wir werden dafür sorgen, dass der Eiseberg aus den eisigen Wassern des Schweigens herausgelangt. Wir werden ihn an sicheres Land bringen. Man wird die Pyramide sehen. Die Pyramide der Folter. Im Königreich Spanien. Ein Horizont der Hoffnung ist, was uns ruft. Ihm wenden wir uns zu. Seht, handelt, Gefolterte; alle die Ihr schon politisch gewesen seid; die Ihr unbequem seid; die Ihr Scham empfindet, wie ich sie empfinde, wenn wir nicht irgendwann Anklage erheben. Kommt. Wir wissen, dass es hart ist. Wir wissen, dass es uns viel kostet; dass es einen Preis haben kann. Bis zu einer Wende.

Gefolterter, Gefolterte, hast Du versucht zu vergessen? Kommt.., wir auch nicht. Und jetzt sollen alle es wissen. Dank Euch, dank uns. Wir haben die historische Verantwortung dafür, dass niemand sagen kann: Ich habe/man hat es nicht gewusst, wie schrecklich. 35.000; 25.000; 7.000; 5.5000. Sechs Tote.

Manche haben es gewusst. Amnesty International wusste es und deshalb die jeweiligen Regierungen. Die Gruppen der Parlamentarier/rinnen haben es gewusst. Die politischen Analysten/tinnen, die diese Dinge von AI und der UNO verfolgten, wussten es. Deshalb schrieb auch die UNO: Im Königreich Spanien wird gefoltert. Was für ein Horror! Wie kommt es, dass die aufrechten Leute, die anonymen und heroischen Sandkörner, die es innerhalb der Gesellschaft gibt, nichts gewusst haben. Ist es, weil sie nicht lasen? Nicht hinhörten? Soviele Jahre wurde es gesagt und am Ende... ein Polizeirevier mehr: Hier foltert man. Jetzt kann zum Glück niemand sagen: Ich habe das nicht gewusst; ich war darüber nicht informiert. Dank Euch und dank uns. Wir entspannen uns bereits. Schon müssen wir keine Leiche mehr sehen mit von Zigaretten stammenden Verbrennungen an den Fusssohlen. Schon brauchen wir nicht mehr zum Fenster zu eilen, um auf die Leiche zu blicken, die aus dem Komissariat gestürzt wurde. Wir müssen den Kindern keine Geschichten mehr von Toten erklären, die Fesseln tragend im Fluss ertrunken sind. Sie haben bereits keine Angst mehr, weil wir ihnen nicht erzählen müssen, sieh`mal Kleine, sie haben sie auf´s Revier gebracht und nach 24 Stunden war sie tot... und nicht mehr, wenn das Kind uns dann frägt, woran sie starb, antworten: durch nichts. Zitternd, natürlich.

Bis Spanien sich eines Tages ganz Fällen wie dem von Guantánamo wird widmen können. Der UN-Berichterstatter wird zum Filmfestival kommen können, um einen Film über fremde Fälle an irgendeinem Ort der Welt zu präsentieren, von dem alle sagen werden, dass er unzivilisiert ist. Die Zeitungen werden ungeniert und ohne Zurückhaltungen ihre Informationen über das Königreich Spanien publizieren. Eine weisse Seite, oder beinahe.

Die Macht der Legislativen wird sich an die Arbeit machen, das "nie mehr!" dieses entzündeten und ansteckenden chapapote/ Überzugs, der Folter genannt wird, wahr werden zu lassen ( Anmrkg. chapapote ist ein Ausdruck der erst während der Ölverpestung der gallicischen Küste geprägt worden ist ). Sie wird diese Ausnahmeartikel, welche die neue Verfassung des Königreichs Spanien beinhaltet, abschaffen: den Artikel 55 und den Art. 384 bis.

Sie wird sie verändern, mindestes. Ein Gesetz das in seinen Artikeln alle Rechte anerkennt, das jedoch gleichzeitig einen Artikel enthält, der diese Rechte annulliert, ist kein gerechtes Gesetz. Es gibt Arbeit im Parlament von Madrid. Die speziellen Gesetze bildeten die erste Mauer welche die Konstruktion der grossen Pyramide unsichtbar machte, die dann versank und sich in einen Eisberg verwandelt hat. Sie wissen das. Sie werden sagen, dass sie nichts anderes tun konnten. Vielleicht können sie jetzt. Jetzt wo man die Pyramide sehen wird.

Die Exekutivmacht wird es berücksichtigen.Sie wird dem Parlament den Vorschlag unterbreiten. Man muss die Gesetze ändern. Und es muss der Vorschlag gemacht werden, dass diejenigen verschwinden, welche die Folter schützen. Nulltoleranz, Señor Zapatero. Man wird die Empfehlungen der UNO, Amnesty International´s und anderer Institutionen als demokratischen Katechismus nehmen und in entsprechender Konsequenz arbeiten. Es wird keine Folterungen mehr geben. Weil es sie gegeben hat; weil es sie gegeben haben wird... auf dass sie alle gerichtlich verfolgt werden.

Die parlamentarischen Gruppen, die politischen Parteien werden für diesen sozialen Misstand Scham empfinden. Sie werden nicht zulassen, dass er zu einer Seuche wird. Es wird sogar jemanden geben, der zum Augenarzt muss. Auf den Böden der Keller und Verliese gefriert der Schweiss, trocknet das Blut. Und man hat es nicht gesehen. Man sah es nicht.

Die Richter sahen es nicht. Vor allem nicht im Nationalen Gerichtshof. Man hat es nicht gesehen; schlechte Sicht vor einem Eisberg, wie er mit der Titanic zusammengeprallt ist. Also das Nationalgericht auf Grund. Es ist die Mühe nicht wert. Sie haben nichts gesehen.

Die Gerichtsmediziner/rinnen sahen es nicht. Besonders nicht im Nationalen Gerichtshof, Ausnahmegericht, ererbt von einem anderen, wo die Sichtweite gering ist. Also der Nationale Gerichtshof auf Grund, Señor Zapatero, wenn dem so ist, dass sie nichts sehen.

Sie alle sahen nichts, weil sie nichts sehen sollten. Und wenn sie nichts gesehen haben, weshalb sollten es dann meine Nachbarn, oder es gelesen haben. Wenn Sie alle erst so mutig gewesen sind, dann sehen sie schon. Wir waren auch nicht alle Gefolterten. Folter macht Angst, wissen Sie? Deshalb hat man sie erfunden; um dem/der Gefolterten Angst zu machen; denen die daneben stehen; jenen die zuhören; dem/der, die den Verdacht hegt, dass gefoltert wird; den/die, die sie erkennen. Stellen wir uns vor, wie der grosse Eisberg mit unserem Schiff kollidiert. Nein!, es darf keine Eisberge in dieser Grösse geben. Die Kinder spielen im Park. Die der Folterer auch.

Ach, es gibt Folterer? Ja. De qué sino. Sie trifft die moralische und ethische Verantwortung. Nicht aber die politische. Sie können wegen gemeiner Verbrechen abgeurteilt werden; ihre Verantwortlichen für politische. Sie alle wegen inhumaner und grausamer Behandlung; bis zum Tod, die Behandlung, manchmal. Von der Pyramide, indem man vieles verfeinert, sieht man nur die Spitze. Wie von dem Eisberg. Aber, fordern wir Prozesse? Im Moment nicht. Wir fordern dass man uns wahrnimmt; dass man uns zuhört; dass der Staat die auf systematische Weise angewandte Folter nicht nur als Instrument um Informationen zu erhalten, sondern als Methode zur Bestrafung, der Rache und des Terrors, anerkennt/eingesteht. Wir fordern, dass man uns anerkennt. Wir fordern, dass man uns rehabilitiert; dass Verantwortungen übernommen werden; dass wir gezählt und wiedergezählt werden. Wir fordern, dass die Last von uns genommen wird; dass die Mittel eingesetzt werden, für ein "Niemals mehr wieder." Nulltoleranz, Señor Zapatero. Wir werden sie erreichen, denn dank Allen, Euch und uns wird niemand mehr sagen können: Ich habe es nicht gewusst; was für eine Idee, dass man gefoltert hat. Das gehört der Vergangenheit an. Der Eisberg verlässt das Meer des Schweigens. Es ist ein Meer von grosser Kälte. Wir Gefolterten frieren immer. Deshalb wollen wir, dass auch Du kommst. Um der Kälte zu entkommen. Wir wollen das Land erreichen. Wir ziehen es vor, die Pyramide zu sein, die wir sind. Sandkörner; aber ein lebendiger Sand voller Emotionen. Alle. Von dem der/die nur? Schläge, Drohungen und vielleicht schlimmste Einschüchterungen erlitten hat, bis hin zu jenen, die langsam und mit hasserfüllter Wut an die äusserste Grenze gebracht und von dort in den Tod gestürzt wurden.

Der Höhepunkt von sechs Toten und das getrocknete Blut an den Wänden erinnern uns daran, dass etwas uns gerettet hat. Wir werden dort herauskommen. Jetzt. Das sind wir unserer Gesellschaft schuldig. Und das ist unsere Pflicht, der Menschlichkeit/Menschheit gegenüber. Und es wird allen Schmerzen bereiten ( beruhigt Euch; uns noch mehr ). Aber es wird keinen Frieden geben ohne Anerkennung. Doch sie werden uns anerkennen.

( Quelle:  http://www.kaosenlared.net/noticia.php?id_noticia=30887 )

übersetzt von: tierr@