Sechs Satelliten sollen Flüchtlinge aufspüren

Ralf Streck 31.05.2006 08:28 Themen: Antirassismus Repression Weltweit
Die Universität der spanischen Kanarischen Inseln hat mit der Firma Spot Image ein Pilotprojekt zur Überwachung vorgestellt. Über MariSS (Maritime Security Services) sollen sechs Satelliten kombiniert werden, um die Boote mit Flüchtlingen und Einwanderern aufzuspüren, die sich aus Mauretanien und dem Senegal derweil zu Hunderten auf den Weg zu den spanischen Inseln machen. Optische Überwachung soll dabei mit Radarüberwachung kombiniert werden. Die Aufrüstung wird die Menschen Schlepperbanden in die Hände treiben. Klar ist nun, dass auch Deutschland an der Abschottung der Inseln teilnimmt.

Mehr: EU-Hilfe für Abschottung der Kanaren (25.05.) | Spanische Abschiebemaschine stottert (08.06.)
Die spanische Regierung hatte den Einsatz von Satelliten angekündigt, um Flüchtlinge und Einwanderer auf dem Weg zu den kanarischen Inseln abzufangen. Wie das bewerkstelligt werden kann und wer die Überwachung gewährleisten soll, war bisher unklar, nimmt aber nun Konturen an. Die Firma Spot Image habe mit der Universität von Las Palmas ein Pilotprojekt bei der kanarischen Regionalregierung und der Europäischen Weltraumbehörde ESA vorgelegt, um die kleinen Boote, auch "Cayucos" genannt, aufzuspüren, wenn sie sich auf dem bis zu 1200 Kilometer langen Weg machen. Das berichtet die Tageszeitung El País, die auch als Sprachrohr der sozialistischen spanischen Regierung bezeichnet werden kann. Weder auf den Webseiten der Regionalregierung noch auf denen der ESA sind bisher Hinweise darauf zu finden.

Die Fernerkundungssatelliten von SPOT sind geeignet dafür, um die Boote aufzuspüren. Als erster Satellit war SPOT 01 im Februar 1986 von Frankreich in die Umlaufbahn gebracht worden. Später folgten SPOT 02, SPOT 03 (1990), SPOT 04 (1998) und SPOT 5 (Mai 2002). An der Überwachung sollen allerdings nur Spot 02, 04 und 05 teilnehmen, damit täglich frische Informationen vorliegen, weil sie jeweils alternierend an drei Tagen über die Zone fliegen. Mit den drei französischen Satelliten soll der taiwanesische Formosat kooperieren, damit die überwachte Zone größer ist. Da es sich dabei nur um optische Systeme handelt, die Nachts und bei wolkigem Himmel blind sind, soll auch der kanadischen Radarsat und der ESA Satellit Asar/Envisat zugeschaltet werden. Die sind mit Radarsystemen ausgestattet, die auch dann noch Daten liefern. Allerdings kommen die nur alle drei Tage über die betroffene Zone. "Da die Cayucos sich etwa fünf Tage auf hoher See befinden, haben wir große Chancen sie aufzuspüren, bevor sie nach Spanien kommen", erklärte Antonio Ramos. Er ist Professor der Universität an der Fakultät für Meereswissenschaften und hat das Projekt mit angestoßen.

Die Satelliten könnten anhand von 28 Charakteristiken Objekte auf dem Meer identifizieren. Ein normales Cayuco, mit einer Länge von etwa 20 Metern, würde mindestens acht Pixel auf den Bildern darstellen. Die könnten über Daten, wie Umfang, Symmetrie, Kielwasser, Größe Geschwindigkeit und Route maschinell erkannt werden. Die Daten in den GPS-Navigationsgeräten, welche die Guardia Civil bei den aufgebrachten Booten beschlagnahmt hat, würden auch weiter helfen: "Damit können wir die Route bestimmen". Man werde die Cayucos in die Bilddatenbank aufnehmen und die Bilderkennung damit versorgen: "Will heißen, dem Satellit genau sagen, was er zu suchen hat", führte Ramos weiter aus.

So ist leicht vorauszusagen, dass auch die andere Seite aufrüsten wird. Bisher haben alle Abschottungsversuche stets zu einer Anpassung geführt, welche die Überfahrt aber stets gefährlicher machte. Nachdem spanische Südküste durch den elektronischen Schutzwall (Sive) abgeschirmt wurde, versuchten die Schwarzafrikaner den Weg über die Zäune in die von Marokko umschlossenen spanischen Exklaven Melilla und Ceuta. Nachdem Druck der EU auf Marokko und dessen brutalem Vorgehen, wichen sie auf Mauretanien aus. Tausende Opfer waren die Folge.

Folgende Szenarien sind absehbar: Schlepperbanden, die auf den Strecken aus Mauretanien und nun aus dem 1200 Kilometer entfernten Senegal, bisher kaum Bedeutung haben, werden ihren Markt sehen. Bisher lässt sich Fahrt im Cayuco von den 50-100 Menschen selbst organisieren, zumal mauretanische und senegalesische Fischer selbst den Weg ins "gelobte Europa" suchen. Das Gerücht von Schiffen, welche die Boote auf dem langen Weg versorgen, konnte bisher nicht einmal durch die Luft- und Seeüberwachung bestätigt werden.

Die Vorgänge werden zunehmend geheimer und die Einwanderer in die Arme der Schlepper getrieben, denen sie dann auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sind. Denn finanzkräftige Schlepperbanden können Strukturen schaffen, um der Überwachung zu entgehen. Die kurze Route aus der Westsahara wird über geheime Strukturen reaktiviert. Aus Mauretanien und dem Senegal werden kleinere und schnellere Boote eingesetzt, die schwieriger aufzuspüren sind. Die italienische Küstenwache kann davon ein Lied singen, wenn es um die Abwehr albanischer Schmuggelbanden geht. In allen Varianten steigt die Gefahr für Leib und Leben bei der Überfahrt oder durch die völlige Abhängigkeit in sklavenähnlichen Strukturen, in denen die Menschen viele Jahre die Fahrt bezahlen müssen, wenn sie den gefährlichen Weg überleben. Schließlich werden auch die Preise steigen. Organisierte Kriminalität und Schlepperwesen, was man angeblich zu bekämpfen vorgibt, wird durch die Aufrüstung nur weiter gezüchtet.

Wer die Daten der Satelliten bekommen wird, ist nun auch klar. An der Abschirmung der kanarischen Inseln durch spanisches Militär wird sich, an der von der EU-Grenzsicherungsbehörde Frontex geführten Initiative, http://www.heise.de/tp/r4/artikel/22/22740/1.html auch Österreich, Frankreich, Italien, Großbritannien, Holland, Deutschland und Griechenland beteiligen. Das wurde heute von der spanischen Regierung bekannt gegeben und geht auf den Besuch der Vizeregierungschefin Teresa Fernandez de la Vega letzte Woche bei der EU-Kommission zurück. Am Montag gab es einen neuen Rekord. Mehr als 700 Menschen kamen, wegen dem guten Wetter, auf den Kanaren an.

© Ralf Streck, Donostia-San Sebastián den 30.05.2006
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Ergänzungen

Danke für den Artikel

linker 31.05.2006 - 17:17
auf konsitente seiten kann gelinkt werden:
 http://www.heise.de/tp/r4/artikel/22/22780/1.html

der spiegel bringt die Satelitenkontrolle im Menschenrechtsgewand:
 http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,418943,00.html

aber »el pais« und link - das passt nicht zusammen.

War mit dem link der Artikel vom 23. Mai gemeint?


La UE lanzará en 15 días un sistema de
patrulla naval y aéreo contra la
inmigración en Canarias
La Comisión Europea ha anunciado un nuevo paquete
de 15 medidas tras la reunión con Fernández de la
Vega
AGENCIAS - Madrid
ELPAIS.es - España - 23-05-2006

TEMA
La inmigración en España


MARÍA TERESA FERNÁNDEZ DE LA VEGA SANZ
Nacimiento:
15-06-1949
(Valencia)

ANIMACIÓN
Las embarcaciones de inmigrantes


España reitera a Senegal que se trata de una crisis humanitaria
La Comisión Europea ha anunciado esta tarde que la Agencia de Control de Fronteras de la UE (Frontex) movilizará en 15 días
un sistema de patrulla naval y aéreo -en el que participarán al menos 8 países comunitarios-, en torno a las costas de las islas
Canarias, Marruecos, Mauritania, Senegal y Cabo Verde, para tratar de frenar la llegada de inmigrantes irregulares a España.
El vicepresidente de la Comisión Europea encargado de asuntos de Justicia e Interior, Franco Frattini, ha hecho este anuncio
tras reunirse con la vicepresidenta primera del Gobierno, María Teresa Fernández de la Vega.
La Comisión Europea también ha anunciado que enviará antes del 30 de mayo una misión de Frontex a las Islas Canarias,
para hacer un retrato concreto de la situación creada en el archipiélago por la llegada de inmigrantes subsaharianos. Tras la
reunión con De la Vega, Frattini ha avanzado varias iniciativas comunitarias -un total de quince- para la vigilancia de las costas
y repatriación de inmigrantes ilegales, entre otros ámbitos, que se pondrán en marcha de manera progresiva.
Por lo que se refiere al sistema de patrulla naval y aéreo, Frattini ha explicado que "tenemos ya 8 países miembros dispuestos
a ayudar poniendo a disposición barcos de patrulla y aeroplanos de reconocimiento". La operación durará "varios meses" y en
2007 se extenderá hasta las costas de Gambia y Guinea.
El vicepresidente también ha señalado que la Comisión está dispuesta a financiar proyectos de repatriación conjunta de
inmigrantes irregulares en los que participe España. Asimismo, ha recordado que el programa ARGO cuenta con 2,7 millones
de euros para financiar medidas de protección en el interior de las fronteras de los Estados miembros, y ha pedido al Gobierno
español que presente proyectos para beneficiarse de estos fondos.
Ayuda comunitaria
Por su parte, Fernández de la Vega ha confirmado que la Frontex va a instalar en Canarias un centro de coordinación de todos
los medios, expertos y equipos de reacción rápida que va a movilizar para afrontar esta situación. Además, entre otras
iniciativas acordadas hoy, la Agencia coordinará un dispositivo piloto de barcos y aviones, de varios Estados miembros, que
vigilarán las costas de las Islas Canarias y Africa.
La vicepresidenta primera del Gobierno ha viajado hoy a Bruselas para solicitar un mayor compromiso de la UE en el control y
la gestión de la inmigración irregular que llega a Canarias procedente de África.
Un portavoz de la Comisión Europea dijo ayer que el Ejecutivo comunitario entiende que la llegada masiva de sin papeles es
"un problema que no es español, sino europeo" y que, con independencia de cuál sea el grado de cooperación comunitaria, el
flujo irregular de inmigrantes no podrá detenerse "de la noche a la mañana". Preguntado por la solicitud para que se instale una
delegación de la Agencia Europea de Control de Fronteras en Canarias, el portavoz de la Comisión aseguró que habrá que
estudiar "si es factible" y que el objetivo de las reuniones es "escuchar primero las demandas de la vicepresidenta".
España reitera a Senegal que se trata de una crisis humanitaria
El secretario de Asuntos Exteriores, Bernardino León, ha reiterado hoy a Senegal, en su visita a Dakar, que el flujo de
emigrantes ilegales hacia las Islas Canarias es "una crisis humanitaria" que pone en peligro la vida de muchas personas. Tras
reunirse con el ministro del Exterior de Senegal, Chekh Tidiane Gadio, León ha recordado que el aumento del número de
emigrantes ilegales "es un problema muy serio" que deben resolver las naciones involucradas. "Juntos, con la Unión Europea,
seremos capaces de gestionar y superar la crisis", ha dicho León, en el marco de un viaje por varias naciones de la región para
analizar el tema de la emigración ilegal.


 http://www.elpais.es/articulo/espana/Vega/pedira/hoy/Bruselas/ayuda/UE/control/inmigracion
/Canarias/elpporesp/20060523elpepunac_2/Tes/

deutschland (schäuble) auch schwer dabei

(muss ausgefüllt werden) 02.06.2006 - 18:28
Innenminister Schäuble hat der spanischen Regierung geraten, die afrikanischen Flüchtlinge auf den Kanaren möglichst schnell abzuschieben.

Zur Unterstützung Spaniens auf den Kanaren hat Deutschland laut Schäuble zwölf Beamte entsandt. Hubschrauber könne Deutschland nicht bereitstellen, weil die wenigen Helikopter der Bundespolizei für Einsätze während der Weltmeisterschaft benötigt würden. Auch dem Wunsch nach Schiffen könne Berlin wegen mangelnder deutscher Kapazitäten nicht nachkommen.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Danke — ...

Tauschen — Ralf

so'n scheiss — ghost

Orwel hoch 6 — Erassmus