Permanente Waffenruhe der ETA erklärt

Ralf Streck + Updates 22.03.2006 15:48 Themen: Weltweit
Permanente Waffenruhe der ETA erklärt Trotz aller Provokationen und Schläge der letzten Zeit gegen die baskische Linke hat sich die Untergrundorganisation ETA eindeutig für einen Friedensprozess entschlossen. In einer Erklärung an verschiedene Medien hießt es gestern: "Euskadi Ta Askatasuna (Baskenland und Freiheit) hat entschieden, eine permanente Waffenruhe ab dem 24. März 2006 auszurufen". Die Entscheidung findet überwiegend Zustimmung.

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Die ETA ist damit den definitiven Friedenschritt gegangen. Das ist konsequent, weil sie seit den Verhandlungen mit den Sozialisten (PSOE) in den 80er Jahren konstant ihren Friedenswillen erklärt. 1998 schloss sie sich dann dem Friedensplan aller baskischen Parteien und Gewerkschaften an und rief erstmals eine unbefristete Waffenruhe auf. Die Zeit für den Frieden war aber nicht reif. Die Erben der Franco-Diktatur regierten Spanien und setzen wie Franco auf die Zerschlagung und verboten fast alle Organisationen der linken Unabhängigkeitsbewegung ohne Verbindungen zur ETA zu beweisen. Verhandlungen mit der ETA nutzten sie nur, um sich an ihre Fersen zu heften.

Als die Volkspartei (PP) vor zwei Jahren über ihre Irak-Kriegspolitik und die Lügen zu den Anschlägen in Madrid stürzte, keimte wieder Hoffnung auf. Die ETA hat schon zuvor auf tödliche Anschläge verzichtet und erklärte dann eine Waffenruhe in Katalonien. Sie trug 2004 die Initiative der Partei Batasuna (Einheit) mit, wonach alle Konfliktparteien gemeinsam eine Lösung ausarbeiten sollen, über deren Ergebnis die Bevölkerung im Baskenland entscheiden muss. Den demokratischen Weg stützen auch die baskischen Parteien und die PSOE beginnt sich zu nähern.

Das Ziel sei, "einen demokratischen Prozess im Baskenland in Gang zu setzen", in dem ein "neuer Rahmen" bestimmt wird, der die Rechte der Basken anerkennt und "für die Zukunft sichert, damit sich alle politischen Optionen entwickeln können". Wichtigste Bedingung sei: "Am Ende des Prozesses muss die baskische Bevölkerung das Wort erhalten und über die Zukunft entscheiden". Die ETA fordert Spanien und Frankreich auf, diese Entscheidung ohne Einschränkung anzuerkennen. Beide sollen "positiv reagieren und die Repressionspolitik aufgeben". Die ETA hofft, dass in einer wirklichen Demokratie der lange Konflikt überwunden und ein Frieden auf Basis der Gerechtigkeit aufgebaut werden kann.

Für die sozialistische spanische Regierung hat die Vizepräsidentin María Teresa Fernández de la Vega den Schritt begrüßt. Die Regierung ist nun im Zugzwang, kann sich nun aber zum Teil vom Druck der rechtsradikalen Volkspartei (PP) befreien. Auf die Friedensinitiative, der seit 2003 verbotenen Partei Batasuna (Einheit) im November 2004, hatte sie sich im Mai 2005 die Erlaubnis zu Verhandlungen vom spanischen Parlament geholt. Wegen dem massiven Widerstand der PP, lehnte sie Gestern der Entspannung ab. Batasuna blieb illegalisier, die prekäre Lage der 700 politischen Gefangenen hat sich weiter verschlechtert. Zwei Gefangene kamen kürzlich unter sonderbaren Umständen ums Leben. Das führte zu einem Streiktag mit Zusammenstößen. Als Folge wurden Führer der linken Unabhängigkeitsbewegung inhaftiert. Am Freitag soll Batasuna-Chef Arnaldo Otegi auf Antrag des Nationalen Gerichtshof und der Staatsanwaltschaft für den Streikaufruf in den Knast.

Nur die PP lehnt weiter den Friedensprozess ab. Ihr Widerstand wird aber nun weniger Zuspruch finden. Alle ihre Versuche den Prozess zu torpedieren, sind gescheitert. Nun muss die PSOE Schritte machen. Die Bedingung des Parlament für den Dialog ist erfüllt: Das Parteiengesetz muss weg, mit dem Batasuna verboten wurde, die Lage der 700 politischen Gefangnen muss sich bessern und sie müssen an dem Prozess beteiligt werden. Die Massenprozesse, auf Basis der politischen Anschuldigungen der PP-Regierung müssen beendet werden.

© Ralf Streck, Donostia-San Sebastián den 22.03.2006

 

Die Erklärung der ETA auf deutsch, baskisch und spanisch:

Botschaft von Euskadi ta Askatasuna (Baskenland und Freiheit/ETA) an die baskische Bevölkerung

ETA hat beschlossen, vom 24. März 2006 an eine dauerhafte Waffenruhe zu erklären.

Das Ziel dieser Entscheidung ist es, einen demokratischen Prozess im Baskenland in Gang zu setzen, um einen neuen Rahmen zu schaffen, in dem die Rechte, die uns als Volk zustehen, anerkannt werden und im Hinblick auf die Zukunft die Möglichkeit der Entfaltung aller politischen Optionen sicher zu stellen.

Am Ende dieses Prozesses müssen die baskischen BürgerInnen das Wort und die Entscheidung über ihre Zukunft haben.

Der spanische und der französische Staat müssen das Ergebnis dieses demokratischen Prozesses ohne irgendwelche Einschränkungen anerkennen. Die Entscheidung, die wir baskischen Bürger über unsere Zukunft treffen, muss respektiert werden.

Wir rufen alle Handelnden auf, verantwortungsbewusst vorzugehen und konsequent angesichts des ETA-Schrittes zu sein.

ETA ruft die Verantwortlichen in Spanien und Frankreich auf, positiv auf diese neue Situation zu antworten und die Unterdrückung einzustellen.

Schließlich richten wir einen Aufruf an die baskischen Bürgerinnen und Bürger, sich an diesem Prozess zu beteiligen und für die Rechte zu kämpfen, die uns als Volk zustehen.

ETA drückt ihren Wunsch und Willen aus, dass der eingeleitete Prozess bis zu Ende geführt wird, um so eine wirkliche demokratische Situation im Baskenland zu schaffen, und in dem der langjährige Konflikt überwunden und ein auf Gerechtigkeit fußender Friede hergestellt wird.

Wir bekräftigen die Verpflichtung, in Zukunft weitere Schritte im Einklang mit diesem (oben genannten) Willen zu tun.

Die Beilegung des Konflikts, hier und heute, ist möglich. Dies ist der Wunsch und Wille der ETA.

Gora Euskal Herria askatuta!!
Gora Euskal Herria sozialista!!
Jo eta ke independentzia eta sozialismoa lortu arte!!

Baskenland, März 2006

 

Euskadi Ta Askatasunaren mezua euskal herriari

Euskadi Ta Askatasunak, 2006ko Martxoaren 24tik aurrera ekintza armatuen etenaldi iraunkorra abiatzea erabaki du. ETAren erabakiaren xedea, Euskal Herrian burutu beharreko prozesu demokratikoa bultzatzea da.

Euskal Herriarentzat marko demokratikoa eraiki behar da, gure Herri eskubideak aitortuz eta etorkizunari begira aukera politiko guztiak ahalezko eginez.

Prozesu horren buruan, euskal herritarrek beren etorkizunari buruzko hitza eta erabakia izan beharko dute.

Espainia eta Frantziako estatuei, Euskal Herriko eztabaida demokratikoaren emaitzak errespetatzea dagokie, inolako mugarik gabe. Euskal herritarrok gure etorkizunari buruz erabakiko duguna errespetatu behar dute.

Eragile guztiei, ETAk egindako urratsaren neurri bereko erantzukizunarekin jokatzeko deia egiten diegu.

Espainia eta Frantziako agintariei, egoera berriari erantzun positiboa emateko eta jokabide errepresiboak alboratzeko deia luzatzen diegu.

Oro har, euskal herritarrei dei zabala egiten diegu prozesuan buru belarri murgiltzeko eta gure Herri eskubideen alde borroka egiteko.

ETAren borondatea eta nahia, zabaldutako prozesua burura eramatea eta Euskal herrian benetako egoera demokratikoa eskuratzea da, urte luzetako gatazka gaindituz eta justizian oinarrituriko bakea eraikiz.

Aurrerantzean, borondate horren araberako urratsak egiten jarraitzeko konpromisoa berresten dugu.

Gatazkaren konponketa, gaur eta hemen, posible da. Hori da ETAren nahia.

Euskal Herrian, 2006ko martxoan

Euskadi Ta Askatasuna
E.T.A.

 

Mensaje de Euskadi Ta Askatasuna al pueblo vasco

Euskadi Ta Askatasuna ha decidido declarar un alto el fuego permanente a partir del 24 de marzo de 2006.

El objetivo de esta decisión es impulsar un proceso democrático en Euskal Herria para construir un nuevo marco en el que sean reconocidos los derechos que como Pueblo nos corresponden y asegurando de cara al futuro la posibilidad de desarrollo de todas las opciones políticas.

Al final de ese proceso los ciudadanos vascos deben tener la palabra y la decisión sobre su futuro.

Los Estados español y francés deben reconocer los resultados de dicho proceso democrático, sin ningún tipo de limitaciones. La decisión que los ciudadanos vascos adoptemos sobre nuestro futuro deberá ser respetada.

Hacemos un llamamiento a todos los agentes para que actúen con responsabilidad y sean consecuentes ante el paso dado por ETA.

ETA hace un llamamiento a las autoridades de España y Francia para que respondan de manera positiva a esta nueva situación, dejando a un lado la represión.

Finalmente, hacemos un llamamiento a los ciudadanos y ciudadanas vascas para que se impliquen en este proceso y luchen por los derechos que como Pueblo nos corresponden.

ETA muestra su deseo y voluntad de que el proceso abierto llegue hasta el final, y así conseguir una verdadera situación democrática para Euskal Herria, superando el conflicto de largos años y construyendo una paz basada en la justicia.

Nos reafirmamos en el compromiso de seguir dando pasos en el futuro acordes a esa voluntad.

La superación del conflicto, aquí y ahora, es posible. Ese es el deseo y la voluntad de ETA.

Euskal Herrian, 2006ko martxoan

Euskadi Ta Askatasuna
E.T.A.

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Ergänzungen

???

nix abc 22.03.2006 - 16:51
Ist zwar nicht besonders wichtig, aber warum wird das Ende der Erklärung überall zensiert? Im Tondokument heisst es irgendwie "es lebe das freie Baskenland /es lebe der Sozialismus/ vorwärts zur Unabhängigkeit und zum Sozialismus". In allen schriftlichen Veröffentlichungen fehlt dies.

frage

kaixo 23.03.2006 - 01:07
in der erklärung ist zum einen von "uns als volk" (gure herri / pueblo), und zum anderen von den "baskischen bürgerinnen" (euskal herritarrek / cuidadanos vascos) die rede.
es handelt davon, daß am ende des prozesses die baskischen bürgerinnen das wort und die entscheidung haben, welches sich wohl auf den anoeta-vorschlag von batasuna bezieht und eine abstimmung in den 7 provinzen meint.
meine frage nun: ist mit "baskischen bürgerinnen" die gesamte derzeit ansässige bevölkerung, also auch die spanischsprachige gemeint?
(ich gehe eigentlich davon aus, fände es aber spannend zu wissen, ob und wie dies im baskenland diskutiert wird. )

@nixABC

Ralf 23.03.2006 - 08:02
Was heißt zensiert? Das ist die Abschlussformel der linken Unabhängigkeitsbewegung und das schreibt man normalerweise nicht drunter. Die ETA-Sprecherin sagt sie aber im Tondokument: Hoch das befreite Baskenland, Hoch das sozialistische Baskenland. Jotake (müßte man mit Schlagen und Brennen) übersetzen, ist nur nicht richtig! Vernüftig übersetzt heißt das sowas wie: Für eine harten Kampf bis wir ein sozialistisches und befreites Baskenland erreichen.

@kaixo

Ralf 23.03.2006 - 08:04
Die linke Unabhängigkeitsbewegung (sogar die ETA in der Frühphase) hatte stets das Recht auf Einwanderung betont (siehe Tondar). Die Definition ist: Basken sind, wer im Baskenland seine Arbeitskraft verkaufen muss. Ausgeschlossen sind damit natürlich Guardia Civil....

@abc

AntiFranco 24.03.2006 - 00:37
Unter Franko war aber bestimmt nicht so demokratisch.
Ohne Werbung für die beklopten von der ETA zu machen. Sollte Mensch aber wissen vovon er schreibt, bzw. was die ETA früher war und was aus ihr geworden ist. Oder ein kleines Stück spanische Geschichte.
"Über 800 Tote im Kampf um die Abspaltung von einem demokratischen Staat"
stimmt ja wohl ganz und gar nicht. Es lässt sich drüber streiten wie demokratisch Spanien jetzt ist. Ich finde das hält sich dochauch in Grenzen.
Aber unter Franko, der erst 1976 gestorben ist war Spanien eher weniger demokratisch (faschistisch) und es wurde auch nicht von heute auf morgen mit Frankos Tod demokratisch. Vielleicht anfang der 80èr im EU-Vergleich demokratisch, wobei vieles noch heute besteht, sehr wenig wirklich aufgearbeitet wurde und alte Gesetze und Strukturen, die PP etc. nicht allesamt verschwunden sind. Und die spanischen Behörden sind auch heute noch nicht unschuldig an dem Konflikt.
Jedenfalls war Spanien unter Franko absolut nicht demokratisch.
Die ETA ursprünglich bewaffneter Antifaschistischer Widerstand.
Und soviel ich mitbekommen habe waren die Ziele/Opfer der ETA damals viel größere Arschlöschere als Spätere und es wurde sehr viel mehr daran gesetzt zivile Opfer zu vermeiden. Das hat sich dann auch in den 80èrn geändert.

Politische Reise ins Baskenland

Wal Buchenberg 24.03.2006 - 07:58
Baskenland und Baskentum:  http://www.marx-forum.de/geschichte/welt/basken.html

Gruß Wal Buchenberg

@AntiFranco

xxx 24.03.2006 - 08:38
also Anfang der 80èr war ja nun Spanien alles andere als demokratisch, eher die selbe Diktatur mit anderen Vorgesetzten. Ein Militärputsch in einem demokratischen Land? Ermordung von Basken durch den Staatsterrorismus der GAL? Geduldete Folter? Ich sehe Spanien erst jetzt unter Zapatero in Richtung Demokratie gehen und das ist noch ein weiter Weg. Wessen Demokratie ist dann noch eine andere Frage.

@AntiFranco

Durruti 24.03.2006 - 23:18
Franco ist 1975 gestorben.

Neues

Ralf 26.03.2006 - 13:23

Siehe auch

Paul 29.03.2006 - 18:30
Kann das lange Interview nur empfehlen  http://www.euskadinfo.net/wp-content/uploads/2006/03/InterviewJosebaAlvarez , weil man darüber mal etwas genauer mitkriegt, wie die baskische Linke denkt, auch über die Unabhängigkeit und in welchem Rahmen sie das sieht. Siehe auch:  http://de.indymedia.org/2006/03/142521.shtml

Muss wohl nun bei

Paul 30.03.2006 - 13:39
Euskadiinfo gucken. Da steht schon was zu Otegi:  http://www.euskadinfo.net/

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