Die "Andere Kampagne"- Zwischenbericht 5

tierr@ 13.02.2006 15:48 Themen: Soziale Kämpfe Weltweit
06.Februar.: Unión Hidalgo, Oaxaca
Die "Andere Kampagne" besucht politische Gefangene
im Gefängnis und wird von einer Stampeed
wildgemachter Stiere attackiert - Kampf gegen Multis
und den Plan Puebla Panama
Aus der Gemeinde San Blas Atempa, in der es am 01.Januar 2005 zu gewaltsamen und blutigen Auseinandersetzungen, wegen Unterschlagungen der Gemeinderegierenden, Ulises Ruiz Ortiz, gekommen war, befinden sich fünf Personen in Haft: Alfredo Jiménez Henestroza, Roberto Ortiz Acevedo, Jorge Reyes Martínez, Feliciano Jiménez López und José Luis Sánchez Gómez. Die "Andere Kampagne" besuchte die politischen Gefangenen und der Delegierte Zero sprach im Gefängnis CEREZO von Tehuantepec mit ihnen über ihren Fall. Die Compañeros berichteten über die Verwundungen die sie erlitten hatten, als sie auf gewaltsame Weise von Verbrechern und von angeheuerten Pistolenschützen der Abgeordneten festgenommen worden waren. Einer der Gefangenen sagte, indem er seine Narben zeigte: "Es ist kein Zufall, dass wir hier sind. Es ist nicht gerecht, dass wir verletzt wurden und unsere Gesundheit leidet, während die Agressoren sich in Freiheit befinden." Zero versicherte den Inhaftierten die Solidarität der Bevölkerung von San Blas Atempa, das während der Versammlung gegenüber dem Rathaus am Vorabend, zuallererst die bedingungslose Freilassung der politischen Gefangenen reklamiert hatte.
Angesichts dieses Besuches zeigten die Inhaftierten eine Mischung aus Erschüttersein und Stärke. Ohne jede Überheblichkeit forderten sie mit direkten Worten Gerechtigkeit: "Wir können uns nicht besonders gut ausdrücken, aber wir wollen, dass diese Leute bestraft werden." Der Delegierte Zero kommentierte aufmunternd:"Hier in Oaxaca beraubt die Regierung die Leute, die für Gerechtigkeit kämpfen ihrer Freiheit. Hier in Mexiko bleiben die Kriminellen von der Regierung unbehelligt; die Regierung selbst ist kriminell."

Unión Hidalgo, Oax., 06. Februar: In Ranchu Guabiña, wo Meer und Wind sich vereinen, geht es um Energiepolitik, im Sinne des voranschreitenden Neoliberalismus, der ein Auge auf das Gebiet geworfen hat. Die Zapotecos der südlichen Landenge und die Fischer der Ikoots ( Huaves ) in den Lagunen sind deshalb in grösster Sorge, denn die Zerstörung einer für Mexiko notwendigen Region ist bereits im Gange...
Die "Andere Kampagne" traf sich mit dutzenden im Kampf Befindlicher aus der gesamten Gegend, an genau sinnbildlicherweise dem Ort, wo vor kurzem ein EinwohnerInnenrat (Consejo Ciudadano ) entstanden war: Unión Hidalgo ( Ranchu Guabiña, in Zapoteco). Jener Rat hätte eine Alternative zur Regierung ( der Form von Regierung ) sein können und endete im Gefängnis.

Subcomandante Marcos sprach auf dem Zentralplatz von La Venta, nachdem er von den Anlagen des Energieunternehmens Eólica zurückgkommen war, das dort von der Föderalen Komission für Elektrizität, einer spanischen Firma zur Nutzung überlassen worden ist. Bauern der Landenge im Widerstand gegen das Projekt Eólica, erklärten die Komplizenschaft der föderalen Regierung im Interesse fremder Unternehmen und dokumentierten, was eine Überschwemmung mit Windkraftanlagen für die gösste Transitzone Süd-Nord-Süd der Region, ja der Welt, bedeutet. Es ist nicht vergleichbar. In La Venta und La Ventosa fallen bereits Tausende Vögel und Fledermäuse, von Windmühlenanlagen enthauptet oder verletzt zur Erde.
Spanische Unternehmen, wie Gamesa und Iberdrola haben die Rückendeckung der Energiesekretäre, des Umweltschutzes und der Agrarreformer und überdies der CFE errreicht, um eine Mauer der Messer hochzuziehen; eine neue Grenze für das Land. Tonnenweise wird die Bodendecke zerstört, um Windkraftanlagen zu bauen. Ein Ikoot Fischer:" Wenn die Vögel und Fische sprechen könnten, was würden sie wohl sagen?" Dann berichtete er über die Kontamination der Brandungswellen von Salina Cruz, die den Meeresfluss verändert und das Sterben Lagunen verursacht haben. Er versicherte, dass die Völker der Ikoot Nein sagen zum Projekt Eólico in der Landenge und zu einer Sandbank in Santa Teresa. Es hat einen massiven und agressiven Druck ausgelöst, damit die ejidatarios ( Besitzer allen gemeinsamen Kommunelandes ) für 30 Jahre ihr Land verpachten, zu lächerlichen Preisen, um von dort Elektrizität für den Weltmarkt zu produzieren. Auf diese Weise wurden sie gespalten und beraubt. "Wer sind wir, wer sind sie?", frägt sich der Fischer in Sorge um die Idendität, Kultur und das Überleben seiner Völker.

DIE LUFT WIRD ZUR WARE GEMACHT

Nach mehreren solchen Beschreibungen von Zeugen über das bedrohliche Desaster der Landenge, sagte der Delegierte Zero am Morgen zu den EinwohnerInnen von La Venta. "Als wir vor einer Weile bei den Windmühlen waren, erinnerten wir uns an eine Geschichte, die vor mehr als 400 Jahren geschrieben wurde: Als Don Quijote de la Mancha, ein Reiter zu Fuss und sein Begleiter angesichts von ein paar Windmühlen in eine Duskussion darüber gerieten, ob sie, wovon Quijote überzeugt war, Giganten wären oder, wie sein Begleiter es als Realität ansah, simple Windmühlen. Aber heute, 400 Jahre später, sehen wir, dass es Giganten waren und dass dieses riesige System, das uns unterdrückt, tötet und unseres Landes und unserer Güter beraubt, das tat, was unmöglich erschien: Die Luft in eine Ware zu verwandeln. Denn das, was uns die Compañer@s hier erklärten, ist dass hinter den Windmühlen die grossen Giganten der transnationalen Konzerne stehen, welche vorhaben, den Kommunen, Ejidatarios und Bauern in der Zone derLandenge ihren Grund und Boden zu rauben.
Dank Ihren Worten kennen wir die Falle des Plans und den Betrug, den sie im Begriff sind, zu begehen und das Ausmass der Zerstörung, wenn sämtliche Windanlagen zur Veräusserung von Elektrizität realisiert werden. Wir wissen, dass sich hinter diesem Projekt transnationale Unternehmen des hochmütigen Spanien, der Vereinigten Staaten und Frankreichs verbergen. Diese grossen, mächtigen Ausländer haben sich voller Verachtung, Rassismus und Demütigungen gegen die EinwohnerInnen dieses Landes gerichtet. Sie wollten noch nichteinmal Informationen geben oder uns über das laufende Geschehen in Kenntnis setzen. Ebenso wissen wir, das Beamte der föderalen- staatlichen- und der Gemeinderegierung es in jedem Moment vermieden, die Leute direkt zu informieren und ihre Fragen zu diesem Projekt zu beantworten.
Wir wissen, dass die Unternehmen, welche dieses Coyotenstück der Vertragsbindungen betreiben, versuchen, die Einheit der Gemeinschaft dieser Orte zu zerstören; dass sie versuchen, einzelne Personen dazu zu bewegen, ihnen Land zu verpachten oder zu verkaufen. Wir kennen die immense Verärgerung der Compañer@s dieser Region, die von anfang an sahen, dass sich hinter diesem Projekt nichts Gutes verbirgt, denn die Betreiber waren nie gewillt, klare Worte zu sprechen und überdies begannen sie, das zu spalten, was bislang eine Einheit war: Die Gemeinschaft.
Dann kehrte der zapatistische Delegierte zu dem alten Thema zurück: Im Unterschied zu vor 400 Jahren, als nur eine Person und ihr Begleiter den Windmühlen gegenüberstanden, ist es heute ein informiertes Volk. Wir werden mit Ihnen gemeinsam gegen jedes Projekt kämpfen, das die Landenge in eine neue Grenze verwandeln will, in eine Entsprechung des Plan Puebla-Panamá, der Andrés Manuel López Obrador übertragen ist. Wir werden bei Ihnen sein und das sind nicht blosse Worte. Wir werden kommen und mobilisieren und uns mit Ihnen zusammen mit diesen Windmühlen konfrontieren, aber nicht wie vor 400 Jahren; diesesmal werden wir sie zerstören. Wir müssen diese Geschichte verändern, in welcher die Giganten gewinnen, damit das Andere gewinnt. Und das Andere sind wir; nicht eine Person oder zwei, sondern ein Volk. Wir werden bei Ihnen sein. Dieses Projekt bedeutet nicht mehr und nicht weniger als die Zerstörung der indigenen Völker, der Sozialen Organisationen und des Gemeinde -und Ejidolandes in der Landenge von Tehuantepec.

Subcomandante Marcos sagte, dieser Wind, den die Regierungen und transnationalen Konzerne versuchen zur Ware zu machen, wird sich in einen Wind der täglichen Rebellion verwandeln. Es ist nicht nötig, mit der erbärmlichen Fabulierung zu kommen, es handle sich um ein fortschrittliches und antineoliberalistisches Projekt. Es bleibt sich gleich.

MIT STIEREN ANGEGRIFFEN

Als Marcos die Windanlagen der CFE ansah, richtete er sich in seinem Lastwagen auf uns stand den Anlagen, quasi symbolisch, gegenüber. In diesem Moment lösten PRI - Mitglieder der Gemeindebehörde eine Stampeed wilder Stiere zwischen den Windmühlen aus. Gewaltsam trieben sie die Tiere mit Steinwürfen und Peitschenhieben vorwärts, mitten in die Fahrzeuge der "Anderen Kampagne"hinein, gerade als Marcos im Begriff war aus dem Laster zu steigen. Sie hörten nicht auf, auf die Tiere einzupeitschen. Ganz offensichtlich handelte es sich um eine Provokation. Einen der massivsten Aktivisten von La Venta traf ein Steinwurf am Auge und er musste ins Krankenhaus gebracht werden. Der Werfer schien ein bekanntes PRI-Mitglied und Promoter der Verhandlungen pro Eólico zu sein; zudem ein wichtiger Spieler der lokalen Baseballmannschaft.
Die wildgemachten Tiere waren keine Kühe, sondern Stiere mit gewaltigen Hörnern. Ihre Antreiber schrien Beleidigungen gegen die Leute. Trotz der rasenden Stiere blieb kurioserweise diese Agression von einem Grossteil der Karawane unbemerkt. Dennoch wollen die Gegner der Windanlagen der CFE in La Venta gerichtlich Anzeige wegen Körperverletzung erstatten.

Die Windmühlen der Landenge, wo der Wind auffrischt, sind keine Don Quijotsche Halluzination. Der Ringelpiez der Millionen macht Institutionen und Völker schwindlig. Die Fragen sind eindeutig. Die Antwort steht im Wind geschrieben.

( Freie zusammenfassende Übersetzung von:  http://clajadep.lahaine.org/articulo.php?p=6174&more=1&c=1 )
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Die "Andere Kampagne" - Zwischenbericht 1
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Die "Andere Kampagne" / Zwischenbericht 2
 http://de.indymedia.org/2006/01/136899.shtml
Die"Andere Kampagne" / Zwischenbericht 3
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Die "Andere Kampagne" - Zwischenbericht 4
 http://de.indymedia.org/2006/02/138092.shtml
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