Montagsdemo in Berlin belagert SPD-Zentrale (Fotos/Video)

Mr.X 17.08.2004 00:57 Themen: Soziale Kämpfe
Nachdem am letzten Montag in Berlin rund 200 Menschen an einer Kundgebung gegen Hartz teilnahmen, fand heute die erste große Montagsdemonstration statt. Mit 10.000 Teilnehmern wurde gerechnet, gekommen sind wesentlich mehr. Ob es nun 20.000 oder 30.000 waren, ist schwer zu sagen. Der Demonstrationszug war auf jeden Fall mehrere Kilometer lang und die Zahl, die die Polizei an die Presse weitergibt (15.000) ist eher untertrieben. Ungewöhnlich war, daß fast nur "normale Bürger" teilnahmen. Die Stimmung war teilweise sehr wütend. Viele schienen von den Parteien und Gewerkschaften vollkommen desillusioniert. Besonders die Anfgriffe des DGB auf die Protestwelle gab vielen den Rest...
Die Polizei schien von der Größe der Demonstration überrascht. Eilig wurden mit Blaulicht mehrere Hundertschaften richtung Demoroute gefahren. Der Weg zur genehmigten Abschlusskundgebung vor der SPD-Zentrale wurde von mehreren Hundertschaften -illegalerweise- blockiert. Die Stimmung heizte sich auf...
Angefangen hat die Demo am Alex. Gegen 18.00 waren vielleicht 5.000 Leute dort. Während der Auftaktkundgebung hatten alle die wollten, Gelegenheit zu sprechen. Dabei wurden die verschiedenen Ansichten, aber auch die Gemeinsamkeiten der Leute deutlich. Auf den Slogan "Schröder muss weg", reagierten Teile der Kundgebung mit "alle weg, alle weg"...
Irgendwann gegen 18.30 setzte sich die Demonstration in Bewegung - aber nicht die vom breiten Anmelder-Bündnis geplante Route. Eine Politsekte hatte es mit ihrem Lautsprecherwagen geschafft, die ersten paar tausend Leute hinter sich zu sammeln und ging eine eigene Route. Da die eigentlichen Veranstalter die Demo nicht splitten wollte, schlossen sich alle an. Die Redebeiträge der nun führenden Gruppe waren peinlich und erinnerten an DDR-Staatsbürgerkundeunterricht. Nach weniger als einem Kilometer war die Politsekte aber ein Stück zurückgefallen und die verschiedensten Menschen, darunter auch die FAU liefen vorne. Auch Attac fiel mit einem Block auf. Insgesamt würde ich die Länge des Demonstrationszuges auf 3 bis 4 Kilometer schätzen, allerdings waren einige Straßen auch nicht besonders breit. Es können gut 20.000 bis 40.000 teilgenommen haben. Eine genaue Zahl zu nennen, wie es Polizei und Mainstream-Presse macht, halte ich für unseriös. Dazu hätte jemand die Demo ihrer Länge nach abfahren müssen, was meines Wissens niemand getan hat.
Die Polizei schien leicht in Panik ob der Menschenmassen zu sein. Die wenigen hundert Beamten waren im kilometerlangen Zug kaum wahrzunehmen. Am SPD-Gebäude machten sie dann die Straße dicht und liessen die Demonstration nicht an den Ort der geplanten Abschlusskundgebung. Dabei kam es zu Rangeleien und Wortgefechten. Sprechchöre waren: "Strasse frei!", "Die Mauer muss weg", "Haut ab" oder "Wir sind das Volk". Die Polizei hatte extrem viele Hunde im Einsatz, schien sehr nervös. Ich habe mindestens 5 filmende Polizisten gesehen. Auch mehrere Journalisten und Kommerz-Fotografen sind mir als sehr aggressiv aufgefallen. Rabiat wurden Demonstranten und Zuschauer weggestoßen, gemeinsam mit Polizisten Witze über den "dummen Pöbel" gemacht, der "eh nicht für Bevölkerung repräsentativ" ist. Wer die Nachrichten verfolgt, wird dann auch merken, wie verzerrt viele Berichte sind. Bestimmte Forderungen werden unterschlagen, Dinge wie die geringe Teilnehmerzahl in Hamburg besonders hervorgehoben (wobei hier aus mehr als tausend Teilnehmern in der Tageschau schon mal 120 gemacht werden).
Letztlich endete die Demonstration aber friedlich. Viele schienen durch die gefühlte Stärke (immerhin verschanzt sich die Regierungspartei vor ein paar tausend Demonstranten) und neue Erfahrungen (viele waren zum ersten mal auf einer Demonstration) motiviert, weiter zu machen und gingen mit einem positiven Gefühl, aber auch gestärkte Wut auf Regierung und Polizei nach Hause.
Interessant fand ich auch die Reaktion einiger Linksradikaler: Viele fühlten sich gar nicht wohl dabei, auf einer Demonstration zu sein, wo "Normalbürger" dominieren. Die Berichte lesen sich dann so: hier lesen. Andere haben aber die Chance genutzt und linke Inhalte auf die Demo getragen...

Ausserdem gibts noch ein Video von Briks:
3:30 minütiges Video zur Montagsdemonstration gegen Hartz 4 in Berlin.
Teilnehmer waren sehr gemischt. Unangenehm fielen mir besonders die teils sehr "volksbetonten" Sprechchöre auf.
[Video is mit DivX 4.12 encodiert. Abspielen am besten mit MPlayer oder Media Player (Classic) und den entsprechenden Codecs]
Video: hier herunterladen


- schon mal vormerken:
Donnerstag: öffentliche Ratsversammlung
Von 15.00-18.00 Uhr Ecke Koch-/Friedrich-/Charlottenstrasse: sich kennenlernen, öffentlich sichtbar werden, diskutieren, uns gegenseitig informieren und unterstützen, Widerstand formieren, Aktionen planen..
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Ergänzungen

der anmelder

name 17.08.2004 - 03:29
war echt super toll. Der Anmelder "Fred Schirrmacher" bediente sich der Polizei um eine Gruppe von linken, die mit einem Fronttranspi die Spitze der Demo, die nicht durch ein Transpi zu erkennen war entfernen zu lassen.
Wir haben die MLPD satt! Nächsten Montag: Treffen für einen linksradikalen Block 17:45 Uhr an der Weltzeituhr!

Ist im übrigen auch auf dem Video welches in diesem Posting genannt wird zu sehen.

Ein paar Anmerkungen zur MLPD

Pankow-Pirker 17.08.2004 - 12:51
Ziemliche Chuzpe seitens der MLPD attac und dem Berliner Bündnis Spaltung vorzuwerfen. Das Problem ist, dass zuerst eine gemeinsame Demo geplant war. Da das MLPD-"Bündnis" "Montags-gegen-2010" sowas wie ein Urheberrecht auf die Montagsdemso erhebt weil sie bereit letzten Herbts damit anfingen und aus der Bewegung nun "ihr Ding machen" will, meldete sie ihre eigene "Demo in der Demo" an, um die Leute mit ihren völkischen Parolen vollzulabern. Von Anfang an erwies sich die MPLPD als bündnisunfähig! Sie ist falsch, tückisch und hält sich nicht an gemeinsame Absprachen. Diese Leute sind üble hard-core-Stalinisten, die - statt den Chauvinismus in der Arbeiterklasse zu bekämpfen - an in Ostdeutschland vorhandene autoritäre und "nationalbolschewistische" Denkmuster anschließen. Die MLPD setzte sich gestern an der Polizeiabsperrung an die Spitze des Zuges. Dann hinderte die MLPD "erfolgreich" die Leute daran durchzubrechen, verdrängte zunächst die FAU, proklamierte pseudoradikale Phrasen "wir werden durchbrechen! Wir kommen wieder". Der Gipfel war, dass die MLPD die Abschlußkundgebung ihrer Demo vorzeitig begann, dies aber als Abschlußkundgebung der gesammten Demo deklarierte. Obwohl das Ende des Zuges, wie die MLPD selbst über Lautpsrecher durchsagte "noch am Ende des Alex steht". Komisch, wie kann man dann eine Abschlußkundgebeung beginnen? Diese Eingenmächtigkeit der Stalinisten darf nicht einfach hingenommen werden! Jetzt diffamieren sie attac als Spalter, das ist der Gipfel! Die MLPD sind die Spalter! Im Grunde sind sie Zuarbeiter des VS und Schröders 5. Kolonne. Das was die Antideutschen in der antifa machen, versucht die MLPD in der Bewegung gegen 2010: pseudoradikal desorientieren, spalten, zersetzen. Diese Bande muss schleunigst rasufliegen!

Wedding SPD berät Arbeitslose

Tony Cliff 17.08.2004 - 13:13
Die Weddinger SPD-Zentrale im Kurt-Schuhmacher-Haus gegenüber dem Arbeitsamt untervermietet Räume an eine Privatfirma die Arbeitlose am Ausfüllen des Hartz IV Antrags beraten soll. Sie werben im Arbeitsamt Wedding doch mal über die Straße rüberzukommen um sich im SPD-Haus beraten zu lassen. Dort angekomen wird man dann an eine Firma in Reicnickendorf verwiesen, die "Kurse für Arbeitslose" durchführt um über Hartz IV zu beraten. Diese vom Arbeitsmat finanzierten Kurse werden in Vortragsform mit mehreren Leuten durchgeführt. So läßt ishc Proft maximieren.

Wessen Demo?

saul 17.08.2004 - 15:05
Da scheinen sich einige nicht wohlzufühlen? Kenn wa, auf ner Demo unter Normalos? Nun der Witz is ja, die meisten Altlinken gehören ja selbst zu den Normalos und fühlen sich auf ner Demo von freakigen Gestalten mittlerweile wie ein Fremdkörper, wenn sie nicht gleich für Spitzel gehalten werden. Daher sollten 40jährige Exbewegte weniger Probleme auf einer Demo haben auf der das normale Volk dominiert, schon deswegen, weil du ohne die normalen Leute nix erreichen wirst. N paar wild aussehende Pseudoautonome beeindrucken niemanden, dafür ham se die Bullen, mit denen werden wir fertig. Lass sie rumtoben, danach ists vergessen. Die normalen Leut brauchen wir auf der Gass, diejenigen die nicht auf jede Demo gehen, diejenigen, für die es das erste Mal ist das sie Demonstrieren, denn auf die können die Bullen nicht so einfach knüppeln. Das kann unkalkulierbare Folgen haben. Gabs schon in der Anti AKW Bewegung, mit den Knüppeln erreichte der Staat, das es dann erst richtig losging.
PS: Das die Politsekten hier absahnen wollen ist nicht verwunderlich sollt aber nicht hingenommen werden, denn wenns scheitert, werden die Betroffenen dafür bezahlen und dann kannst nicht mehr in den Park weil du über Parkfeger stolperst, oder du brauchst in keine Kneipe mehr gehn weil alle 5 Minuten n Rosendealer ankommt.

profilierungssüchtig

tut nichts zur sache 17.08.2004 - 18:29
war zum ersten mal auf so einer demo und bin danach noch ins max und moritz geraten - also wenn der einfache bürger mal auf die idee kommen sollte, sich mit diesem zirkus hinter den kulissen zu befassen - oder einfach nur mal indymedia anklicken sollte - dann könnt ihr "eure" demo allein durchziehen. mir graut schon heute vor einer machtübernahme oder revolution durch euch : da werden dann erstmal alle andersdenkenden in den gulag geworfen, nehm ich an. anstatt froh zu sein, das endlich mal was in gang kommt was auch trägt, versucht ihr einen imaginären kuchen zu verteilen der euch nicht mal gehört. es ist absolut scheissegal wer hier was wann angemeldet hat und welcher meinung er ist. die demo gehört den normalos und nicht euch - sonst werdet ihr am ende erleben, wie die nazis die sache instrumentalisieren.

@ tut nichts zur sache

dabeigewesener 17.08.2004 - 18:56
Wen meinst Du mit "ihr"? Die Leute auf der Demo kamen aus den verschiedensten Ecken und Enden der Gesellschaft. Es gab kein "ihr".
Zur Sache mit dem "Max und Moritz": Der Lautsprecherwagen hat einer stalinistischen Sekte gehört, die es geschafft hatte, sich an die Spitze der Demo zu setzen und diese ein Stück weit zu lenken. Du bist scheinbar mitten auf ein Treffen einer Stalinisten-Sekte geraten. Kann mir vorstellen, wie übel das ist. Aber sorry, mach dafür bitte nicht die 20.000 Demonstranten und die zig vorbereitenden Gruppen verantwortlich!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 3 Kommentare

MLPD: Volk, Jamal Karsli + Antisemitismus

egal 17.08.2004 - 03:42
WIE OFT MUSS ICH DEN DIE INFOS ZUR MLPD HIER ERGÄNZEN BIS DIE ENDLICH
RAUSGESCHMISSEN WERDEN

der Jamal Karsli Fan Club "MLPD"

Meine Meinung: Entweder den Demos fernbleiben oder die antisemitisch völkische MLPD vertreiben.

MLPD/REBELL/ VERLAG "Neuer Weg"
haben in Berlin in der Vergangenheit versuchten Montagsdemos zu etablieren:
Montagsdemo - ein gelungener Auftakt !
 http://de.indymedia.org//2003/12/68820.shtml
Bericht: Montagsdemo in Berlin
 http://de.indymedia.org//2003/12/68767.shtml

MLPD + KARSLI
»Die Kritik an Israel wird zum Tabu erklärt« Rote-Fahne-Interview mit dem nordrhein-westfälischen Landtagsabgeordneten Jamal Karsli
 http://www.mlpd.de/rf0230/rfart12.htm
 http://www.mlpd.de/rf0230/
 http://www.linkeseite.de/Texte/diverses/1128.htm

Zitat:
Abgerundet wurde die Veranstaltung durch die Erfahrungen des syrischstämmigen NRW-Landtagsabgeordneten Jamal Karsli und einer lebhaften und kontroversen Diskussion über die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Ursachen des Konflikts im Nahen Osten. Über alle Meinungsverschiedenheiten hinweg waren die TeilnehmerInnen sich einig, dass die aus dem Holocaust resultierende besondere Beziehung Deutschlands zu Israel eben nicht dazu führen darf, vor der Unterdrückungspolitik Israels gegenüber den Palästinensern die Augen zu verschließen.
 http://www.rf-news.de/rfnews/aktuell/Frauen/article_html/News_Item.2003-11-04.2315

 http://www.dki.antifa.net/antisemitismusstreit/jamal_karsli.html

QUERFRONTDEMOS MIT MLPD
Gelsenkirchen: Antisemiten nutzen Protest gegen drohenden Angriff auf den Irak für ihre Zwecke
 http://www.roteswinterhude.de/gelsenkirchen.htm
 http://www.bolschewiki.org/zeitung/ausgabe2/N1T15Ge2.html
 http://www.rebell.info/

Lecker, Lecker spalten

Keksmajor 17.08.2004 - 10:34
In erster Linie mal sollten wir das Potential nutzen, das uns diese Massendemos geben. Löst euch endlich von der Vorstellung das wir die Revolution mit ein paar hundert Leuten auslösen können, und anstatt sich hier aufzuregen das das ja alles nur normale Bürger sind, sollte man sich mal darüber freuen das Otto-Normal-Bürger seinen Arsch mal hochkriegt.

Die Revolution muß FÜR und MIT der Masse stattfinden, also nutzt diese Wut der Bürger um sie zu politisieren und zu kanalysieren. Die Rechten haben das begriffen und machen das auch, während die Linken sich pikiert daneben stellen und wieder nur rumnörgeln.

Überlasst die Massen nicht den Faschos!

Ueberlegungen zum Sozialstaat

Frank 14.09.2004 - 18:43
Wir werden solang protestieren
bis wir bekommen was wir produzieren



Überlegungen zum Sozialstaat

Hartz 4 und seine Fortsetzung ist für Politik und Wirtschaft beschlossene Sache. Weniger Staat, mehr Eigenverantwortung. Durch Deutschland muss ein Ruck gehen. Fordern und fördern.... usw. usw. All diese Parolen fliegen Ihnen rund um die Uhr um die Ohren. Die Medien unternehmen jede Anstrengung um Ihnen die immer gleiche Botschaft ins Gehirn zu brennen. Regierung und Elite erklären das Einkommen der Bevölkerung als zu hoch. Es geht um Ihren Lebensunterhalt, welcher in den Medien kritisch von anderen diskutiert wird. Ich rate Ihnen daher dringend zur Aufmerksamkeit.

Dieser Aufsatz versucht dem Leser bei der Beurteilung der Argumentation von Politik und Wirtschaft Anregungen zu geben.Zu diesem Zweck werde ich ein paar Behauptungen von Regierung und Elite etwas näher untersuchen. Vorweg ein wenig Grundlagenforschung:

Wie ist unser Leben organisiert ?
Es gibt abhängig Beschäftigte und Unternehmen. Geld drucken oder die Aneignung von Waren ohne Bezahlung sind unter Strafe gestellt. Weil das so ist, muß jeder über Geld verfügen, um existieren zu können. Abhängig Beschäftigte verkaufen deshalb ihre Arbeitskraft an ein Unternehmen gegen eine Summe Geld. Das Unternehmen verkauft diese Waren dann an die Bevölkerung. Soweit so gut.

Nehmen wir dieses Verhältnis von Arbeitnehmer und Unternehmer genauer unter die Lupe. Arbeiter stellen ihre Arbeitskraft zur Verfügung. Die Arbeit hat einen Preis, den Lohn. Und sie hat einen Wert !
Wie hoch ist dieser Wert ? Sie können sich sicher vorstellen, daß es einen Unterschied macht, ob jemand am Tag ein oder zwei paar Schuhe produziert.
Der Wert der Arbeit ist also abhängig von der Produktivität. Die Anzahl der Produkte pro Zeiteinheit ergibt den Wert der Arbeitskraft. Der Preis der Arbeit, also der vom Unternehmen zu zahlende Lohn, ist in der Regel konstant. Tarife definieren eine bestimmte Summe Geld als Preis für die Benutzung von Arbeitskraft.

Der aufmerksame Leser bemerkt an dieser Stelle, daß ein Unternehmen durch die Steigerung der Produktivität in der Lage ist, den Wert der Arbeitskraft zu erhöhen, ohne das sich der zu zahlende Preis dieser Arbeit verändert ! Die Anzahl der produzierten Güter steigt in diesem Fall, die zu zahlende Summe Geld bleibt konstant.

Was soll dieser Ausflug ins Wirtschaftsleben, werden Sie sich vielleicht fragen.

Wie ich gezeigt habe, ist die Produktivität, das Verhältnis von Preis und Wert der Arbeitskraft, das Mittel für ein Unternehmen seine Rentabilität zu steuern. Diese tägliche Praxis im Unternehmen hat verheerende gesellschaftliche Aus wirkungen. In beiden vorgestellten Fällen steigt die Produktivität. Einmal wird mit weniger Leuten die gleiche Anzahl von Produkten, im anderen Fall mit konstanter Belegschaft eine größere Menge an Waren produziert. Die Summe Geld, also unser Einkommen, welches vom Unternehmen gezahlt wird, reicht in beiden Fällen nicht aus, um die Produkte kaufen zu können, welche wir produziert haben
und sehr wohl sehr gut gebrauchen könnten !
Deshalb gibt es Einkommenslosigkeit und Warenberge !
Es werden ständig Lebensmittel vernichtet, welche ausreichen würden ganze Staaten zu versorgen !
Aber !
Die Versorgung der Bevölkerung mit den von uns produzierten Gütern ist nicht das Ziel von Unternehmen. Diese wollen die Waren an uns verkaufen, aber gleichzeitig nicht den Wert der Arbeitskraft bezahlen, weil sie ansonsten keinen Gewinn machen. Die Differenz zwischen Preis und Wert der Arbeit ist nämlich wie gezeigt, der potentielle Bruttogewinn jedes Unternehmens. Betriebsmittel sowie deren Instandhaltung / Erneuerung, Betriebsstoffe wie Benzin, Material, Mieten,Finanzierungskosten, und Steuern, also alle vom Unternehmen zu tragenden Kosten werden also ebenfalls von uns erwirtschaftet !! Auch die sogenannten Lohnnebenkosten wie Kranken-, Sozialversicherung sind das Resultat unserer Arbeitsleistung. Der verbleibende Nettogewinn ist dann das, was in Bilanzen in schwarzen oder roten Zahlen unter dem Strich steht. Der zweite Fall, die roten Zahlen, also ein negatives Geschäftsergebnis, liegt immer dann vor, wenn der Wert der Arbeitskraft, also die von uns produzierten Produkte, auf dem Markt keinen Absatz finden, also unverkäuflich sind. Dieser Fall muß zwangsläufig eintreten, weil die Unternehmen wie dargestellt nur den Preis der Arbeitskraft als Geldmenge in die Gesellschaft freisetzten !! Ihre Absatzprobleme sind as Resultat der Kalkulation der Wirtschaft, 1000 Euro an Geld auszuschütten und gleichzeitig mit einem Rückfluss von 1100 Euro zu rechnen !! Welches Unternehmen dabei auf der Strecke bleibt ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Das dieser Fall eintreten muß, ist hiermit theoretisch nachgewiesen !


Jetzt noch ein kurzer Ausflug und wir kommen zur aktuellen Situation.
Warum spreche ich von abhängig Beschäftigten ?

Schauen Sie sich doch einmal an, was Sie so Ihr Eigentum nennen. Vielleicht ein Haus oder Auto, sicher Kleidung, Möbel usw. usw. All diese Gebrauchswerte wurden zu 100% von uns produziert und entwickelt. Aber die Produktionsmittel gehören uns nicht ! Wir bekommen ein Geld (immer mehr von uns nicht!) und der Besitzer der Maschinen behält die Produkte und die Werkzeuge, Maschinen welche erforderlich sind, um die Gebrauchswerte zu produzieren, welche wir zum Leben benötigen.Wir sind abhängig vom Eigentum anderer. Und diese Anderen machen ihre Gewinn erwartungen zur Bedingung unser Existenz !



Jetzt aber zum aktuellen Geschehen nicht nur in Deutschland:

Die Zahl derer, denen ein Einkommen verweigert wird erreicht immer neue Höchstwerte. Begleitet werden die "Entlassungen" von Stimmen aus Politik und Wirtschaft, daß es so nicht mehr weitergehen könne.
Und zwar mit dem "sozial" vor der Marktwirtschaft !

Die Standpunkte dieser Herrschaften sind Gegenstand der folgenden Seiten. Bitte versuchen Sie noch einmal, die vorangegangenen Erläuterungen zur ökonomischen Grundlage zu verstehen und zu verinnerlichen. Ansonsten werden Sie nicht in der Lage sein den "Argumenten" der Elite entgegenzutreten. Und wir brauchen jede Stimme.



1.)Viele wollen gar nicht arbeiten !
heisst es auf allen Kanälen.


Wer entscheidet eigentlich ob jemand ein Einkommen verdient oder nicht ? Sind es die abhängig Beschäftigten welche entscheiden ob und wann sie im Betrieb anfangen ? Beschließen Arbeiter die Entlassung ihrer selbst oder Ihrer Kollegen ? Selbstverständlich nicht !
Ja sind die Wortführer in Politik und Wirtschaft denn so weltfremd, daß sie nicht bemerken, daß sie selbst es sind, welche die Entscheidungsgewalt darüberbesitzen, ob ein Mensch in einer Welt in der alles Geld kostet, auch eines bekommt ? Nein! Diese Herren wissen sehr genau Bescheid wer Weisungsempfänger ist und wer hier das Sagen hat.
Auf die Frage "wo kann ich morgen anfangen zu arbeiten" antworten sie doch selbst : "Wissen wir auch nicht" !

Die Elite dieser Gesellschaft versucht auf diese Weise, die existenzvernichtenden Resultate ihrer gesellschaftlichen Betätigung als Ausdruck des Willens der betroffenen Opfer darzustellen. Die Produktivität, also die Fähigkeit zur Herstellung der notwendigen Gebrauchswerte zur Versorgung der globalen Bevölkerung, ist soweit entwickelt, daß es sogar nur noch den beschäftigten Bruchteil dieser Gesamtbevölkerung braucht, um eine weit über das notwendige hinausgehende Versorgung sicherzustellen !
Denken Sie bitte einmal kurz über Ausflüge ins Weltall, den Abwurf von Massenvernichtungswaffen über Großstädten oder die Vernichtung von sogenannter "Überschussproduktion" nach.

Wir schwimmen im Reichtum !
Aber er gehört denen, die uns erzählen, das wir nicht arbeiten wollen !

Die Propaganda "die wollen nicht arbeiten" ist simpel darauf aus, das die Opfer dieser Weltlage sich gegenseitig als Verursacher ihrer Notlagen betrachten sollen.

Die Methode der Meinungsbildung, mit welcher die Medien die Geschädigten selbst als Ursache ihrer Notlagen vorstellen, gestattet es Politik und Elite, sich selbst als die helfende Hand darzustellen, welche durch den Abbau vonEinstellungshemmnissen wie Lohnhöhe, Nebenkosten, Kündigungsschutz, Flexibilität usw. usw. den Ertrinkenden zu Hilfe eilt. Auf diese Weise schlagen Politik und Wirtschaft zwei Fliegen mit einer Klappe:
Zum Ersten erklären sie so ihre prinzipielle Zuständigkeit für das aufstellen gesellschaftlicher Regeln und zweitens steht so fest, das sie und nur sie entscheiden wie der Hase zu laufen hat !

Der Beweis der Richtigkeit der Behauptung "die wollen nicht arbeiten", wird der angesprochenen Bevölkerung auch nicht lange erspart bleiben. Die Worthülse die Reformen "wirken zu lassen", ist der Beschluß der Eigentümer dieser Welt, daß ab sofort in zunehmendem Maße für Brot und Logie gearbeitet wird. Diese neue Marschrichtung derer, welche sich die Wirtschaft nennen, wird durch diegesetzliche Veränderung der Sozialsysteme vollstreckbar und somit wirksam.
Wenn jemand, zu diesen Bedingungen nicht abeiten will, werden Maßnahmen gesetzlich verankert, welche bis zur vollständigen Verweigerung der Sozialhilfe hinreichen.
Die politische Botschaft lautet hier:

Wer mehr verlangt bekommt gar nichts !!

Die Umbenennung der Bundesanstalt in Bundesagentur für Arbeit ist eben keine Wortspielerei ! Die Zuständigkeit des Staates für die materielle Absicherung gegen die bekannten Auswirkungen der Marktwirtschaft, wird dahingehend verändert, daß den beschlossenen Anpassungen der Lohnkosten seitens der Wirtschaft, nicht durch sozialstaatliche Transferleistungen der Wind aus den Segeln genommen wird. Hartz4 segnet und ermöglicht erst die Sorte Konkurrenz welche von der Wirtschaft gewünscht wird.

Der staatliche Versorgungsanspruch wird nur noch dann erfüllt, wenn sich die Opfer der Marktwirtschaft, und das sind alle Lohnabhängigen, ob sie gerade einen bekommen oder nicht, für alles und zu jedem Preis verkaufen.



2.)Die Kassen sind leer !

Sicher, das mag stimmen.
Aber wie gezeigt gibt es eine Menge an Gütern (Wert der Arbeit) zu verteilen. Betrachten wir doch einmal die Entstehung dieser Kassenlage. Die Sozialkassen werden bisher anteilig finanziert. (50/50)
(der aufmersame Leser weiß ja bereits, daß die 50% Beteiligung der Unternehmen auf seiner Arbeitsleistung beruht)

Unternehmen "entlassen" Leute. Jeder Idiot kann sich ausrechnen, das durch den Wegfall der Einzahlungen in die Sozialkassen der Tag kommt, an dem die Ausgaben (das sind die Einkommen ihrer arbeitslosen Kollegen, Freunde und Verwandten) die Einnahmen übersteigen. Die Praxis der Unternehmen ihre Rentabilität zu verbessern indem sie die Produktivität erhöhen führt automatisch zum Zerfall der Sozialsysteme, weil der Wert der Arbeit im Unternehmen verbleibt. Die Politik vollstreckt diese Tatsache indem diese die Sozialgesetzgebung der Kassenlage und die Steuergesetzgebung den Unternehmenswünschen anpasst.Wie gesagt, der Wert der Arbeit reicht locker aus, um nicht nur die in Deutschland lebenden Menschen zu versorgen. Aber dieser Reichtum gehört nicht denen welche ihn für für andere produzieren sollen. Das Gerede über leere Kassen ist eine berechnende Methode der Bevölkerung den beschlossenen Angriff auf ihre Lebensplanung und Existenz so zu erklären, daß es so aussieht, als ob die Herrschaften nicht anders könnten. Wie Sie sehen ist es anders !
Politik und Wirtschaft sind so frei uns mitzuteilen, daß sie nicht mehr gewillt sind, uns soviel von dem zu geben was wir selbst produziert haben, daß es ausreicht die Rechnungen zu bezahlen, welche wir von ihnen erhalten. Die Elite hofft darauf, das unsere Abhängigkeit und die daraus resultierende Konkurrenz um ein Einkommen, uns in sowas wie Hunde verwandelt welche übereinander herfallen, wenn die Herren ein Geldstück in die Menge werfen. Wollen wir ihnen auch noch diesen Gefallen tun ?!





3.)Die internationale Konkurrenz schläft nicht.
Der Standort Deutschland muß sich anpassen.


Unternehmer können es sich bekanntlich aussuchen wo sie ihre Produktionsmittel zum Einsatz bringen. Öffentlich diskutieren Großunternehmen Standortverlegungen und stellen als Alternative Lohnkürzungen oder/und Entlassungen zur Wahl. Die internationale Konkurrenz wird als ein Sachzwang vorgestellt, dem Politik und Wirtschaft ausgeliefert sind. Die beschlossenen Maßnahmen und Absichtserklärungen werden als Reaktion auf eine vorgefundene ökonomische Sachlage dargestellt, um die Konkurrenzfähigkeit ansässiger Unternehmen zu gewährleisten und somit Einkommensmöglichkeiten zu sichern. Ohne Entlassungen und soziale Einschnitte gäbe es noch mehr Probleme, so der Kanon aus Politik und Wirtschaft.

Was ist eigentlich die "internationale Konkurrenz ?

Die Welt ist in kleine Kuchenstückchen aufteilt worden. Jedes Stückchen hat einen Namen, wie z.B. Deutschland oder Polen. Die Unternehmer vergleichen die Kosten für Arbeitskraft und den Wert der Arbeitskraft regional und international. Sie selbst sind es, welche die internationale Konkurrenz auf diesem Planeten veranstalten. Sie selbst sind es welche sowohl in Deutschland und/oder Polen produzieren lassen, oder eben auch nicht. Von wegen Sachzwang auf den man reagiert!

Arbeiter konkurrieren deshalb, ob sie es wissen wollen oder nicht, international um ein Einkommen und somit um ihre Existenz. Den Unternehmer muß es nicht interessieren, ob die Preise welche er für die Inanspruchnahme der Arbeitskraft zahlt ausreicht um davon leben zu können. Und wie ihn die Erfahrung lehrt, nennen viele ihre Wellblechhütten liebevoll ihr "zuhause", andere warten in Lagern auf Hilfe von außen oder den Tod ohne ein böses Wort zu verlieren.
Na bitte, es geht doch.

Politik und Wirtschaft sind die Initiatoren der globalen Konkurrenz der lohnabhängigen Weltbevölkerungsmehrheit, welche sich ihrer Meinung nach gefälligst anzupassen hat. Ansonsten droht diese Elite mit Schließung oder Verlegung, also im Klartext, mit dem Entzug des Einkommens und somit mit der Vernichtung der in der Marktwirtschaft notwendigen Existenzgrundlage !
Das seit Jahrzehnten laufende Programm "Arbeitsplätze sichern" ist die Methode der Bevölkerung mitzuteilen den Gürtel zur Not auch mal um den Hals etwas enger zu schnallen, damit die Geschäfte mit immer weniger Kosten, und das sind unsere Einkommen, ungestört weiterlaufen.

Noch ein letztes Mal: Der Wert der Arbeit ist ausreichend den gesamten Planetenzu versorgen. Nur ist leider so, das die Weltbevölkerung nur den Preis der Arbeit bezahlt bekommt, welchen die Herren dieser Welt zu zahlen bereit sind !

Ich denke es dürfte klar sein was zu tun ist, oder ?

Verlangen wir doch einfach, daß wir das bekommen was wir produzieren und lassen uns nicht mehr mit dem abspeisen, was wir der Meinung von Politik und Wirtschaft nach verdienen !!

Dann können wir endlich auf den Sozialstaat verzichten, weil wir ihn nicht mehr brauchen......



Wir werden solang protestieren
bis wir bekommen was wir produzieren