Prekäre MayDays

selva 03.05.2004 23:31 Themen: Globalisierung Repression Soziale Kämpfe Weltweit
Zum 01.Mai gab es in Barcelona, Dublin und Milan simultane Proteste
der ArbeiterInnen der prekären Sektors und, entrüstender Weise, brutale Repressionen - aber auch Samba und zukunftsweisende Entschlossenheit
Die simultanen Aktionen in Barcelona, Dublin und dem italienischen Milan liefen unter dem Logo "MayDay" ....
In Italien begannen sie damit, dass ca.200 ArbeiterInnen des prekären Sektors nach zähen Verhandlungen und Verzögerung, eine Fahrpreisermässigung für die Reise von Rom nach Milan von 30 auf 10 ? durchsetzten .... sie kamen noch rechtzeitig zum Proteststart der kritischen Masse, die bis in den Morgen die Strassen einnahmen:
Die RömerInnen trugen zur Veranschaulichung der Versklavung Ketten; der PinkBlock wurde von Samabgruppen und piquetes (organisierten Arbeitslosen) begleitet. Der Zug ging entlang diverser Konsumtempel wie Calizedonia, Zara und Mondadori welche deshalb eine Stunde früher ihre Tore verschlossen .... während Demonstrierende und Passanten tanzten ...Der Sambazug verhinderte zudem die Schliessung des ebenfalls verschreckten Disney-Geschäft' s .

In anderen Stadteilen Milans agierten die piquetes : CUB belagerte Standa , Cobas Mac Donald's , Blockbuster und einige Zeitarbeitsfirmen ; in Pirelli wurde eine Tür zugemauert
Das soziale Zentrum " Bulk " fuhr mit einem Lastwagen , zur Demonstration der Solidarität , die Zonen ab , wo im März companer@s festgenommen wurden - die sich noch immer in Haft befinden ....

1500 Menschen zu Fuß und per Rädern umzingelten quasi ein Medienzentrum und schafften , Detaillinformationen über die massiven Proteste über den Äther zu bringen , die sonst todgeschwiegen worden wären. Es gab ausserdem direkte Lifeübertragungen von zahlreichen Versammlungen wo Betroffene über ihre Erfahrungen mit prekärer Arbeit berichteten ....
ausserdem grosse Konzerte und vegane Volxküche von Lastwagen aus ............

In Barcelona fand ein riesiges Punk-Konzert statt , Demonstrationen und Besetzungen .............

ERKLÄRUNG DER PREKÄREN ( precari@s )


Wir sind Prekäre - atypisch - verzeitlicht - mobil - flexibel
Wir sind die benutzte Reserve - die Arbeitsgruppe ohne Stabilität
Wir sind die Menschen ohne Ort - in ständiger Verwandlung

Wir sind
ohne sicheren Arbeitsplatz , die Hyperausgebeuteten
mit hypothekenbelasteten Wohnungen oder Mietpreisen die uns erdrücken
Wir besetzen aufgrund unserer Armut , gangstern in Supermärkten und als
Masse in den Metros
Wir sind wie Du : die Schlangenmenschen der Flexibilität

Wir verhandeln täglich real und todernst unser Überleben
Wir leben ein Leben der Bruchstücke - wie zusammengefügte Teile eines
Stoff`s ... ein Puzzel der Unmöglichkeit
Jede Minute,von Morgen an , spüren wir unsere Verlassenheit und wissen nicht
was aus uns wird
Wir hegen keine Hoffnung auf einen erträglicheren Preis für dies`unhaltbare
Dasein durch ofizielle Gewerkschaften oder Regierungswechsel ....

Wir wünschen nichts mehr als der Prekaisierung zu entkommen - doch es gibt da diverse Punkte die sie uns aufzuzwingen versucht :
Dass unsichere Arbeit erträglich ist ; ernährend. Routine
Dass es keine akzeptablen Alternativen gibt :
Entweder Zeit voller Angst ohne Geld - oder Geld aus Angst und keine Zeit

Aber wir wissen , dass wir weder mehr Angst noch Verletzlichkeit aufgrund von Erpressung mehr wollen ...
Wir wollen keine Erpressung durch Zeitarbeitsfirmen
Wir wollen keine Angst vor Immobilienfirmen;keine ETT (? ) des Lebens ( ET = Landstreitkräfte)
Wir wollen keine Angst vor Polizeikräften die uns Dokumente abverlangen
Wir wollen die Traurigkeit der Prekäisierung nicht

Deshalb ist es an der Zeit zusammenzukommen und unsere Gemeinsamkeiten zu erkennen - in all` ihren Verschiedenheiten .... denn Prekaisierung ist ein Zerrspiegel der zerstört ; genauso wie die Halbheit unserer Positionen
Es ist an der Zeit zu SEIN - was genausoviel heisst wie WIDERSTÄNDIG SEIN - das Schweigen zu brechen. Wir sind Prekäre ..... die Unterschlagenen des Forums 2004 ( i sic ! )
WIR SIND DIE KOLLATERALSCHÄDEN DES NEUEN KAPITALISMUS

Bekämpfen wir die Prekaisierung des Lebens
i Mayday, MayDay ! Die Prekären in Rebellion !
EuroMayDay, Barcelona , Platz der Universität( 18 Uhr )
Milan , Porta Ticinese ( 15 Uhr )
www.euromayday.org

(  http://barcelona.indymedia.org/newswire/display/81390/index.php )

02.Mai.04

Mittlerweile gibt es Nachrichten aus Barcelona , dass eine alte Polizeistation ( Via Laietana ) besetzt wurde - und hiergegen sowie wider die Demonstrationen brutale Polizeieinsätze stattgefunden haben : es hat zahlreiche Veletzte aber keine ( ? ) Festnahmen gegeben .Die Übergriffe der Polizei wurden dokumentiert,obwohl es " eine starke Unterwanderung dagegen" versucht worden war ...........
 http://barcelona.indymedia.org/newswire/display/86982/index.php
Von brutalen Repressionen wird auch aus Dublin berichtet : Wasserwerfer wurden , z.T. ein halbe Stunde lang auf Demonstrierende gerichtet. Es gab ,durch Knüppelschläge auf den Kopf ,mindestens zwei Schwerverletzte ......
 http://barcelona.indymedia.org/newswire/display/86870/index.php
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Ergänzungen

ergänzung

darum 03.05.2004 - 23:45
Dies war sozusagen der Auftakt zu:

aktueller aufruf ...

Internationale Versammlung zu Prekarisierung:
Die Kosten rebellieren
25. bis 27. Juni 2004 in Dortmund

Für viele Menschen war und ist es Alltag: Prekäre Arbeit. Seit Jahren
expandiert sie in alle(n) Wirtschaftssektoren. Deregulierte
Arbeitsverhältnisse nehmen beschleunigt zu, seitdem Dienstleistungen
outgesourct, Arbeit flexibilisiert und ein Niedriglohnsektor staatlich
gefördert und gefordert werden. Waren es bislang in erster Linie Frauen und
insbesondere MigrantInnen, die in Beschäftigungsverhältnisse zu arbeiten
genötigt waren, die kein oder kaum ein Auskommen gewährleisten, so zeigt
sich heute, dass der flexibilisierte Kapitalismus Arbeit ohne - oder,
genauso schlecht: zu miserablen - Tarifverträgen zu einer neuen Normalität
werden läßt.

Ob BriefträgerInnen, LKW-Fahrer, LagerarbeiterInnen ,
McDonalds-Servicekräfte oder Call Center Agents für Niedrigstlöhne
arbeiten, Ich-AGs sich für ihre Existenz abstrampeln, LeiharbeiterInnen bei
obskuren Vermittlungsagenturen um ihre Entlohnung kämpfen müssen; ob eine
kasachische Ärztin bundesdeutsche Wohnungen putzt, kurdische Flüchtlinge im
Imbiß oder Polen, Rumänen, Deutsche und Portugiesen auf Baustellen arbeiten;
ob Heimarbeiterinnen auf Abruf arbeiten und Studentinnen Kinokarten
abreißen - die angebliche ,Wissens- oder Informationsgesellschaft' basiert
auf Niedrigstlohnarbeit.

Prekäre Arbeit bedeutet Arbeiten ohne sicher zu sein, das Leben damit
fristen zu können. Arbeitsrechte und Gesundheitsschutz sind häufig
Fremdworte im beruflichen Alltag.
Viele arbeiten so, weil die Lebensnöte es so erfordern oder erzwingen.
Andere leben so, weil es besser ist als vorher. Wieder andere betrachten es
als Zwischenspiel oder Aufstiegsweg. So vielfältig wie Jobs und Bedingungen
so verschieden sind Selbstverständnis, Perspektiven und Ziele der
Beschäftigten.
Wenig Alternativen haben allerdings viele MigrantInnen mit und alle ohne
Papiere: Razzien und Sondergesetze, die Bevorzugung von Deutschen am
Arbeitsmarkt, Arbeitsverbote für Flüchtlinge und damit insgesamt eine
,Zuwanderungspolitik', die in Illegalität und damit in Schwarzarbeit
drängen, zwingt sie in die miesesten Jobs.

Die Gewerkschaften richten ihr Augenmerk eher auf besserverdienende
Hochqualifizierte, und - wie stets - auf die weniger werdenden
Grossbetriebe.
Neue Ansätze zur Gegenwehr von Seiten der prekär Beschäftigten sind bislang
kaum vorhanden.
Doch einzelne Aktionen und Aktivitäten in Europa ermutigen: Ob der Streik
der prekär Beschäftigten im Kulturbereich in Frankreich oder der
afrikanischer Putzfrauen in Paris, der Arbeitskampf um Entlohnung und
Aufenthaltsstatus von Landarbeitern in Spanien oder Proteste von irregulären
Bauarbeitern in Berlin- informell und prekär Beschäftigte, und gerade
MigrantInnen, entwickeln neue Strategien und wenden sich gegen eine
Situation der Rechtlosigkeit.

Verstärktes Handeln ist angesagt - gerade in Zeiten, da Menschen politisch
gezwungen werden, jeden Job anzunehmen - und wir möchten mit unserer
Konferenz an der gesellschaftlichen Schnittstelle " prekäre Beschäftigung
und (legale wie illegale) Migration" in beide Richtungen die Grundlage für
eine intensivere Zusammenarbeit legen.

Insofern setzen wir uns mit der Internationalen Versammlung folgende Ziele:
· die Funktion, Stellenwert und Formen prekärer Arbeit öffentlichkeits- und
medienwirksam zu verdeutlichen :
- einen heterogenen Kreis von politischen Gruppen (von migrantischen
Selbstorganisationen bis zu GewerkschafterInnen, von antirassistischen bis
zu Erwerbslosen-, Jobber oder Anti-Hartz-Initiativen) zu kontroversen
Debatten zusammenzubringen,
- sich darin auf strategische Ansatzpunkte und politische Forderungen zu
verständigen und diese nach außen zu tragen,
·- und nicht zuletzt konkrete Handlungs- und Organisierungsansätze
auszutauschen und weiterzuentwickeln.

Die Versammlung beginnt am Freitag, dem 25.Juni 2004 mit einer gemeinsamen
Auftaktveranstaltung, für Samstag und Sonntag sind Arbeitsgruppen, workshops
und Podien mit internationalen Gästen in Vorbereitung.

(Das Ganze findet im Anschluss an die 1.Dortmunder Sommerakademie statt, bei
der vom 19. bis 24.Juni die Frage "Arbeit im 21.Jahrhundert - ein Auslaufmodell?"
zentrale thematische Achse sein wird).

( Redaktion des LabourNet Germany )

Für 25. bis 27. juni wird in dortmund eine "prekarisierungskonferenz" vorbereitet,
mit dem titel: "die kosten rebellieren" bei labournet wurde dazu ein forum eingerichtet:
 http://labournet.de/phpbb
sowie eine Sonderseite:
 http://www.labournet.de/diskussion/arbeit/realpolitik/prekaer/kongress.html
dort sollen inhaltliche beiträge gesammelt werden, es kann kommentiert
werden, und dort läßt sich z.b. auch das protokoll des letzten
vorbereitungstreffens finden sowie der termin des kommenden...

i Adelante ! ( Voran ) !

ET =Landstreitkräfte?

jara 04.05.2004 - 23:40
keine schlechte Idee ;-) aber ETT steht für "Empresa de Trabajo Temporal", auf deutsch Zeitarbeitsfirma