30.11: Buy Nothing Day - Kauf-Nix-Tag

An die Lebenden! 28.11.2002 20:55 Themen: Globalisierung Kultur Weltweit
Leben statt kaufen!

Buy Nothing Day, kurz BND bedeutet soviel wie "Kauf Nichts Tag". In Österreich, wo er auch traditionell begangen wird, heißt er auch offiziell Kauf-Nix-Tag.
Es ist eine Kombination aus selbst gewähltem Feiertag und einem punktuellen Konsum-Boykott, die mittlerweile seit 11 Jahren besteht. Vergleichbar mit einem Global Action Day (weltweiten Aktionstag) soll auf den verheerenden Überkonsum der "westlichen Zivilisation" aufmerksam gemacht werden, unter dem nicht nur wir in den reichen Ländern, sondern vor allem auch der Rest der Welt leiden muß. Von Kanada über die USA (dort findet er schon am 29 November statt) hat sich der neue Brauch in über 80 Länder verbreitet, darunter Niederlande, Israel, Japan...In der BRD gab es den ersten BND bereits 1997.
Bericht
2001 stand der BND im Zeichen des 11. September und der neu aufkommenden Friedensbewegung, die sich u.a. der Aufforderung von Präsident Bush widersetzte, aus Patriotismus mehr zu konsumieren. Dieses Jahr sollen bei den vielfältigsten Aktionen, wie Straßentheater, Teach-Ins, öffentliches Zerschneiden von Kreditkarten oder Ausschütten von Banknoten in Shopping Malls, verstärkt wieder Umweltgruppen und erstmals mehr christliche Organisationen teilnehmen, um so unterschiedlichste Dinge zu thematisieren wie die Ursachen für die globale Umweltkatastrophe, oder auch den Wandel von Weihnachten vom Fest der Liebe zum Weihnachtsgeschäft. In Berlin ist unter anderem ein "Die-In" vor dem Kadewe geplant, sowie bereits am Vortag ein "Tanzen statt Kaufen". Es gibt aber auch Kritik am Konzept und einen Aufruf zum Steal Something Day.

Adbusters | buynothingday.de | BND 2001 | BND Forum | Kontakte in der BRD | Umsonstläden
Werbespot: Buy NothingTm! Version: Klein, Groß

- Warum das Ganze?

In einer Zeit in der zurecht von "Konsumgesellschaft" die Rede ist und verkürzte Kapitalismuskritik oftmals "die Kapitalisten" also eine Gruppe von Personen als die Schuldigen für die Probleme der Welt ausmacht, gilt es sich an die eigene Nase zu fassen und zu merken: Auch ich bin für das Ganze mitverantwortlich.
Ist der eigene Beitrag zum Kapitalismus erkannt, gilt es zweitens die Macht des Einzelnen zu erkennen durch Kaufentscheidungen die Politik im Alltag zu beeinflussen. Damit sind aber nicht nur wertvolle Aktionen wie antirassistischer Einkauf gemeint, nicht ausschließlich Boykotte von besonders menschenverachtenden Großkonzernen wie Shell oder Nike, nein, es geht auch darum zu erkennen, daß kaufen an sich eine poltische Entscheidung ist. Dabei gilt es mehrere Dimensionen dieses Entschlusses zu beachten. Kaufe ich überhaupt? Was kaufe ich? Wo kaufe ich, oder von wem?
All dies hat immensen Einfluß nicht nur auf mich selbst sondern unmittelbar auf meine Umwelt und zwar nicht nur im Sinne von Naturschutz. Natürlich, Strom von Erzeugern zu beziehen die keine Atomeenergie verkaufen und anderer bewußter Verbrauch tragen zum Schutz der Umwelt bei, aber auch die "mentale Umwelt" kann dank Kaufverhalten beeinflußt werden. So versuchte sogar die Bild einstmals durch ausländerfreundliche Beiträge ihrem neu entdeckten Kundenkreis zu schmeicheln. Das soll natürlich nicht zum Kauf der Bild führen sondern zur Einsicht, die Wahlen finden nicht an der Urne statt sondern an der Kasse.
Viele Wege führen zur individuellen Kapitalismuskritik, so etwa auch die Frage nach der richtigen Ernährung, deren konsequenteste Antwort die vegane Lebensweise ist. Hinter Markenprodukten stecken oft Kinderarbeit in Asien oder ganz "normale" Ausbeutung und Umweltzerstörung. Doch auch bei uns und anderen reichen Ländern hat sich die Lage gewandelt was sich weiterhin negativ auswirkt.

- "Das bringt doch nichts!"

Der Buy Nothing Day verfolgt eine umfassende Strategie, es ist nicht das vorrangige Ziel, den Konsum an dem Tag zu erliegen zu bringen auch wenn ein Umsatzrückgang an dem Tag auch erwünscht ist, ist er momentan noch eher zweitrangig. Vielmehr sollen wie beim ähnlichen Projekt TV Turnoff Week (Fernseh-Ausschalt-Woche) die Menschen auf Ihren inzwischen selbstverständlichen Überkonsum hingewiesen werden der heutzutage gedankenlos und längst jenseits der eigentlichen Bedürfnisse vor sich geht. Denn wer kennt nicht die Begriffe, Frustkauf, Kaufsucht oder Konsumterror? Insofern ist das Motto "Leben statt Kaufen" nachvollziehbar, geht es doch um das Zurückfinden zum Gleichgewicht des Einzelnen und der Umwelt. Nicht der aufgezwungene Verzicht ist das Ziel, sondern die Berücksichtigung aller menschlichen Bedürfnisse von denen nur wenige was mit Konsum zu tun haben. So wird es in Berlin ein mannigfaltiges Programm mit Musik, Lesungen, Kunst, Film und Diskussionen geben. Auch woanders in der Welt blüht jedes Jahr die Fantasie und die Kreativität, was sich im Vorfeld in einer Vielzahl von Postern, Plakatan und Subvertisements sowie unzähligen Aktionen währends des BND äußert.

- Wollt Ihr wieder die D-Mark retten?

Nein, der BND ist keine Neuauflage des berüchtigten Konsumstreiks der dieses Jahr wochenlang nicht nur in Briefkästen mit lästigen Kettenbriefen obskurer Autorschaft für ein reaktionäres Ziel warb. Und, nein, der Kauf-Nix-Tag ist auch keine antiamerikanische Hetze obwohl bereits 1997 die rechtsnationale Junge Freiheit versuchte dies so umzudeuten. Es geht darum die Bevölkerung der reichen Länder zu denen eben vor allem auch Deutschland gehört dazu zu bewegen ihren Lebensstil auf Kosten anderer und der Umwelt zu reflektieren. Es gibt Wege sich aus dem kapitalistischen Teufelskreis aus Lohnsklaverei und Konsumzwang zu befreien. Es gibt viele Ansatzpunkte und Lösungswege wie Umsonstläden, Tauschringe, Carsharing, Food-Coops...
Manchen geht das allerdings nicht zu weit genug, radikale Antikapitalisten aus Kanada propagierten 1999 als Gegenpol den "Steal Something Day".


Berichte 2001:
Indymedia |Hoppetosse

Hintergründe:
gegen Antisemitismus und verkürzte Kapitalismuskritik
Hauptsache Vegan?!?
Vielleicht sind wir alle schon die Insassen eines Gesamt-Irrenhauses

Presse zum BND:
Die ZEIT (2000)
Telepolis (2000)
Telepolis (2000)
Telepolis (2002)


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Ergänzungen

Lesungen zum BND

webcide 28.11.2002 - 22:42
Samstag ab 14 Uhr im "Blauen Salon" im Tacheles, Berlin-Mitte:

Matthias Rothe, Kai-Uwe Kohlschmidt, Ronald Klein, Raphael Jung, Philipp Guhr, Geraldine de Bastion und andere lesen Texte von: Michel Foucault, Erich Fromm, Lea Hager Cohen, Naomi Klein, Tomás Moulian, Robert M. Pirsig… SPECIAL GUESTS: Tim Staffel mit "Raufaser", Frank Bröker mit "Jukebox BRD" und Daniel Kulla mit dem CutUp-Spektakel "Popliteratur in die Produktion!" (www.systemausfall.de/pop.rtf)

Prima Artikel

Holger Halfmann 28.11.2002 - 23:13
Schön ausführlich und vorbildlich verlinkt!

Was ich dazu noch denke steht unter  http://www.de.indymedia.org/2002/11/35581.shtml

Telepolis dazu

Link-er 29.11.2002 - 00:32
Am 29. oder erst am 30. November?

Nachdenkliches Happening anstelle von Konsum

Aus dieser nordamerikanischen Ecke kam übrigens auch der "autofreie Tag", den heuer schon Hunderte europäische Kommunen mehr oder weniger ernsthaft bzw. fröhlich feierten. Aus der fluxusartigen Konsumkritik ist er sozusagen über Nacht in den gemeinderätlichen Mainstream geraten. Aber mit dem konsumfreien Tag tun sich die mittlerweile 40 Co-Initiativen, die es weltweit gibt, weitaus schwerer.

Dazu ein Umfrage-Ergebnis:

1977: Was ist wichtig, um glücklich zu sein?
77 %: gesund zu sein
44 %: ehrlich zu sein
14 %: reich zu sein

1998: Was wünscht Du Dir ganz besonders?
70 % : "einmal gut verdienen"
68 %: "Erfolg in der Schule, gute Noten"
59 %: "Urlaub machen, tolle Urlaube, Reisen"

Hilfe die besseren Konsumenten kommen!

big mäc lover 29.11.2002 - 01:27
"Es gibt Wege sich aus dem kapitalistischen Teufelskreis aus Lohnsklaverei und Konsumzwang zu befreien. Es gibt viele Ansatzpunkte und Lösungswege wie Umsonstläden, Tauschringe, Carsharing, Food-Coops..." Was hast denn Du für eine merkwürdige Kapitalismuskritk?

Was ist denn die richtige Kritik?

One 29.11.2002 - 01:39
Die, die uns der Guru als Die Einzig Wahre empfahl?

Wie denn nun den Kapitalismus abschaffen?

Hier gibts verschiedene Wege die deutsche Linke bisher erpobten:
- Demonstrieren und Parolen sprühn
- Randale machen
- Linke Parteien wählen
- sich in Theorie-Grüppchen sammeln
- Eso-Kommunen aufmachen und kein Fleisch mehr essen
- Eine Zeitung gründen
- Grabenkämpfe austragen
- Sich besser als alle anderen fühlen

Irgendwie haben all diese Ansätze versagt. Wir haben immer noch keine bessere Gesellschaft. Im Gegenteil: Momentan scheints eher schlimmer zu werden. Da finde ich den Ansatz. Kritik zu vermitteln und gleichzeitig an Strukturen, die die Kritisierten ersetzen sollen, wesentlich besser (Mal wieder das Stichwort Chiapas oder Argentinien).
Vor dem zweiten Schritt kommt der Erste und der heisst Vermittlung. Wir leben in einer Gesellschaft, in der alles ein Produkt ist, welches den Zweck der Mehrwerterzeugung hat. Ein Buy Nothing Day könnte vielleicht dabei helfen, einigen Menschen bewusst zu machen, daß eine reine Konsum- oder Waren-Gesellschaft gar nicht so toll ist, wie wir in der Schule lernen. Der BND ist einer von vielen Möglichkeiten den Leuten erst mal klar zu machen, was schief läuft. Natürlich sollte das auch gleich mit dem Aufzeigen/Auspobieren von Alternativen einhergehen - auch wenn gerade die dogmatische deutsche Linke mit sowas ihre Probleme hat (die einen sind nur anti-... oder haben gleich eine quasi-religiöse Ideologie "Des Einzigen Weges")...

Der Weg ist das Ziel!

Wanderer in 29.11.2002 - 01:48
Wer rastet der rostet, Nur der Suchende wird finden!

Eine radikale Kritik des Kapitalismus

Shoplifter 29.11.2002 - 05:40
kann nicht auf das Einfordern einer anderen, "bewußteren" Form des warenförmigen Konsums hinauslaufen, sondern muss vielmehr auf die Warenförmigkeit der menschlichen Beziehungen und Bedürfnisse, auf das kapitalistische Ware-Geld-Ware-Prinzip abzielen, welches in der kapitalistischen Warenproduktion fusst und individuelle Bedürfnisbefriedigung an das notwendige Quantum Tauschmittel (Geld) bindet. Kein Tauschmittel, keine Bedürfnisbefriedigung.
Wo genug für alle ist, kann die Forderung nur heissen: wir wollen alles für alle, jetzt sofort!!! Her mit dem schönen Leben, her mit dem Kommunismus!!! Und bis dahin: organisiert den Kaufhausklau!!!

was läuft gegen mcd?

ulli 29.11.2002 - 13:19
weiß jemand, ob derzeit was gegen mcdoof läuft? stichwort "portemonaie verlieren?" ich habe da was läuten hören.

Eure Brüder im Geiste

29.11.2002 - 13:21

Eure Brüder im Geiste:

Schenker:

 http://coforum.de/index.php4?Schenker


Die islamische Wirtschaftsordnung:

 http://www.enfal.de/isla-wio.htm

sabbel

läuft was gegen mcd? 29.11.2002 - 13:51
wisst ihre, ob was gegen mcd geplant ist? ich habe da so was läuten gehört, stichwort "portemonnaie liegen lassen"...

Lustig

29.11.2002 - 14:07
@Komisch

Du schreibst:
"Komisch, ich muss ständig kaufen, um leben zu können."

Daran fällt mir auf, daß bei dir mit "leben" das bloße Überleben gemeint ist, also lediglich die Befriedigung der körperlichen Grundbedürnisse wie Ernährung, Unterkunft.

Um wirklich leben zu können im Sinne wie es im Artikel gemeint ist, reicht kaufen wie bei Weitem nicht. Die Grundversorgung ist eine Voraussetzung für richtiges Leben im Sinne von Ausschöpfen der vollen menschlichen Möglichkeiten und Erfüllung aller menschlichen Bedürfnisse.
Einfaches Beispiel für nicht käufliche Dinge: Liebe.
Ob die Grundbedürfnisse aber durch kaufen erfüllt werden müssen ist eine Frage die eindeutig mit "nein" beantwortet werden kann.

"Naja vieleicht lebt ihr ja in einem Paralleluniversum."

Daran ist richtig, daß "wir" zumindest die Vorstellung einer anderen Welt haben, wohingegen Leute wie du bereits aufgegeben haben, sich mit ihrer alltäglichen Misere abgefunden haben. Solche Leute ahnen, daß etwas nicht stimmt mit ihrem Leben das keins ist, sondern nur ein langes Sterben bis zum endgültigen Tod. Sie erschrecken wenn ihnen die Anderen ein wirkliches Leben schildern oder noch schlimmer, zeigen. Die lebenden Toten sind oft unumkehrbar in ihrem inneren Verfall, wissen es und wollen den Anderen, deren Tod noch nicht so weit fortgeschritten ist, das ihnen selbst bereits unumkehrbar verwehrte Leben auch verwehren - aus Neid und Eifersucht. Warum sollen Andere leben wenn ich tagtäglich sterben muß? Warum sollen Andere leben wenn ich bereits unumkehrbar tot bin?

"Ihr glaubt gar nicht, was für tolle Dinge man sich kaufen
kann!"

Also ich weiß nicht in welcher Welt du lebst, aber ich lebe schon sehr lange im Kapitalismus und weiß daher was ich mir alles kaufen kann, teils hilfreiche Dinge und etliches an Luxus dazu. Nur eins muß ich dir beichten, ich brauche das alles nicht, du kannst für deinen zweitwagen schuften, ich verzichte lieber darauf und treffe mich mit Freunden in der Zeit.

"Wollt ihr euch nicht Tüttüt oder Öfföff nennen und
nur noch Beeren essend durch die Wälder streifen und natürlich
kein Geld, diesen Inbegriff des Kapitalismus, benutzen."

Es ist immer wieder erstaunlich wie weit das Schwarz/Weiß-Denken verbreitet ist. Nein, so wie Kapitalismus kein Leben in Freiheit und Überfluß bedeutet (auch wenn du vielleicht Luxus auf Kosten der Mehrheitswelt anhäufst), bedeuet die Abschaffung oder zumindest die Umgehung des Kapitalismus nicht Elend und Rückkehr in die Vorzeit. Dazu werd ich aber nicht mehr sagen, du bist einfach zu verschlossen für Alternativen, möglicherweise schon unumkehrbar tot. Ich schreibe das hier nicht um irgendwen zu bekehren.

"Passend dazu könnten ja die Frauen Ganzkörperschleier und die Männer Turbane und das grüne Buch unter dem Arm tragen."

Ich hoffe dein Kommentar wird nicht wegen dem Kriterium "rassistisch" gelöscht. Das wäre Schade um die Lehre daraus für die Anderen. Du bist also auch einer von denen, die "zurückgebliebene Kulturen" in das Paradies der "westlichen Zivilisation" hineinbomben?
Dazu will ich nur eins noch sagen, versuch in einen türkischen Laden zu gehen und um etwas für umsonst zu bitten und tue das gleiche in einem deutschen Laden.

"Sehr bedauerlich, aber ich muss mit euch Pack in einer Welt leben!"

Du würdest also lieber alle Andersdenkenden umbringen, damit du nicht mit dem Pack leben mußt? Ja, du hast mich überzeugt, du bist unumkehrbar tot.

Moralischer Pseudoprotest oder Warenkritik?

Der Gute König 29.11.2002 - 14:10
... fragt sich der Gute König (denn die beste Regierungsform ist immer noch ein guter König).
Ich mache öfters einen Buy Nothing Day. Ursache ist dann mein Mangel an Zahlungsmittel. Den Kaufhausdiebstahl unterlasse ich, da ich das Risiko nicht tragen kann/will.
Die meisten Menschen auf diesem Planeten machen ihn noch öfter.
Hat bisher die Lage nicht merkbar verbessert und mir auch noch keine Hoffnung oder Perspektive diesbezüglich eröffnet.
Vielleicht sollte ich mehr verdienen, dann würde ein "Buy Nothing Day" meinerseits mehr auffallen.
Also: Arbeiten gehen, du fauler König!
Andererseits bekäme ich die Sachen, die ich zu brauchen glaube, lieber geschenkt. Dann könnte ich öfters einen "Get everything for free with a smile-Day" feiern. Ich würde dann auch was davon abgegen, man ist ja nicht so. Die tollen Erfolgsprodukte meiner ###Agentur für produktive Wahngestaltung### könnte ich dann auch deutlich billiger abgeben.

DGK

zynisch

anja 30.11.2002 - 12:30
Mir geht es ähnlich wie meinem Vorsprecher. Habe auch öfters den unfreiwilligen Buy Nothing Day. Dabei bin ich noch nicht mal die ärmste. Dieshalb finde ich diese Art von Aktionen einfach nur zynisch. Das kann doch nur von solchen Kids mit reichen Eltern kommen. Was sollen die vielen allein erziehenden Sozialhilfe empfangenden Mütter davon halten. Beteiligt Euch lieber am Anti Hartz Protest. Das ist ein Protest gegen Armut. Das ist doch das eigentliche Problem.

Warum nicht an beidem teilnehmen?

Frager 30.11.2002 - 13:01
Warum habt Ihr Deutschen immer diese dogmatische entweder-oder-Haltung? Ich nehme an Beidem teil. Der BND kann für sehr Grndsätzliche Kritik an der warenförmigen Gesellschaft genutzt weden und Hartz eben für die Thematisierung der Auswüchse des Neoliberalismus.

Schröcklich!

magenboykott 30.11.2002 - 15:39
scheisse, der Hunger war so gross, der magen hing bis in die Kniekehlen, wegrennen wäre nicht möglich gewesen, da konnte ich nicht widerstehen, und habe mir tatsächlich eine Falafel GEKAUFT, und das heute!

dont feed the troll

30.11.2002 - 15:48

Umsonstladen in Marburg

Besetzt und Umsonst 30.11.2002 - 23:12
Auch in Marburg gibt es einen rund um die Uhr geöffneten Umsonstladen im besetzten Haus in der Wannkopfstr.13. Immer mehr Leute kommen vorbei und beteiligen sich an dem Projekt.
Also, schaut vorbei und weicht die Besitzverhältnisse auf!!
Gelegenheit dazu gibs zum Beispiel bei der 100 Tage Besetzungs - Party am 13. Dezember in der Wannkopfstr. 13!
Mehr Infos zum Umsonstladen und anderem findet ihr auf www.nichtwissen.de oder meldest dich unter  wannkopf13@web.de

leben im nich-kapital?

Sarah M. 01.12.2002 - 05:58
die ware-geld-beziehung ist eine totalitäre. man kann sie nicht (allein) durch solch ein anders-leben aufheben. diese ideen sind z.t. aus dem fieberwahn der not geboren. aus der not wird jedoch eine tugend gemacht, die nach aussen hin als "heil" verkauft wird.

ich kenne umsonst-kommunen: sie leben aus von mülltonnen-frass, frieren im winter und sind sehr oft krank.
was "umsonst" angeeignet und hergegeben wird, ist entfremdet und auf ausbeutung beruhend produziert und enthält dann dann auch weiterhin die entfremdung und krankheit der profitheischerei/kapitalakkumulation und ware-geld-beziehung.

ferner wird damit weder dem neo-faschismus noch dem krieg einhalt geboten. diese symptome eines maroden und marodierenden kapitalismus können nur durch die aktivitäten der arbeiter/innen - die gegen die enteignung angehen und sich die fabriken nehmen, in denen sie arbeiten - beendet werden.

siehe dazu aktivitäten, die darauf ausgerichtet sind:

 http://de.indymedia.org/2002/12/35827.shtml

 http://www.indymedia.de/2002/11/35669.shtml

 http://www.indymedia.de/2002/11/34972.shtml

Buy everything day

Steal the World 01.12.2002 - 12:15
Reuters
Wal-Mart Reports $1.43 Billion Sales Fri.
Saturday November 30, 5:53 pm ET

BENTONVILLE, Ark. (Reuters) - Wal-Mart Stores Inc. (NYSE:WMT - News), the world's biggest retailer, on Saturday reported record one-day sales on Friday, the day after Thanksgiving that retailers hope will jump-start
sluggish sales.

Wal-Mart said its U.S. stores racked up $1.43 billion in sales on Friday at its thousands of U.S. stores, which includes Sam's Clubs. That compares to day-after Thanksgiving day sales of $1.25 billion last year.
That represents the biggest single-day sales figure for the retailer.
Retailers have been forced to trim expenses all year to make up for slack sales and analysts are expecting a mediocre holiday season, as consumers fret over layoffs and a likely war with Iraq.

@ Sarah

M 01.12.2002 - 15:02
Hast Du den Text gelesen? Es geht um symbolischen Protest! Könnte ich ja genauso sagen: "Im Arbeitsamt fegen, bringt auch nichts". Es müssen erst mal die Menschen erreicht werden, um mit ihnen gemeinsam die Zustände zu ändern. Das klappt aber nicht, indem wir ihnen Max oder Chomsky oder Focoult in die Briefkästen stecken, sondern indem wir sie "da abholen wo sie sind".
Zum Thema umsonst: Willst Du also die Geldwirtschaut aufrechterhalten?

nochmal

anja 01.12.2002 - 17:31
Warum habt ihr meinen zweiten Beitrag zensiert? Ich werde meinen Standpunkt nochmal darstellen. Wenn ihr ihn wieder rausnehmt, bitte schickt mir doch eine Begründung. Ich halte die Idee eines Buy Nothing Days für nicht angebracht, weil in Deutschland ein Zehntel aller Kinder in Armut lebt. Viele davon gehen hungerig zur Schule. Menschen, die täglich vor der Entscheidung stehen Essen zu kaufen oder die Miete zu bezahlen ist jeden Tag Buy Nothing Day. Diese Aktion verhöhnt Arme auch wenn Kids, die jeden Tag einkaufen gehen können, damit das System treffen wollen. Armut ist die Existenzgrundlage für Billiganbieter wie Aldi oder Walmart. Kein Wunder dass Walmart heute Rekordverkaufzalen hatte. Die Leute mit wenig Geld kann man durch einen Buy Nothing Day nicht ansprechen.

@ anja

Jürnjakob Dugge 01.12.2002 - 21:21
wo genau liegt der hohn, wenn diejenigen, die soviel geld haben, dass sie eigentlich nicht darüber nachdenken müssen, wofür sie es ausgeben, dazu aufgefordert werden, genau das doch zu tun? der bnd richtet sich nicht an menschen, die tagtäglich ums überleben kämpfen, sondern an diejenigen, für die geldausgeben zum zeitvertreib geworden ist, an diejenigen, deren übertriebener konsum beträchtliche schäden vor allem für die ökologie bedeutet. und daran kann ich weder zynismus noch hohn erkennen.

Anja ist ein Troll

01.12.2002 - 23:26
Hat nicht mal den Text gelesen ... find ich ok, daß sowas rausgenommen wird.

@anja

02.12.2002 - 13:47
es geht auch darum kaufen zu hinterfragen wenn es schon im alltag nicht klappt. was für alternativen gibt es? kann etwa ein tauschring, in dem ich arbeitskraft ohne geld und kredit eintausche, aushelfen einen teil der materiellen bedürfnisse decken? natürlich sind nicht alle gleich wohlhabend, aber bedenke, daß selbst alleinerziehende und sogar obdachlose noch einen viel höheren lebensstandard haben als der durchschnittsmensch in fast allen armen ländern. ich habe mal eine geschichte gelesen aus einem ganz "normalen" land in afrika wo einer frau ihr einziger besitz (außer der kleidung die sie anhatte) gestohlen wurde, ein topf. das bedeutete den tod für sie, denn es war ihr ganze lebensgrundlage (konnte sie so auf der straße kochen gegen geld).

Selbst probieren

earl 02.12.2002 - 15:31
Das der BND nur eine Protest - und Kritikform von vielen ist, versteht sich ja von selbst. Sicherlich ist er auch nur symbolisch, doch wer es einmal probiert wird sehen wie sehr wir ach so kritischen Linken auch an den Kauf unserer taeglichen Kleinigkeiten gewoehnt sind. Ein Freund und selbsternannter Kommunist, der mir immer erzaehlt wieviel besser es waere, wenn die Mauer noch stuende, schaffte es nicht auf den kauf eines Bieres zu verzichten. "Ach Mensch, ein Bier..." - doch genau das ist es. Das eine Bier. Und alle grossen Shopliftingfreunde kann ich auch nur fragen, was das denn fuer eine Kapitalismuskritik ist. Das System ablehnen aber seine Fruechte geniessen wollen und dann auch noch umsonst...

lange Antwort

anja 02.12.2002 - 20:31
Ich habe den Text gelesen und meine Gedanken dazu aufgeschrieben. Ich habe schon kapiert, dass mit der Aktion zur Bewusstseinbildung beigetragen werden soll. Bei mir hat sich allerdings Unverständniss breit gemacht. Denn "Geldausgeben zum Zeitvertreib" wird für immer weniger Menschen selbstverständlich. Diese Leute werden durch diese
Form der Aktion nicht für alternative Ideen interessiert, sondern abgeschreckt. Es stimmt,dass unser Sozialsystem Armut noch nicht zur selben Katastrophe werden lässt, wie in der
Dritten Welt. Doch unser Sozialsystem steht unter Beschlag. In der USA spricht man schon von der Dritten Welt innerhalb der ersten Welt. Doch die Idee hinter dem Argument scheint
zu sein, dass die Bevölkerung der ersten von der Ausbeutung der Dritten Welt durch IWF WB und transnationale Konzerne profitiert. Das Gegenteil ist der Fall. Durch Verlagerungen
von Produktion in Billiglohnländer wird eine weltweite Abwärtsspirale in Bezug auf Lebensstandards, Umweltregulierungen, Arbeitsstandarts usw. in Gang gesetzt, die auch uns betrifft. Auch das verbreitete Argument von den billigen Produkten, die wir hier dann kaufen können hinkt meiner Meinung nach. Nike Turnschuhe werden in Asien durch extreme Ausbeutung produziert. Aber hier sind sie sauteuer. Darüber gibt es ein ganzes Kapitel in Naomi Kleins Buch NO LOGO. Nötig ist eine weltweite Anhebung des allgemeinen Lebenstandards durch Umverteilung der gesellschaftlichen Reichtümer. In linken Gewerkschaftskreisen laufen Debatten über internationale Standarts und Tarifverträge. Die Umweltfrage ist für mich eher eine Frage der Kontrolle über die Produktion als des Konsums, denn nur wer Geld hat kann
umweltpolitisch einkaufen. Boykotte einzelner Marken können effektiv sein, wenn sie zum Beipiel einen Streik gegen Entlassungen oder Umweltschweinereien bestimmter Konzerne
unterstützen. Ein Buy Nothing Day fokusiert aber auf das Einkaufen im Allgemeinen und wie gesagt für mich stellt die Entwicklung, dass mehr und mehr Leute nicht mehr konsumieren
können, ob hier oder in der Dritten Welt das wesentliche Problem dar. Zusammengefasst nicht Reichtum, sondern die Profitorientierung zerstört die Erde. Es gibt viele Analysen darüber, dass für die Mittelschichten das Umweltproblem eine höhere Priorität hat als bei ärmeren Schichten. Und zum Schluss, liebes indymedia, Ihr müsst Euch echt mal überlegen ob Ihr nicht ein bisschen authoritär mit der Zensur umgeht.


Naja,...

Sponti 02.12.2002 - 22:58
Also ich denke, daß es vielleicht darum geht, daß die meisten dennoch zumindest mental in der Konsumwelt gefangen sind und ihnen vermittelt werdn könnte, wie krank dies ist. Was Du auch nicht vergessen darfst: Niemand meint, dr Buy Nothing Day sei der "Weg ins Licht". Dieser Tag ist nur ein Ansatz von vielen. Alle Aktionen und Ansätze zusammen ergeben was Sinnvolles. Mich interessiert momentan der 20.12. am ehesten, kann sein, daß da einiges aufbrechen könnte.
ZU dem witer oben: Verzeih den Mods, es gibt eine Menge Trolls und Provos hier, manchmal wird ein Kommentar zuviel gelöscht. Ist mir auch aml passiert. Nach einer netten Mail war der Kommentar wieder drinne.

Dokumentation

Holger Halfmann 03.12.2002 - 11:55
Zur Dokumentation hier mal Reaktionen normaler Medien (wobei ich nur ein Beispiel anführe, das mir schriftlich vorliegt)
Der Nachrichtensender N-TV schrieb in einem Rundbrief aus Anlaß seines 10 jährigen Bestehens:

"Ausgerechnet zum verkaufsoffenen Samstag am ersten Adventswochenende rufen die Organisatoren des "Buy-Nothing-Day" ("Kauf-Nichts-Tag") zum Konsumverzicht
auf:  http://buynothingday.narra.de/

Wer sich dran hält, kann in aller Ruhe die Sendungen zum n-tv Geburtstag sehen:
Magazin-Spezial: "Eine Dekade n-tv": 10.25, 20.20 und 24.50 Uhr.
Maischberger-Spezial mit n-tv Gründer Karl-Ulrich Kuhlo: 10.40 und 24.35 Uhr.
Nachschlag-Spezial: 10 Jahre n-tv: 20.35 Uhr.
(Alle Sendungen sollen aber auch als Video-Stream verfügbar gemacht werden.)"

Gleich weiter heißt es dann:

"Wer die Konjunktur ankurbeln will, kann das bei C&A noch einmal mit der guten
alten D-Mark tun oder in die Neue Nationalgalerie in Berlin gehen. Dort findet - unter der Schirmherrschaft des Kanzlers und unter dem Motto "Künstler helfen alten und neuen Meistern" - eine
Sotheby's-Auktion statt:
 http://www.kunstmarkt.com/pages/mag/marktberichte_detail.html?id=46977
n-tv berichtet live von 18.30 bis 19 Uhr."

anja hat recht!

n 04.12.2002 - 15:23
dieser bnd ist ein mieser witz! ich darf mir jeden monat die miete vom mund absparen, bnd hab ich mehrfach woechentlich, und es nuetzt mir ( und anderen ) einen dreck, wenn wohlhabendere ganz kritisch auf ihrer kohle hocken bleiben!

Unfreiwilliger BND

earl 04.12.2002 - 17:35
Hi N,

das viele menschen einen bnd nicht noetig haben bzw. sowieso unfreiwillig und viel zu oft ist auch den bnd organisatoren klar. doch es gibt auf der anderen seite eben auch noch genug leute, die wortwoertlich nicht wissen wohin mit ihrem geld. diese widersprueche und ihre auswirkungen zu zeigen, zu versuchen den menschen ein bisschen mehr die zusammenhaenge in unserer schoenen wirtschaftswelt aufzuzeigen ist das anliegen des bnd.
das gesparte an beduerftige zu spenden und vielleicht nicht nur am bnd ist ein naechster schritt, letztes jahr haben wir am bnd z.b. essen fuer obdachlose jugendliche gesammelt.

was mich noch immer interressieren wuerde, ist ob einer der vielen shoplifter eigentlich mal auf die idee gekommen ist, die fruechte ihrer "arbeit" weiterzugeben und so ein bisschen umzuverteilen? Im "Steal Something Day" Aufruf wird sowas zwar am Rande erwaehnt aber eher geht es doch um das was dieses Statement so schoen ausdrueckt:

"Wo genug für alle ist, kann die Forderung nur heissen: wir wollen alles für alle, jetzt sofort!!! Her mit dem schönen Leben, her mit dem Kommunismus!!! Und bis dahin: organisiert den Kaufhausklau!!!"

Die "radikalen Antikapitalisten" die ich jedenfalls so kenne klauen am liebsten alk an der tanke, klamotten in hochkapitalistischen second hand laeden bzw. "wenigstens" bei h&m oder natuerlich cd's bei saturn.


Sinnlos.

ereshkigal 08.12.2002 - 16:54
Mahlzeit.

Ich erachte diese Aktion als nicht sinnvoll, da dadurch nur die Investitionen auf den Tag nacha bzw. davor verlegt werden.

@ ereshkigal-Troll

08.12.2002 - 22:52
schon mal den Text gelesen? Oder einfach nur Langeweile?

wie die kleinen Kinder...

Stefan 14.12.2002 - 22:08
Hallo. Das hier ist mein erstes Posting bei Indymedia... Wenn ich mir die Kommentare hier so durchlese, frag ich mich, ob das noch was wird mit der Revolution. Ich hätte nicht erwartet, dass alle hier Lesenden&Schreibenden sich bei der kleinsten Gelegenheit gegenseitig in die Haare kriegen. Nicht nur bei diesem BND Thread sondern bei allen Themen. Meine Güte, niemand lauert Sozialhilfeempfängern auf und vermöbelt sie, wenn sie sich erlauben am BND etwas zu kaufen! Irgendwie dachte ich, dass jede Form von Aktivismus die gleiche grundlegende Aussage hat, nämlich Misstände in unserem Lande anzuprangern. Und nur wenn man bei dieser oder jener Demo nicht mitmacht braucht man noch lange nicht die Veranstalter zu dissen.

Wisst ihr, solange sich die Linke ständig selbst zerfleischt, reiben sich die Herrschenden nur die Hände. Mir ist klar, dass es nie eine gemeinsame linke Stimme geben kann, und dass deshalb zig Gruppierungen entstehen. Aber da ihr doch alle keine Kinder mehr seid, solltet ihr diese Gruppenabgrenzungen nicht ständig zu Konfliktpunkten machen. "Iiih, da lauf ich nicht mit, die Demo ist mir zu wenig antikapitalistisch, die ist mir zu wenig pazifistisch weil sie nicht den Krieg in XYZ erwähnen." Pffft...

Ich respektiere die Arbeit von Indymedia und allen Leuten die auf die Straße gehen zutiefst. Und ich wenn mich eine Aktion nicht interessiert klick ich den Artikel eben wieder weg und gut ist's!! Ich glaube dass zum Glück noch die meisten Leute so denken wie ich, denn sonst gäbe es nur noch Ein-Mann-Demos.

an Stefan

Ming 15.12.2002 - 00:07
Keine Sorge: Auch die Mehrheit der Indy-user wird nicht so übel drauf sein. Diejenigen, die Indy machen (also die Infrastruktur zur Verfügung stellen, Artikel schriben, usw.) sind oft andere als die 20 hauptberuflichen Kommentarschreiber, von denen die Hälfte wohl nicht politisch Aktiv ist. Fast in allen Internetforen (obs nun um Gartenbau oder Musik geht, herrscht manchmal so ein Ton. Irgendwie verleitet das Interet viele dazu, sich auszukotzen. Naja, wollte das nur schreiben, weil ich nicht will, daß zu schnell ein falsches Bild entsteht, weil einige Leute dominater sind...