Repression in Russland: Murmansker Humanist*innen - ausländische Agent*innen?
Am 1. Mai führte die Bezirksstaatsanwaltschaft nach Aufforderung des FSB in Murmansk eine Prüfung der regionalen Organisation "Humanistische Jugend-Bewegung" (GDM - Гуманистическое движение молодежи) durch. Im Ergebnis wurde Anklage erhoben, um feststellen zu lassen, dass GDM durch Unterlassung gegen geltendes Recht verstoßen habe, was sich dadurch ausdrücke, dass die Organisation sich nicht als "Foreign Agent" registriert hat, und um die Menschrechtsorganisation zu verpflichten dies jetzt nachzuholen.
Als wichtigstes Argument dafür, dass die Organisation politischen Aktivitäten nachgeht, wird das Projekt "Jugend für Menschenrechte-Zeitung" genannt. Diese Zeitschrift sei einem sprachwissenschaftlichen Experten zufolge voller versteckter Botschaften und Aufforderungen, die verfassungsmäßige Ordnung zu ändern, und verletze die Integrität der Russischen Föderation. Die Artikel zu Folter und unmenschlicher Behandlung diffamierten die Polizei und beeinträchtigten deren Ruf. Es ist verwunderlich, dass ein Linguist sich die Freiheit und Expertise herausnimmt festzustellen, "... die 'Humanistische Jugend-Bewegung' ist ein ausländischer Agent."
GDM führt vor allem Bildungsarbeit zu verschiedenen Themen, Festivals und eine Sommerakademie zu selbstorganisierter Bildung durch. Die Organisation hat nie öffentliche Aktivitäten wie Demonstrationen oder Mahnwachen organisiert. Die bekanntesten der von GDM initiierten oder unterstützten Projekte sind das Festival "Dialog der Kulturen", "Days of German Cinema" und die Schulausstellung "Anne Frank. Die Lehre der Geschichte".
Die Ziele der Organisation sind:
- Vermittlung humanistischer moralischer Werte an die Jugend.
- Förderung der aktiven Bürgerschaft junger Menschen, rechtliche Bildung und Jugendbildung. Stärkung des Bewusstseins für soziale Verantwortung.
- Stärkung der öffentlichen Rolle und sozialen Bedeutung von Jugend.
- Entwicklung des gegenseitigen Verständnisses zwischen jungen Menschen aus verschiedenen Ländern.
- Aufklärung für Toleranz, Freiheit und die Rechte des Einzelnen, andere Weltsichten und Lebensweisen.
GDM hält kritisches Denken und die Verbreitung von Informationen über Menschenrechte, wie sie verletzt werden und wie sie zu schützen sind, für wichtig. Organisationen, die sich für den Schutz der Menschenrechte einsetzen, waren eines der wichtigsten Angriffsziele der "Foreign Agents"-Gesetzgebung.
Das Datum der Verhandlung ist derzeit nicht bekannt. Ein*e Anwält*in wird gesucht.
Ergänzungen
... to violently change the constitutional order
This is the cover of the human rights newspaper used by the FSB expertise as evidence to call "to violently change the constitutional order" and "damages the integrity of the Russian Federation". This graphic is a satiric examination of human rights.
http://gruenes-blatt.de/images/e/e6/YouthHumanisticMovement.jpg
The slogan in the front is "Freedom!!!".
The following banners in the picture say: "Robot is equal to other robot", "No rising of machine oil prices", "R2D2 + C-3PO = LOVE. For legalization of interdroide marriages", "I'm robot, not a propaganda", "Robot is also human", "Cyborg is not worse than android", "Stop Robophobia", "Get moonwalker back", "Artificial intellect - Natural rights", "Guarantee quality of microchips"
First day of trial
Today the first day of the trial against GDM took place in Murmansk, and was interrupted already after a short time. The reason: The Ministry of Justice (actually responsible for the registration of NGOs labelled as "Foreign Agent") disagreed with the claim of FSB and prosecutors that GDM would act as a "Foreign Agent". Thereupon the prosecutor asked for postponing the trial to update their process strategy.
According to a Russian human rights observer it is the first case the Ministry of Justice took such a stance in a trial to enforce an NGO to be labelled "Foreign Agent".
The next day of trial will take place on July 8, 2014 at 3.30 PM at the Murmansk District Court, Lenin Prospect 2. The trial is public.