Anarchie in Weimar

Selbstverständnis

 

Wir haben dieser Welt viel mitzuteilen und noch viel zu erleben. Es gibt noch viele Texte und Worte, die wir teilen möchten. Gedanken unserer Empfindungen und Träume. Ziele unserer Wut und Trauer. Die Hoffnung, dass diese Welt aus den Fugen gerät.

 

Wir sind ein loser Zusammenhang von einzelnen Individuen. Am liebsten sprechen wir alle nur für uns selbst und dieser Text wird bei weitem nicht ausreichen, unser politisches und soziales Bewusstsein komplett darzulegen. Der Blog ist ein Sammelbecken regionaler und überregionaler Beiträge im Kampf gegen die Autoritäten. Wir sind nicht die Sprecher*Innen einer größeren Masse und auch keine Speerspitze der Revolution. Unser Blog ist ein Beitrag und erst die Grundlage, den tiefgreifenden Konflikt zwischen uns und der Welt und mit uns selbst weiterzuführen. Der phasenweisen fehlenden Sichtbarkeit anarchistischer Analyse und Praxis in Weimar, wollen wir etwas entgegensetzen. Der Blog, den wir hier gemeinsam hegen und pflegen, ist für uns ein inneres Anliegen. Alle Beiträge und Online-Zeitschriften sind anonyme Einsendungen, die wir publizieren.

 

Eine Welt am Abgrund – Leben in einer dystopischen Realität

 

Wir sind die Kinder einer Welt am Abgrund. Wir leben unser Dasein in einer dauerhaften Krise. Die Krise der bürgerlichen Gesellschaft. Zu Beginn steht die autoritäre Organisation der Gesellschaft und alles was sie umgibt und umfasst. Regierungen sind die Vertretungen, die wir nie gewählt haben. Wir haben ihnen nie das Recht gegeben für uns zu sprechen und dennoch tun sie so, als wären sie die auserwählten Repräsentant*Innen. Und das sind sie auch. Sie sind die Verwalter*Innen von Armut, Terror, Tod und Entfremdung. Staatliche Institutionen sind die Instrumente ihrer Krisenverwaltung. Behörden, die sich anmaßen uns zu sagen, was gut und schlecht für uns sei. Auf dem Gipfel schufen und schaffen sie Gesetze, deren Legitimität außer Frage stehen soll. Gesetze, die Menschen brechen und die Mächtigen schützen sollen vor den Menschen, denen sie vorgaukeln sie würden für sie kämpfen und ihr Leben verbessern. Sie schufen Grenzen mit immer größeren Zäunen, öffneten für den „freien Markt“ die Ausbeutung ärmerer Länder und exportierten den Krieg in die Welt. Was für eine Leistung der offenen und freien Gesellschaft!

 

Im Widerspruch gefangen

 

Wir leben in dieser Gesellschaft. Wir sind ein Teil von ihr. Von ihrem Warenfluss, ihrer Verwertung und der alltäglichen Widersprüche. Utopien und das Streben nach der Anarchie wirken in diesem Leben wie verdeckte Hoffnungen und wir können uns kaum vorstellen, wie sie genau aussehen kann. Was uns allerdings jeden Tag begegnet sind die Widersprüche dieser Welt. Wir können früh auf Arbeit rennen, nachmittags importierte Produkte, deren krimineller Handel weltweit für Armut sorgt, kaufen und abends 10 Euro an Ein Herz für Kinder oder Fairtrade-Produkte spenden. Wir können Waffen in die Welt verkaufen und am Stammtisch über zu viele Flüchtlinge hetzen. Wir können von humanistischen Werten reden und SPD-Mitglieder*Innen sein. All das ist möglich in dieser Welt der Tristesse. Unsere Erfahrungen mit den Widersprüchen mit der bürgerlichen Welt münden in Entfremdungserfahrungen. Das Handeln der Autoritäten, der Konzerne und der vielen unterschiedlichen Individuen ergibt für uns keinen Sinn. So offen die Widersprüche zu Tage treten, so hart verteidigen sie diese Gesellschaft gegen jegliche Kritik. Sie sagten uns, „Im 19. Jahrhundert war es schlimmer.“ Sie sagten uns, „In Südamerika ist es schlimmer“ Aber wir wissen, dass wir nicht in einer Welt friedlich leben wollen, die sich über das Leid anderer und der Vergangenheit definieren muss. Die Negativität der Krisenverwaltung ist der Ausdruck ihrer eigenen Niederlage der Argumentation. Und dennoch schreien die Fans der Autoritäten weltweit und dürsten nach dem starken Staat. Die Zukunft dieser Welt wollen sie in die Hände der Trumps, der Bolsonaros, der Erdogans und der Höckes legen. Wir werden dies nicht tun. Aufgrund unserer Widersprüche und Entfremdungserfahrungen entscheiden wir uns in dieser Lage, unser Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.

 

Möge die Welt aus den Fugen geraten

Für uns ist es schon längst überfällig, den Kampf gegen die Autoritäten zu beginnen. Nicht weil wir die Vertreter*Innen einer Volksgruppe sind oder denken, wir wüssten was die Menschen wollen. Sondern aus dem Bewusstsein über Individualität und Freiheit. Und wir meinen nicht die Pseudo-Individualität des flexiblen Kapitalismus, die wir verstärken wollen. Nein, wir sprechen von allen Bedürfnissen, die wir als Individuen mit uns herumtragen. Doch in diesen Zeiten ist es unser stärkstes Verlangen die Widersprüche dieser Welt offen zu legen und die Dekadenz ihrer Verteidigung zu hintergehen, wo immer es möglich scheint. Als Feinde der bürgerlichen Freiheit sind wir die Liebhaber*Innen individueller Freiheit. Lasst uns den Aufbau einer neuen Welt mit dem Abriss der alten Welt beginnen!

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