Verschlüsselter Online-Workshop zu Knastkritik // Encrypted online workshop on prison critique: 23 April [English below]

Event Datum: 
Donnerstag, April 23, 2020 - 19:00
23. April, 19 - 21 Uhr: Workshop "Einsperren, verwalten, abschrecken – die Funktion der Knäste und Utopien jenseits davon" online via Mumble - alle Infos: ignite.blackblogs.org

Wir möchten Workshops, Austausch und Diskussionen auch in Zeiten, in denen wir nicht an einem Ort sein können, aufrechterhalten. Am 23. April, 19 - 21 Uhr, bieten wir daher unseren Workshop "Einsperren, verwalten, abschrecken – die Funktion der Knäste und Utopien jenseits davon" online über Mumble, eine Open Source Plattform für gemeinsame verschlüsselte Chats und Telefonate, an. Trefft euch trotzdem gerne mit euren Mitbewohner*innen oder Freund*innen vor dem Laptop, wenn ihr den Workshop zusammen machen möchtet. Es ist sinnvoll, sich Mumble vorher schon herunterzuladen (https://www.systemli.org/service/mumble.html). Wo genau auf Mumble ihr uns findet, veröffentlichen wir an dem Tag auf unserem Blog ignite.blackblogs.org.

***Eine Übersetzung der Workshops in weitere Sprachen können wir in diesem Format leider nicht anbieten. Wir hoffen, es gibt für alle Interessierten die Möglichkeit, eine direkte Simultanübersetzung zu bekommen. Unterstützt Euch gegenseitig!***

 

Workshop-Details: Online-Workshop "Einsperren, verwalten, abschrecken – die Funktion der Knäste und Utopien jenseits davon": 23. April 2020, 19 Uhr, ca. 2h via Mumble

"Stell dir vor dir würde von einem Tag auf den nächsten die Kontrolle über dein Leben genommen werden. Viele Entscheidungen, beispielsweise wann du isst, wann du schläfst, wann du andere Menschen treffen kannst – und welche anderen Menschen –, ob und welche Bücher du lesen darfst würden von anderen Menschen für dich getroffen. Stell dir vor, du würdest gezwungen werden, für einen Tageslohn von rund 8 Euro zu arbeiten und irgendwer würde dich trotzdem zwingen, einen Teil dieses Geldes zu sparen.“ (kaos muc)

Das Gefängnis ist eine zentrale Institution des Justizsystems. Es wirkt dabei nicht nur auf Gefangene ein, sondern auf uns alle. Die Drohung, eingesperrt zu werden, lässt uns zweimal nachdenken, bevor wir uns nehmen, was wir zum Leben brauchen, bevor wir die herrschenden Regeln überschreiten. Denn Knäste sind eine der krassesten Ausdrucksformen des repressiven Herrschaftsapparates. Sie sichern Eigentum, Ausbeutung und Unterdrückung. Daher ist es nur logisch, dass ein Großteil der Eingesperrten wegen „Eigentumsdelikten“ im Gefängnis sitzt - wegen Vorwürfen wie Diebstahl oder Fahren ohne Ticket. Ohne ausreichenden Zugang zu für sie notwendigen materielle Gütern und Dienstleistungen werden Menschen für den Versuch, sich diese anzueignen, hinter Gitter gebracht. Mehr als ein Drittel der Eingesperrten sitzen in Deutschland, da sie eine Geldstrafe nicht bezahlen konnten. Somit ist die Ersatzfreiheitsstrafe eine der krassesten Ausdrücke der Bestrafung fürs Armsein. Währenddessen verdient eine ganze Industrie rund um Gefängnisse prächtig daran - von überteuerten Dienstleistungen wie Telefonieren im Knast zu Knastarbeit für Löhne, die eigentlich nur ein Hohn sind.

Diese gesamtgesellschaftliche Konditionierung wird uns dabei als Notwendigkeit dargestellt. Nur so könne Chaos vermieden werden. Das Argument, der Knast wäre nötig, um Gewalt zu verhindern, ist allerdings mehr als fraglich. Selbst das Justizministerium kam in einer Studie zu der Schlussfolgerung, dass Haftstrafen gegenüber nicht einsperrenden Strafen die Wahrscheinlichkeit, eine Gewalttat wieder zu begehen, eigentlich erhöhen. Nicht wirklich erstaunlich, dass ein so gewaltvolles System wie das Gefängnis Gewalt eher fördern. Warum also ist ein System, das die gewaltvollen Zustände in unserer Gesellschaft eher verschlimmert, eine so zentrale und scheinbar unabdingbare Institution? Darüber wollen wir mit euch diskutieren und uns fragen: Warum gibt es Knäste? Was sind ihre Funktionen? Wie hängen soziale Konditionierung, staatlicher Machterhalt und die Idee des Einsperrens zusammen? Und was sind unsere Utopien einer freieren Gesellschaft?

 

***ENGLISH VERSION***

We think workshops and discussions are important even in times like these when we can`t meet in person. Therefore we will hold our workshop on prison critique, "Lock up, manage, deter – how prisons work and utopias beyond them" on April 23rd, from 7 to around 9 pm, online via the encrypted open source provider Mumble. If you can, grab flatmates and friends and participate in the workshop together. We recommend you to download Mumble ahead of the workshop. We will let you know where on Mumble you can find the workshop shortly before on our blog at ignite.blackblogs.org. There will also be an extra pad for small discussions during the workshop and a discussion at the end. The pad link will be published on our blog as well.

***Unfortunately, we can’t provide a translation of the online workshops. We hope that you can find solutions for direct translation. Please support each other!***

 

Workshop details: Online workshop "Lock up, manage, deter – how prisons work and utopias beyond them": April 23rd, 7 pm, ca. 2h via Mumble

Prisons are a central institution of the justice system. Not only do they affect those incarcerated, but all of us. The threat of being locked up makes us think twice before we take what we need to live, before we break the rules of power. Prisons are one of the most brutal manifestations of the repressive powers of state and capitalism. They protect property, exploitation and oppression. Thus it makes sense that most of those incarcerated are in for property related "crimes" - for allegedly stealing or riding a bus without a ticket. More than one third of the German prison population is locked up for not being able to pay a fee - they are being punished for being poor. Meanwhile, an industry around prisons is making lots of money by overpriced services like phone calls in prison or by forced prison labor for nearly no wage at all.

Society is telling us that this system was necessary and for the best of all of us, necessary to prevent chaos. But is that true? Even the german justice ministry itself admits in a study that prison sentences actually increases the chance to commit a violent "crime" again. Not really a surprise that a violent system as prisons produces more violence. So why is prison, such a failing and violent institution, deemed necessary? These are some of the topics we want to talk and think about together. Why are there prisons? What's their purpose? How are social conditioning, state power preservation and the idea of locking folks up connected? What do our utopias of a liberated society look like?

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