das indy-kollektiv meldet sich zu wort
nach dem raus moderierten post: "Bremen: Feuer und Flamme den Profiteur:innen der Angst: OptoPrecision angegriffen" gab es nachfragen und verunsicherung, weswegen das postings unfrei geschaltet wurde.
einleitung
wir stellen die webplattform zur verfügung damit aktionen, proteste, angriffe, ... aus allen emanzipatorischen und radikalen linken zusammenhängen eine öffentlichkeit bekommen. wir haben großen respekt, ein tiefes solidarisches verhältnis und eine wertschätzende haltung gegenüber allen aktiven, die einmalig oder/und fortwährend und überall aktiv sind.
unser politischer anspruch und konzept ist eine strömungsübergreifende gegenöffentlichkeit auf- und auszubauen - die nicht vom warenwert und herrschaftsverhältnissen (macht und gewalt) diktiert wird.
aktuell: im indy-kollektiv beginnt ein diskurs um die moderationskriterien - ob und wie sie ausdifferenziert und/oder an die aktuellen politischen verhältnisse der innerlinken bewegungen/diskurse angepasst werden sollten/können. ein vorläufiges ergebnis wird in der 2.ten jahreshälfte zur disposition gestellt, mit einer kontaktemailadresse und einem fingerprint, für eine vertrauliche kommunikation. niemensch soll gefährdet werden.
in den letzten jahren - vor der pandemie - gab es 2 weitere postings, die auch rausmoderiert wurden, wo viel verunsicherung übrig geblieben ist:
- einmal war es das posting zu dem angeblichen angriff auf einen afd-vertreter in bremen, wo sich hinterher herausstellte, dass die anschuldigungen von der afd herbeigelogen waren, um zu eskalieren. ein großteil der herrschenden presse hatte die nachricht aber schon abgedruckt. aber es gab auch anfragen von linken einzelpersonen und gruppen, die gehofft hatten, dass ein derartiger angriff stattgefunden hat.
- ein andermal war es das posting zu dem angriff in der privatwohnug einer bauingeneurin, die am gentrifizierungsprozeß in leipzig direkt beteiligt war, unfrei geschaltet worden. hier war das tragende element, dass 2 linke radikale männer in die privatwohnug der frau eingebrochen waren, um ihr angst und schrecken einzujagen. auch mit der begründung, dass die männer nicht an den eigentlichen bauleiter herangekommen waren. wir bewerteten den angriff mit der begründung als einen akt des mackertum's, der keine emazipatorischen ansprüche verfolgt.
warum also jetzt das posting zu dem anschlag in bremen?
im posting zu OptoPrecision wurde die vermeintliche privatadresse des geschäftsinhaber genannt. die formulierung lässt darauf schließen, dass es keine gesicherte information ist. auch erkennen wir keinen strategischen zusammenhang zu der erfolgreich durchgeführten aktion. die politische verantwortung im rahmen eines outing einer privatadresse ohne erkennbaren politischen kontext oder strategische bestimmung ist ein ausschlußkriterium, was das unfrei setzen des posting erfordert.
das ist nicht gleich zu setzen mit jedem gut recherchierten outing von nazis, da die strategsche bestimmung per se die ist, sie in die öffentlichkeit zu zerren, damit ihnen der öffentliche raum genommen wird - frei nach dem motto: kein fußbreit den faschist*innen !
hier wollen wir kurz dokumentieren, unter welchen bedingungen das posting nicht unfrei geschaltet worden wäre:
Bremen: Feuer und Flamme den Profiteur:innen der Angst:
OptoPrecision angegriffen
In der Nacht zum 26.11.24 haben wir den Firmensitz von OptoPrecision in Bremen-Horn mit Brandsätzen angegriffen. Wir legten an zwei Stellen am Gebäude Feuer. Steine, Molotovcocktails und mehrere Liter entzündliches Gemisch halfen uns dabei.
OptoPrecision GmbH ist ein Unternehmen mit Sitz in Bremen. In der Unternehmenssparte Security Systems entwickelt die Firma Überwachungstechnologien für die Polizei, Sicherheitsbehörden und das Militär. Das Produktportfolio reicht von verschiedenen Laser- und LED-Lichtquellen bis hin zu kundenspezifischen Komplettsystemen für komplexe Beobachtungs- und Überwachungsaufgaben an Land und auf See.
In unseren Blick geriet das Unternehmen durch seine enge Zusammenarbeit mit den sächsischen Bullen. Gemeinsam mit der Polizeidirektion Görlitz entwickelte OptoPrecision ein mobiles Kamerasystem für beweissichere, tageslicht-unabhängige Aufnahmen zur Identifikation von Personen und Fahrzeugen.
Der Einsatz des Personenidentifikationsystems PerIS hat es in diesem Jahr in die Presse geschafft. Das System wurde in Sachsen erprobt und über Amtshilfe mindestens auch in Niedersachsen, Berlin, Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Baden-Württemberg eingesetzt.
Spezielle Technik für verdeckte Ermittlungen
Bullen schnüffeln und dringen immer wieder in unser aller Privatleben ein. OptoPrecision liefert die Technik dafür. So bietet die Firma extra für verdeckte Ermittlungen derRepressionsbehörden Infrarot-Laserbeleuchtungssysteme an, die es ermöglichen sollen,über hunderte Meter bei schlechten Sichtverhältnissenaussagekräftige Bilder zu erhalten. Immer wieder hören wir davon, dass die Bullen Monate oder Jahre lang Mistreiter:innenüberwachen. OptoPrecision nimmt die Aufträge seitens der Repressionsbehörden mit Freuden auf. Damit ist das Unternehmen mitverantwortlich für den Psychoterror, die schlaflosen Nächte, die Isolation,die Angst vor Hausdurchsuchungen und auch dafür, dassMitstreiter*innen im Knast sitzen. Wir sehen deshalb unseren Angriff als einen Beitrag zur praktischen Antirepressionsarbeit. An dieser Stelle flammende Grüße an unsere Leute im Knast und im Untergrund!
Überwachungstechnologiewar schon immer ein wichtiges Werkzeug des Repressionsapparates. Die Digitalisierung der Gesellschaft und immer neue technische Möglichkeiten unterstützen den Staat in Zukunft seine Law and Order-Kompetenzenweiterausbauen. Schon jetzt ist die linksradikale, antirassistische und antiautoritäre Bewegung durch diese Entwicklung zu oft bedroht. Ein pessimistischer Blick in die Zukunft muss davon ausgehen, dass heute die rechten Regierungen und Behörden von morgen aufgerüstet werden. Dies wird in letzter Konsequenz nicht nur Widerständige treffen, sondern alle Menschen die von einer staatlichen Norm abweichend, eine ‚falsche‘ Herkunft haben und/oder sich in einer prekären ökonomischen Situation befinden. So wundert es nicht, dass OptoPrecision nicht nur die Aufträge für Bullen annimmt, sondern auch im blutigen Geschäft mit den Grenzen Europas mitmischt. Auf der Firmenhomepage findet man Technik für den vermeintlichen “Grenzschutz“. Das Menschenbild der Firma zeigt u.a. folgender Auszug aus ihrer Homepage:
„Zu den Aufgaben des Grenzschutzes gehört die Überwachung der Staatsgrenzen und grenznaher Gebiete zu Lande, zu Wasser und aus der Luft. Beim Grenzschutz besteht die Herausforderung darin, Menschen und Objekte über große Distanzen bei unterschiedlichen Wetter- und Lichtverhältnissen zu überwachen“
Mit der Technik von OptoPrecision werden Menschen kontrolliert, gejagt und letztenendes getötet.
Anonymität statt Law and Order!
OptoPrecision bietet ebenfalls Überwachungstechniken für den öffentlichen Raum an und profitiert somit von der `smarten’ Stadt, in der Menschen komplett überwacht werden. Eine Entwicklung, die wir aufhalten müssen. In der totalen Überwachung soll alles bemessen und dadurch jegliches abweichendes Verhalten sofort unterbunden oder vorausgesagt werden, um es dann direkt kriminalisieren zu können. Auch die letzten Nischen der Selbstbestimmung sollen ein Relikt der Vergangenheit werden. Bremens Straßen und Plätze werden im Namen der Sicherheit mit mehr und mehr hoch auflösenden Kameras bestückt: Bahnhofsviertel, Hillmannplatz oder in Gröpelingen. Überall da, wo das liberale Bremen unbequemes Leben vermutet, werden Plätze überwacht. Im gleichen Atemzug werden soziale Einrichtungen eingestampft und Drogenkranke wie Freiwild behandelt. Ein anonymes und menschenwürdiges Leben hat im urbanen Raum keinen Platz.
Wer hoch hinaus will, der kann tief fallen.
Gründer, Geschäftsführer und Inhaber von OptoPrecision ist Dr. Martin Nägele. Er führt das Unternehmen quasi als Patriarch und trägt die Verantwortung für unternehmerische Entscheidungen. An dieser Stelle gehen kämpferische Grüße raus an alle, die gegen patriarchale Gewalt aufstehen und für die der 25.November 365 Tage im Jahr ist.
Wir wollen uns aber nicht auf Nägele und OptoPrecision beschränken. Es gibt etliche Unternehmen, die im selben Business aktiv sind. Beispielsweise T-Systems, die vor kurzem in Berlin mit flammenden Ideen angegriffen wurden.
Unser Angriff ist auch eine Warnung an alle anderen, die mit Überwachung und Repression Profite erwirtschaften.Es wird schwer sie davon abzuhalten, aus dieser Gesellschaft eine weiterschreitende Dystopie aus Profit und Überwachung zu machen. Ähnlich schwer wird es zu verhindern sein, dass ihnen hin und wieder ihre smarteInfrastruktur abfackelt.
Es liegt auch an uns, ob die Verhältnisse so bleiben. Lasst uns Verantwortung übernehmen im Kampf für eine antiautoritäre Welt. Legen wir Feuer am System der Überwachung, Ausgrenzung und Abschottung!
Im Gedenken an Kyriakos Xymitiris.