Dorian der Ottonormalvergaser

 „Schwule sind keine Menschen. #noequality“ (Dorian am 15. Juni 2013 auf Facebook)

Spaßfakt: In Deutschland werden jährlich ca. 47000 Menschen Opfer sexueller Gewalt. #LOL #faktastisch“  (Dorian am 26. April 2015 auf Facebook)

In jüngerer Zeit erschlossen sich neue junge autoritäre Sozialcharaktere mit Pseudokritik ein größeres Publikum. Einer dieser falschen Propheten ist ein gewisser Dorian (ca. 26 000 Abonnenten und 1 166 588 Views auf seinem offiziellen Youtube-Account). Sein zweifelhafter virtueller Ruhm basiert völlig darauf, über Jahre systematisch einen Youtuber gemobbt zu haben, der aus seiner Sicht eine der schlimmsten Personen überhaupt sei. Es ist nicht Assad mit seinen Giftgasangriffen gegen die syrische Zivilbevölkerung, sondern irgendein Nutzer einer Videoplattform, den Dorian seit Jahren bis heute nicht aushält und zum destruktiven, blinden Aktionismus treibt.

Aber damit wir uns nicht falsch verstehen: Natürlich ist Dorian dabei zugleich stets Kämpfer für die Meinungsfreiheit geblieben, denn er ist die verfolgende Unschuld! Seine diffamierende Hetze hat einen höheren Zweck. Immerhin ist er ein Übermensch. Ein Arier. Ein lächelnder Ottonormalvergaser. Hierbei schreckte er auch nicht davor zurück, unter Vortäuschung falscher Tatsachen, den besagten Youtuber öffentlich in einer Weise zu demütigen, die nur möglich ist, wenn eine konzentrierte Form des destruktiven Narzissmus ausgebildet werden konnte. Fallen basteln für die Mobbingopfer, das ist die Vorstufe zur Vernichtung, das Freudenfest der geistlosen Sadisten. Aber das Opfer hat es doch so gewollt! Das Opfer ist doch der Täter! Ganz klar. Genau dieses autoritäre Gehabe, dass sich selbst nicht reflektiert, weil es Profit aus dem Leiden zieht, welches nach bisherigen Erkenntnisstand und in diesem Einzelfall bislang nur aus reinem Zufall nicht zu Suiziden oder anderen schweren Gewaltformen geführt hat, wird im Weiteren unter die Lupe genommen, weil andere Bezahlformate es nicht getan haben, sogar in die zerstörerische, inhumane Logik einstimmten, daran mitverdienten und dadurch der Hetze und dem Mobbing eine weitere demokratisierte Wohlfühlplattform gaben.

 

 

Euthanasiephilosophie mit Witz

 

Dorian sprach sich u.a. im Februar und März 2015 für den Antinatalismus aus. Eine Ideologie, die u.a. mit Verbrennungsöfen aus Konzentrationslagern für sich wirbt. Wenn es so etwas wie eine Philosophie hinter der Hetze und dem Mobbing von Dorian gibt, dann liegt sie hier vor.

„Ich bin ja kein Euthanasiebefürworter oder so, aber ich finde schon, dass es erlaubt sein sollte, Menschen mit schwindend geringem IQ auszuselektieren.“ (Dorian am 05. April 2015 auf Facebook über „Untermenschen sozialer Netzwerke“)

„Tut mir also den Gefallen und tretet der nächsten schwangeren Bitch die ihr trefft in ihren fetten, aufgedunsenen Bauch. #antinatalism“ (Dorian am 03. März 2015 auf Facebook)

Hierbei berief er sich auf David Benatar. Benatar hat die Überzeugung, dass ausnahmslos jedes (!) Leben schlecht sei. Aber es geht noch weiter: Jedes Leben sei so schlecht, dass es besser gar nicht existieren solle. Es ist also nicht nur so, dass Dorian ähnlich wie Julien Sewering  Hetze und Menschenfeindlichkeit als Satire verkauft, es gibt auch eine explizit ausgesprochene Ideologie, die er in sozialen Medien angeboten hat. Schauen wir uns die Ideologie näher an:

 

Es gibt in derselben Strömung des Antinatalismus eine vom Antisemiten Chris Korda 1992 gegründete „Church of Euthanasia„. Diese Kirche der Euthanasie, und hier scheint schon der nihilistische, faschistoide Kern auf, den man aus sovielen Äußerungen von Dorian kennt, hält das Bevölkerungswachstum für die Ursache der Vernichtung der Welt und plädierte anfänglich sogar dafür, man solle Suizid („Save the Planet, Kill Yourself“) und Schwangerschaftsabbrüche vollziehen. Von letzteren rückte man zwar wohl teilweise ab, aber dennoch griff man u.a. Samenbanken an. Dorian liegen offenbar keine Samenbanken vor, die er attackieren kann, somit müssen es verbale Bauchtretereien gegen Schwangere auf sozialen Medien sein.

Benatar ist übrigens auch der Überzeugung, dass es eine Diskriminierung gegenüber Männern gäbe, was ein Parallele zu der Kampagne aufweist, die Dorian gegenüber Funk betreibt. Um eine weitere Randnotiz anzufügen: Julien Sewering fand Euthanasie implizit auch unterstützenswert. Der Nihilismus endet jedenfalls im Antisemitismus von Heidegger, welchen Martin Sellner nicht aus reinem Zufall genauso toll wie Dorian findet. Die Idee der Überbevölkerung ist so dumm wie alt. Schon Malthus glaubte, dass die Lebensmittelproduktion nicht mit dem Wachstum der Bevölkerung Schritt halten könne.  Damals wie heute ist man im Zynismus und Sozialdarwinismus gelandet, der wiederum im Nationalsozialismus einen Höhepunkt fand.

 

Führerkult, Euthanasie & Sippenhaft

 

Bei Dorian äußert sich dieser sozialdarwinistische Zynismus, der zu regelrechten Menschenhass mutieren kann, zum Beispiel darin, dass er sich mit der autoritären Niederschlagung eines demokratischen Protestes in der Türkei durch Erdoğan solidarisch erklärt. Mutmaßlich sind bei der Niederschlagung mindestens 5 Personen gestorben und mehr als 8100 Personen verletzt worden. Über diese Toten und Verletzten, die diese Gewalt übrigens für mehr Demokratie erlitten, macht sich Dorian lustig, wenn er sich auf die Seite von Erdoğan stellt, der wiederum nichts anderes ist, als eine autoritäre Führerfigur nach islamistischer Diktion.

Desweiteren zeigt sich sein sozialdarwinistischer Zynismus, wenn er sich über den Tod eines Menschen belustigt  oder wenn er versucht soetwas ähnliches wie Musik zu machen und dabei ausschliesslich ressentimentbeladener Katzenjammer herauskommt. Oder er äußert sich in Dorian’s Todeswünschen gegenüber einer quicklebendigen Herzkranken:

„Grad mit Imp beim Konzert von GreeeN gewesen, bisschen Stimmung gemacht, paar Fotos mit Fans geknipst, solidarisch den Tod seiner herzkranken Schwester bedauert. #RIPinPeace“.

Daneben steht übrigens „Imp“, mit dem er in den sozialen Medien stets ein duo marrone bildet, der mit dem Plakatspruch „GreeeN raus aus Deutschland!“ quasi Sippenhaft für den Bruder fordert, da er eine herzkranke Schwester hat. Der deutsche Volkskörper muss mit braunen Pointen sauber gehalten werden.

Wer das nicht versteht, der hat eben keinen Humor! Die Immunisierung gegen jegliche Kritik, die Verschliessung vor jedem Erfahrungsbegriff mit dem durchsichtigen Kniff der Schein-Satire, die das Elend nicht bekämpft, sondern affirmiert und dadurch barbarisch erweitert, erlaubt maßlose Verantwortungslosigkeit bis zur Vernichtung. Es ist ein bülowscher Blankoscheck den Dorian und Co. sich selbst ausstellen. Und wenn was passiert, kann man immer noch „It’s just a prank, bro“ schreien. Aber der Schaden an der Demokratie ist dann schon angerichtet und darauf legen es diese braunen Pointen an,  denn hieraus entwickeln sie ja gerade erst ihre aufmerksamkeitsstiftende und menschenverachtende Wirkung.

Julien Sewering wäre (national-)stolz auf Dorian und „Imp“: Ihr Safespace ist braun, lustig und profitabel. Solange andere vernichtet werden, ist alles gut, und man sorgt täglich z.B. in den Sozialen Medien dafür, dass es so bleibt. Aber es liegt in der Sache, dass das braune Geschäft der antidemokratischen Parolen stark umkämpft ist. Es gibt viele konformistische Rebellen, die im Namen der Meinungsfreiheit die Meinungsfreiheit vernichten, die mit den Mitteln des Denkens das Denken zerstören. Da muss jeder Tabubruch, der die Kasse klingeln lässt und das autoritäre Ego streichelt, ständig in die nächstdenkbare Extreme getrieben werden. Das weiss die NPD, die AfD wie die FPÖ, genauso wie die CSU und die SPD oder die Linkspartei.  Es liegt deshalb nahe, dass Dorian Karriere bei den Identitären machen kann.

 

Profitmaximierung & Selbstprofilierung mit Hakenkreuzen und Vernichtungsgelüsten

 

Zugleich tritt Dorian auf dem Foto zu dem Todeswunsch gegenüber einer Herzkranken mit dem „HKNKRZ“-Shirt auf, welches er via Spreadshirt zu Geld machen wollte und auch in Kauf nahm Nazis für ihre nächsten Angriffe auf Flüchtlingsheime propagandistisch einzukleiden. Er gibt nachträglich bekannt, dass „aus rechtlichen Gründen“ das „coole“ Shirt entfernt wurde. Mal abgesehen davon, dass hier mit dem Nationalsozialismus Geld verdient wird, also aus den Opfern dieser Ideologe abermals Profit durch einen Deutschen geschlagen wird, was dringend unter harter Strafe zu stellen wäre: Handelt es sich hier erneut um eine braune Pointe. Denn mit diesem T-Shirt werden die Symbole, also das Hakenkreuz, und damit auch die Inhalte des Nationalsozialismus affirmativ behandelt. Schliesslich ist deren Übernahme in modernisierter Form der Kern der Pointe, wodurch eine Bagatellisierung des Nationalsozialismus stattfindet. Und das weiss Dorian auch.

 

Da Dorian bzw. „Imp“ mit diesem Shirt den Nationalsozialismus gerade mithilfe der braunen Pointe und ideologischen Ironisierung ungebrochen in  eine rechtliche Grauzone transportierte, haben Rechtsradikale, wie das „Nationale Versandhaus“ dieses nun für 15 EUR im Angebot. Dorian ist samt seinem Erfüllungsgehilfen „Imp“ also maßgeblich mitverantwortlich, dass die Rechtsradikalen ein weiteren Weg gefunden haben, straffrei für den Nationalsozialismus zu werben und an diesem zu verdienen. Nazis können vor Polizisten, die z.B. den Sachverhalt der Volksverhetzung prüfen, genauso (!) wie Dorian behaupten, dass es etwas ganz anderes bedeute. So funktionieren übrigens auch die sonstigen Codierungen in der rechtsextremen Szene, z.B. bei der Marke Lonsdale. Der Hersteller Lonsdale hatte aber nie wie Dorian oder „Imp“ den Nationalsozialismus im Kopf, um ihn zu bagatellisieren, sondern wurde von Nazis nachträglich vereinnahmt. Aber das Vorgehen der rechten Codierung zeigt, dass die Idee hinter diesem Shirt vom gleichen Gestus und ideologischen, antidemokratischen Kern ist.

Auf dem Foto mit dem Todeswunsch gegenüber der Herzkranken trägt Dorian auf der Hose einen Patch der Band „Shining“, die seit Jahren Selbstverletzung in ihrem Werk glorifiziert („Suicidal Black Metal“). Zudem hat sich der Sänger der Band („Kvarforth“) als Ziel seines Schaffens vorgenommen, seine Hörer mithilfe seiner Musik in den Suizid zu treiben bzw. seine Hörer dazu zu bringen auch andere zu verletzen. Somit findet die Euthanasiephilosophie („Save the Planet, Kill Yourself“) von Dorian und Korda sein musikalisches Pendant. Wenn wir schon bei faschistoiden Bands sind: Dorian teilte lobend ein Musikvideo der Band „Peste Noire“. Deren erstes Demotape hies „Aryan Supremacy„. Die Band haben sich schon seit längerem als Nationalisten, Rassisten und Anhänger des Ethnopluralismus geoutet. Letzteres nennen sie allerdings „National-Anarchism„. In Deutschland hat ein gewisser Peter Töpfer diesen nationalen Anarchismus mit Unterstützung von Horst Mahler propagiert. Beide sind lupenreine Antisemiten. Töpfer hat sogar auf einer Holocaustleugner-Konferenz im Iran 2006 teilgenommen.

 

 

 

 

Man wird ja wohl noch den Holocaust leugnen dürfen! – Wenn Hetzer nicht verstehen, dass Hetze verboten sein muss

 

Die Verbindung zu Töpfer liegt im heissen Wunsch von Dorian, den Holocaust ausgerechnet als Ausdruck der Meinungsfreiheit leugnen zu dürfen. Alles andere wäre  Zensur! Man kämpft als Deutscher nicht gegen die Armut oder verschulte Universitäten, die die Erkenntnis verhindern, sondern will endlich wieder die massenhafte Vernichtung von Millionen Menschen verharmlosen. Das ist die Priorität! Dafür investiert man alle Kraft, Zeit und ignoriert jede Kritik, denn das ist ein tausendjähriger Feldzug.

Unter der „Kriminalisierung“ der Holocaustleugnung, so O-Ton „Dorian der Übermensch“ müsse quasi ein Schlussstrich gezogen werden, weil dieser Paragraf gegen die Holocaustleugnung nun „mehr als veraltet“ und „absurd“ sei. Er wisse daher nicht, wieso die Holocaustleugnung „verboten sein soll„. Ob „Dorian“ mal vom Fortleben des Nationalsozialismus in demokratisierten Formen als Postnazismus gehört hat? Von den tausenden Angriffen auf Flüchtlinge und ihre Heime? Vom Erfolg der rechtsradikalen Parteien in ganz Europa? Dass Deutschland ein Vernichtungsgewinnler ist? Man könnte endlos so weiter fragen, aber für „Dorian“ ist all das inexistent. Wahnsinn würde sich schon von selbst erledigen, alles müsse erlaubt sein, so als wäre auf den ersten Weltkrieg nicht direkt der zweite Weltkrieg sondern der Weltfrieden gefolgt. Zeigt nicht gerade sein individueller jahrelanger Wahnsinn in den sozialen Medien, mit Mobbing und Hetze, dass seine These nicht stimmen kann? Denn sein Wahnsinn wird nicht gestoppt, sondern immer schlimmer, eben gerade weil er über Massengeschmack.TV aber auch die Täter selbst Glorifizierung und Popularisierung erfährt. Die Menschheit ist eben nicht eine einzige Fortschrittsgeschichte: Es gibt keinen Automatismus für Zivilisierung, das ist etwas, was wir alle schon jeden Tag leisten müssen, das zeigen auch die Anschläge in Europa jeden Tag: Hass, Hetze und Mobbing muss im Keim mit Argumenten bekämpft und nicht begrüsst und praktiziert werden, wie es „Dorian“ und „Imp“ tun.

 

Den gleichen Wunsch den Holocaust zu relativieren und zu einem Witz zu erklären, hat übrigens auch sein braunhumoriger Waffenbruder „Imp“, denn dieser antwortet auf die Existenz des Holocaust sinngemäß: Genaues weiss man nicht! Das ist bereits eine Relativierung dieses Verbrechens, denn diese Äußerung verschiebt historische Fakten, Zeitzeugen und so weiter in den Bereich des Nebulösen und sogar in die Verschwörungstheorie. Es wird der Raum geöffnet für Vorstellungen wie, dass es vielleicht doch nicht soviele Opfer waren, die in den Konzentrationslagern starben, dass diese Konzentrationslager vielleicht nur von den Amerikanern gebaut wurden.

Die Aussage, die „imp der Übermensch“, Übermensch ist übrigens ein Begriff der im Nationalsozialismus glorifiziert wurde, bei Massengeschmack.tv im Studio direkt im Anschluss an Dorians Holocaustrelativierung nach dem Motto; man wird ja wohl noch Witze über die Massenvernichtung machen dürfen, gemacht hat: „Ich weiss ja bei nichts, wo ich nicht selber dabei war, dass das 100% passiert ist.“ Insinuiert ähnliches wie der Islamist, eliminatorische Antisemit und Holocaustleugner Khamenei, dass er nicht sagen könne, ob es den Holocaust gegeben habe, weil seiner Ansicht nach nicht klar sei wie es passiert ist.

Auf Twitter sagt „Imp“ er sei der Überzeugung, er wisse nichts zu 100%. Woher kommt dann dieses einhundertprozentige Wissen und die total überzeugte Gewissheit mit der er Menschen wegen ihres Äußeren niedermacht? Inwieweit ist letzteres eigentlich „sachliche Kritik“? Ist das genauso sachlich, wie das teilen von Nacktbildern eines anderen Mobbingopfers von „Imp“ und „Dorian“? Ist das nicht Hatespeech? Woher will „Imp“ überhaupt wissen, dass er kein faschistoider Witzeerzähler ist, der den Holocaust relativiert? Existieren Atome nicht, nur weil man sie nicht sehen kann? Wieso geht er mit dieser Ungewissheit in die Öffentlichkeit? Wieso nimmt er Kritik daran nicht ernst? Wieso will er damit unbedingt Geld verdienen? Sind nicht damit alle Äußerungen, die er jemals im Leben getätigt hat völlig irrelevant und sinnlos? Die Widersinnigkeit und Konfusion seines Selbstverständnisses mündet in Destruktion und die müssen die Schwächsten aushalten, weil „Imp“ sich nicht von Argumenten oder Wahrheit beeindrucken lässt, denn Wahrheit gibt es für ihn gar nicht, nur sein Geltungsbedürfnis.

Nicht nur, dass „Dorian der Übermensch“ und „Imp der Übermensch“ Ursula Haverbeck nach dem Mund reden und quasi ihre persönlichen braunen Social Justice Warrior sind. „Dorian“ und Imp“ sprechen sich damit auch gegen die Lehren aus, die unser demokratischer Parlamentarismus aus dem Nationalsozialismus zog. Denn eine der Lehren war, eine wehrhafte Demokratie zu sein, die nicht darauf wartet, dass Hetze unüberwindbar allgemein geworden ist, sondern, dass sie bereits auf argumentativer Ebene bekämpft und strafbar wird. Zu behaupten, man solle doch bitte alles sagen dürfen, ungeachtet vom Wahrheitsgehalt, ist kein Argument, sondern ein Freibrief für Hetze. Deshalb entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass die Beiden zugleich ausgerechnet gegen öffentlich-rechtliche Medien kämpfen, die auch Produkt dieser wehrhaften Demokratie sind, die im  Zuge der Demokratisierung nach dem 2. Weltkrieg entstanden, worauf u.a. die zu bezahlende Rundfunkgebühr, die auch als Demokratieabgabe bezeichnet wird, fußt. Die Demokratie wird also nicht mit ARD und CO. abgegeben, sondern gepflegt und geschützt, z.B. vor faschistoiden Elementen wie die angesprochenen autoritären Persönlichkeiten.

Natürlich sollte die Leugnung anderer Straftaten daher ebenfalls verboten werden, weil sie dem Begriff der Hetze entspricht. Das dient der Zivilisation, so wie es ihr dient, das Verhalten von Dorian als ideologischen, unmündigen und vorkritischen Wahnsinn zu denunzieren, der in einer Katastrophe mündet, wenn nur genug autoritäre Charaktere dieser Irrationalität nachgeben. Dass letzteres passieren kann, hat die deutsche Geschichte bewiesen.

 

Schluss

 

Dorian hält nichts vom Leben: Er empfindet es als sinnlos, nicht lebenswert, gar als unwertes Leben und weil er das glaubt, nicht aushält, muss er vermeintlich Schwache, Dumme, Schwule, alles Weibliche, Zärtliche und scheinbar Unwerte unter dem Banner der demokratisierten braunen Pointe niederhetzen, löschen, gar ausrotten, hört „Suicidal Black Metal“, trainiert „zäh wie Leder“, wie die autoritäre Persönlichkeit Kollegah, seinen Bizeps, umgibt sich mit antidemokratischen Bücherverbrennern, arbeitet mit ihnen sogar zusammen gegen die öffentlich-rechtlichen Medien und sogenannten „Feminazis“ (Der Begriff verharmlost übrigens den Nationalsozialismus und dämonisiert den Feminismus), verbleibt über dieselbe Person im Milleu der rechten Verschwörerszene, vertritt eine antisemitische Euthanasiephilosophie und fordert via Twitternamen die Freilassung des antisemitischen Massenmörders Breivik. Dafür bekommt er Applaus von ähnlich Todessehn- und Geltungssüchtigen, wie den vulgären Heideggerologen Sellner. All das gipfelt bei Dorian im Plädoyer für mehr Holocaustleugnungen im Namen der Freiheit. Sein ganzes blindes, destruktives Engagement zielt auf die Vernichtung der Zivilisation. Natürlich kann Dorian die Vernichtung nicht vollziehen, aber so denkt, kämpft, hetzt und predigt er. Was sich durchsetzt, das setzt sich durch und was sich nicht durchsetzt, das war schwach: „Das deutsche Volk verdient, wenn es so feige und schwach ist, nichts anderes als einen schmählichen Untergang.“

 

Zusatz zu den Helfershelfern

 

Kritik kommt ursprünglich aus dem Griechischen und bedeutet unterscheiden bzw. trennen. Wer nicht in der Lage ist die Unterscheidung von Sachverhalten zu leisten, sich entsprechend darauf vorzubereiten, Fachmeinungen anzuhören und einzubinden, der ist kein Kritiker, sondern nur ein Pseudokritiker. Das Schweigen und die Rechtfertigungen des Pseudo-Fernsehkritikers sprechen Bände darüber, wie er sein heutiges Geschäftsprinzip seinen vorgeblichen früheren Gegnern angeglichen hat. Großzügig ist man vornehmlich gegenüber sich selbst.

 

Mit braunen Witzen am rechten Rand fischen, und nichts anderes ist in dieser Netzprediger-Folge passiert, die man übrigens nur vollständig sehen kann, wenn man Geld dafür zahlt, wird einfach als Einladung von „kontroversen“ Gästen umgedeutet, die man hinterfragen wollte. Aber was ist an Mobbing oder Witzen über die Massenvernichtung von Millionen Menschen kontrovers oder strittig? Was gibt es hier zu hinterfragen? Ist nicht jedem klar, dass Mobbing und braune Witze falsch sind, weil sie ausschliesslich Hetze darstellen? In Deutschland wohl nicht. Die Idee hinter dieser Folge war nicht die Suche nach der Wahrheit, sondern die Steigerung der Klickzahlen mit dem Mittel der ressentimentbeladenen Provokation, auch das wurde unlängst zugegeben.

Man lacht in der Netzprediger-Sendung mit Menschen, die behaupten Schwule seien keine Menschen. Die behaupten, man solle Schwangeren in den Bauch treten. Die sich über sexuelle Gewalt, verstorbene Menschen, Herzkranke lustig machen, die andere Menschen für nicht liebenswürdig quasi nicht lebenswert erachten, die Euthanasie und Führerkult befürworten. Die den Nationalsozialismus verharmlosende HKNKRZ-Shirts für Nazis entwickelt und verkauft haben, selbst damit öffentlich hausieren gehen. Man sagt, am Anfang der Netzpredigerfolge, man habe von ihnen gelernt. Man erhält eine Wohlfühlzone aufrecht, indem man keine intensiven Recherchen zu diesen Hetzern und Mobbern durchführt, eröffnet ihnen dadurch jeden Raum, um ihre Hetze als Satire zu verkaufen. Man nennt sogar selbst die Adresse des Mobbingopfers mehrfach. Wiederholt mit Einblendung der öffentlichen Hetzjagd die Demütigung für das Opfer erneut und bestätigt die Hetzer in ihrer Verfolgungslust und Verteidigungsstrategien. All das mündet in der Relativierung des Holocaust. Dies wird nun als „Highlight“ [Update 23.06.17: Mittlerweile nicht mehr, was wohl am Webseitentemplate liegt] an erster Stelle auf dem Portal beworben, welches sich als „unabhängiges“ und „werbefreies“ Aufklärungsprojekt inszeniert. Ein Schelm wer dabei an Fake News oder schlimmeres denkt. Wer daran Kritik übt wird ignoriert oder zensiert oder für humorlos gehalten. Es wundert nicht, dass die Kritik an der Netzprediger-Folge derart ausgeblendet wird, wenn man mit den Gästen, die man angeblich kritisch hinterfragen wollte, wenige Tage später gemeinsame Projekte realisiert und ihnen vor laufender Kamera Geld für Gastbeiträge anbietet (Mirror).

Wer über sexistische, homophobe, rassistische und antisemitische Witze lacht und sie über Jahre andauernd hervorbringt, der ist eben sexistisch, homophob, rassistisch und antisemitisch. Wer das nicht begreift und nicht in die Kritik nimmt, sondern bagatellisiert und daraus ein Geschäft macht, indem er genau solchen Leuten eine virtuelle Bühne bietet, und eben nicht für Ausgewogenheit, Fachwissen und scharfe Kritik sorgt, der die Kritik daran sogar ignoriert, zensiert oder verlacht, der gehört zu dem Mob, der die größte Lust am Verfolgen hat.

Der Fernsehkritiker war wohl nie ein Kritiker, denn man verlernt üblicherweise ein erstmal erlerntes Handwerk nicht. Er war stets nur blinder, vulgärer Nörgler mit Sinn für Selbstinszenierung. So wenig wie er die Demokratieabgabe gegenüber den Öffentlich-Rechtlichen als Form der wehrhaften Demokratie versteht, so wenig versteht er, dass man sich nicht verharmlosend für die antisemitischen Onlineformate „KenFM“ und „Compact“ aussprechen oder einfach die Nazivergangenheit von der Band „Freiwild“ verklären kann.

 

Zusatz: Der Hass auf die Amadeu Antonio Stiftung

 

Es ist wenig verwunderlich, dass „Dorian der Übermensch“ etwas gegen die Amadeu Antonio Stiftung hat, wenn man sich all die oben zitierten Äußerungen ansieht, die er so publiziert hat, obwohl er sich in einem Interview mit dem Y-Kollektiv (Funk) noch gewünscht hat, von eben dieser Stiftung gestoppt zu werden:

„Man müsse vor allem die Amadeu-Antonio-Stiftung bemühen, dass die mit hippen Aktionen gegen Hass im Netz auf Menschen wie mich aufmerksam machen und viel löschen und zensieren können. Ich glaube, wenn mehr Menschen sich darüber empören würden und mir zeigen würden, dass sie sowas nicht ok finden, dann würde ich es mir 2 mal überlegen, ob ich weiter mit etwas machen möchte, was so viele Menschen scheiße finden.“ („Dorian der Übermensch“ in einer Email an einen Y-Kollektiv-Redakteur)

 

In der Netzprediger Folge 85, die von Massengeschmack.tv produziert und von Grimmepreisträger Holger Kreymeier abgesegnet wurde, werden unwidersprochen geradezu diffamierende Behauptungen gegenüber der Amadeu Antonio Stiftung aufgestellt, obwohl oder gerade weil sie u.a. zusammen mit Bundesministerien seit beinahe zwei Jahrzehnten viele sinnvolle Projekte gegen Rassismus und Antisemitismus gefördert und betrieben hat:

„..zur Amadeu Antonio Stiftung. Da ist ja auch die Julia Schramm heisst die glaub ich. Die auf Twitter gepostet hat, dass hier Dresden nochmal zerbombt werden soll und das das ja großartig ist. Das ist halt. Das darf die machen! Die ist bei der scheiss Amadeu Antonio Stiftung und zensiert Facebook-Kommentare! Wenn ich hier sage ‚Free Breivik‘, was halt nichtmal irgendein ein Ultrarechter vertreten würde, komm das ist so ne‘ absurde Forderung, da wird dann gleich mit dem erhobenen Zeigefinger geschwenkt und gesagt: Das ist aber, das darf man nicht sagen! Was ist denn das für ein Typ?“ („Dorian der Übermensch“ in der Netzprediger-Folge 85 über die Amadeu Antonio Stiftung)

„Dorian der Übermensch“ behauptet, eine gewisse Julia Schramm dürfe etwas, was er nicht darf. Mal abgesehen davon, dass seine Taten nicht durch die Taten anderer legitimiert oder relativiert werden können, unterschiedliche Äußerungen sowie Kontexte vorliegen, dass „Dorian der Übermensch“ Julia Schramm völlig inkorrekt zitiert, verschweigt „Dorian der Übermensch“, dass Schramm sich für ihre Tweets entschuldigt hat und seit Januar 2017 nicht mehr mit der Stiftung zusammenarbeitet. Insofern hat sie Konsequenzen gezogen, die „Dorian der Übermensch“ nicht ziehen will, obwohl er sich im obigen Zitat gewissermaßen mit ihr gleichsetzt. Das zeigt, wer hier verantwortungsvoll mit seinem Verhalten im Internet umgeht. Kleiner Tipp: „Dorian der Übermensch“ ist es nicht.

„Dorian der Übermensch“ behauptet bei Minute 13:15 der Netzprediger Folge 85 gegenüber der Amadeu Antonio Stiftung: „Ideologisch“ werde „schon relativ eindeutig“, „nicht besonders sachlich“ eine „Nazikeule“ geschwungen und eine „Agenda gepushed“, die Widerspruch als „Hate Speech“ deklariere. Mal abgesehen davon, dass das u.a. auch die rechtsextremen Identitären behaupten, ist Dorians Behauptung, die Stiftung oder deren Mitarbeiter würden Beiträge im Internet aktiv und allgemein zensieren, falsch.

Das ist aber noch nicht alles, was das Netzpredigerteam „Dorian der Übermensch“ ungestört erzählen lies, denn dieser behauptet in derselben Folge bei Minute 12:40, dass Anetta Kahane, die übrigens Jüdin ist, mit der Stasi zusammengearbeitet habe. Mal abgesehen davon, dass „Dorian der Übermensch“ seine Mobbingaktionen gegenüber Rainer W. in der Netzprediger Folge 85 quasi als verjährt wissen will, obwohl er sie bis zum heutigen Tag aktiv erweitert, feiert, sogar neue Mobbingsongs publiziert, und das bei einer IM-Tätigkeit, die über 30 (!) Jahre zurückliegt, nicht gelten lassen will: Unterstellt Dorian ohne jeglichen Beleg einen Zusammenhang zwischen der IM-Tätigkeit und der jetzigen Tätigkeit innerhalb der Stiftung. Dazu ist anzumerken:

  1. Die unbelegten Unterstellungen von „Dorian der Übermensch“  kennt man sonst nur aus dem rechtskonservativen, rechtsextremen und verschwörungstheoretischen Milleu.
  2. Verschweigt „Dorian der Übermensch“, dass Kahane ihre IM-Tätigkeit 1982 gekündigt hat und ihr Führungsoffizier in der Geheimdienstakte vermerkte, dass dies aus „politisch-ideologischen Problemen“ erfolgte. Und weiter heisst es in der Akte: „Von dieser Position war der IM nicht abzubringen.“ Und: „Die Zusammenarbeit wurde von Frau Kahane selbst beendet.“ Das geht aus einem unabhängigen Gutachten hervor.
  3. Dorian verschweigt, dass Kahane durch den Bruch mit der Stasi persönliche Nachteile erlitt: Sie durfte nicht mehr verreisen, wurde selbst von der Stasi überwacht, verlor ihren Job an der Universität und ihr Ausreiseantrag, der damals als Vaterlandsverrat galt, wurde 1986 nicht bewilligt. Trotzdem (!) kämpfte sie weiter gegen die Stasi für Menschenrechte und das will was heissen, wenn man weiss, wieviele die Stasi als mächtiger Staatsapparat umgebracht, zerstört und eingesperrt hat.
  4. Wenn „Dorian der Übermensch“ beklagt, er bekäme „Morddrohungen“, so ist das etwas, was Kahane seit Jahren u.a. auf Grundlage von Anschuldigungen kennt, die „Dorian der Übermensch“ in der Netzprediger Folge 85 unwidersprochen und unbelegt verbreiten konnte.

 

Schaut man sich die Fakten an, so hat Frau Kahane sich mehrfach glaubwürdig über Jahrzehnte von der Stasi und der DDR distanziert, übrigens auch in ihrer Autobiografie, was wohl auch die Bundesministerien so sehen, sonst würden sie nicht über Jahrzehnte mit ihr sowie ihrer Stiftung zusammenarbeiten. Es gibt schlicht keinen glaubwürdigen Hinweis darauf, dass Kahane ähnliche Methoden wie die Stasi durch die Stiftung angewendet hat oder anwendet, weshalb „Dorian der Übermensch“ eine Dämonisierung ihrer Person betreibt und die Stasi zugleich verharmlost, weil Millionen Menschenrechtsverletzungen im Rahmen der DDR plötzlich mit einer Stiftung gleichgesetzt werden, die noch nie und in keiner Form jemals Vergleichbares getan hat.

Insofern stellt sich die Frage, wieso „Dorian der Übermensch“ derartige Anschuldigungen erhebt, die weder den Fakten, der Situation noch der Person gerecht werden? Zumal „Dorian der Übermensch“ selbst wie ein Spitzel Privatinformationen aus seinen Mobbingopfern manipulativ herauskitzelt. Weder konnte er den Sachverhalt korrekt darstellen, richtig zitieren noch irgendein Argument plausibel formulieren. Seine Behauptungen beruhen auf ressentimentbeladenen Projektionen und Gerüchten aus dem rechtsradikalen Milieu. Eine inhaltliche Auseinandersetzung fehlt vollständig. Ähnlich wie bei seinen braunen Pointen interessiert sich „Dorian der Übermensch“ nicht für die negativen Konsequenzen seiner Falschaussagen bezüglich öffentlicher Personen. Die müssen die Suppe auslöffeln, die er mit großer Verfolgungslust unter dem Banner der „Satire“ und im Namen der „Meinungsfreiheit“ anrichtet. „Dorian der Übermensch“ sollte demnach scharf überlegen, ob er nicht selbst in diesem Zusammenhang Verleumdung betrieben hat und möglichst bald eine glaubwürdige Entschuldigung ausspricht.

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Update: 21.06.17 – „Dorian der Übermensch“ löschte im Zuge der Berichterstattung von Belltower seine Facebookseite mit 2844 Likes. Auch sein Twitter-Account mit 5927 Followern ist nur noch für eben jene Follower zugänglich. Offenbar ist er sich seiner „Satire“ nicht mehr völlig sicher, versucht alte Taten sowie Äußerungen verschwinden zu lassen und versteckt sich vor Kritik. Besser wäre, wenn er sich seiner Verantwortung schon nicht stellen möchte, sämtliche Inhalte zu löschen, die er der Öffentlichkeit als Satire oder sachliche Kritik verkaufen möchte.

Update²: 22.06.17 – „Dorian der Übermensch“ hat nun seinen Twitter-Account wieder der Allgemeinheit zugänglich gemacht nochmal gesperrt, verändert und Spuren verwischt, aber seine Facebookseite bleibt verschollen und das hat nachfolgende Gründe:

In einer von Belltower publizierten Email behauptet Dorian, es läge „Verleumdung“ vor, obwohl er wörtlich mit Screenshots zitiert wurde und dadurch nur den Spiegel vorgehalten bekommen hat. Zugleich drohte er mit „rechtlichen Schritten“, weil er die Kritik u.a. an seinem Plädoyer für die Holocaustwitze sowie „HKNKRZ“-Shirts nicht nachvollziehen kann und äußerst selektiv rezipiert. Ausgerechnet jemand, der seine Mobbingopfer via Umdichtung eines Songs der NS-Band „Landser“ mit Adolf Hitler gleichsetzt, spricht jetzt von „Verleumdung“ oder auf Twitter von Hetze und „Diffamierung„, wenn man ihn für sein Verhalten kritisiert. Anstatt Fehler einzugestehen, sich den Argumenten zu stellen, soll nun per Gesetz die Kritik mundtot gemacht werden. Dafür ist „Dorian der Übermensch“ jedes Mittel recht und fragt: „Was ist die sinnvollste Methode dagegen vorzugehen?“

„Dies sieht man unter anderem auch daran, dass meine Facebookseite, auf die im Artikel verwiesen wird, schon seit geraumer Zeit nicht mehr besteht. Es konnte von Karla Andrea Förster also gar nicht nachgeprüft werden, ob die im Blog angeführten Aussagen tatsächlich von mir stammen, sie könnten ebenso gut gefälscht sein. Mir wird über jedes erdenkliche Mittel versucht, eine Identität als Rechtsextremer und Holocaustrelativierer anzudichten, ohne dass es hierfür irgendwelche stichhaltigen Beweise gibt. Mehr noch, Aussagen meinerseits, die konkret gegen den gesponnenen Narrativ sprechen, werden bewusst verschwiegen.“ (Dorian der Übermensch)

 

Mal abgesehen davon, dass der Impetus von Kritik nunmal jener ist, sich auf das Problematische zu konzentrieren: Kein einziger Screenshot wurde „gefälscht“. Insofern gibt es eine Menge stichhaltige Beweise und die wurden alle angeführt. Das weiss „Dorian der Übermensch“ ganz genau. Aber er sieht wohl keinen anderen Weg, mit seinen eigenen Worten umzugehen, als sie im Nachhinein zu verleugnen. Sollte es zu einem Gerichtsprozess kommen, wird Facebook sicherlich so freundlich sein und für die richterliche Wahrheitsfindung, die besagte Seite aus dem firmeneigenen Archiv holen. Vielleicht bekommen wir dann sogar noch mehr Äußerungen zu Gesicht, die noch gar nicht kritisiert werden konnten? Jeder Sachverständige wird bestätigen, dass die Zitate in den Screenshots nicht manipuliert wurden. Zumal „Dorian der Übermensch“ bereits öffentlich zugegeben hat, z.B. Tweets zu löschen.

Mal abgesehen davon, dass Homophobie oder Sexismus nicht weniger schlimm wird, wenn derlei Äußerungen einige Zeit zurückliegt, wie „Dorian der Übermensch“ insinuiert: Ist es darüber hinaus so, dass die Facebookseite von „Dorian der Übermensch“ spätestens bis zum 20.06.17 öffentlich einsehbar war. Denn nur so konnten z.B. überhaupt erst die Screenshots erstellt und dieser Artikel geschrieben werden. Von „geraumer  Zeit“ kann daher nicht die Rede sein, weshalb „Dorian der Übermensch“ hier ganz klar eine Falschaussage getätigt hat. Auch das lässt sich über Facebook-Mitarbeiter belegen, wenn ein Richter das verlangt. Oder braucht man das vielleicht gar nicht? Insofern löscht „Dorian der Übermensch“  Zitate und lässt Beweismaterial verschwinden, um sich vermutlich für einen Gerichtsprozess vorzubereiten. Das sollte auch seinen „Fans“ zu Denken geben.

„Im selben Video (!) sage ich, dass es den Holocaust offensichtlich gab und dass ich jeden für einen Vollidioten halte, der daran zweifelt oder ihn leugnet. Ich sage lediglich, dass es nicht verboten sein sollte dies zu tun, unter anderem damit Holocaustleugner sich offen als solche offenbaren und nicht als vermeintlich „besorgte Bürger“ auftreten.“ (Dorian der Übermensch)

Einerseits sagt Dorian hier, dass Holocaustleugner „Vollidioten“ seien, andererseits möchte er, dass die Holocaustleugnung nicht verboten sein soll. Warum er nicht versteht, dass gerade letzteres eine Relativierung des Holocaust ist, die wehrhafte Demokratie weniger wehrhaft macht, und den Holocaustleugnern die Bühne bereitet, bleibt offen.

Desweiteren bemüht er sich selbst mit seriösen™ Internettests einen Persilschein auszustellen, als ob das irgendeine seiner Äußerungen dadurch ungeschehen oder weniger problematisch macht. Vielleicht sollte die AfD oder die NPD ähnliche Tests von sich publizieren?

Mit dem Satz „Rassismus und Hass unter dem Deckmantel der “Satire”“ wird auf einen Twitterpost unter dem Hashtag #RöpckeRausAusDeutschland verwiesen. Hätte eine sachliche journalistische Recherche stattgefunden, wäre (…) ebenfalls auf diesen Twitterpost von mir gestoßen:

Bei diesem kritisiere ich Julian Röpckes Unterstützung des rechtsextremen Azov Battalion. Es ist also davon auszugehen, dass von (…) wider besseren Wissens ein Narrativ von mir gesponnen wird, der nicht der Realität entspricht – alles was nicht in diesen Narrativ passt, wird bewusst verschwiegen, um ein Bild von mir als rechtsextremen Holocaustrelativierer zu schaffen und zu verbreiten. (Dorian der Übermensch)

 

 

Unabhängig davon, ob die Anschuldigungen des seriösen™ Hobby-Journalisten „Dorian der Übermensch“ stimmen und inwieweit der Bilduntertitel so hätte gewählt werden sollen: Warum sollte überhaupt irgendjemand aus Deutschland aufgrund seiner Ansichten ausgewiesen werden? Dass das keine demokratische Forderung ist, war die eigentliche Pointe, die völlig von „Dorian der Übermensch“ übersehen wurde. Und warum soll eine vermeintlich antifaschistische Aktion, die „Dorian der Übermensch“ hier für sich verbuchen möchte, plötzlich alle anderen fragwürdigen Publikationen aufheben?

Ähnliches gilt für die Band Peste Noire: Warum sollen alte Äußerungen plötzlich irrelevant sein, obwohl sie getroffen wurden? Was sind die Distanzierungen zu dieser Band wert, wenn man gerade mal vor ca. 10 Monaten ein Fantreffen bei einem Peste Noire Konzert abhalten wollte?

Unter anderem werde ich als Vertreter einer „antisemitischen Euthanasiephilosophie“ bezeichnet. Die Herleitung daraus besteht darin, dass ich die philosophische Position des Antinatalismus vertrete. Hiervon wird auf die Church of Euthanasia und deren Gründer Chris Korda verwiesen, die KEINE Verbindung zum philosophischen Antinatalismus hat. Besagter Chris Korda sei laut Verfasser angeblich ein Antisemit. Folglich vertrete ich eine „antisemitische Euthanasiephilosophie“. Es sollte offensichtlich sein, dass dieser Schluss in KEINER Weise vernünftig ist und sich aller Logik entbehrt. Die Quelle ist also in HÖCHSTEM Maße unseriös (…) (Dorian der Übermensch)

Mal abgesehen davon, dass „Dorian der Übermensch“ mal eben David Benatar weglässt, auf den er sich maßgeblich berief, welcher wiederum u.a. der Überzeugung ist, dass ausnahmslos jedes (!) Leben schlecht sei, was nunmal menschenverachtender Wahnsinn ist: Die Church of Euthanasia vertritt und praktiziert eindeutig Positionen des Antinatalismus, wie Hendrik M. Broder zeigte: „Auch Kindsmütter und Väter werden aufgenommen – vorausgesetzt, sie verpflichten sich, keine weiteren Nachkommen mehr in die Welt zu setzen. Wer beitritt und dennoch ein Kind macht, wird exkommuniziert.“ Und Chris Korda fordert es auch: „Thou shalt not procreate.“ Natürlich kann man auch behaupten, dass die antisemitische Philosophie von Heidegger nichts mit Antisemitismus oder Nationalsozialismus zutun hat, ist dann allerdings eben trotzdem falsch.

Die Posts entsprechen schlichtweg meinen Überzeugungen, die ich jetzt habe und die ich auch in der Vergangenheit hatte. Ich habe auch NIE irgendetwas anderes behauptet. Ich habe mich NIE für rechte Parteien oder rechte Personen stark gemacht, noch habe ich mich selbst in irgendeiner Weise als rechts geouted – im Gegenteil. Ich habe keine Nähe zu rechten Personen, sondern kritisiere sogar Menschen wie Martin Sellner ebenso für ihre dogmatische Ideologie wie jeden anderen Ideologen. Von daher ist auch die Aussage, ich fische mit braunen Witzen am rechten Rand („Während “Dorian” in dieser “Netzprediger”-Folge mit braunen Witzen am rechten Rand fischt […]“) unhaltbar. (Dorian der Übermensch)

Ist man erst dann rechtsradikal, wenn man einer rechten Partei angehört? Fängt Antisemitismus erst bei der Massenvernichtung an? Israel sieht das zum Glück anders. Ist man erst dann rechtsradikal, wenn man sich als „rechts“ outed? Diese Naivität von „Dorian der Übermensch“ ist ähnlich erinnerungslos, wie sein Umgang mit dem Paragraf gegen die Holocaustleugnung, der für ihn offenkundig eine Zensur der Meinungsfreiheit darstellt.

Hat das „HKNKRZ“-Shirt von „Imp der Übermensch“ und „Dorian der Übermensch“ nicht dazu beigetragen, wie oben gezeigt wurde,  dass die Rechtsradikalen einen weiteren Weg gefunden haben, straffrei für den Nationalsozialismus zu werben, an diesem zu verdienen und ihn zu glorifizieren? Wurden dadurch nicht etwa doch rechte Personen gestärkt? Hat sich Bücher- und Religionsfreiheitverbrenner „Vulgäre Analyse“, welcher mit  „Dorian der Übermensch“ zusammengearbeitet hat, nun ausführlich mit dem rechten Verschwörungstheoretiker Hagen Grell unterhalten oder nicht? Hat sich nicht auch Martin Sellner schon 5 mal mit Hagen Grell unterhalten? Und wann genau will „Dorian der Übermensch“ Martin Sellner „kritisiert“ haben? Wie kann man eigentlich Nazis kritisieren, wenn man die eigene Ideologie nicht reflektiert?

Inwieweit ist denn die Forderung „Free Breivik“ anders zu interpretieren als das „stark machen“ einer „rechten Person“? Einfach zu sagen: Es sei eine „absurde“, „überzogene“ und „provokante“ Forderung, die eben „bewusst“ „offensive“ sei (Ende der Argumentation von „Dorian der Übermensch“), dürfte den Angehörigen der Opfer dieses antisemitischen Massenmörders wenig Einleuchten und zum Lachen ermutigen, genausowenig, wie diese „Erklärung“ die Pointe oder den Sinn darin ausfindig macht. Man kann darüber nur lachen, man kann nur eine Pointe oder einen Sinn finden, wenn man den Täter so affirmiert, so zynisch und menschenverachtend agiert, wie es innerhalb dieser Parole zugeht: Es gibt keine Kritik an Breivik. Breivik wird dadurch nicht lächerlich gemacht vorgeführt oder sonst irgendwie ironisch gebrochen oder verurteilt: Es gibt nur die Forderung nach seiner Freiheit. Da ist kein Doppelboden in der menschenverachtenden Parole und das ist das Problem.

Dorian will ein großer Satiriker sein, der der Welt die Grenzen aufzeigt, kann aber nichtmal Pointen ohne Ressentiments formulieren. Dorian will nicht einsehen, dass er bzgl. Breivik genauso eine braune Pointe erzählt, wie wenn er sagt, Schwule seien keine Menschen, Schwangeren („schwangeren Bitch“) sei in den Bauch zu treten, Frauen seien zu töten und so weiter. Dadurch wird er zu einem Pionier für Hetzer, wie das HKNKRZ-Shirt geradezu mustergültig vorführt, weil es von Nazis auf Grundlage dieser braunen Pointen dankbar genutzt wird. Vielleicht sollten NPDler in Zukunft auch einfach sagen, dass ihr Programm Satire ist und die Wiedergutwerdung der Deutschen ist abgeschlossen. Wer das alles über Jahre antiintellektuell, antidemokratisch, antizivilisatorisch, systematisch und dogmatisch betreibt, darf sich nicht über scharfe Kritik wundern, sollte die auch annehmen, sich ändern und nicht mit dem Anwalt drohen und Vertuschungsaktionen durchführen.

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Update 29.06.18 – „Dorian der Übermensch“ posierte mit Lasse Richei, einem aktiven NPD-Mitglied, mit glücklicher Miene und Arm in Arm. Das Datum der Fotografie ist unbekannt. Lasse Richei warb u.a. für die Identitäre Bewegung und lief auf einem Rudolf Heß-Gedenkmarsch mit. Nun mag man sagen, Dorian könne nicht wissen, wer Lasse Richei ist. Aber die Odal-Rune auf dem rechten Oberschenkel von Lasse Richei ist das Truppenkennzeichen der 7. SS-Freiwilligen-Gebirgs-Division „Prinz Eugen“ im Nationalsozialismus gewesen. Diese Division war für ihre Grausamkeit gefürchtet: „Wo sie auch immer hinkam – durch Serbien, durch Bosnien und Herzegowina, durch Lika und Bania oder durch Dalmatien. Überall hat sie Brandstätten und Verwüstungen, Leichen unschuldiger Männer, Frauen und Kinder, die in den Häusern verbrannt wurden, zurückgelassen.“

Da Dorian immer wieder unterstreichen möchte, wie clever, aufmerksam und detailverliebt er ist, muss davon ausgegangen werden, dass er die Rune gesehen hat. Entweder war es Dorian egal, dass ein Typ mit einer SS-Rune ein Foto in Kumpelpose mit ihm will oder er hat es ausdrücklich gewünscht. Es gibt natürlich auch die Möglichkeit, dass Dorian keine Ahnung von der deutschen Geschichte hat und nichts davon weiss, wie Nazis immer wieder Runen verwenden, um sich ungestraft mit dem Nationalsozialismus zu verbrüdern. Da allerdings Dorian mit dem Black Metal bekannt ist, dürfte ihm mit Varg Vikernes und Co., diese Praxis sehr geläufig sein. Für jemanden, der außerdem mit einem HKNKRZ-Shirt hausieren ging und damit der Wiederbetätigung des Nationalsozialismus in Deutschland neuen Auftrieb verlieh, spricht zugegebenermaßen nicht sehr viel. „Imp der Übermensch“ ist sich dagegen absolut sicher, dass „nicht alle Runen böse“ seien. Lasse Richei meint zu dem Foto mit Dorian: „Ist auch Deutscher, Blutsband.“

Artikel/Blog-URL: 
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editorial-entscheidung: 
Vorgeschlagen