Cringy: Weiße Cis-Menschen verkaufen Islam- und PoC-Hetze als Antifaschismus

Wir sind erschrocken und empört.

Am 30. März machte die offensichtlich weiße Basisgruppe „Antifaschismus“ ihre zweite Veranstaltung einer Themenreihe zur Kritik des „Islamismus“. Vor kurzem schon haben sie der Vorsitzenden des Zentralrats der „Ex-muslime“ ,Mina Ahadi, die vor der „Islamisierung Deutschlands“ (1) warnt, zu Wort kommen lassen. Jetzt beschäftigte sich beim zweiten Mal eine angeblich linke anarchistisch- rätekommunistische Gruppe aus Freiburg mit dem völkischen Thema schlechthin: Warnung vor dem „Islamismus“. Nur wenige Tage nach Christchurch. Schon das Plakat ist für muslimisierte Menschen eine Drohung und befördert den rassistischen Diskurs: „Kein Gott, kein Staat, kein Kalifat“.

10 Thesen zum „Islamismus“ war der Titel des zweiten Vortrags, der vor allem um seine Entstehungsgeschichte und den angeblich falschen Umgang der Linken mit ihm ging. Es war eine eurozentristische Erzählung. Auch wenn die beiden weißen Referenten sich richtigerweise vom Westen abgegrenzt haben, haben sie den Orientalismus-Professor gemiemt. Es gab keinerlei post-koloniale Kritik an diesen Denkstrukturen und dem Othering, dass ein „Wir“ gegen ein „Nicht-Wir“ bzw. „die Anderen“ setzt und aus weißer Perspektive über den Islam spricht.

Zu einer intersektionalen, antirassistischen und an innerlinken Debatten orientierte Diskussion, kamen keine Beiträge, obwohl die Gruppen von sich behaupten, gegen den Rechtsruck einzustehen. Die Sorgen und Nöte der jeden Tag in Deutschland und Europa mit dem Tod von bedrohten Frauen* mit Kopftuch kamen bei den antimuslimischen Hetzer*innen nicht vor.

Aus dem Publikum, wo viele Rassisten saßen, u. a. bekannte Personen von der Deutsch-israelischen Gesellschaft, wurde über die antimuslimische Hetze und ermorderte Frauen gelacht. Es kamen Beiträge, die so auch von Sarrazin hätten kommen können, z. B. dass der Islam eine 100jährige Geschichte von Barbarei hätte. Als ob es nicht schon schlimm genug ist, den sogenannten „Islamismus“ als gesellschaftliches Problem zu fokussieren, wurden so rassistische Diskurse bedient.

Rassismus ist die Realität der muslimischen* Unterdrückten. „In Deutschland gibt es eine dominanzkulturell und institutionell nach wie vor tief eingeschriebene Unterscheidung zwischen Anderen und Nicht-Anderen. Diese operiert mit der Vorstellung und der imaginären Praxis eines physiognomisch und/oder kulturell irgendwie erkennbaren „Wir“ (2) Auch im Vortrag wurde der Antagonismus zwischen der nicht-islamischen Welt und der islamischen Kultur bzw. „arabischen Schamkultur“ aufgemacht.

In Bremen scheint die Realität rechter Diskurse gegen „Islamismus“ und ihre Auswirkungen auf die Betroffenen* zusehends geleugnet zu werden. Nächste Woche soll es sogar eine Veranstaltung zu „Feminimus (!!) gegen Islamismus“ geben.

Der Kampf gegen Muslimfeindschaft und Patriarchat kann nur ein gemeinsamer sein und muss ein intersektionaler, d. h. alle Diskriminierungsperspektiven umfassender sein. Wir müssen den Versuchen entgegentreten, den Rechtsruck salonfähig zu machen und linke Bündnisse gegen Islamophobie und Rassismus verteidigen. Wir bedauern, dass die „BA“ stattdessen dazu beiträgt, Muslim*innen und Muslimisierte zu othern. Wir fordern alle linken Gruppen in Bremen auf, sich von der Veranstaltung und den dortigen Rassisten zu distanzieren!

Freier Zusammenschluss antirassistischer Menschen aus Bremen und Oldenburg

1) https://www.welt.de/politik/deutschland/plus157872373/Hoere-ich-Allahu-A...

(2) http://www.islamiq.de/2017/11/11/religion-wird-zu-einer-differenzkategor...

Antirassistischer Menschen aus Bremen und Oldenburg
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