Tübingen: ehemaliges Hotel Hospiz besetzt.

1. Pressemitteilung

Für eine entschlossene Wohnraumpolitik und gemeinwohlorientiertes Handeln!

Tübingen. Heute morgen besetzten Aktivist*innen das ehemalige Hotel Hospiz. Um 13.00 Uhr wird eine Pressekonferenz stattfinden.

Die Protestwelle geht weiter: vergangene Woche besetzten Aktivist*innen nach einem Konzert der Band Ton Steine Scherben das seit mehreren Jahren leerstehende Haus Ob dem Viedweidle 21, seit zwei Wochen ist der Hörsaal 21 im Kupferbau besetzt – nun auch das Hotel Hospiz

Warum ist das Hotel Hospiz jetzt besetzt?

Das Hotel befindet sich im Eigentum der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Tübingen und soll zeitnah an eine bislang unbekannte Familienstiftung verkauft werden. Familienstiftungen sind keine gemeinnützigen Stiftungen: Sie dienen der Sicherung von Familienvermögen und bieten insbesondere für Immobilienbesitzer*innen zahlreiche steuerliche Vorteile. Laut dem Schwäbischen Tagblatt wollen die neuen Eigentümer*innen günstigen Wohnraum für Studierende schaffen. Die Besetzer*innen fordern, dass Transparenz geschaffen wird: Wer wird das Gebäude kaufen, was bedeutet „günstiger Wohnraum für Studierende“ und wie kann garantiert werden, dass das Gebäude dauerhaft in einer sozialen Nutzung gehalten und dem Immobilienmarkt entzogen bleibt?
Zudem soll durch das zentral gelegene Gebäude eine möglichst breite Öffentlichkeit für das Thema der Wohnraumpolitik weiter sensibilisiert werden und Forderungen an die Stadt für eine entschlossene Wohnraumpolitik Nachdruck verliehen werden. Tübingen kann sich mit dem zweifelhaften Titel rühmen die 6. teuerste Stadt Deutschlands zu sein – das muss sich ändern!

Wer sind die Besetzer*innen?

Die Besetzer*innen haben sich spontan zusammengeschlossen. Sie verbindet der Wunsch nach mehr sozialem Wohnraum und die Forderung nach einer entschlossenen Wohnraumpolitik für eine vielfältige Stadt. „Alle schimpfen über die hohen Preise auf dem Immobilienmarkt, aber wir sehen nicht, dass sich viel bewegt. Ganz im Gegenteil, die Tübinger Mieten steigen weiter“, so eine Besetzerin. „Wohnen ist ein grundlegendes Bedürfnis, das durch die Menschenrechte geschützt wird. Wenn es da Platz für wirtschaftliche Spekulationen gibt, haben wir ein Problem mit der Prioritätensetzung.“ Deshalb möchten sie und die anderen Besetzer*innen mit einem friedlichem Akt des zivilen Ungehorsams ein deutliches Zeichen setzen. Den grundsätzlichen Rahmen der Aktion bildet ein Aktionskonsens, den alle Aktivist*innen unterstützen und der bereits über Twitter veröffentlicht wurde. Alle Entscheidungen werden im basisdemokratischem und konsensbasierten Plenum getroffen. Eine ausführliche Liste mit Forderungen an Politik, Kirche und Studierendenwerk wird zeitnah veröffentlicht.

Kontakt

Eine erste Pressekonferenz findet heute um 13.00 Uhr statt.
Informationen zum weiteren Programm werden über Twitter veröffentlicht.

Pressehandy: 0043 68181407014
E-Mail: hotelhospiz@gmx.de
Twitter: @hotelhospiz
#hotelhospiz #positivbesetzt #besetzen

 

2. Pressemitteilung

Duldung bis Montag, 7.00 Uhr. Die Kirche lehnt alle Forderungen ab. Das Programm für die nächsten Tage nimmt langsam Form an.

Gegen halb 8 Uhr morgens starteten die Besetzer*innen des ehemaligen Hotel Hospiz ihren ersten Versuch, Vertreter*innen der Gesamtkirchengemeinde zu erreichen, um Gesprächsbereitschaft zu signalisieren. Gegen 8 Uhr stellten sich Kirchenvertreter*innen ein, lehnten jedoch einen direkten Kontakt ab. Dieser entstand erst mit Eintreffen des Anwaltes der Kirche, dem die Forderungen der Besetzer*innen vorgelegt wurden. Nach diesem Gespräch ist klar, dass die Forderungen der Besetzer*innen bezüglich des Hotel Hospiz in keinem Punkt erfüllt werden. Allerdings sind die Besetzer*innen bis 7 Uhr am Montagmorgen geduldet, müssen also bis dahin nicht mit einer Räumung rechnen und haben entschieden, diese Vorgabe einzuhalten. Diese Informationen wurden in einer Pressekonferenz um 13 Uhr an die Öffentlichkeit gegeben. Es berichten unter anderem Medienvertreter*innen vom Schwäbischen Tagblatt, SWR4, SWR Fernsehen, Kupferblau, Wüste Welle und DASDING.
Die Zeit bis Montag soll jetzt genutzt werden, um den zentralen Raum in der Tübinger Innenstadt mit Diskussionen über die aktuelle Wohnungspolitik zu füllen. In einem Krippenspiel, das heute bereits aufgeführt wurde und heute um 19.00, sowie morgen noch einmal stattfinden wird, in einer Podiumsdiskussion (Samstag ab 14.30 Uhr) und bei einem Film (Sonntag ab 11 Uhr) sollen die Bürger*innen die Möglichkeit haben, sich zu dem Thema zu informieren und auszutauschen. Auch sonst ist das Haus für Besucher*innen geöffnet und alle sind herzlich eingeladen, die Kälte mit einem Punsch für Politik oder einem Glühwein gegen Gentrifizierung zu vertreiben.

editorial-entscheidung: 
Vorgeschlagen