(Le) Bagger mich nicht an!

Wir begegnen in Connewitz auf unseren täglichen Wegen den Schneisen, die durch die voran eilende Aufwertung in unseren Kiez geschlagen werden. Blickt man nach links, ein Studierendenwohnheim, welches mit einem Quadratmeterpreis von 18 Euro wirbt, nach rechts eine prunkvolle Stadtvilla, deren Tiefgaragenlicht aus den Büschen des Herderparks zu erahnen ist, am Horizont erstrecken sich die Baugerüste der Thalysia Höfe, die schon bald ihre goldenen Tore öffnen werden. Orte wie der Leopoldpark weichen Investorenträumen und wir, die sich all dies nicht leisten können, rücken auf den Bordsteinen immer enger zusammen...

In unserer Wut über die voranschreitende Verdrängung in Connewitz haben wir gestern Nacht zwei Bagger auf dem Baugrund des Parkquatiers Mühlholzgasse in Flammen aufgehen lassen.

Auf der Grünfläche gegenüber des Leopoldparks soll nun ein Wohnblock mit privatem Parkquatier entstehen, ein Quadratmeter dieses idyllischen Plätzchens wird über 3.300 Euro kosten. Auf der Werbeseite des Bauprojekts lässt es sich bestaunen: „Auf der Fläche der Ruine entsteht ein Neubau-Ensemble bestehend aus einer STADTVILLA, einem PAVILLON, einem GARTENLOFT und einem freistehenden GARTENHAUS. […] Dieses Neubau-Ensemble wird nach der neusten EnEV errichtet, hat eine sehr großzügige Tiefgarage, einen Aufzug und alle Wohnungen haben Balkone oder Terrassen. Einfach traumhaft.“ (1) Es braucht nicht sonderlich viel analytische Begabung, um zu verstehen, dass hier ein weiterer Wohlfühlraum für Reiche entstehen soll, der seinen Teil zur Aufwertung und Umgestaltung unseres Viertels von oben beitragen wird. Besonders herzliche Grüße gehen an unsere Freunde von Dima-Immobilien (2), denen wir diese innovative und traumhafte Bereicherung unseres Viertels zu verdanken haben. Besten Dank auch für all die anderen Luxus- und Nobelprojekte, die ihr im Sinne der Bevölkerung Leipzigs in der ganzen Stadt realisiert.

Es bleibt nicht mehr viel Zeit, um dieser scheinbar übermächtigen Entwicklung etwas entgegenzusetzen. Nur mit Petitionen, Stadtratsbeschlüssen oder befriedeten Demonstrationen und ein wenig Empörung werden wir der Stadt der Reichen und Investoren nichts entgegenzusetzen haben. Was wir vorschlagen, sind kämpferische und solidarische Zusammenschlüsse, die bereit sind, die existentiellen Angriffe, die gegen uns geführt werden, zu erwidern. Wir müssen die bedrückende Stille beenden, deren einzige Funktion es ist, das Getöße des sozialen Kriegs, der gegen uns tobt, zu verbergen. Es ist an der Zeit, den Träumen der Reichen und Mächtigen, die auf Ausbeutung und Unterdrückung fußen, mit Feuer zu begegnen.

Unsere kämpferischen Grüße gehen an alle, die nachts Farbe an die Wände bringen und der permanenten Bullenbesatzung etwas entgegensetzen, die sich von Repression und Polizeistaat nicht einschüchtern lassen, die die Überwachung und Kontrolle des öffentlichen Raums nicht länger hinnehmen wollen. An alle, auf die wir zählen können, in diesem Kampf gegen die verwertungsorientierte Umgestaltung von Connewitz und für eine bessere Welt.

Black Triangle bleibt!

Solidarität mit den vor kurzem in Connewitz von Bullen angegriffenen und misshandelten jungen Genoss*innen!

 

(1) https://www.immobilienscout24.de/neubau/dima-immobilien-seit-1995/verkaufsstart-parkquartier-muehlholzgasse/72281.html
(2) https://dima-immobilien.de/

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Ergänzungen