G7 in Bayern - Darf's ein bisschen Militanz sein?

Event Datum: 
Samstag, Juni 25, 2022 - 12:00
Einige Gedanken zur kollektiven Militanz vor dem Treffen der herrschenden Klasse in Elmau. Und einige Gedanken dazu, warum sich auch eine Millionenstadt wire München als Ort für Riots eignet.

Es ist bald soweit, der G7 tagt am Rande der bayerischen Alpen, und Bundeskanzler Scholz hat einen Traum: Sein eigenes Trauma von vor fünf Jahren überwinden, als er vom Balkon der Elbphilharmonie über die Hamburger Skyline blickte, aus der die Rauchschwaden allerorts gen Himmel stiegen. Um dergleichen zu vermeiden, zogen die Herrschenden den Joker - und verpassten der Alpenregion kurzerhand nochmal den G7-Gipfel. Elmau Reloaded. Es war ja vor sieben Jahren so schön, das gemeinsame Fressen der Weltelite, keine störenden Protestaktionen. Einfach ein deutscher Traum. Bayerns Law- and Order-Politik kam danach aus dem Schulterklopfen nicht mehr raus - "Bei uns nicht! Mia san Mia!" So sinngemäß. Dass Elmau 2015  so nett verlief, wir wissen es alle, lag auch daran, dass viel Mobi-Kraft in die Aktionen gegen die EZB-Eröffnung einige Wochen vorher in FFM geflossen war... aber das ist eine andere Geschichte.

Am Sonntag jedenfalls ist die Schaufensterveranstaltung soweit. 5 Jahre vergangen, seitdem eine Handvoll AktivistInnen an der Elbe zeigte, wie mensch mit entsprechender Vorbereitung die medial gewünschten Bilder mit denen von Feuer und Militanz überlagern kann. Bayerns Gewerkschaftsbullen und Bullenleithammel rührten schon Anfang der Woche die Werbetrommel, "Es gibt keinen Schwarzen Block" und ähnlichen Unsinn. Plötzlich brannten einige Bullenkarren vorletzte Nacht. Oh Schreck!! Und das im so ordentlichen, sicheren München? Sind sie etwa doch auf der "Anreise" oder schon vor Ort, die bösen AktivistInnen mit den schwarzen Kapuzenhoodies? Der Münchner OB jedenfalls, O-Ton, ist "stinksauer". Aktionsorientierte AktivistInnen werden davon sicher schwer beeindruckt sein... 

Zuvor einige Grundgedanken zur bayerischen Bullenstrategie: Die repressive Unterdrückung von Massenprotest gehört seit jeher zur DNA bayerischer Sicherheitspolitik. Einige ältere von uns erinnern sich an Wackersdorf, andere an den Gipfel von 1992 (ja, es fand schonmal ein G7 statt, damals sogar direkt in München). Militanz war jedoch immer wieder auch in Bayern möglich. Entschlossenes gemeinsames Handeln machten es möglich, dass an Pfingsten 86 Bayerns Polizeistreitmacht am Wackersdorfer Bauzaun über drei Tage am Stück immer wieder erfolgreich zurückgeschlagen wurde und enorm hohe Verluste mit Verletzten erlitt. Nur als Denkanstoß für diejenigen, die heute noch der Ansicht sind, in Bayern seien keine Aktionen möglich. Die bayerischen Bullen leben mehr von ihrem Mythos anstatt von wirklicher Kampfkraft. Wir erinnern uns noch mit einem Lächeln im Gesicht an die G8-Demo 2007, als am Rostocker Stadthafen bayerische USK-Schläger die Prügel ihres Bullenlebens bekamen. 

Militanz ist auch in Bayern möglich. München ist eine Großstadt wie jede andere auch, in ihrer Struktur nicht anders als Hamburg oder Berlin. 

Wir rufen dazu auf, am Samstag die Großdemo in München mit einem handlungsfähigen offensiven und starken Internationalitsischen Block zu begleiten. Und uns für diesen Tag wie auch die anschließenden Tage und Nächte bewusst alle Formen des Handeln - auch die der Militanz - offen zu lassen. Mit einem kleinen Häuflein aus AktivistInnen aus dem Bundesgebiet und anderen europäischen Ländern wollen wir der bayerischen Landeshauptstadt und an den Tagen darauf der Alpen-Idylle eine kollektive Lektion erteilen, die sie in ihrem Leben nicht vergessen werden. Nach diesem Gipfel wird niemensch mehr sagen, es sei eine gute Idee, ein Treffen der Herrschenden nach Bayern zu verlegen. 

Erfahrungen von der HH-Hafenstraße bis Heiligendamm haben gelehrt: ein großer entschlossener und geschlossener Block innerhalb einer Bündnisdemo - und die Bullen halten beeindruckt Abstand. Militanz kann sich in vielerlei Formen entfalten, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Eine Millionenmetropole hat zahllose Ziele, bei Tag wie bei Nacht, auf der Demo-Strecke wie nach der Demo. Die Bullenstreitmacht ist hingegen im Juni 2022 nicht mobiler und beweglicher als noch 2017 in Hamburg. BFE-Greiftrupps, Hundertschaften, ja selbst SEKs ,müssen erst von A nach B verlegt werden. Da gehen kostbare Minuten verloren, die mensch effektiv nutzen kann. Mal hier eine Barri, mal da etwas Feuer. Attacken auf die in München unzähligen Symbole des Raubtierkapitalismus.

Bringt Eure Ideen am Samstag konstruktiv ein und lasst uns der Weißwurst-Idylle zeigen, dass jeder G7-Gipfel in Zukunft ein Desaster werden wird.

Fight G 7 -- Egal wo, egal wann, und egal wieviele Bullen das System aufbietet. 

 

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