Kritik zur "Kick-Them-Out"-Demo in Halle

 

Am Samstag, den 14.04.18 fand unter dem Motto "Kick-Them-Out -Nazizentren dichtmachen" eine feministische Demo gegen die "Identitäre Bewegung" in Halle statt.

Ich selbst komme nicht aus Halle und bin dort hingefahren, um mit meiner Bezugsgruppe an der Demo teilzunehmen.

Zunächst einmal ist es toll, wenn es Leute gibt, die an so einem Ort, wo es bestimmt nicht immer so einfach ist, eine Demo zu organisieren. Halle ist extrem wichtig für die "Identitäre Bewegung" und die "Neue Rechte". Umso wichtiger ist es, dass sich Menschen finden, die sich den Rechten entgegenstellen und deren Ideologie bekämpfen. Schade ist es aber, dass das hier aus meiner Sicht in Teilen schief ging.

Natürlich kann man* mir sagen, dass ich die Strukturen vor Ort nicht gut genug kenne oder womöglich keine Ahnung von antifaschistischer Arbeit in Sachsen-Anhalt und den Bedigungen dort habe. Trotzdem möchte ich Kritik "von außen üben zu dem, was ich auf der Demo erlebt und gehört habe. Ich hoffe, dass ich das konstruktiv tue.

Es handelt sich vorallem um 2 Redebeiträge,  - und damit auch Postionen, die teilnehmende Gruppen vertreten- auf die sich meine Kritik bezieht.

Der 1. Redebeitrag von "Feminismus oder Schlägerei" zur Auftaktkundgebung fing vielversprechend an. Leider wurde dann irgendwann gesagt: "[..] kann das Kopftuch auch in der weiß-deutschen Mehrheitsgesellschaft nie emanzipatorisch sein, egal aus welchen Gründen Frauen es tragen [...]". Frauen zu sagen, was sie tragen sollen und was nicht, ist zutiefst antifeministisch. Warum die Notwendgkeit gesehen wurde, mit diesem Statement, auf dieser Demo gerade Muslimas, also mehrfach marginalisierte Frauen, anzugehen, verstehe ich nicht. Außerdem war die Ansage "Eine Strömung des Feminismus hat es zur Lösung erkoren, Geschlecht möglichst schwammig, divers und individuell zu fassen. Allerdings kommt es dem Patriachat im Neoliberalismus eigentlich ganz recht wenn alles - also auch Geschlechterbilder - so flexibel wie möglich sind. Für diese Feministinnen ist Geschlecht nicht mehr, als Identität oder ein Gefühl. So kann man weder weder Strukturen analysieren noch für gemeinsame Interessen kämpfen." cis-sexistisch und krass ausschließend.

Der Redebeitrag von "Gegen den Deutschen Normalzustand" währrend der letzten Zwischenkundgebung, war noch deutlicher. Hier wurde pauschal gegen den Islam polemisiert. Hierbei wurde nur der Islam und keine andere Religion angesprochen. Allein der Islam wurde vereinzelt und als etwas "Bedrohliches" und "anderes" dargestellt. Das geht nicht. Dieser Doppelstandard geht nicht. Warum übernimmt man* hier das Narrativ der Rechten? Der Islam als "fremde Bedrohung"? Wieso macht man* die Diskursverschiebung nach rechts mit? Das soetwas SO selbst auf einer linken Demo gesagt wird, ist ein enormer Erfolg für "Die Neue Rechte"/Nazis und ihre Diskurs-Strategie. Wenn wir so gegen sie demonstrieren, hellfen wir ihnen mehr, als dass wir sie bekämpfen. Und was noch schlimmer ist: wir schaden von Rassismus Bettroffenen/ agieren selber rassistisch.

Es geht auch darum, wie wir kämpfen wollen und mit wem. Mit welchen Gruppen arbeitet man* zusammen? Natürlich gibt es das Argument, dass es in kleineren Städten vielleicht kaum Gruppen gibt und man* Zweckbündnisse eingehen müsse, um überhaupt handlungsfähig zu werden. Aber das rechtfertigt nichts.

Warum wurde es bei der Kick-them-Out-Demo überhaupt von mehreren Gruppen für nötig gehalten, den Islam so stark und explizit zum Thema zu machen? Die Demo sollte doch hauptsächlich gegen die "Identitäre Bewegung" gehen. Auch das könnte ein Diskurs-Erfolg der Rechten sein. Sie bestimmen die Themen. Und genau wie in rechten Erzählungen, wurde der Islam im Redebeitrag auf der Demo zu "dem Anderen", "dem Fremden" gemacht. Gleicher Mechanismus, gleiches Narrativ -

                                                                           Deutscher Normalzustand eben.

 

Den Redebeitrag von "Feminismus oder Schägerei" könnt ihr zum nachlesen auf dem Kick them Out Blog finden: https://kickthemout.noblogs.org/

editorial-entscheidung: 
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