Italien: Andreas Krebs bleibt weiter im Knast!

Hallo,

 

in den letzten Minuten des 6.Mai, Tag der Verhandlung beim Kassationsgericht in Rom, haben wir erfahren. dass die vorangehenden Urteile gegen Andreas Krebs (24 Jahre) bestätigt wurden. Ohne weitere Information. Einfach nur das. Das hat uns etwas blockiert, die Information direkt weiter zu geben.

 

Dass schon am ersten Tag beschlossen wurde, lässt uns vermuten, dass man den gegenwärtigen Zustand des Gefangenen gar nicht berücksichtigt, sich auch keine Mühe gegeben hat, den "Fall" noch einmal gründlich zu überprüfen. Und das, obwohl ein Gericht nach der ersten Festnahme und Einsicht in das Videomaterial der Überwachungskamera zu dem Schluss gekommen war, dass kein Mord vorlag.

Dass Andreas dann aus dem zunächst gewährten Hausarrest nach Deutschland floh, hat unseres Wissens nach mit Selbstjustiz-Bedrohungen durch die Familie des nach der körperlichen Konfrontation Verstorbenen zu tun.  Es war kein Beweis seiner Schuld. Hatte es die staatliche Justiz dann nötig, mit Rache statt mit einigermaßen sachlicher Beurteilung zu reagieren?

 

Es ist also nur eines klar: Die endgültige juristische Entscheidung ist da. Der Fall ist abgeschlossen. Diese Rechtslage ermöglicht es jetzt zumindest sofort, die  Überstellung nach Deutschland für den todkranken Gefangenen zu veranlassen. So wie die Ämter in Italien und in Deutschland arbeiten, kann sich aber auch das noch so weit hinziehen, dass Andreas das positive Ergebnis nicht mehr erlebt. Dass er also nicht mal von ihm nahe stehenden Menschen Abschied nehmen kann.

 

Die medizinische Versorgung ist grundsätzlich auch in deutschen Gefängnissen miserabel, das wissen wir alle. Aber das, was bisher in Italien mit Andreas alles unterlassen wurde, wirkt wie eine bewusste Zu-Tode-Vollstreckung, ist besonders krass.  Angeblich ist er in den letzten Wochen sogar im Gefängnis Secondigliano wieder aus der Krankenstation in eine frühere Abteilung  zurück verlegt worden. Noch schlechter geht es anscheinend gar nicht mehr. Eine sofortige Überstellung nach Berlin könnte Andreas nicht mehr heilen, möglicherweise aber das physische Leiden etwas verringern, ganz sicher psychisch bessere Rahmenbedingungen schaffen.

 

Auch in Italien gibt es Menschen, die Andreas von draußen zu unterstützen versuchen. Doch er wird weitgehend isoliert und die Korrespondenz fällt ihm immer schwerer. Wir hoffen darauf, dass sich nun mehrere knastkritische Gruppen und Personen aufraffen, Andreas durch Druck auf hiesige Instanzen und Öffentlichkeitsherstellung zu einer baldigen Rückkehr nach Deutschland zu verhelfen, wie er sich das wünscht. Er selbst hat sich ja auch immer wieder für Gefangene eingesetzt, die besonders in die Mühlen der Justiz geraten waren. Er sollte jetzt spüren können, dass er nicht alleine steht.

 

Bitte teilt uns mit, wenn Ihr etwas diesbezüglich unternehmt, damit wir eventuell etwas miteinander koordinieren können! Auch einen kurzfristigen Verteiler zu wechselseitiger Information beteiligter Engagierter wurden wir gerne zusammen stellen, sofern Ihr dazu bereit seid. (Es haben sich ja im hiesigen Verteiler schon einige diesbezüglich sichtbar gemacht.)

 

Autonomes Knastprojekt, Köln

 

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