In die Offensive - Gegen den 1000-Kreuze-Marsch 2018 in Münster 17.03.18 #1703ms

Event Datum: 
Donnerstag, März 15, 2018 - 13:15
Stadt/Region: 
In 2 Tagen wollen Abtreibungsgegner*innen, Antifeminist*innen und christliche Fundamentalist*innen in Münster wieder einen sogenannten 1000-Kreuze-Marsch durchführen. Auch in diesem Jahr wird dieser rechte Aufmarsch mit kreativem und spürbarem Widerspruch konfrontiert werden. Ein Überblick über geplante Aktionen, Anlaufpunkte und der zu erwartenden Strategie der Polizei:

Der sogenannte 1000-Kreuze-Marsch wird auf der gleichen Route wie in den letzten Jahren ab 14 Uhr von der Aegidiikirche aus durch die Münsteraner Innenstadt führen und gegen 17 Uhr am Dom enden. Auch aufgrund der Proteste ist die Zahl der Teilnehmer*innen in den letzten Jahren deutlich geschrumpft. Dennoch ist davon auszugehen, dass die Fundis zwischen 100 und 200 Menschen für ihre „Prozession“ mobilisieren können.

Die Proteste beginnen am Samstag mit der Demonstration des Bündnisses für sexuelle Selbstbestimmung. Diese startet um 13:30 Uhr vor dem Hauptbahnhof in Münster und führt in die Innenstadt, wo sie ab 14:30 Uhr in eine Kundgebung auf dem Prinzipalmarkt – direkt an der Route der Fundis – übergeht. Aufruf und weitere Informationen findet ihr hier.

Um 16 Uhr startet die linksradikale Demo „Feminismus in die Offensive“, zu der „Eklat Münster“ und andere Gruppen aufrufen, ab dem LWL-Museum in der Innenstadt. Die Demo endet später am Hauptbahnhof, es wird Anreisen aus mehreren Städten in NRW geben.

Zudem steht im Hausprojekt der Frauenstraße 24 ein sicherer Rückzugsort zur Verfügung.

Einen guten Überblick liefert euch die Aktionskarte der Genoss*innen von Eklat.

Auf twitter wird es immer wieder aktuelle Infos geben: Checkt den Account https://twitter.com/eklat_ms und den Hashtag #1703ms

Neben den angemeldeten Demos wird auch in diesem Jahr zu kreativen Aktionen rund um den Marsch der Fundis aufgerufen. Diese gab es von Beginn an in verschiedensten Formen. Sie waren immer effektiv, sahen sich aber auch immer mit Repression konfrontiert. Dazu einige Erfahrungen und Gedanken:

Im Gegensatz zu anderen rechten Aufmärschen, die meist in hermetisch abgeriegelten und abgelegenen Vierteln stattfinden, wird dem 1000-Kreuze-Marsch immer wieder eine Route mitten in der Münsteraner Innenstadt erlaubt. Eine weiträumige Absperrung der Route wird von der Polizei nicht vorgenommen, da dies die komplette Innenstadt lahmlegen würde. Die Route ist also mit Ausnahme des Startpunktes in der Regel gut zugänglich. Nach erfolgreichen Blockaden im ersten Jahr der Aufmärsche wird der 1000-Kreuze-Marsch aber durch eine massive Polizeipräsenz geschützt (mindestens die ortsansässige Hundertschaft, ggf. mit Unterstützung aus anderen Städten). Der Marsch läuft seine Route dann in einem durchgängigen Polizeispalier, mit weiteren Gruppen von Polizist*innen als Vor- und Nachhut. Blockaden sind dementsprechend möglich, diese wurden durch die Polizei aber in den letzten Jahren nicht toleriert, sondern rabiat aus dem Weg geräumt oder – falls sie zu groß waren – gekesselt und später abgeräumt. Die Münsteraner Innenstadt bietet sehr viele Ausweichmöglichkeiten, so dass eine effektive Blockade des Aufmarsches eher unrealistisch ist.

Deshalb hat sich das Aktionskonzept der meisten Bezugsgruppen in den letzten Jahren auf Aktionen an der Route bzw. am 1000-Kreuze-Marsch selbst konzentriert. Hier gab es Kiss-Ins, Konfetti, Transparente, Luftballons aus Kondomen, Störaktionen im Aufmarsch selbst (Gerüchten zu Folge kamen dabei immer wieder Kreuze abhanden…) sowie kontinuierlichen unüberhörbaren Protest, der jegliche Außenwirkung der Fundis verhinderte.

Das Gewaltpotenzial des 1000-Kreuze-Marsches schätzen wir als deutlich geringer ein als das anderer rechter Aufmärsche, die meisten Teilnehmer*innen legen es nicht auf eine körperliche Auseinandersetzung an. Nichtdestotrotz gab es in den letzten Jahren immer wieder Übergriffe auf Gegendemonstrant*innen aus dem Marsch heraus. Zudem liefen vereinzelt Nazis und Mitglieder anderer extrem rechter Organisationen mit. Eine Bezugsgruppe, die aufeinander (und auf andere) aufpasst, ist und bleibt also unerlässlich.Der 1000-Kreuze-Marsch wurde in den letzten Jahren immer von einem relativ professionell ausgestatteten eigenen Kamerateam begleitet, das den Marsch und die Proteste durchgehend filmte und die Aufnahmen später im Internet veröffentlichte. Bei der Auswahl der Garderobe für den 17. März sollte das bedacht werden – kreative Accessoires wie Perücken, Schminke, bunte Sonnenbrillen usw. haben sich in den letzten Jahren bewährt.

Die Polizei toleriert diese begleitenden Protestformen mittlerweile in einem gewissen Rahmen, weil sie in der engen Innenstadt nicht zu verhindern sind. Lautstarker Protest an der Route bzw. am Marsch wird in der Regel zugelassen. Sobald es jedoch um Aktionen geht, versucht die Polizei, diese rabiat zu unterbinden. Aufgrund der zahlreichen Passant*innen und der kurzen Distanz wird Pfefferspray nur äußerst selten eingesetzt, stattdessen wird massiv geschubst, geschoben und immer wieder zugeschlagen. Das Eskalationslevel ist immer abhängig von den jeweiligen Beamt*innen, aber am Anfang des Marsches und vor allem gegen Ende muss damit gerechnet werden, dass auf Konfettiwürfe durchaus auch mal mit Faustschlägen geantwortet wird.

Abgesehen von Blockaden sind Festnahmen in größerem Umfang beim Aufmarsch eher nicht zu erwarten. Gegen Ende des Marsches erfolgten aber regelmäßig teils brutale Festnahmen. Die Vorwürfe sind in der Regel eher nichtig (Versammlungsgesetz, Beleidigung, etc.) – hier geht es vor allem darum, die Proteste zu zerstreuen. Die eingesetzte Polizeihundertschaften verfolgten an den Nachmittagen meist eine Strategie der Eskalation und Repression.Zudem filmt die Polizei die Proteste durchgängig und wertet diese Aufnahmen auch aus, um später Menschen zu identifizieren und Festnahmen zu tätigen. Je nach Tagesverlauf kann es also Sinn machen, rechtzeitig nach Hause zu gehen. Sollte das mal nicht klappen, gibt es funktionierende EA-Strukturen, die euch unterstützen. Unabhängig davon gilt am 17.03. wieder:

Crosses in white, cops in blue – we want to smash patriarchy with you! Raise Your Voice – Your Body – Your Choice!

 

ALLE NACH MÜNSTER!

 

https://eklatmuenster.noblogs.org/anreise/

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