Das Rad nicht neu erfinden – Vortrag & Diskussion zu linker Arbeitskampfunterstützung von außen

Event Datum: 
Donnerstag, April 12, 2018 - 19:30
Stadt/Region: 
Auf Einladung der Gruppe Salt City Antifa werden wir am 12. April 2018 um 19.30 Uhr im Infocafe Anna & Arthur (Katzenstraße 2, 21335 Lüneburg) über das Thema der Arbeitskampfunterstützung durch linke Aktivist*innen sprechen.

Fast so scheint es als würde gewisse Teile der radikalen Linken wieder über Klassenkämpfe und die Belange von Arbeiter*innen sprechen wollen. Spätestens im Zuge der Veröffentlichung Didier Eribons Buch „Rückkehr nach Reims“ und den Debatten um eine neue Klassenpolitik sind die Lesekreise sowie Beiträge in linken bis hin zu bürgerlichen Zeitungen gut gefüllt mit Abhandlungen über aktuelle Themen zur Klassenfrage. Doch oftmals mangelt es gar nicht an einer theoretischen „Beschäftigung“ mit Marxschen Begriffen wie Klasse, Kapital oder auch der medialen Zurkenntnisnahme von Arbeiter*innenstreiks. Was vielmehr zu kurz kommt ist das kollektive Erleben und Auswerten konkreter Erfahrungen, die erst durch die gemeinsame Arbeitskampfbeteiligung entstehen können. Das Wissen früherer Generationen über die Analyse von konkreten Betrieben sowie dortigen Kampfbedingungen, das Organisieren oder Unterstützen von Arbeitskämpfen und die Entwicklung widerständiger Praxen am Arbeitsplatz ist im Bewusstsein der radikalen Linken, die selbst größtenteils ein Dasein als Lohnabhängige fristen muss, weitestgehend verschüttet gegangen. Die Aktivist*innen, sofern sie es nicht eh schon versäumen ihre eigenen Arbeits- und Lebensbedingungen als Ausgang ihrer Klassenkonflikte zu politisieren, sind für die stattfindenden Arbeitskämpfe im Zeitalter des digitalen Kapitalismus kaum von Bedeutung. Diese ernüchternde Hypothese bildet die Ausgangslage für den Vortrag, der mehr als ein schnödes Referat über längst vergangene Revolutionshoffnungen einer klassenkämpferischen Linken sein will. Vielmehr sollen Fragen zur konkreten Arbeitskampfunterstützung praxisnah beantwortet werden. Anhand der Beobachtungen und Diskussionen, die der Referent sowie seine Genoss*innen bei Amazon in Leipzig als auch anderen Konflikten gesammelt haben, sollen vorhandene Ansätze zur Kooperation mit kämpferischen Kolleg*innen u.a. in der Logistik dargelegt werden. Explizites Ziel des Vortrags ist es daher nicht, bloß bei einer theoretischen Einschätzung über aktuelle Arbeitsbedingungen und das Niveau von Klassenkämpfen in der BRD stehen zu bleiben, sondern erprobte Werkzeuge für die arbeitskämpferische Praxis interessierten Genoss*innen zur Diskussion zu stellen. Wie kann ich Kontakt zu Belegschaften herstellen, wenn ich nicht selbst vor Ort arbeite? Was für Mittel gibt es, um kämpferische Kolleg*innen langfristig zu unterstützen? Welche Rolle spielen die Gewerkschaften dabei? Wie kann ich mir überhaupt Wissen über den Betrieb und seine Besonderheiten aneignen, um es für meine politische Arbeit zu nutzen? Was für Fallstricke gibt es womöglich? Wie antikapitalisisch können solche Kämpfe überhaupt sein? Wie lassen sich verschiedene Belegschaften und ihre Konflikte mit anderen verbinden? Diese und weitere Fragen gilt es zu beantworten. Was die Begriffe der Mit-Untersuchung, Klassenzusammensetzung, Solidaritätsbündnisse und des Organizing damit zu tun haben, soll im Zuge des Vortrags geklärt werden.

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