Heraus zum Tag der Jugend (1.6)

Event Datum: 
Dienstag, Juni 1, 2021 - 17:30
Stadt/Region: 
Vor 2 Jahren verfassten wir als „Fight for your Future“-Vernetzung unser Selbstverständnis** um unser Anliegen, dem historischen Kindertag neues Leben einzuhauchen, zu erklären. Wir haben damals schon begriffen, dass wir als Jugend zur Lösung der Probleme beitragen müssen. Die Aufgabe, als verändernde Kraft aufzutreten und Lösungen zu suchen wird uns keine Politiker*in abnehmen.

Für einen Tag der Jugend, von der Jugend für die Jugend!   Vor 2 Jahren verfassten wir als „Fight for your Future“-Vernetzung unser Selbstverständnis** um unser Anliegen, dem historischen Kindertag neues Leben einzuhauchen, zu erklären. Wir haben damals schon begriffen, dass wir als Jugend zur Lösung der Probleme beitragen müssen. Die Aufgabe, als verändernde Kraft aufzutreten und Lösungen zu suchen wird uns keine Politiker*in abnehmen. Als Jugend werden wir vom schulischen System entmündigt und nach unserer Verwertbarkeit sortiert. Wir sollen als nächste und übernächste Generation diesen Wahnsinn weiterführen, der in letzter Konsequenz auf die Zerstörung unseres Planeten hinausläuft, nachdem unsere Würde als Menschen zerstört wurde. Wir sehen uns mit multiplen Krisen konfrontiert die alle ihre eigene zerstörerische Wirkung auf unser Leben und unsere Umwelt besitzen, aber im Kern miteinander verbunden sind.   Die wirtschaftliche Krise, die uns alle paar Jahre heimsucht wird durch die Situation um und mit Corona beschleunigt und verstärkt. Kurz gesagt: Immer mehr Aspekte unserer Leben werden durch das Kapital verwertet. Alles wird dem Profit untergeordnet und nach seinen Maximen verwertbar gemacht. Ob es nun die Grundlagen unseres Lebens (Gesundheit, Wohnraum, Nahrung, Kultur, etc.) oder unserer Umwelt sind, ist zweitranig. Der Großteil des gesellschaftlich von Allen erwirtschafteten Reichtums kommt nur denjenigen zu Gute die Marktmacht und Eigentumsrechte besitzen.  Was einzig zählt ist es aus Kapital mehr Kapital, aus Geld mehr Geld zu machen. Wie kann es sein, dass Obdachlosigkeit und Luxuswohnungen, bittere Armut und unvorstellbarer Reichtum*1, Arbeitslosigkeit und Burnout durch Überarbeitung nebeneinander existieren? Eine detaillierte Analyse würde hier den Rahmen sprengen. Doch wir wissen das Problem liegt im System. Jahrzehnte des Klassenkampfes von Oben(Neoliberalismus, Agenda 2010) haben zur Zuspitzung unserer Probleme beigetragen und selbst hier in Europa, große Teile der Bevölkerung an den Rand einer menschenwürdigen Existenz gedrängt.Es wird Zeit zu handeln. Gegen den Profit der Wenigen, für die Zukunft der Vielen!   Wir als kommende Generationen sind die Leidtragenden der Klimakrise, welche unseren Planeten verwüstet hat und weiterhin zerstört. Immer extremere Temperaturen und Wetterlagen, sowie der steigende Meeresspiegel bei gleichzeitigen Dürreperioden,  werden die Lebensräume vieler Tiere und die Lebensgrundlagen großer Teile der Menschheit zerstören. Große Teile der Erde wurden bereits durch Erdöl, atomaren Fallout und Müll, Plastik und andere Begleiterscheinungen unserer Zivilisation so weit zerstört, dass sie unbewohnbar geworden sind. Und wofür? Am Ende bestimmt der Profit. Für ein paar Euro mehr wird unsere Welt geplündert und unsere Zukunft zerstört. Der Kapitalismus braucht fossile Brennstoffe welche die Erderwärmung vorantreiben. Um den kapitalistischen Energiebedarf zu decken wurden in den letzten 300 Jahren bis dahin ungesehene ökologische Verbrechen an unserem Planeten verübt. Die Frage ist dabei nicht ob das System fällt sondern wann und wie die Konsequenzen für die Menschheit aussehen werden. Unser Kampf für eine ökologisch nachhaltige Zukunft, für die Zukunft der Menschheit auf einem intakten Planten, muss global gesehen und lokal geführt werden.   Uns muss aber auch bewusst sein, dass wir als Jugend im kapitalistischen Zentrum eine privilegierte Position besitzen. Kriege und militärische Auseinandersetzungen wie in Syrien/Kurdistan, Libyen, Afghanistan oder im Jemen greifen immer weiter um sich. Militärs und autoritäre Systeme unterdrücken den Freiheitswillen ihrer Bevölkerung in Chile, Hongkong, Myanmar, Kolumbien und an so vielen anderen Orten. Bewaffnete Konflikte bis hin zu Krieg und Bürgerkrieg zerstören die Möglichkeiten eines geschützten Aufwachsens und einer unbeschwerten Kindheit oder Jugend. Das zivile Leben und demokratische Entscheidungsprozesse treten hinter das Recht des Stärkeren, besser Bewaffneten zurück. Die Waffen ohne die diese Kriege nicht möglich wären, ohne die Massaker und Vertreibung in ihrer jetzigen Form nicht umsetzbar wären, werden meist im Westen hergestellt. Deutschland ist einer der weltweit führenden Hersteller dieser Mordwerkzeuge. Despotische Staaten wie Saudi-Arabien, Türkei und Ägypten gehören zu den Abnehmern. Die Liste ist lang und ließe sich beliebig fortsetzen. In Kriegen nimmt sexualisierte Gewalt zu und wird oft von Soldaten als Waffe genutzt. Junge Männer werden in den Krieg gezwungen, sie werden oft schlecht ausgerüstet und stehen professionellen Soldat*innen und Söldnern gegenüber. FLINTA*, Kinder und Jugendliche, ihre Wünsche, Träume, Unversehrtheit und Zukunft sind stets unter den ersten Opfern von Kriegen in ihren diversen Formen.   Wenn sich nun aber Menschen  mit der Hoffnung auf ein sicheres Leben in Würde nach Europa aufmachen, werden sie von einer militarisierten Grenzpolizei aufs Meer zurück geschoben oder in Lager gesteckt. Der Wunsch nach einer gesicherten Zukunft, sich entfalten und etwas aufbauen zu können ist seit jeher ein bedeutender Teil des Heranwachsens. Doch dieser bescheidene Wunsch wird so vielen Menschen verwehrt, die die falschen Papiere besitzen. Es ist viel von einer „Flüchtlingskrise“ gesprochen worden. Wir sehen nur eine Krise der Menschlichkeit und des Anstands. Moria und Kara Tepe sind Orte wie aus der Hölle und es müsste sie nicht geben, wenn die Menschen die nach Europa kommen mit Menschlichkeit empfangen werden würden. Hotels stehen leer während Menschen im Dreck, in der Kälte und in Ungewissheit leben und sterben müssen.Doch die Privilegierten die nicht teilen wollen, schreien laut und wollen die Stimme der Menschlichkeit übertönen. Sie treten nach unten, weil sie nach oben buckeln. Sie trauen sich nicht gegen die herrschende Ordnung aufzustehen und für ein gutes Leben für alle einzustehen.   Im Gegenteil: der Faschismus erstarkt an so vielen Orten der Welt zeitgleich und mit ihm zusammen antisemitische, rassistische und patriarchale Denkmuster. Wir sehen uns einem globalen Rechtsruck ausgesetzt, der seine rechten Akteure aufs Neue in den politischen Systemen festsetzt. Sie vereint die psychotische Mischung aus alten Verschwörungstheorien in neuem Design (Pizza Gate, Adrenochrome, Coronaleugnung) und der rassistischen Mobilisierung weiter Teile der Bevölkerung. Trumps Präsidentschaft war ein besonders offensichtlicher Erfolg dieser Bewegung aus Propaganda, Falschinformationen und nationalistischem Hass. In Deutschland drückt sich die Faschisierung der Gesellschaft in den zweistelligen Ergebnissen der AfD aus. Rassistische und antisemitische Ideologien verschränken sich mit dem Hass auf FLINTA* und führen zu Anschlägen wie in Halle oder Hanau. Wir stehen mit den Betroffenen gegen den Hass der Nazis, Incels und Neurechten. Eine Jugend, die sich nicht durch Rassismus, Hass auf Frauen, Queere Menschen, Trans- und Homophobie spalten lässt, welche die Werte der Gleichwertigkeit und der Menschlichkeit hochhält, kann den Faschismus dorthin verbannen wo er hingehört: auf den Müllhaufen der Geschichte. Wir werden kämpfen müssen, um uns eine Zukunft zu sichern, die nicht im Klima der Unterdrückung, Kontrolle, Schikane, Ausgrenzung und Ungerechtigkeit erstickt.   Beim Kampf gegen den Faschismus und die rassistische Bedrohung an Leib und Leben unserer Mitmenschen, Freund*innen und Bekannten können wir uns nicht auf die deutschen Sicherheitsbehörden verlassen. Die letzten Jahre haben gezeigt wie stark diese bereits von RassistInnen, FaschistInnen und bekennenden Nazis unterwandert sind. Uns überrascht das kein bisschen. Denn wir sind uns im Klaren darüber, dass die Polizei und das Militär im Kern nationalistische, patriarchale, autoritäre und unterdrückerische Institutionen sind. Wir glauben euren Geheimdiensten und Polizeistrukturen kein Wort mehr. Wer hat Oury Jalloh, Laye Conde und so viele Andere umgebracht? Wer hat die Akten über V-Leute im Umfeld des NSU geschreddert? Die Helfer und Helfeshelfer der Mörder gedeckt? Wer hat die Strukturen des Rechtsterrorismus mit aufgebaut? Wer verfolgt Antifaschist*innen die sich dem Wahnsinn in den Weg stellen? Wer hat Jo, Dy und Lina weggesperrt? Wir dürfen dem Staat auf keinen Fall vertrauen und müssen unseren Selbstschutz miteinander organisieren!   Das zählt aber nicht nur im Kampf gegen Faschismus, Antisemitismus und Rassismus. Jeden dritten Tag wird eine Frau von ihrem Partner in Deutschland ermordet. In Leipzig wurden in den letzten 2 Jahren zwei Frauen ermordet weil sie Frauen sind. Diese abscheulichen Morde werden durch eine erstarkte feministische Bewegung thematisiert die, inspiriert von der „Ni una Menos“ Bewegung, Gewalt gegen FLINTA* stärker in den Fokus einer linken und feministischen Bewegung gestellt hat. Es gibt so viele Ungerechtigkeiten gegen Menschen die nicht der priviligierten Identität eines Cis-Mannes entsprechen. FLINTA* bekommen weniger Geld (Gender Pay Gap), sterben häufiger einen vermeidbaren Tod oder kommen zu Schaden, weil diese Welt auf Männer ausgerichtet ist (Gender Data Gap). FLINTA* werden weltweit aufgrund ihrer Gebärfähigkeit kontrolliert und unterdrückt oder wegen ihrer angeblich abweichenden Geschlechtsidentität verdammt und ausgegerenzt. Dazu sind sie häufiger der Gewalt von Partnern2 ausgesetzt. Wir stellen uns gegen die alltägliche und normalisierte Gewalt und sagen “Ni una Menos”. Auch wollen wir Trans- Inter- und alle anderen Personen die patriarchaler Gewalt ausgesetzt sind zu unserem Kampf einladen. Eure Wut soll auch die unsere Sein. Als Jugend müssen wir vorangehen, für eine Zukunft ohne Ausgrenzung, Unterdrückung und Diskriminierung.    Es gibt so viele Krisen und Angriffe auf das gute, freie und schöne Leben von dem wir träumen, dass diese Liste sicherlich sehr verkürzt und nicht vollständig ist. Alleine und Vereinzelt werden wir diesen Problemen aber nicht begegnen können. Wir als Jugend möchten die verschiedenen  Kämpfe die schon existieren an einem Tag zusammenführen.  Uns einen Tag für unsere Anliegen, Sorgen, Ängste, unsere Würde als Menschen und unsere Wut über das Bestehende nehmen. Wir wollen Dich, Euch und alle Menschen mit Rückgrat und Gewissen einladen diesen Tag mit uns zu gestalten und einen Teil des Weges gemeinsam zu gehen.Wir rufen dich und deine Freund*innen dazu auf, falls es die Pandemiesituation zulässt, am 1.6. nach Leipzig zu kommen. Schließt euch uns an und achtet auf Ankündigungen. Falls euch das nicht möglich ist, zeigt eure Solidarität veranstaltet Demos, Kundgebungen, oder kreative Soliaktionen in eurer direkten Umgebung. Sorgt für eine Sichtbarkeit der Probleme und des Widerstands! Schließt euch mit uns kurz. Lasst uns einen ersten Juni organisieren der ein Tag der Jugend, von und für die Jugend werden kann.  Wir brauchen eine Jugend die widerständig ist, eine Jugend die es wagt zu widersprechen und zu handeln.    Es ist Fünf vor Zwölf.   Wir haben eine Welt zu gewinnen.   Fight for your Future!   ** https://fightforyourfuturele.noblogs.org/post/category/selbstverstaendnis/ *1    • 1% der Weltbevölkerung hält etwa 40% des weltweiten Vermögens. Die reichsten 2% der Weltbevölkerung besitzen mehr als 51% des weltweiten Vermögens. Auf die reichsten 10% entfallen etwa 85% des weltweiten Vermögens.    • Auf die unteren 50% der Weltbevölkerung entfällt weniger als 1% des weltweiten Vermögens.  *2 Hier wurde bewusst die männliche Form verwendet um darauf hinzuweisen das ein Großteil der Gewalt innerhalb von Beziehungen und Familien von Männern ausgeübt wird.                                       *Allgemein möchten wir mit *Stern gendern um auf eine Vielzahl von verschiedenen geschlechtlichen und gesellschaftlichen Identitäten hinzuweisen die von der überwiegend maskulinen bzw. zweigeschlechtlichen Form der deutschen Sprache unsichtbar gemacht werden. Bei politischen Akteuren welche die Existenz weiterer Geschlechtsidentitäten  leugnen verwenden wir das Binnen-I um auf die Rolle der Frauen in diesen (oftmals aber nicht immer männerbündlerischen) Vereinigungen einzugehen.

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