[Chile] Update zum Hungerstreik der anarchistischen und Subversiven Gefangenen in 3 Knästen

Seit fast einem Monat befinden sich Gefangene aus 3 Knästen in Chile in einem Hungerstreik gegen eine Gesetzesverschärfung und für die Freilassung einiger Gefangener.

Mit diesem Text soll wollen wir über die Entwicklungen im Hungerstreik anarchistischer und subversiver Gefangener in Chile informieren.

Am 22.3 traten 9 Gegangene aus 3 Knästen der Chilenischen Hautstadt Santiago in den flüsseigen Hungerstreik, dass heißt, sie nehmen seit dem keine feste Nahrung mehr zu sich. Mit ihrem Streik wollen die Gefangenen die Rücknahme der jüngsten Modifikationen eines Gesetzesdekrets erkämpfen. Mit dem 2019 veränderten Gesetzesdekret wurde der Rechtsanspruch auf eine fortzeitige Haftentlassung bzw. eine Verbesserung der Haftumstände (z.b. durch die Umwandlung in einen Hausarrest) quasi abgeschafft. Von nun an liegt es im Ermessen der chilenischen Bullen und der Justiz, ob ein Gefangener Erlass oder Erleichterung seiner Strafe bekommt. Das Gesetz wirkt darüber hinaus rückwirkend für alle bereits Verurteilten.
Die kämpferischen Gefangenen im Hungerstreik fordern die Rücknahme der Änderungen des Dekrets, welche auch zahlreiche antiautoritäre Anarchistische Gefangene und zahlreiche Indigene Mapuche quasi lebendig in den Knästen begraben würde. Darüber hinaus fordern sie die Freilassung des Gefangnen Marcelo Villaroel, der sich bereits 13 jahre im Knast befindet und die Freilassung aller anarchistischen, subversiven und mapuche gefangenen, sowie die der Eingesperrten der Revolte vom Oktober 2019.

In der vergangenen Woche haben drei der Gefangenen ihren Hungerstreik beendet. Tomas, Gonzalo und José habe in schriftlichen Erklärungen geäußert, dass sie aus gesundheitlichen und psychischen Gründen nicht mit dem Streik weitermachen werden. Alle drei zeigen sich jedoch weiter solidarisch mit den Streikenden und ihren Forderungen.

Den Gefangenen, welche den Hungerstreik fortsetzen geht es nach stand vom 17.4 den Umständen entsprechend gut. Alle berichten allerdings, dass sie unter Kopfschmerzen, Müdigkeit und Krämpfen aufgrund der Mangelernährung leiden. In einer Mitteilung vom Montag vergangener woche ist zu lesen, dass die Streikenden bereits zwischen 7 und 11 kilogtamm Körpergewicht verloren haben. Die Entwicklungen in dem Hungerstreik zeigen, dass die Gefangenen bereit scheinen, ihren Forderungen zum Preis ihrer Gesundheit weiter Nachdruck zu verleihen.

Im Hungerstreik befinden sich neben Marcelo Villaroel, Joarquin Garcia, Juan Flores und Pablo Bahamondes Ortiz auch Monica Caballero und Francisco Solar. Letztere wurden 2013 vom spanischen Staat für für die Verwüstung einer Kirche mittels eines Sprengsatzes verurteilt. 2017 wurden sie nach Chile abgeschoben und im Juli 2020 vom chilenischen Staat wieder in Untersuchungshaft genommen. Ihnen werden Aktionen im zusammenhang mit der revolten vom oktober 2019 vorgeworfen, unter anderem ein Anschlag auf ein Büro für Luxusimmobilien in einem Reichenviertel von Santiago. Bis zu ihrem Urteil drohen ihnen bis zu 2 Jahre Untersuchungshaft.

Warum Berlichten wir weiter von dem Hungerstreik in Chile?
Die revolten in Chile in den vergangenen Jahren haben das hohe Konfliktniveau im Land offenbart und international sichtbar gemacht. Große Teile der Bevölkerung gehen gegen die Ungerechtigkeiten, die Umweltzerstörung und die brutale Repressen auf die Straße. Für Monate war das Land zwischen Oktober 2019 und Ende 2020 in vielen Bereichen quasi stillgelegt. Wöchentliche Platzbesetzungen, Massenproteste und Riots haben die Frustration über die Misere im Land sichtbar gemacht.
In dem Zusammenhang ist auch der Knast und sein brutales, zerstörerisches System Teil der breiten Wahrnehmung und Auseinandersetzung geworden. 2020 waren hier bis zu 2,5 tausend Menschen für ihre Teilnahme an Protesten und Ausschreitungen eingesperrt.

Der jetzige Hungerstreik steht mit den Forderungen nach Freiheit für Gefangenen der Revolte und dem Kampf gegen die radikale Verschärfung des angesprochene Gesetzesdekret in der Kontinuität der Kämpfe in Chile. Zwar sind die Mobilisierungen mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie stark zurückgegangen, doch die Erfahrungen um die Möglichkeit revolutionärer Veränderungen bleiben und werden die Realität in Chile weiter bestimmen. Das gilt auch für die Kämpfe hinter den Mauern.

Am 17.4 wurde in chile für die Solidarität mit den Hungerstreikenden mobilisiert. Die vielfältigen Aktionen und Auseinandersetzungen mit den Forderungen und Mitteln des Hungerstreiks machen eines besonders deutlich: Hinter und vor den Mauern geht der Kampf weiter! Der Staat möchte die Gefangenen zum schweigen und alle anderen zum schweigen über die Gefangenen bringen. Dagegen hilft nur die Solidarität!
Deshalb berichten wir an dieser Stelle auch heute wieder über die subversiven und anarchistischen Gefangenen im Hungerstreik in Chile. Egal ob in unserem Kontext oder an einem anderen Ort der Welt, überall ist die Logik der Einsperrung die gleiche. Eine Auseinandersetzung über die Fortsetzung des Kampfes im Knast kann uns zur Solidarität mit Gefangenen an anderen Orten bewegen, oder unseren Blick für die Kämpfe von Gefangenen in unserem Kontext schärfen.

Den subversiven und anarchistischen Gefangenen in Chile wünschen wir viel Kraft und Mut.
Wer sich weiter über den Hungerstreik in Chile informieren, Geld an Unterstützer*innen spenden oder Briefe schreiben möchte, findet im Internet zahlreiche Artikel und Kontaktmöglichkeiten:

https://publicacionrefractario.wordpress.com/

https://www.facebook.com/buscandolakalle/

https://coordinadora18deoctubre.wordpress.com

https://lapeste.org/

Mut und Kraft für anarchistisschen und subversiven Hungerstreikenden in Chile
Freiheit für alle Gefangenen

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