"Querdenken-Trauermarsch" in Lüneburg, massiv verlangsamt, gestört und ausgebuht – Autonome Aufarbeitung

+++ "Trauermarsch für die Demokratie" mit ca. 200 Schwurbler*innen massiv durch antifaschistischen Gegenprotest gestört +++ Polizist schläg Mensch auf den Kehlkopf +++ Keine Querdenken-Reden möglich, dank lautstarken Gegenprotest +++

Am Samstag den 24.10.2020 haben Antifaschist*innen sich dem menschenfeindlichen "Trauermarsch für die Demokratie" entgegen gestellt. Dabei wurde mehrere Antifaschist*innen, durch die Polizei, unter anderem durch Schläge gegen den Kehlkopf, verletzt.

In den lokalen Medien wurde, der Protest kaum erwähnt, geschweige denn diskutiert. Deswegen veröffentlichen wir hier eine autonome Aufarbeitung.

Die rechtsoffenen Initative "Querdenken" hatte im Vorfeld zu einem "Trauermarsch für die Demokratie" aufgerufen. So versammelten sich ab ca. 15:00 eine größerteils ohne Maske und schwarz gekleidete Trauergemeinschaft samt Skellet und Sensemensch auf Stelzen im Lüneburger Clamartpark. Mit Schildern und Trommelschlägen beklagten sie den vermeintlichen Tod aller (!) Grundrechte und der Demokratie am 23.3.2020, durch Corona-Schutzmaßnahmen, wie Maske und Kontaktbeschränkung.

Gegen diesen unsolidarischen und lebensfeindlichen Protest riefen mehrere antifaschistische Initativen auf, den Trauerzug mit lauter Musik und Lärm zu stören. Nicht nur die Verweigerung von gesellschaftlicher Solidarität in der Pandemie durch Masketragen,  die verschwörungsideologische und somit antisemitischen protofaschistischen Narrative, die offensichtliche Unterwanderung und Inszenierung dieser Protest durch rechtsextreme Gruppen und Parteien sondern auch die priviligierte Situation der Querdenken-Anhänger*innen, die womöglich zum ersten mal in ihrem Leben eine Einschränkung "ihrer Grundrechte" erleben, während dies für marginalisiertere Gruppen, nicht erst seit Corona, trauriger Alltag ist, macht diesen Gegenprotest notwendig.
Die gegenwärtige Pandemie- und Krisensituation, kann jedoch nicht durch autoritäre staatliche Maßnahmen gelößt werden, die darauf abzielen die bestehenden Verhältnisse um jeden Preis aufrecht zu erhalten. Gesamtgesellschaftliche Solidarität, gegenseitige Hilfe, Dezentralisierung, Selbstorganisation und der Erhalt und Ausbau von autonomen Schutz- und Freiräumen, können Möglichkeiten sein, einer Pandemie wirkungvoll entgegen zu treten. Dies ist nur durch Zurückdrängung und Überwindung der kapitalistischen, patriarchalen und autoritären Herrschaftsordnung machbar - nicht so! Querfront und Kapitalismus bekämpfen!

Geschützt wurde die Querdenken-Veranstaltung durch die Polizeidirektion Lüneburg und die BFE-Bereitschaftpolizei Osnabrück. Schon zu Beginn wurde klar, dass es dieser weniger um die Durchsetzung von effektiven Pandemieschutzmaßnahmen wie Masken, sondern viel mehr um die Durchsetzung der Versammlung durch Abdrängen der antifaschistischen Gegenmobilisation, ging.  Während sich der Querdenken-Marsch aufstellte. wurden antifaschistische Kleingruppen schikaniert und unnötig herumgeschubst. Eine Menschenkette mit Banner, die sich dem Marsch in den Weg stellte, wurde aggressiv von der Straße gedrängt. Aus Selbstschutz vor der polizeilichen Eskalation bildeten Antifaschist*innen einen offener Block. Lautstark brachte dieser, den Gegenprotest auf die Straße. So wurde der Trauermarsch von Beginn an, erheblich verlangsamt.

Offensichtlich zu langsam, denn die Polizei entschied sich augenscheinlich ihre Eskalationsstrategie fortzusetzen. Beamt*innen schubsten und schlugen diejenigen, die nicht schnell genug waren und trieben den Block so über den zentralen Platz "Am Sande" . Als die Gegendemostratation in die Straße "Am Berge" einbog, verschärfte die Polizei das Eskalationslevel ein weiteres Mal, sie versuchten den Block abzuschneiden und in eine Seitengasse zu drängen. Dank der letzten Reihen, die sich diesem Angriff entgegenstellte, konnte dies in Teilen verhindert werden. Trotzdem wurde eine Menge Menschen, in völliger Verachtung jeglicher Abstandregeln, zusammengedrängt und kurzzeitig gekesselt.

Dennoch: Der Gegenprotest wurde auch an diesem Punkt nicht zerschlagen. Kurze Zeit später hatten sich die Banner neu aufgestellt, während eine FLINTA*-Kleingruppe, tanzend mehrere Polizeiautos blockierte, die versuchten sich an die Spitze des Protests zu setzen.Eine immer zäher werden Ansammlung Antifaschist*innen verhinderte weiterhin eine ungestörte Durchführung des Trauermarsch. Hier zeigte sich, dass es nur ein wenig mehr kollektive Kraft und eine stabile zweite und dritte Reihe (vor den Cops) gebraucht hätte um die Kette zurückzudrängen.

Unzufrieden und zusehens genervt, schlugen einige Polizeibeamt*innen über die Stränge. Ein Beamter schlug nach dem Hals eines Menschen und traff den Kehlkopf, der Mensch brach zusammen und bekam kurzzeitig keine Luft mehr. Anderen würde hier "versuchter Totschlag" vorgeworfen, nicht so dem Polizisten. Sofort bildet sich eine abschirmende Menschenkette und solidarische Menschen leisteten Erste Hilfe und alamierten einen Rettungswagen. Die Einsatzleitung indess verweigerte die Entfernung des Täters aus dem Einsatz. Solidarität mit allen von Polizeigewalt Betroffenen.

Schließlich kam der antifaschistische Gegenprotest doch am Marktplatz, wo die Abschlusskundgebung der Schwurbler*innen stattfinden sollte, an. Die Polizei beschränkte sich zunächst darauf den Trauermarsch beim Einzug der Querdenker*innen Parade zu stehen. Währenddessen hatte sich die antifaschistischen Banner versammelt um die Bühne und den sogenannten Infostand von Querdenken abzuschirmen. Auch hier griff die Polizei wieder gewaltvoll auf der Seite der Querdenker*innen ein und drängte den Gegenprotest weg, um sich selbst vor der Bühne aufzustellen.

Das Chaos, dennoch perfekt. Musik aus vielen Boxen überall, laute Parolen, tanzen Menschen, verzweifelte Querdenken-Redner*innnen die buchstäblich von der Bühne gebuht wurden. Mit dieser Situation konfrontiert, fiel den Redner*innen nur Hetze gegen "die Antifa" und adultistische Beschimpfungen ein. Viel mehr konnte mensch auch nicht verstehen. Deren Veranstaltung wurde kurz darauf, erfolg- und kraftlos beendet.

Das linksmotivierte und antifaschistische Lüneburg hat an diesem Tag gezeigt, das es bunt, laut und entschlossen ist, Querdenken keine Bühne zu lassen. Das es unversöhnlich und solidarisch der neuen Qualität der polizeilichen Eskalation entgegensteht. Und das es sich nicht einschüchtern lassen wird, weder von der Polizei noch von einem protofaschistischen Totenkult.

Solidarisch bleiben, Querfront vertreiben!

Queerfront statt Querfront!

Für ein linksradikales Lüneburg!

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