BesucherInnenrekord beim 31. Chaos Computer Club Congress

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Auch dieses Jahr veranstaltet der legendäre Chaos Computer Club e.V. (CCC) wieder einen Kongress, seit 2012 im CCH (Congress Center Hamburg), insgesamt schon 31-mal! Im Jahre 2 nach Edward Snowdens Enthüllungen, bricht die viertägige Veranstaltung schon wieder einen BesucherInnen-Rekord. Gekommen sind mindestens 14.000 TeilnehmerInnen: Hacker, IT-Fachleute oder einfach Interessierte. (Zum Vergleich: Im Jahre 2012 kamen 7.000, 2013: 9.000). Im Programm finden in vier teilweise riesigen Veranstaltungsräumen hunderte von Vorträgen und Diskussionen in den vier Veranstaltungstagen vom 27.-30. Dezember 2014 statt. Neben den großen Veranstaltungen finden sich hunderte von Assemblies, an denen selbst organisiert Menschen und Gruppen über aktuelle IT-technische Themen diskutieren und Projekte aus der Taufe heben.

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Ankommen:

Die meisten BesucherInnen - der Anteil der Frauen ist mittlerweile erfreulich hoch - nähert sich vom Hamburger Bahnhof Damtor her. Zunächst passiert man aussen vor dem Eingang des Congress Centrum Hamburg (CCH) die berühmte CCC-Rakete. Wie schon von vielen Musik-Festivals gewohnt erhält man ein Stoffbändchen als Eintrittsberechtigung für die vier Tage. Der erste Eindruck ist dann im ersten Stock eine Vielzahl von Tischen, an denen Transparente der Antifaschistischen Aktion, Refugees Welcome, Tails, Wau Holland Foundation, Amnestie International, alle namhaften Linux-Distributionen u.v.m. hängen. Dringt man weiter ein, wird man von den Freunden der Sperrtechnik oder CACert erwaret. Spaß machen auch die alten Spielkonsolen. Stärken kann man sich dann u.a. bei den Coffee-Nerds. Eine komplette Liste gibt es unter "Assemblies". 

Fahrplan:

Natürlich gibt es ununterbrochen, jeden Tag von 11.00 h bis 0.00 h, Vorträge und rege Diskussionen in vier riesigen Veranstaltungssäälen mit prominenten ReferentInnen wie Laura Poitras sowie Richard Stallmann u.v.m.. Hat man sich dann endlich einen Überblick verschafft, dann kommen da auch noch die unzähligen selbstorganisierten Projekte und Sessions. Zum Beispiel kann man sich mit Android-EntwicklerInnen treffen:  oder auch Bouldern (!).

Netzpolitik

Natürlich sind wir hier nicht nur zum Spaß. Die Enthüllungen von Edward Snowden sind nach wie vor ein großes Thema. Letztes Jahr war noch große Ratlosigkeit zu spüren. Mittlerweile sieht die Hacker-Gemeinde wieder mehr Handlungspielraum für unsere Sicherheit. Nachdem am Samstag Abend die Journalistin Laura Poitras zum Edward Snowden-Film "Citizenfour" anwesend war, gab es anschließend rege Diskussionen zum Thema, was die Hacker-Gemeinde beitragen kann, dass die Bevölkerung wieder ohne Überwachung ruhig schlafen kann oder wie die allgemeine breite politische Diskussion für eine Lösung angestrebt werden kann. Zum Beispiel wurde gefordert, das Verschlüsseln mit Hilfe von GnuPG zu vereinfachen, damit JEDEr IMMER verschlüsselt emailen kann. Aber auch aktuelle Sicherheitslücken werden aufgedeckt, diskutiert und Lösungsvorschläge erarbeitet: Thunderbord an Apple Macs unsicher , Abwehr gegen IMSI-Catcher, der Iran als Hacker? , Vorsicht bei Euren Bank-Chips!  und das UMTS-Netz ist abhörbar. Auch im Jahr zwei nach den ersten Enthüllungen durch Snowden werden permanent neue Angriffe auf die Allgemeinheit sichtbar.

Wie weiter?

Vermehrt findet unsere Kommunikation im Netz statt. Deshalb finden sich auch immer mehr Leute auf dem Kongress ein, da ihnen bewusst wird, dass sie nicht darum herum kommen, sich um ihre sichere Kommunikation selbst zu kümmern. Von den Regierungen wird zunehmend weniger erwartet: Wie auch, sie sind ja diejenigen, welche die Überwachung anstreben. Wir müssen uns wohl selbst helfen. Wie auch schon in dem Vorderungskatalog zeigt sich, dass wir eine breite Diskussion brauchen und eine Akzeptanz für Sicherheit im Netz. Der CCC und die vielen anderen teilnehmenden Organisationen und Vereine brauchen Eure Unterstützung, um diese Akzeptanz zu schaffen. Um die aktuellen Überwachungssysteme ad Absurdum zu führen, wurde der Fingerabdruck unserer Verteidigungsministerin kopiert:

Keine Angst!

Wer also noch nicht weiss, was er / sie die nächsten zwei Tage tun möchte, der / die kann noch vorbei kommen. Es braucht eine starke Lobby für Datensicherheit. Je mehr Menschen sich auf dem CCC in Hamburg blicken lassen, sich beteiligen, desto stärker wird diese Lobby gegen Überwachung und Repression.

Wer nicht konnte

Die Talks kann man sich in aller Ruhe auf dem Sofa auch hinterher ansehen, in dem man sich unter ccc-tv die mp4-Dateien herunterlädt oder das ganze via Twitter verfolgen - und auf Twitter gibt es Bilder.

Bilder: 
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Ergänzungen

Juhu: Die Rohrpost im Kongresszentrum funktioniert. Als Ergebnis eines Projekts ist ein garantiert abhörsicheres Rohrnetzwerk in Betrieb gegangen. Richard Stallmann fordert - wie von vielen erwartet - als festes Fundament unserer IT-Strukturen die Verwendugn freier Software (http://www.heise.de/newsticker/meldung/Stallman-Freie-Software-ist-die-B...): Also: Runter mit Eurem Drecks-Windows-System und rauf mit TAILs, Debian oder Mint! Und zweifelt Eure Hardware an! Wenn Ihr Euch nen Rechner kauft, fragt, ob Ihr TPM (Trusted Computing) und Secure Boot abschalten könnt! (http://www.heise.de/newsticker/meldung/31C3-Warnung-vor-Secure-Boot-und-...).

Desweiteren wurde die "Todesliste" der USA im "Kampf gegen den Terror" ins Netz gestellt: http://www.heise.de/newsticker/meldung/31C3-Obamas-Todesliste-im-Krieg-g...

Laut James Bramford müsste eigentlich gegen die NSA wegen §129 ermittelt werden: http://www.heise.de/newsticker/meldung/31C3-Enthuellungsreporter-haelt-d...

Wer nicht weiss, wie er / sie seine Türen verschönern soll, hier gibt es eine Lösung: Türtris: http://media.ccc.de/browse/conferences/hackover/2014/hackover14_-_6492_-...

 

 

So langsam kann man die Lötdämpfe und den Geruch nach verbranntem Holz nicht mehr riechen. Oder vielleicht werde ich auch süchtig, ...  Aber herausgekommen sind viele blinkende und interessante Werkstücke. Aber letztendlich hat es doch noch geklappt, sich am Fablab-Stand sein Handy-Case per Lasercutter ein Logo anfertigen zu lassen. Markennamen hat jeder, pah.

Insgesamt waren auch wieder interessante Talks zu sehen. Zum Beispiel über zu hackende Chemie-Werke: http://www.heise.de/newsticker/meldung/31C3-Wie-man-ein-Chemiewerk-hackt... oder dass das Tor-Netzwerk vom Staat zwar (noch) nicht wirklich technisch angegriffen aber dagegen denunziert wird: http://www.heise.de/newsticker/meldung/31C3-Die-grosse-Tor-Attacke-blieb... - Das spricht für das Netzwerk. Also: Vidalia installieren und loslegen...

Fast vergessen hätte ich noch: Alle Streams können hier heruntergeladen werden: http://media.ccc.de/browse/congress/2014/index.html. (TIP: Eine interessante Anwendung, die Ihr hier jetzt braucht, ist das Firefox-Plugin FlashGot, das alle Links extrahiert und an ein Download-Programm wie etwa JDownloader diese übergibt zur automatischen Abarbeitung der Downloads)

Hier nachfolgend, einige Empfehlungen (natürlich unvollständig und subjektiv):Unter anderem findet Ihr hier den Jahresrückblick des CCC (immer sehr erheiternd!) bzw. die Fnort News Show sowie die IFG-Highlights oder der Aufreger der Woche: das UMTS-Netzs ist unsicher! (engl). Kann man Kopierern trauen? Was ist von der digitalen Agenda zu halten? Oder warum wir nicht die Verträge zu TTIP einsehen können. Was haben die JournalistInnen, die mit Snowden kommuniziert haben, benutzt und warum? (engl). Und wem das alles zu trist ist: die Anleitung zum Glücklichsein. Ach ja: und OpenStreetmap gibt es schon 10 Jahre! Und seid vorsichtig, was Ihr hier oder anderen auch kommerziellen Openposting-Systemen zu den aktuellen Krisen lest: Vielleicht war es ein Bot, der das geschrieben hat ...