Plötzlich plappern Anna und Arthur

nadir.org 25.10.2012 15:25 Themen: Antifa Freiräume Globalisierung Indymedia Medien Repression
Wer Facebook nutzt, oder sich von Facebook benutzen läßt,
gefährdet nicht nur sich, sondern auch andere.
Seit Jahren betreiben wir Server und Kommunikationsdienste für linke
Gruppen, geben wir uns alle Mühe, die Server sicher zu halten, wehren
wir - mit unterschiedlichen Mitteln - Anfragen von Behörden zu
irgendwelchen Daten ab. Kurz: Wir versuchen im kapitalistischen
Internet eine emanzipatorische Basis der Kommunikation zu bieten.
Seitdem auch viele Linke Facebook "nutzen" (oder Facebook viele Linke
nutzt), sind wir jedoch verunsichert: Vielen scheint es nun nicht mehr
darum zu gehen, einerseits das Internet als Ressource für linke Kämpfe
zu nutzen, andererseits aber das Internet selbst als politisch
umkämpftes Terrain zu verstehen und sich in diesem Kampf dazu zu
verhalten. Vielmehr wird unsere politische Arbeit selbst als defizitär
und anstrengend wahrgenommen. Verschlüsselte Kommunikation mit
autonomen Servern scheint nicht als emanzipativ, sondern als lästig
angesehen zu werden.

Disneyland

Wir hatten einfach nicht verstanden, dass es nach all dem Stress auf
der Straße und den langen Gruppendiskussionen der Wunsch vieler
Aktivist_innen ist, auf Facebook in Ruhe über alles, was erlebt wurde,
mit allen zu quatschen. Dass Facebook eben auch für Linke die
sanfteste Art der Verführung ist. Dass auch Linke es genießen, dort,
wo es scheinbar nicht weh tut, den Strömen der subtilsten Form der
Ausbeutung zu folgen und endlich einmal keinen Widerstand zu leisten.
Das schlechte Gewissen, das viele dabei sicherlich plagt, weil sie
wissen oder ahnen, welche fatalen Konsequenzen Facebook mit sich
bringt, scheint hierbei keine besondere Handlungsanweisung zu erteilen.

Ist es wirklich Unwissenheit?

Um einmal kurz zu skizzieren, was das Problem ist: Mit der Benutzung
von Facebook machen Linke nicht nur ihre eigene Kommunikation,
Meinung, "Likes" usw. transparent und prozessierbar. Sondern, und dies
halten wir für weit folgenreicher, es werden linke Strukturen und
Einzelpersonen, die selbst mit Facebook wenig oder gar nichts zu tun
haben, aufgedeckt. Die Mächtigkeit Facebooks, das Netz nach
Relationen, Ähnlichkeiten usw. zu durchsuchen, ist für Laien kaum
vorstellbar: Mit dem Plappern auf Facebook werden für Behörden und
Konzerne politische Strukturen reproduziert. Diese können dann bequem
nach bestimmten Fragen durchsucht, geordnet und aggregiert werden, um
präzise Aussagen nicht nur über soziale Relationen, wichtige Personen
in der Mitte usw. zu produzieren, sondern auch auf der Zeitachse
bestimmte Prognosen treffen zu können, die sich aus Regelmäßigkeiten
ableiten lassen. Facebook ist die subtilste, billigste und beste
Überwachungstechnologie neben Handys!

Linke Facebooknutzer_innen als unbezahlte V-Leute?

Wir hatten immer gedacht, es geht der Linken um etwas anderes: Die
Kämpfe auch im Internet weiterzuführen. Und darum, das Internet für
die politischen Kämpfe zu nutzen. Uns geht es darum - auch heute noch.
Deshalb sehen wir in Facebook-User_innen eine echte Gefahr für unsere
Kämpfe. Und besonders Linke auf Facebook produzieren (meist ohne zu
ahnen, was sie tun) wertvolles Wissen, auf das Verfolgungsbehörden in
zunehmendem Maße zurückgreifen. Wir könnten fast soweit gehen, diese
Linken der Kompliz_innenschaft zu beschuldigen. Aber soweit sind wir
noch nicht. Noch ist unsere Hoffnung nicht gestorben, dass sich die
Einsicht einmal durchsetzt, dass Facebook ein politischer Gegner ist.
Und, dass diejenigen, die Facebook nutzen, Facebook immer mächtiger
machen. Linke Facebooknutzer_innen füttern erst die Maschine und legen
damit Strukturen offen! Und dies ohne Not, ohne Richter_in, ohne Druck.[1]

Standpunkt

Uns ist klar, dass wir von einer gewissen Höhe herab sprechen. Da wir
uns seit Jahren mit dem Netz und Computern, Systemadministration,
Programmieren, Kryptographie und einigem mehr beschäftigen und teils
damit unser Geld verdienen, ist Facebook quasi ein natürlicher Feind
für uns. Da wir uns außerdem als Linke verstehen, addiert sich dazu
noch eine Analyse der politischen Ökonomie Facebooks, in der
"User_innen" zum Produkt werden, an das gleichzeitig auch verkauft
wird. In der Fachsprache heißt das "demand generation". Uns ist klar,
dass sich nicht alle mit solcher Hingabe mit dem Internet
auseinandersetzen, wie wir es tun. Aber dass Linke dieses trojanische
Pferd namens Facebook an ihrem Alltag teilhaben lassen, ist weniger
Ausdruck von Unwissenheit als von Ignoranz an einer extrem kritischen
Stelle.

Wir fordern mit allem Nachdruck alle auf: Schließt Eure
Facebook-Accounts! Ihr gefährdet andere! Verhaltet Euch zu diesem
Datenmonster!

Und ansonsten: Verlasst GMX und Co! Nieder mit Google! Gegen die
Vorratsdatenspeicherung! Für Netzneutralität! Freiheit für Bradley
Manning! Hoch die Dezentralität!

Fight Capitalism! Auch - und gerade - im Internet! Gegen Ausbeutung
und Unterdrückung! Auch - und gerade - im Internet!

Nervt Eure Genoss_innen. Macht ihnen klar, dass, wenn sie Facebook
füttern, sie sich echt mit der falschen Seite eingelassen haben!

nadir, im Oktober 2012

[1] Hier der Link zum Interface für Law Enforcement bei Facebook:
 https://www.facebook.com/records
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Ergänzungen

Soziale Netzwerke

Alternative? 25.10.2012 - 16:25
Es scheint einfach auch in linken Kreisen einen Bedarf an sozialen Netzwerken im Internet zu bestehen. Die Nachteile habt ihr oben genannt, aber die Vorteile liegen auch auf der Hand: wozu ein NETZwerk eben da ist, es hilft Menschen sich zu verNETZen.

Dadurch können sich Menschen mit selben Interessen austauschen, Informationen können schnell und einfach verbreitet werden und nicht zuletzt kann durch so ein Netzwerk in kürzester Zeit eine bedeutende Mobilisierung erreicht werden, was aber derzeit hauptsächlich für unpolitische Zwecke wie zB Flashmobs oder Partys genutzt wird. Genauso liesse sich diese Mobilisierung auch für zB Spontandemonstrationen nutzen. Das Facebook dafür nicht die richtige Plattform ist, wird nicht zuletzt durch den von euch genannten Link deutlich.

Es kann aber auch schon hilfreich sein, Alternativen anzubieten. Damit meine ich nicht dass ihr jetzt ein neues soziales Netzwerk programmieren sollt, aber es gibt doch andere Netzwerke die sich so nutzen lassen könnten, zB Diaspora ( http://diasporaproject.org/). Das ist ein nicht kommerzielles open source Projekt, was Facebook- und Twitterfunktionen in sich vereint. Das Besondere daran ist, dass die Software auf mehreren Servern (so genannte Hubs) betrieben werden kann, und trotzdem mit dem gesamten Netzwerk verbunden ist. Damit wird die volle Kontrolle über die eigenen Daten gewährleistet wenn der Server von vertrauenswürdigen Leuten betrieben wird.

überfällig

facebook-verweigerer 25.10.2012 - 19:03
überfälliger und völlig richtiger artikel. das faszinierende ist ja, dass den meisten linken/linksradikalen sehr wohl bewusst ist, dass facebook und co. scheiße sind, sie es aber trotzdem benutzen. da schleicht sich dann immer dieser verlegen-schuldige blick ein, wenn mensch sie darauf anspricht. und dann kommen immer so ausreden à la "aber ich benutz ja nicht meinen echten namen" oder "da geb ich ja nix über aktionen preis". facebook hat in der linken nix verloren!

mit einer ausnahme: fanseiten etc. für kampagnen, die von halbwegs verantwortungsbewussten gruppen betreut werden, wo also bspw. keine bilder verlinkt werden, auf denen leute markiert werden etc. sachen wie "castor schottern" oder "dresden nazifrei" ohne facebook außerhalb der eigenen szene populär zu machen, ist leider unendlich viel mehr aufwand.

aber es gibt noch keine alternative

chatgirl16 25.10.2012 - 19:27
Ich kenne eure Kritik und sie ist völlig berechtigt.

Ihr überseht aber einen weiteren Aspekt. Facebook ist slebst ein Raum geworden der politisch ungemein wichtig ist. Im arabischen Frühling spielte Facebook eine tragende Rolle. Darin hat der widerständige Grasswurzel Aspekt über den der überwachung überwogen.

Man ist mittlerweile von zentralen Politischen Diskursen ausgeschlossen wenn man Facebook nicht nutzt. Denn viele debatten beziehen sich mittlerweile auf Facebook ereignisse. ZB wenn ein lokal politiker rechte seite liked und mit Nazis über Facebook kommuniziert.

Das könnte man ales ändern wenn man eine gangbare alternative hätte. Respekt für euer engagement aber es wird erst dann funktionieren wenn die alternative absolut simpel und konfortabel ist. Mich stört da bei den linken nerds oft die einstellung das verschlüsselung doch eigentlich ganz einfach und überhaupt keine arbeit wäre. Oft auch verbunden mit der einstellung die Leute müßten eben etwas leidensbereit für die gute Sache sein und die Mühen auf sich nehmen. Das Problem: Selbst wenn wir das tun. Die meißten Menschen werden es nicht tun und wir marginalisieren uns nur weiter.

Gangbare alternative Software müßen also her.
Sicher aber einfach und konfortable. Barrierefrei auch für alle die von der Materie keinen Plan haben und nur quatschen und Fotos gucken wollen.
Welche könnten Alternative könnte das sein?
Wie bewertet ihr etwa Diaspora?

Ich habe mehrere gegenprojekte ausprobiert die immer gescheitert sind.
Im Momment hat Facebook gegen mich gewonnen. Bei einer aussichtsreichen revolte bin ich wieder dabei. Eine reine ausstiegsforderung ohne neue Idee bringt einfach nüscht

nicht nur spinnerei

... 25.10.2012 - 22:10
Das der Staat (im besonderen Sicherheitsbehörden) wirklich Interesse an sozialen Netzwerken hat, zeigen diese Artikel aus Sachsen:

Facebook als Ermittlungsansatz für sächsische Behörden ( http://www.addn.me/freiraeume/facebook-als-ermittlungsansatz-fuer-saechsische-behoerden/)

Johannes Lichdi: Anfrage zur Beschaffung von Überwachungstechnik von Facebook & Co. ( http://www.addn.me/lesenswert/johannes-lichdi-anfrage-zur-beschaffung-von-uberwachungstechnik-von-facebook-co/)

Kehrtwende: Sachsen verwirft Pläne zur Überwachung sozialer Netzwerke ( http://www.addn.me/freiraeume/kehrtwende-sachsen-verwirft-plaene-zur-ueberwachung-sozialer-netzwerke/)

hier dazu mal ein kleiner Auszug:

"...dass es in der Landesregierung Pläne zum Kauf einer Software gab, die zur “Überwachung der Kommunikation sozialer Netzwerke und der Blogosphäre” genutzt werden könnten, ruderte die Sächsische Staatskanzlei inzwischen zurück. So sei entschieden worden, die Idee “nach genauer Betrachtung der bereits vorhandenen Möglichkeiten und der Kosten” nicht weiter zu verfolgen. Die Software sollte nach Angaben des Sächsischen Innenministers Markus Ulbig (CDU) dazu dienen, “abstrakte Meinungsbilder ohne Personenbezug” zu erfassen, um daran “Politik zu orientieren”. Die Kosten in Höhe eines fünfstelligen Betrages sollten nach Angaben von Johannes Beermann (CDU) über den Etat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Staatskanzlei bezahlt werden."

Mobiles Internet

arthur 25.10.2012 - 22:43
Neben den von den GenossInnen von Nadir zu Recht kritisierten neuen "Selbstverständlichkeiten", sich über soziale Netzwerke wie facebook zu verabreden und dabei - ungewollt - alles mögliche preis zugeben gibt es leider ein weiteres Problem:

Leider reisen immer mehr GenossInnen mit smartphones und tablets durch die Länder und sind dabei gänzlich unbekümmert darüber, dass ihre Geräte aus der Distanz in Minutenschnelle vollkommen gescannt werden können, wenn sie sich nicht geeignet schützen.

Es grüßt das Kompetensteam der Roten Hilfe (AO)

Seit Jahren fatale

Sorglosigkeit 26.10.2012 - 01:38
Ich sehe es ganz ähnlich wie viele andere hier. Seit Jahren wird in meinem politischen Umfeld Facebook genutzt, privat, aber eben auch, mindestens im weitesten Sinne, politisch. "Gruppen"zugehörigkeiten und eindeutige "Likes" sowie Bilder etc. sprechen da klare Sprachen, die nicht schwierig zu deuten sind. Sogar der Grad an "Gewaltbereitschaft" oder "militanter Neigung" wird teilweise ersichtlich, vorausgesetzt der/die Ermittler_In o. (evtl. psychologisch geschulter) Mitarbeiter_Innen leiten diese davon ab. Ermitteln würden diese zwar erst wenn ein Anfangsverdacht besteht, allerdings wissen viele hier, dass nicht zwangsläufig viel dafür notwendig ist. Gibt es dann ein Facebookkonto, und das wird über die IP ermittelt und nicht über den Namen, dann hilft sicher kein Kennwort oder eine "private" Nachricht, sondern das Profil würde problemlos ausgewertet und interessante Infos in der "Straftäter Links"-Akte des/der entsprechenden "Klienten" vermerkt. Unter Umständen kann so schon eine unpolitische Sache zu einer Erpressbarkeit führen, persönliche Beziehungen begriffen werden und ebenso komplette (Freundes/Polit-)Kreise offengelegt werden. Es ist eben alles einsehbar.... rein theoretisch!

Die andere Seite ist eben die, dass es (noch) nicht maßgeblicher Alltag ist, im Internet nach Informationen zu suchen, zumindestens nicht, was "die radikale Linke" angeht. Die Professionalisierung was das Internet anbelangt, ist in den Behörden teilweise sehr gering bzw. der Fokus wird, je nach "Dienststelle und Möglichkeiten, mehr oder eben weniger auf diese Art aktiv sein. Die Komissariate für politisch motivierte Straftaten (K5) z.B sind sehr unterschiedlich, so die Erfahrung verschiedener Genoss_Innen, die in unterschiedlichen Regionen aktiv sind. Beim VS und den LKA's wird es ähnlich sein, dort werden aber auch Gruppen oder Personen unter Mithilfe der K5- Mitarbeiter entdeckt.
Fakt ist, dass es möglich ist, dass es gemacht wird und, ab jetzt wird es meine Meinung, auch noch stark ausgebaut werden wird.

Dem Wunsch nach Kontakt, und einigen anderen Vorzügen, die Facebook bietet, kann ich folgen und sie verstehen, aber letztendlich ist es gefährlich, sich als private Person (nicht als politische Gruppe oder Kampagne) ernsthaft auf Facebook einzulassen. Zwei Beispiele, die meine Erfahrung wiedergeben:

Ein Freund, der auch politisch ist und bei Facebook angemeldet ist, sitzt nach einer Festnahme bei der Polzei und sieht auf dem Bildschirm des Beamten (vom Cop unbeabsichtigt?!) einige Details seiner Akte wie z:B. Fremdspreachenkenntnisse, familiäre Situation und private Fotos, die er auf Facebook hochgeladen hatte, allerdings "privat", das heisst nicht öffentlich für unbefreundete User. Er vermutet stark, dass der Cop (K5) ihn einschüchtern wollte. Und mein Freund, soviel steht fest, ist alles andere als ein, verzeiht das Wort,"Terrorist". Was dann an Informationen über viele andere in vielen , vielen Akten steht, würde ich gerne wissen. Dass eigene Angaben aus Facebook einen Teil davon ausmachen, sollte da keine_n wundern. Mein Freund musste es leider auf eine sehr üble Art lernen- nämlich als es zu spät war. Wir alle sollten aufhören uns der Illusion hinzugeben, dass das Internet unüberschaubar und nicht zu überwachen ist...
1. Wird der Fokus immer mehr auf Behörden gelegt, oder diese sogar gegründet, die sich mit dem Internet und der "Kriminalität" darin beschäftigen
2. Sorgen Netzwerke wie Facebook oder große Suchmaschinen wie Google, für eine Zentralisierung der Informationen über die Nutzer_Innen. Diese geben durch ihr Surfverhalten bedenkenlos ihre eigenen Daten und Kontakte in andere Hände.
3. ist das Internet, speziell Facebook, aber vor allen Dingen Google, schon heute Agitationsfeld deutscher Ermittlungsbehörden.
4. können die Daten von heute auch noch Ermittlungsbehörden, evtl. mit mehr Rechten, in der Zukunft füttern.

Ich möchte hier Niemandem Aufzählungen in's Gesicht klatschen oder zu nahe treten, aber es ist eben auch nicht irgendein Thema und wir sollten uns alle mit diesem Thema beschäftigen. Sicher ist das nicht an alle Indy-Nutzer_Innen gerichtet, aber in Zusammenhängen, die für Ermittlungsbehörden interessant sind, kann es dann eben auch schnell zu einem Problem werden.

Danke an die nadir- Crew für diesen Artikel.

Passt auf Euch auf!

Gaydar und Facebook

Me-Ti 26.10.2012 - 23:36
Dieser Artikel beschreibt lediglich die Spitze des Eisberges.

Tatsächlich sind die sogenannten sozialen Netzwerke Datenaggregatoren, die eben ausschlisslich für das Datamining eingesetzt werden. Dabei kann auch auf Informationen geschlossen werden, die jemand eben nicht preisgibt.

Ein bekanntes Beispiel davon ist ein Projekt von MIT-Studenten gewesen, die ein Programm namens Gaydar entwickelt haben, mit dem sich allein anhand der Facebook-Freundschaften ziemlich treffsicher feststellen ließ, wer homosexuell ist. Nur noch einmal zur Verdeutlichung, die betroffenen Facebook-User haben ihre sexuelle Orientierung nicht bekannt gegeben, sondern nur ihre Freundschaftskontakte.

Wenn solche intimen Informationen schon aus anderen Informationen rekonstruiert werden können, dann sind viele andere Informationen erst recht rekonstruierbar. Und diese Informationen werden auch von Facebook & Co oder von Dritten (insbesondere Strafverfolgungsbehörden und Geheimdienste) rekonstruiert.

Gaydar war ein Experiment, die gewonnenen Daten wurden nicht weitergegeben und anschließend wieder vernichtet. Doch ob Facebook & Co, Geheimdienste, Polizei und private Unternehmen ebenso sensibel mit Daten umgehen wie die MIT-Studenten, darf doch sehr bezweifelt werden.

Wichtiges Thema!

ratata 27.10.2012 - 20:16
Es geht bei Facebuck aber nicht nur um die Datensammelwut sondern auch noch viele andre problematische Dinge. Weiterführende Literatur dazu z.B.  http://monofueralle.de/socialmedia.html

Fratzenbuch

not@home 28.10.2012 - 14:18
Facebook ist nur die simpelste Veranschaungsform des Neoliberalismus. Fratzenbuch macht milliarden Gewinne mit den Daten seiner User, d.h. es verdient ein Schweinegeld mit einem Produkt welches ihnen nicht wirklich gehört und dabei ohne auch noch einen Finger krumm zu machen. Alle Menschen die ihren € durch ordinäre Lohnarbeit, Sozialleistungen u.ä. erhalten sollten sich über soetwas auch mal ihre Gedanken machen.
Übrigens: Auch scheinbar emanzipatorische Revolten (Stichwort: Arabischer Frühling) kann man steuern oder kontrollieren, so dass sie ihren emanzipatorischen Charakter verlieren. Das geht auch (nocheinfacher) über Facebook.

Anna + Arthur aus AD Perspektive

critique² 28.10.2012 - 17:45
Dass Anna+Arthur irrelevant geworden sind und deswegen "spielen gehen" sollen weil es keine Repression mehr gibt ist übrigens die antideutsche Perspektive zu dem Thema:  http://nokrauts.org/2012/03/anna-arthur-geht-spielen/

Wirklich erschreckend wie realitätsfern manche sich als "kritisch" bezeichnende Menschen heutzutage sind und die bevölkern auch noch die Universitäten. Ist dass das Ergebnis von PISA + Bologna???

facebook enteignen

balbalablub 04.11.2012 - 22:52
Ich möchte "chatgirl16" an dieser Stelle Recht geben: Sich aus sozialen Netzwerken wie facebook einfach zurück zu ziehen kann nicht die Lösung sein und ist in der Form nur die digitale Neuauflage der höcht problematischen linken Tradition der Selbstmarginalisierung, die ihre Motivation in erster Linie ja auch nicht bei Sicherheitsfragen, sondern in moralischer Empörung hat.

Statt dessen sollte man wirklich diskutieren: Welche Alternativen gibt es? Ich überlege derzeit auch mir einen Diaspora-Account zuzulegen, aber haben die sich den verpflichtet keine Daten weiter zu geben? Und was ich mich schon länger frage: Kann man facebook theoretisch enteignen? Das ganze Netzwerk kopieren und so umbauen, dass die Funktionalität tatsächlich dem Zweck des Ausstauschs dient statt dem der Datensammlung/Werbungszuführung?

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