[B]: Transgenialer CSD - Ein Kurzbericht

[SCHWARAB] 23.06.2012 20:27 Themen: Antifa Antirassismus Freiräume Gender Medien Repression
Mehrere tausend Teilnehmer*innen auf dem Transgenialen CSD +++ deutliches Zeichen gegen Homophobie, Nationalismus und Rassismus gesetzt +++ Polizisten beleidigen Teilnehmer*innen homophop
Bei aller schönstem Wetter folgten mehrere tausend Teilnehmer*innen dem Aufruf des Orga-Teams „Transgenialer CSD“ durch die Straßen Berlins. Anfänglich mit mehreren huntert Teilnehmer*innen im Berliner Stadtteil Treptow zur Mittagszeit gestartet, zog die buntgekleidete Masse mit vielen selbstgemalten Schildern, Transparenten unter dem Leitmotto „Lasst es glitzern: Antifaschistisch – Queerfeministisch – Antirassistisch – Solidarisch“ zum Kreuzberger Heinrichplatz. Auf den verschiedenen Lautsprecherwagen, aus denen Techno, „orientalische Klänge“ sowie queere Partyclassics erklangen, wurden ebenfalls Redebeiträge verlesen. So wurde unter anderem die Situation des alternativen Kulturprojektes „Tacheles“ thematisiert, als auch deutliche Kritik an der inzwischen stark kommerzialisierten Ausrichtung des „großen“ Christopher-Street-Days, der heute ebenfalls durch die Straßen Berlins zog, geübt. Auch das 15-jährige Jubiläum des transgenialen CSD, der im Jahr 1997 auf Grund polizeilicher Repression und der ausbleibenden Kritik des „großen“ CSDs sich durch die Straßen Kreuzberg bewegte, wurden in weiteren Redebeiträgen thematisiert.
Auch die „AG Schwule in der Antifaschistischen Revolutionären Aktion Berlin “ [SCHWARAB] beteiligte sich erstmalig mit eigenem Aufruf, Flugblatt und Transparent an der Demonstration und verteilte mehrere hundert antikapitalistische Flugblätter (im Folgenden dokumentiert) an das interessierte Publikum.

Einzig die Berliner Polizei bot mal wieder ein Bild des Grauens für das eigentlich durchaus feuchtfröhlich gelaunte Publikum: Begleitet durch die einschlägig bekannten 23. und 24. Einsatzhundertschaften ließen es sich die Zivilbeamten des Landeskriminalamtes „Politisch motivierte Straftaten – Links“ nicht nehmen und beleidigten Teilnehmer*innen des tCSD homophob.
Trotzdem lässt sich in Gesamtheit durchaus von einer gelungenen Demonstration gegen Homo&Transphobie, sowie Nationalismus und Rassismus sprechen.



Flugblatt der [SCHWARAB] – Text:

„Brüder und Schwestern, ob warm oder nicht, Kapitalismus bekämpfen ist unsere Pflicht“!

Obwohl der Christopher-Street-Day (CSD) ursprünglich an das militante Aufbegehren sogenannter sexueller Minderheiten im Juni 1969 in der New Yorker Christopher Street erinnerte, wo sich Lesben, Schwule und Transexuelle erstmals militant gegen eine Serie brutaler Polizeiübergriffe und Razzien zur Wehr setzten, ist von dem Widerstandsgeist der Regenbogen-Community aus den früheren Tagen nicht viel übrig geblieben.

Gegen Kapitalismus…

Vielerorts wurde der CSD schnellen Schrittes von einer politischen Demonstration zu einer bestenfalls karnevalesk anmutenden Parade transformiert, die einigen Großkonzernen nicht wenig Platz einräumt, damit diese um die angeblich finanzstarken Lesben und Schwulen buhlen können. So bewirbt im offiziellen diesjährigen Berliner CSD-Magazin etwa der Autohersteller Ford seine Produkte ganz zielgruppengerecht unter der Überschrift „Weißer Lack – schwarzes Leder“ und das „HIV-Team“ des Pharmariesen Abbot wünscht den potentiell Infizierten „einen schönen CSD“.

Rassismus…

Während homophobe Verhaltensmuster in der deutschen Mehrheitsgesellschaft vor allem bei jungen Menschen wieder zunehmen, kommt es auch innerhalb der schwul-lesbischen Community seit Jahren verstärkt zu rassistischen Ausfällen und aggressiver Stimmungsmache gegen Migranten, denen eine nahezu qua Geburt vorhandene Feindlichkeit unterstellt wird. Die rassistischen Hasskampagnen der Mehrheitsgesellschaft wie auch die der rechten Schreihälse in der schwul-lesbischen Community werden auf unseren entschlossenen Widerstand stoßen! Wir sind solidarisch mit den oftmals von Mehrfachdiskriminierung Betroffenen!

Menschenrechtsimperialismus…

Vielfach wurde das Thema Menschenrechtspolitik in der Vergangenheit als Begleitmusik zu aggressiver Kriegspolitik zu missbraucht. So wurde etwa der Angriffskrieg gegen Afghanistan etwa mit der Befreiung der Frauen begründet. In den vergangen Jahren kommt es zunehmend dazu, mangelnde Rechte für Schwule, Lesben und andere marginalisierte Sexualitäten und Lebensformen zu missbrauchen, um Stimmungsmache wie aktuell etwa gegen Russland zu machen. Wir stehen auf der Seite der linken Transsexuellen, Lesben und Schwulen weltweit. Wir werden uns jedoch nicht am Menschenrechtsimperialismus von BRD, USA und EU beteiligen, die selbst mehr als genug Leichen im Keller haben. So wurde etwa der Paragraph 175, der männliche Homosexualität in der BRD unter (Haft)Strafe stellte und über Jahre in einer „verschärften“ Nazi-Variante existierte, erst 1994 (!) und einzig aufgrund der Rechtsangleichung der beiden deutschen Staaten in der BRD abgeschafft.

Homonationalismus…

Auch das „Pinkwashing“, mit Hilfe dessen sich Israel als einzige Demokratie im Nahen Osten zu inszenieren versucht, während es Palästinenserinnen und Palästinenser brutal unterdrückt, stößt auf unseren entschlossenen Widerstand. Wir werden auch zukünftig nicht dulden, dass rassistische und bellizistische Organisationen wie etwa der „BAK Shalom“ in ihrer Funktion als deutsche Täterenkel und in „deutscher Michel“-Manier Jüdinnen und Juden vorzuschreiben versucht, wie sie zu denken und zu leben haben und die Nahostfrage für ihre rassistischen Ausfälle und Kriegstreiberei missbrauchen und dafür versuchen, die Lesben- und Schwulenbewegung in politische Geiselhaft zu nehmen. Derlei Organisationen sprechen nicht in unserem Namen!

… und religiösen Fanatismus

Auch in Sachen Religionskritik müssen wir nicht auf islamische Länder verweisen, sondern kritisieren das verbrecherische Wirken der katholischen Kirche und des deutschen Papstes ebenso, wie die evangelikalen Fundamentalisten, die sowohl in Deutschland als auch den USA ihr Unwesen treiben und Menschen mit alternativen Lebensentwürfen das Leben immer mehr zur Hölle machen.

Während immer mehr Ehen wieder geschieden werden und immer mehr Menschen nach neuen Formen des Zusammenlebens suchen und Alternativen zur kleinbürgerlichen monogamen Familie leben, wiederholt das Gros der schwul-lesbischen Berufsfunktionäre gebetsmühlenartig die Forderung, die Ehe für Lesben und Schwule zu öffnen. Wir lehnen das ab! Wir wollen nicht die gescheiterten und unrealistischen Lebenskonzepte der heterosexuellen Mehrheitsgesellschaft übernehmen, sondern eine rechtliche wie auch gesellschaftliche Gleichstellung aller Lebensweisen!

Wir hingegen wollen mit allen fortschrittlichen Lesben, Transen und Schwulen nicht in den Arsch der Herrschenden kriechen, sondern eine offensive radikal linke Politik betreiben und nicht nur heute gemeinsam mit Euch gegen Ausbeutung, Rassismus und Krieg und für unsere Rechte auf die Straße gehen!

AG Schwule in der Antifaschistischen Revolutionären Aktion Berlin (SCHWARAB)
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Ergänzungen

picz und bericht!

duliddle 23.06.2012 - 21:06
hier gibt es einen weiteren bericht und bilder.

 http://www.flickr.com/photos/pm_cheung/sets/72157630254131124/

Transpi-Aktion für Basak

ARAB 24.06.2012 - 08:42
Vom Gebäude des „Zentrum Kreuzbergs“ machten Mitglieder der ARAB mit einem Transparent und Flugzetteln auf den Fall von Basak Sahin Duman aufmerksam, die seit dem 29.Mai in Kroatien in Haft sitzt und an die Türkei ausgeliefert werden soll, wo ihr über 7 Jahre Haft wegen ihres politischen Engagements an der Univerität drohen. Mehr Infos zu dem Fall auf

 http://www.freebasak.blogsport.de

No XOXO

gossip girl 24.06.2012 - 16:51
Die Ankündigung der ARAB bzw. ihrer AG "Schwarab" war überraschend, da doch die stark männlich-makerhaft dominierte Gruppe, seit ihrem Bestehen weder durch besondere Kritik am Sexismus oder der Heteronormativität aufgefallen ist. Nun gut: besser spät als nie.
Der Auftritt auf dem TCSD wirkte etwas gewollt, lief man doch mitten im Zug mit einem Fronttransparent, wollte dort ein Statement setzen, das aber keinen an sich interessierte (außer Leute aus der Szene und das PMS). Es wirkte so als dachte die ARAB, alle würden auf sie warten. Doch aus der ARAB selbst waren wenige zu sehen. Hauptsächlich Kerle, wenig Frauen trugen das Transparent durch Treptow, Neukölln und Kreuzberg, das doch für diese Ankündigung wenig offenbarte: Außer dass die ARAB jetzt auch öffentlich zu ihren schwulen Mitglieder*innen steht, bzw. ihnen eine AG gibt. Warum, liebe ARAB, eigentlich SCHWARAB? Weil ihr die Anlehnung an die Schwusos so lustig findet, oder vielmehr doch, weil ihr die antisexistische Debatte nicht ernsthaft führt. Anstatt als Gruppe aufzutreten, geht ihr in eine Nische, die es im linksradikalen so nicht geben sollte. Erstmal ist doch der Begriff "queer" als Bezeichnung für die verschiedensten Lebensweisen Konsens. Mit eurem Namen schließt ihr doch viele Teilnehmerinnen eines TCSD aus - und warum?
Und warum braucht es die SCHWARAB? Homophobie auf allen Ebenen ist scheiße - emanzipatorischer Standart, doch was erzählt ihr uns? Dass sich die Schwulen bei euch in der Gruppe jetzt zusammentun, um gemeinsam das Label "ARAB" auch in die queere Szene zu tragen und damit die Hegemonie im Aktionismus in der Berliner Szene auszubauen? Oder können wir von Euch Kritik erwarten? Kritik an der mackerhaften Gruppenstruktur, homophoben Äußerungen eurer Mitglieder*innen, einem Hang zum heteronormativen Lifestyle, einem Musikgeschmack (ERfahrungen bei den verschiedensten ARAB-Lautis), der homophobe bzw. strukturell sexistische Rapper auch mal nicht ausschließt, eure fehlende Auseinandersetzung mit sexistischen Vorfällen in Gruppe und Szene und null Statements zur queeren Politik überhaupt.
Zu eurem Text, er ist wie das Heft "Perspektive": Oberflächlich, faktenarm, tendenziös und flach. Ihr habt recht mit Eurer Erkenntnis, dass Fundamentalismus und religiöser Fanatismus, wohl sogar die Religion an sich ausgrenzend ist - deshalb der alte Sprechchor "Kein Gott, kein Start, kein Patriachat". Was verkauft ihr uns? Eine Neuigkeit? Nein, nur Balsam für die antiimperialistische Seele, gilt doch der TCSD als Veranstaltung, die von vielen Antideutschen und Antinationalen besucht wird - ein Mitglied eurer Gruppe nannte jene mal bei einer Party "Carhatt-Schwuchteln". Daher gleich der Verweis auf die USA, das Christentum, Deutschland. Aber wenn es euch um die Sache geht, müsst ihr doch auch gesellschaftliche Entwicklungen sehen. Im Iran gibt es die Todesstrafe für Homosexuelle, in Palästina auch, nur wird sie nicht angewandt, doch viele queere Palästinenser*innen leben eben nicht in den Autonomiegebieten, sondern z.B. in Israel. Und Israel hat doch im Vergleich zum anderen Scheiß der Gesamtscheiße für queere People eine Liberalisierung, die in Europa und Nordamerika seines gleichen sucht. Toll ist es auch nicht, und "Vorzeigedemokratie" ist einzig "echte Demokratie" sollte für eine linksradikale Bewegung keine Begrifflichkeit in Bezug auf die herrschenden Verhältnisse sein. Also, wo bleibt die Kritik am tödlich-homophoben Regime in Teheran oder auch an die Marginaliserung der queeren in Palästina. Da ihr euch als klar pro Palästina positioniert(in Zeiten, in denen große Teile der linken Szene Nationen komplett ablehnen, auch als Übergangsmodell sollte es keine Lösung sein) erklärt doch mal eure vorausgesetzte queere Haltung zu einem Palästina, das von einer homophoben Hamas bis Fatah geprägt wäre? Wo bleibt die Kritik, wenn es eben auch "islamische" Staaten betrifft? Wo bleibt eurer Engagement gegen die Gewaltattacken gegen queers in Rußland?

Eure typischen Vereinfachungen, der fehlende Blick aufs Ganze. Denkt doch mal weiter, aber die erwartbaren Phrasen, für die ihr Papier verschwendet, sind konformistisch und nicht sonderlich emanzipatorisch. Wohl ein Problem in der Gruppe.

Ihr macht viel in Berlin, und der Ansatz oft und viel Stellung zu beziehen, ist bei euch das Beste. Ihr seid präsent und macht. Aber wie, da sind wir eben beim Problem.

Die Erkenntnis, das Homophobie überall gelebt wird, ist doch die erste. Und in einer Kritik daran müssen auch alle benannt werden: Sexisten in der PKK, Macker am Fronttranspi,keine politische Korrektheit, reines Mainstreamdenken.

Besonders in Erinnerung bleibt die Anti-Papst-Demo. "What-the-fuck" und "Not welcome" in einem Block - und das bereitete doch etlichen am Startpunkt der Demo erhebliche Bedenken: Aus der Jugendgruppe hörte man " Schlampe" und ähnliches, jemand rief "Todesstrafe für Kinderschänder" und der arab-dominierte erste Teil im linksradikalen Block war alles andere als antisexistisch. Was an dem Tag zu hören war, hat sogar einige eurer Mitglieder derart in Verlegenheit gebracht, dass diese nur noch dafür sorgen wollten, dass die Kidz mal leise sind, und die Macker einfach nur böse gucken.

Und liebe "Schwarab" warum geht es für euch doch noch nur um die Veränderungen der Bedingungen, aber nicht ihre Abschaffung. All die Energie für Volksbefreiungskämpfe und die Kämpfe für ein Baskenland und Kurdistan werden doch am Ende nicht außer - etwas besser, vielleicht etwas schlechter, doch niemals das was wir als Emanzpiation begreifen? Oder was ist denn für euch dieses Leben?

Es wäre schön, wenn ihr euch auch mal auf eine Diskussion einlassen würdet - nur bei euch gibt's ja immer noch knappe, nichtssagende Platitüdenstatments!

Und solange ihr mit dem ZK zusammenarbeitet, sollte ihr eh die Fresse halten. Das ist nicht links, das ist keine Emazipation, was die Gewaltmackergruppe betreibt. Neben unglaublicher Unwissenheit und Dummheit, wurden Menschen wiederholt angegriffen. Und ja, auch auf Grund von Sexualität und Geschlecht in Kombi mit politischer Haltung.

Wer mit "Zusammen kämpfen" in ein Bett steigt, in einer Kneipe abstürzt oder beim Al-Quds-Tag gemeinsam Anti-Ds kloppen will, sollte einfach die Fresse halten oder sich anders positonieren.



»Erst einmal vor der eigenen Haustür kehren!«

jW von Morgen 24.06.2012 - 17:54
 http://www.jungewelt.de/2012/06-25/041.php

Zehntausende Teilnehmer am Christopher Street Day in Berlin – Tausende bei der Alternativveranstaltung.

Ein Gespräch mit Dirk Höffner

Interview: Markus Bernhardt

Dirk Höffner ist Mitglied der »Arbeitsgemeinschaft Schwule« in der Antifaschistischen Revolutionären Aktion Berlin [ARAB] arab.blogsport.de

Sie haben am Samstag am sogenannten transgenialen Christopher Street Day (CSD) in Berlin teilgenommen. Warum nicht am weitaus größeren und gleichzeitig stattfindenden CSD, an dem Zehntausende betiligt waren?
Gemeinsam mit mehreren tausend Lesben, Schwulen und Transen haben wir für die rechtliche Gleichstellung aller Lebensformen demonstriert und uns zugleich gegen Krieg, Rassismus und Kapitalismus positioniert. Das wäre auf dem bürgerlichen CSD verlorene Liebesmüh gewesen, da dort eher seichte Unterhaltung und weniger politische Meinungsäußerung im Vordergrund steht.

Uns war es außerdem wichtig, an die politischen Ursprünge des CSD zu erinnern. Also daran, daß sich im Juni 1969 in der New Yorker Christopher Street Lesben, Schwule und Transexuelle zum ersten Mal militant gegen eine Serie brutaler Polizeiübergriffe und Razzien zur Wehr setzten. Und da wären wir auf dem bürgerlichen CSD, wo Schwule von CDU bis Linkspartei gemeinsame Sache machen, falsch gewesen.

Man darf ja auch nicht vergessen, daß der Paragraph 175, der männliche Homosexualität in der BRD unter Strafe stellte und über Jahre in einer verschärften Nazivariante existierte, erst 1994 – und nur aufgrund der Rechtsangleichung der beiden deutschen Staaten! – abgeschafft wurde. Wir wollen daher keine gemeinsame Sache mit Behörden oder der Polizei machen, die auch an dem CSD teilnehmen.

Aber beim Teilnehmerspektrum des »transgenialen« CSD herrschen doch auch verschiedene Meinungen vor …
Das bringen große Veranstaltungen natürlich mit sich. Es ist aber so, daß sich die Organisatoren des transgenialen CSD deutlich gegen Rassismus und Nationalismus – auch in der eigenen Community – positioniert haben. In Zeiten des zunehmend grassierenden westlichen Kulturrassismus ist uns das besonders wichtig.

Man darf ja beispielsweise nicht vergessen, daß schwule Migranten oder lesbische Migrantinnen oft einer Fülle von Diskriminierungen ausgesetzt sind. Schon aufgrund ihrer Herkunft, aber auch wegen ihrer Homosexualität.

Das Thema Homosexualität wird oft genau so instrumentalisiert wie die Frage der Frauenrechte. Formiert sich dagegen Widerstand?
Ja, viele Lesben und Schwule haben mittlerweile erkannt, daß die Frage ihrer Gleichstellung oft mißbraucht wird und als Begleitmusik für Kriegspropaganda dient. Aktuell erleben wir das ja bei der Stimmungsmache gegen Rußland.

Israel etwa nutzt das Thema Homosexualität, um sich als einzige Demokratie im Nahen Osten zu inszenieren und von der Unterdrückung der Palästinenser abzulenken. Mittlerweile ist es jedoch so, daß nur noch wenige Menschen dieser Propaganda auf den Leim gehen. So gibt es in der Berliner Homobewegung einige linke, jüdische Lesben und Schwule, die sich gegen die staatliche Propagandamaschinerie Israels positionieren und wichtige Aufklärung leisten.

Auch für uns ist es wichtig, uns eindeutig gegen die zunehmende Kriegspolitik der selbsternannten »westlichen Wertegemeinschaft« zu positionieren, und das haben wir am Wochenende beim CSD auch getan.

Aber es ist doch nicht zu leugnen, daß es in Europa besser um die Rechte von Lesben und Schwulen bestellt ist als anderswo …
Das mag ja sein. Trotz alledem muß man gar nicht auf islamisch geprägte Länder verweisen, um religiösen Fanatismus zu entdecken. Ich will nur an die Verbrechen der katholischen Kirche, ihre Stimmungsmache gegen Lesben und Schwule oder auch an ihr Frauenbild erinnern. Oder an die sich zunehmend ausbreitenden evangelikalen Fundamentalisten, die sowohl in den USA als auch verstärkt in Deutschland ihr Unwesen treiben und Menschen mit alternativen Lebensentwürfen das Leben zur Hölle machen.

Ich finde daher, daß wir in der BRD gut beraten wären, in Sachen Menschenrechten erst einmal vor der eigenen Haustür zu kehren und endlich eine tatsächliche Trennung von Staat und Kirche einzufordern, die hier bestenfalls auf dem Papier besteht.

@femme

garnix 24.06.2012 - 18:19
Die DDR kehrte 1950 formal zur "alten" entschärften Fassung § 175 aus der Weimarer Republik zurück, beharrte gleichzeitig auf Anwendung des hier wichtiger erachteten § 175a - Sex zwischen Männern über 18 Jahren mit unter 18 strafbar, während in der BRD die unter den Nazis komplett verschärfte Variante weiter galt (allein der Austausch von mann-männlichen Zärtlichkeiten reichten für eine Verurteilung).

Während es in der BRD gerade in den 1950er und Anfang der 1960er Jahre Zehntausende Verurteilungen gab, wurde in der DDR bereits ab Anfang 1950er Jahre Homosexualität unter Erwachsenen wegen "Geringfügigkeit des Vergehens" in der Regel NICHT MEHR geahndet, obwohl der "Weimarer" § 175 noch ein Weilchen rechtsgültig bestehen blieb.

1968 erhielt die DDR ein eigenes Strafgesetzbuch, das in § 151 homosexuelle Handlungen mit Jugendlichen SOWOHL für Frauen ALS AUCH für Männer unter Strafe stellte. 1988 wurde in der DDR auch dieser Paragraph ersatzlos gestrichen. Wenngleich es bis heute für die DDR keine genauen Zahlen der Verurteilungen gibt, kann mensch von sehr wenigen Tausend - vor allem wegen 175a im Auftrage des Jugendschutzes - ausgehen (Schätzungen: 1.500 bis 6.000.

Währenddessen gab es in der BRD allein zwischen 1950 und 1969 mehr als 100.000 Ermittlungsverfahren (mit U-Haft usw.) und etwa 45.000 rechtskräftige Verurteilungen zu teils jahrelangen Gefängnisstrafen. Oft gesprochen von Nazi-Blutrichtern. Bis zur ersatzlosen Streichung der in der BRD 1969 und 1973 entschärften Version des § 175 im Jahr 1994 gab es nochmals mehrere Tausend Verurteilungen, wenngleich die Gefängnisstrafe kaum noch angewendet wurde.

Man kann es auch einfacher sagen: In der DDR gab es keine strafrechtliche "Homoverfolgung als Staatsräson" wie in der BRD. Dies soll gesellschaftliche Diskriminierungen keineswegs in Abrede stellen.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 17 Kommentare

chapeau....

bambam geröllheimer 23.06.2012 - 23:16
...wirklich respekt. ich habe Texte gelesen, über die ich mich geärgert habe. Texte, über die ich lachen musste. Aber dieser Text (der dazu noch sowas von 100% sicher von Heten geschrieben ist) ist wirklich das dümmste, was mir jemals untergekommen ist. Aber Ihr seid Euch wenigstens treu geblieben: Den selben Unsinn, den arab sonst verzapft, irgendwie auf schwul umgemodelt, eine angebliche Schwestern-AG gegründet (die ich Euch, wie schon gesagt, nicht abnehme) und damit die Umwelt belästigt. Und das Ganze nur, um die "Strassenhegemonie" im "Kiez" aufrechtzuerhalten. Zum Glück habt ihr weder unter Homos noch gesamtgesellschaftlich irgendeine Relevanz...
Allen Anderen : Happy CSD !

unter stalin...

femme & proud 24.06.2012 - 00:24
.. hätte es das nicht gegeben. aber im ernst: es ist doch super, wenn auch mal eine gruppe aus dem eher, sagen wir mal, autoritärsozialistischem lager so einen text veröffentlicht. und daß die arab keine relevanz haben soll, ist doch gerade erst durch ihre walpurgisnachtdemo widerlegt worden. eine offene positionierung pro homo usw.- das ist im linken mainstream noch lange keine selbstverständlichkeit. was genau soll eigentlich an dem text so dumm sein? da müssten schon mal genauere argumente her.
davon abgesehen galt homosexualität usw. in der "sowietunion" und bis kurz vor ende auch unter dem zonenregime als westliche dekadenz und wurde nicht toleriert. auch aus diesem grund wäre es gut, wenn die arab mal erklärt, wie sie denn zum "realsozialismus" steht. sie möchte doch nicht mit zk verwechselt werden; oder doch?
(wie sah es in der "DDR" eigentlich mit § 175 aus, weiß das wer von euch?)

...

... 24.06.2012 - 04:12
Kommen sich diejenigen, die hier unreflektiert ihre Autoritärer-Steinzeit-Kommunismus-Projektionen auf die ARAB projezieren, nicht selbst n bisschen lächerlich vor? Einer ist sogar so dermaßen in der Materie, ihnen sexuelle Identitäten zu- und absprechen zuwollen und zeigt damit im Grunde seinen eigenen beschränkten, sexistischen Horizont. Zu Realsozialismus und Co. hat die ARAB sich auch schon vor Jahren positioniert, die Texte könnt ihr euch selbst aus'm Netz ziehen, aber ist das Posten suggestiver Kommenatre und wiederkäuen von Gerüchten nicht viel einfacher, als sich mit dem Gegenstand der Kritik mal dezidiert zu beschäftigen? Oder wird man bei zuviel kritischem Denken aus den eigenen Strukturen rausgemobbt?

Euer Bashing ekelt mich an.

die schwarab

panther 24.06.2012 - 10:15
Also ich wa nun auch wiederholt auf dem Tcsd und muss sagen es war eine sehr erfolgreiche und gut gelungeneveranstaltung. Es gab verschiedene Transpis Personen allerlei Art und es hatte auch dieses jahr nicht an Aussage gefehlt. Auch ich war überrascht das sich die Arab am tcsd beteiligt hat. Da ich sie ebenfalls nur von anderen Demos und ihrer nicht emanzipatorischen,trans-gender Seite kenne. Auch muss ich sagen Das die Arab erst die letzten Tage hinzugestiegen ist(veröffentlichung von artikel,seite stellen) und dann das auftretten wa etwas zu dürftig um ihnen ihre neuentdeckte Seite doch ganz zu glauben, oder sie wissen noch nich wie sie sie zeigen sollen. Den man merke es waren doch noch wenige Vertreter_in da, und an ausdrucksstärke(farblich wie inhaltlich) sollte man doch vom 08/15 disgn vorallem beim tcsd weg. Auch das auftretten wa noch etwas steif oder prollig.
Also gesamtheitlich zusagn : Es ist schön das die Arab da wa und zuhoffen ist das sie Ihre Pinkeseite entdeckt hat. aber bis die Arab hier zum Bild fest drin ist muss noch mehr kommen . besonders bunt, laune und Vertreter_in

Aber wir freun uns wenn es klappt

@xyz und die anderen Hater

Warmer Bruder 24.06.2012 - 11:43
Oh man, bei diesen Comments kriegt man ja das Kotzen.
"Brüder und Schwestern,..." ist eine antikapitalistische Parole aus den 70ern, der Roten Zelle Schwul und HAW. Um zu benennen, dass es mal eine kämpfende Homobewegung gab und geschichtliche Kontinuitäten aufzuzeigen, macht das durchaus Sinn.
Wer seid ihr denn eigentlich mit eurem Queerbegriff, dass ihr meint, Homos und Bis vorschreiben zu können, was jetzt nun eigentlich queer ist und was nicht. Wenn ein schwuler Mann sich richtig von einem Mann ficken lassen will, muss er dann deswegen Pinke Klamotten tragen um ja nicht so "männlich" zu wirken? Wo ist man denn da angekommen? Die Leute, die den Queerbegriff so hochhalten, sollten sich auch mal überlegen, inwiefern nicht grade das dazu taugt, Leute in ihrer sexuellen Identität zu beschneiden.
Zum Schwarabauftritt: Ich war jetzt das dritte mal beim tCSD und fand deren Auftritt durchaus erfrischend. Dieses Jung.Brutal...-Ding hab ich noch nicht so ganz verstanden, aber vielleicht wird sich dazu ja auch nochmal eingelassen. einige am Transpi waren durchaus schnuckelig ;-)

Zur Anwendung des 175ers in der DDR steht ja schon was im Flugblatt. Deutlich muss man aber sagen, dass der Paragraf nur in abgeschwächter Form in der DDR vorhanden war und auch nur sporadisch verfolgt wurde, bzw. die Quellenlage nicht ganz erforscht ist (Stichwort: Homobeziehung zwischen jungen Leuten oder Missbrauch von Schutzbefohlenen?)
Die DDR war da sicher kein Ort der absoluten Homoemanzipation, aber besonders die BRD, die den 175er original aus der Nazizeit übernommen und ebenso verfolgt hat, die sollte da die Fresse halten.

Ganz schön krass, wie hier gegen die Boys gehetzt wird.
Schämt euch.

ja

ja 24.06.2012 - 14:18
die deutsche linke ist marginal, sie treten nicht nennenswert in öffentlichen debatten in erscheinung. das unter diesen kleinstgruppen, die damals mal einer bewegung angehörten, streit über den richtigen, den "wahren" weg ausbricht, ist naturgegeben. jede*r beansprucht für sich, den richtigen weg zu gehen, auf grund der nicht vorhandenen relevanz, die die protagonist*innen selbst ständig erfahren, wird es flügelkämpfe um jenen, den angeblich richtigen weg, immer wieder geben. die linke beschäftigt sich lieber mit sich selbst als gesellschaftlich relevant in erscheinung zu treten- können sie auch gar nicht, denn aus einer bewegung wurde eine szene. szenen stecken fest. kommen nicht groß weiter. dass jemensch vorher schrieb, dass mensch angst hätte, rausgemobbt zu werden aus den eigenen strukturen, spiegelt dies wunderbar wieder. schade eigentlich.

transgender

heiner 24.06.2012 - 15:32
@femme & proud 24.06.2012 - 00:24

nicht nur das in der gesamten kommunistischen bewegung der zwanziger und folgenden jahrzehnte galt homosexualität als bürgerliche dekadens.
heiner müller hat das in seiner autobiagraphie kurz und spöttisch beschrieben. (also DDR umd homosexualität)

stichwort queer

yo 24.06.2012 - 16:34
>>[...]Als ich aufwuchs, war ich immer ‚zu queer‘, und dann werde ich angeklagt, nicht queer genug zu sein, in beiden Fällen weil ich schwul bin. Ich glaube nicht, dass das ein Fortschritt ist. Ich mag das Wort queer immer noch und ich mag immer noch seine Direktheit, aber manchmal bedeutet es radikal und politically correct, und manchmal wird es als Synonym für schwullesbisch verwendet. Es gibt diese Idee, dass queer das ist, was passiert, wenn wir aus lesbischer und schwuler Identität herausgewachsen sind, wenn wir aus Identität herausgewachsen sind: Queer zeigt an, dass Identitäten nicht wirklich real sind, sie sind dynamisch, sie sind fließend, sie sind provisorisch. Und dieser Umstand bewirkt, dass Menschen, die lesbisch und schwul sind, oder Menschen, die von sich sagen, dass sie es sind, tatsächlich faschistisch erscheinen, weil sie sich an eine Identität klammern, und auf diese Weise funktioniert queer homophob. Ich denke, das ist ein echtes Paradox. Die Mainstreamkultur hat es geschafft, sich queer anzueignen und es so zu benutzen, dass Heterosexuelle sich radikal fühlen können und es gegen schwule Leute [gay people] zu verwenden, indem sie als altmodisch und zu schwul hingestellt werden. [...]<<

"Bunning": Glad to be Glad. Interview mit David M. Halperin. In: Greenpepper, Nr. 27. Mai 2010.

bereicherung!

antifa 24.06.2012 - 19:57
ich verstehe es als ein bereicherung, dass die arab da mal einen vorstoß gemacht hat, der vielleicht auch ausstrahlung in andere antifa-gruppen hat. weil eben ja auch bekannt ist, dass vor allem in antifa-zusammenhängen - ausgenommen noch die nea - homophobe diskriminierungen keine seltenheit sind. eine auseinandersetzung darüber findet eben nicht statt. arab macht nun genau das und positioniert sich, was sonst immer eingefordert wird. wäre wohl eher sinnvoll, inhaltlich zu diskutieren als hier rumzunölen.

@antifa

... 24.06.2012 - 20:51
Die NEA ist nicht mehr und auch nicht weniger homphob, als andere Berliner Antifagruppen.

Wie sagte schon...

Farid Bang: 24.06.2012 - 20:54
Heute mach ich Welle weil der DJ schwul auflegt,
ich bin jung, brutal, guttaussehend!

orientalismus

what? 24.06.2012 - 21:22
"orientalische Klänge"? schon klar, mal ein bisschen mit orientalismus beschäftigen wär nicht schlecht.

und das mal wieder einseitige Israelkritik propagiert wird, diesmal unter dem label pinkwashing, überrascht nicht

Scheiß egal

Scheißegal 25.06.2012 - 01:14
Dieser Szenequatsch hat nen Relevanzgehalt von trocken Brot. Lasst diese Langeweiler*innen reden. Für mich das beste Flugblatt seit mindestens 10 Jahren zum Thema.

Jaja

Yippie-Yeah! 25.06.2012 - 02:36
Kids geht zur Schule und lasst Party manchmal Party sein!

'n Hoch auf die ARAB!

Homonationalismus, Islamophobie, Pinkwashing

Frid@ 25.06.2012 - 10:59
Hallo liebste Genoss*innen!

leider hab ich's dieses jahr nicht nach berlin geschafft, aber offenbar liefs ja auch ohne mich ganz super ;)

bei diesem text hier fällt mir aber auch gleich wieder ne kritik ein, die ich auch letztes jahr schon hatte, aber noch für mich behalten hab. jetzt will ich aber mal raus damit. der text ist zwar offenbar von der Gruppe [schwarab] verfasst, ich richte mich aber generell an alle, die sich in der szene, auf'm tcsd, in politgruppen und überall sonst tummeln.
also

Wann fällt Euch endlich mal auf, dass das, was in Bezug auf Israel immer als "pinkwashing" bezeichnet wird, heute in sogenannten "westlichen" Staaten allgemein verbreitet ist?

Es wird von Seiten der offiziellen Politik und anderer politischer Gruppierungen immer wieder auf die angebliche Homophobie von Migrant*innen und Muslim*innen gepocht und sich das Schutzbedürfnis weißer Euro-Homos vor diesen "Ausländern" zu eigen gemacht, um damit die eigene Agenda zu pushen - so im Stil von "wir, der demokratische zivilisierte Westen VS die da, die aus'm homophoben hinterwäldlerischen Orient". In Frankreich, Belgien, Deutschland, Niederlanden, England, Österreich, USA und sicherlich noch vielen anderen Ländern gibt es zahlreiche bekannte Beispiele für Einzelpersonen, Gruppen, Parteien, Aktionen, Ereignisse oder öffentliche Meinugsäusserungen, wo eine Kritik in diesem Sinne passend und auch dringend nötig gewesen wäre!

In dem Abschnitt "Homonationalismus" bringt Ihr ja sogar selber ein Beispiel, wenn Ihr dem BAK-Shalom vorwerft, "die Lesben- und Schwulenbewegung [für Rassismus oder Kriegstreiberei] in politische Geiselhaft zu nehmen". Von "Pinkwashing" ist dabei aber nie die Rede.

Vielleicht ist es Euch ja auch schonmal in den Sinn gekommen, was diese einseitige Thematisiserung von "pinkwashing"-Politik soll? insbesondere weil der begriff ja nun schon ein paar Jahre lang auf dem tcsd (und auch sonst in der szene und in publikationen) kursiert, allerdings immer nur in Bezug auf Israel. Mittlerweile hat das wort "pinkwashing" bei mir einen faulen Beigeschmack bekommen...


Falls "Pinkwashing" noch ein ernstzunehmender politischer Begriff sein soll, so wird es höchste Zeit, es auch so zu verwenden! Derzeit aber ist es vor allem ein Propagandainstrument, welches aus irgendwelchen Gründen speziell der Kritik an Israel vorbehalten ist.

Eine kritische Auseinandersetzung, sowohl mit dem begriff "pinkwashing" als auch mit seiner einseitigen Verwendung und den Gründen dahinter, scheint mir mehr als überfällig!


Mit solidarischen Grüße
Frida

Das Bürgerliche

Anmerkender 25.06.2012 - 12:41
Sorry, aber die Vereinnahmung des ausschlaggebenden Ereignisses durch diesen alternativen CSD ist absolut lächerlich. Die Inklusion von Schwulen und Lesben in eine alltägliche und damit eben auch bürgerliche Welt war eines der Ziele der Stonewall-Aktivisten. Anzuprangern, dass Schwule und Lesben in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind und sich in allen Spektren der Gesellschaft offen zeigen können, ist vollkommen daneben. Der alternative CSD geriert sich immer mehr zur typisch antikapitalistischen Demo, die sich lediglich das Label "queer" aufdrückt, um sich von den restlichen Demos gleicher Ausrichtung abzuheben. Ein reiner Marketinggag also.

Das merkt man auch z.B. im Umgang mit der Werbeanzeige von "Ford" - natürlich kann man kritisieren, dass sich der offizielle CSD von großen Firmen sponsorn lässt, dass aber gerade Ford ein Vorbild in Sachen Toleranz und Einbindung schwuler und lesbischer Mitarbeiter*innen ist, wird natürlich geflissentlich verschwiegen. Die Kritik am kapitalistischen System ist wohl offenbar wichtiger als ein Anerkennen vorbildhafter Unternehmen.

liebe ARAB Basher*innen

ihr macht ja Mut... 01.07.2012 - 14:50
Wenn ich lese, wie eine neu auftretende Gruppe von scheinbar alten "tCSD-las" vorgeführt wird und sich global erklären soll, bevor ihr Eintreten für queere Selbstbestimmung akzeptiert wird, bekomme ich ernsthaft Zweifel, ob ich da in Zukunft wieder mitgehen möchte.

Der TCSD Aufruf klang zwar sehr allgemein, aber auch offen und einladend. Nun offenbaren sich die Abgründe. Kommt einfach damit klar, dass Menschen sich immer so organisieren, wie sie es selbst wollen.

ARABs Flugi hat zumindest auf Indymedia mehr Auseinandersetzung ausgelöst, als irgend ein anderer Text im Zusammenhang mit dem tCSD. Teile des Flugis treffen meiner Sicht nach zu, über andere denke ich erst mal nach. Danke an ARAB dafür.