No Border Camp in Bulgarien gestartet!

nobo 25.08.2011 17:25 Themen: Antirassismus Militarismus Soziale Kämpfe Weltweit
Mit dem heutigen Tag begann das No Border Camp in dem kleinen Ort Siva Reka bei Svilengrad/Bulgarien, nahe der türkischen und der griechischen Grenze.
Der Beitritt Bulgariens zum Schengenbereich ist zwar verschoben, aber absehbar und die Aufrüstung der neuen Außengrenzen laufen auf Hochtouren. Dies wird sich vermutlich auf die Fluchtrouten von Migrant_innen auswirken, die versuchen Europa über die Türkei zu erreichen. Die europäischen Grenzsicherungsstrategien beschränken sich nicht auf die Ausstattung der neuen Mitgliedsstaaten mit technischem Equipment, sondern beinhalten auch die Finanzierung neuer Auffang- und Abschieblager. Eines der neuen “detention centers” befindet sich in Ljubimets, etwa 20 km von Svilengrad entfernt. Ein neues “reception center” steht betriebsfertig in Postrogor, etwa 35 km vor Svilengrad.

Das Anliegen des Camps ist es, die Menschen hier in der Grenzregion auf Gründe von Flucht und Migration aufmerksam zu machen und über die relativ rechtlose Lage von Migrant_innen in Bulgarien und speziell in den Lagern zu informieren. Angesichts der einfachen Wohn- und Lebensmöglichkeiten der Menschen in der Region wirken die neuen Lager teilweise hochmodern und luxuriös. Es ist der Wunsch des Camps dem allgemeinen Schengenjubel und der weitverbreiteten Angst vor vermehrter Migration eine kritische Reflektion der Auswirkungen - wie Militarisierung der Grenze und Einkürzungen im sozialen Bereich zu Gunsten der Abwehr unerwünschter Migrant_innen – entgegenzusetzen. Bisher kommen kritische Stimmen eher von rechts, die eine Negativ-Vision von Flüchtlingsströmen, die Bulgarien überrennen werden, heraufbeschwören. Es werden rassistische Vorurteile geschürt, wobei an die wirtschaftlichen Existensängste vieler Menschen in Bulgarien angeknüpft wird.

Schon Tage vor dem offiziellen Campbeginn fanden in umliegenden Orten und Städten Filmvorführungen mit anschliessenden Diskussionen statt. Die Bewohner_innen wurden eingeladen, anhand von zwei Filmen über die Situation von Flüchtlingen und Migrant_innen nachzudenken: Der erste handelte von bulgarischen illegalisierten Migrant_innen in den Niederlanden, der zweite beleuchtet die aussichtslose Situation von Asylbewerber_innen und Menschen ohne Aufenthaltsgenehmigung im detention center Busmantsi in Sofia. Anschliessend wurden sie gefragt, ob ihnen die Filme etwas gezeigt haben, was ihnen neu ist, ob sie eine Verbindung zu ihrem Leben in einer Grenzregion darin sehen konnten. Wie sie es finden, das Menschen, nachdem sie von der Grenzpolizei aufgegriffen wurden, in ein Lager gebracht werden. Ob sie sich vorstellen können, wie Alternativen zu einem solchen Vorgehen aussehen könnten. Im Anschluss an die daraus resultierende Diskussion, wurden einige der Positionen und Forderungen des No Border Camps vorgestellt.

Morgen wird es Aktionen und eine Demonstraionen in Svilengrad geben, wo sich die zentrale Koordinationsstelle der Grenzpolizei befindet. Am Samstag gibt es zwei Demonstrationen zu den Grenzübergängen nach Griechenland und der Türkei. Am Sonntag ist Zeit für Worshops und Diskussionen über die No Border Bewegung vorgesehen. Und am Montag wird eine große Aktion vor dem detention center in Ljubimetz stattfinden. Bei all den Aktionen ist ein zentrales Anliegen, mit den Anwohner_innen in Kontakt zu kommen.
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Ergänzungen

presseerklaerung

besgranitsii 28.08.2011 - 17:13
Heute wurde eine offizielle Presseerklaerung des Camps rausgegeben.

"No Border Camp" 2011 - first demos at the border crossings with Greece and Turkey

Activists protested in the border area shared by Bulgaria, Greece and Turkey and distributed 'global passports' as part of a long weekend of action. A group of about 300 activists from around the world gathered under the banner of No Borders to demonstrate for freedom of movement, against deportations and racism. They set up a camp near the border-town of Svilengrad from 25 to 29 August from which to launch actions, hold workshops and interact with the local population on migration issues.

The demonstrations, which targeted one of the European Union's southernmost borders, aimed at drawing attention to the human rights abuses against migrants and their ongoing criminalisation.

Friday 26 August Svilengrad was the stage for the first protest with music and chants supporting freedom of movement and decrying the brutality of the European border regime enforced primarily by coordinating EU border control agency FRONTEX. It culminated in the symbolic placing of worn shoes at the entrance of the Bulgarian border police station in recognition of the migrants who have died on their way to the European Union.

The next day demonstrators focused their attention on the borders themselves. Symbolic global passports were distributed in Svilengrad and rejected at the border. Other actions ranged from street theatre presenting border police brutality and a collective die-in to a minute of silence thinking of all those facing struggles because of the European borders and racist politics.

“Racism is everywhere, it is a mainstream problem and it even affects our camp, as there are only few People of Color who were able to come here” said one Woman of Color attending the camp.

The demonstrations, which were all non-violent, were met by a strong police presence, which made the situation edgy at times though no arrests were made and everyone got back to the camp peacefully.

“Segregation politics are also present in the country I live in, where people are being deported or have to live in isolated refugee camps. Racism is enshrined in national laws, for example in dramatically limiting freedom of movement for refugees”, said activist Nora Bird.

Actions continue until Monday when the activists plan to demonstrate in front of the migrant detention centre in nearby Lyubimec to show solidarity with those locked up in these 'prisons'. Humanitarian organisations are continually condemning conditions at these establishments where people can be detained for months before a possible deportation, leading to suicides and hunger strikes across Europe.

In order to join the Schengen area in 2012 Bulgaria had to meet certain conditions like strenghtening the border and building detention centers. FRONTEX has extended it's activities in Greece and Bulgaria along this southeastern EU frontier.

zu finden unter
 http://noborderbulgaria.org/en/node/49

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