Mecklenburg - Vorpommern: C wie KomFort
Gestern ging in Mecklenburg-Vorpommern die neue linke Plattform – das "Kombinat Fortschritt" (KomFort) online. Man hat sich große Ziele gesteckt: Nichts weniger als die "linke Szene" des nordöstlichen Bundeslandes bündeln und aufzuwirbeln. Noch bevor diese "die Motoren in Richtung Fortschritt" starten, stellten einige Akteure im Interview das Projekt vor...
Ihr geht ja in einer Phase des "heißen Wahlkampfes" in MV online. Wird dieser Hintergrund auch die nächsten Monate eure Website dominieren?
Kombinat Fortschritt (KomFort): Die Durchleuchtung rechter Strukturen und Aktivitäten und der verbale Angriff auf Neonazis gehören auch für uns fraglos zu einem zentralen Betätigungsfeld. Daher werden auch die Land- und Kreistagswahlen auf KomFort eine Reflexion erfahren. Jedoch ist die Bekämpfung von Neonazis bei weitem nicht das einzige Feld auf dem Freiheit erkämpft wird. Wir wollen neben der klassischen "Antifa-Politik" – die, nebenbei bemerkt, in einem zum Teil braun dominierten Bundesland wie MV ja extrem wichtig ist – auch andere Bereiche linken Engagements abbilden, begleiten und stärken.
In den vergangenen Wochen ist es, auch mit dem Anlaufen der Kampagne "Wake up - Stand up!“, in MV geradezu zu einer Renaissance des linken Aktionismus gekommen. Reiht sich das Projekt "Kombinat Fortschritt" in dieses Wiederaufleben ein?
Kombinat Fortschritt (KomFort): Nur bedingt! (lächelt) Sicherlich hat der Start der Kampagne und deren erfolgreicher Aktionismus auch uns noch einmal angespornt. Aber "KomFort" ist letztlich ein Produkt von langwierigen und nicht immer konfliktfreien Diskussionen – die bei weitem noch nicht abgeschlossen sind.
Kannst Du kurz umreissen, was Gegenstand dieser Diskussionen war bzw. ist – die klassischen innerlinken Richtungsstreitigkeiten?
Kombinat Fortschritt (KomFort): Themen, wie eine Position zu linken Diskursen, standen eher im Hintergrund – da waren wir uns schnell einig. Wesentlich schwerwiegender waren dann eher Fragen, die sich mit dem Umgang unterschiedlicher Standpunkte beschäftigten. Denn als Plattform linker – oder vielleicht besser emanzipatorischer – Strömungen in MV standen und stehen wir eher vor der Frage nach der Möglichkeit diese abbilden zu können – ohne dabei die Grenzen des guten Geschmacks zu überschreiten.
Wie sieht denn die Lösung für dieses Spannungsfeld aus? Also wie verlaufen denn bei KomFort die "Grenzen des guten Geschmacks"?
Kombinat Fortschritt (KomFort): Natürlich ist das schwierig. Allein die Abgrenzung was genau unter linker oder linksradikaler Politik und Kultur zu verstehen ist, wird wohl jeder individuell ganz unterschiedlich beantworten. Jeder hat seine persönliche Prioritäten, insofern werden wir nicht alle zufrieden stellen können – zumal es ja zu einigen Themen unterschiedliche Lesarten gibt.
Eine abschließende Antwort kann es in diesem Zusammenhang ohnehin nie geben. Das ist alles ein Prozess. Klar existieren bei uns klare politische Positionen. Und das bildete zunächst augenscheinlich auch ein ganz gutes Mittel zur Redaktion und Moderation. Bei "KomFort" geht es jedoch eher weniger darum eigene – vielleicht dogmatische – Positionen durchzusetzen, als vielmehr politische Theorie und Praxis in MV abzubilden und da müssen wir vermutlich gewisse Abstriche machen.
Moment. Wie ist das genau gemeint mit Redaktion und Moderation? Also wie arbeitet ihr denn - als Kollektiv? Oder gibt es bei euch eine zweistufige Hierarchie – im Sinne von vollwertigen Redakteuren und nur Moderatoren? Und was ist eigentlich mit dem Rest von M-V?
Kombinat Fortschritt (KomFort): Die Plattform "Kombinat Fortschritt" entstand ja nicht im luftleeren Raum. Und das ist der Start - nicht das Ende einer Entwicklung. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, auf der einen Seite die bereits bestehenden Aktivitäten in MV zu bündeln. Dazu stehen wir einerseits mit verschiedenen Blogs in Kontakt. Auf der anderen Seite wollen wir eigenen Content produzieren. Dazu kristallisiert sich dann schnell eine Gruppe von Leuten zusammen, die dann das Feld beackert. Es geht also darum die linke Szene auf einem Portal abzubilden, aber auch selbst Position zu beziehen. Dies impliziert eine kritisch-solidarische Auseinandersetzung mit diesen Aktivitäten.
Gut. Zwei Fragen: Was die Bündelung angeht, gibt es ja bereits "Links-Lang". Ich sehe da nicht sofort die Notwendigkeit für eine zweite digitale Anlaufstelle.
Was ihr zum Schluss gesagt habt, weckt in mir das Bild eines oberschlauen intellektuellen Zirkels, der den Leuten in MV die Welt erklären will.
Kombinat Fortschritt (KomFort):(lacht) Zunächst zur ersten Frage. "Links-Lang" hat eher die Funktion eines reinen Informationsportals. Dort finden sich zwar zumeist Berichte über Ereignisse. Aber da fehlt uns die eigene Perspektive. Natürlich wäre es anmaßend, als ein Portal mit MV-weiten Wirkkreis zu glauben, an jeder Stelle genauso gut oder sogar besser Bescheid zu wissen, als andere Leute. Deswegen versuchen wir auch die unterschiedlichen Blogs in MV auf unserer Seite abzubilden. Davon sind in MV so einige vorhanden. Uns geht es auch darum die verschiedenen Diskussionsprozesse innerhalb der "linken Szene" widerzuspiegeln.
Aber wir wollen auch selbst einen Standpunkt formulieren. Da wir aus unterschiedlichen Regionen kommen und auch unterschiedliche inhaltliche Positionen vertreten und Charaktere sind, glauben wir aber schon eine ganz gute Mischung hinbekommen zu haben. Wobei wir natürlich grundsätzlich offen für Anregungen und Ideen sind. Genau hierin sehen wir ein Alleinstellungsmerkmal von KomFort. Uns geht es auch um aktuelle Berichterstattung, jedoch fungiert KomFort darüber hinaus als Plattform des Austausches und der Reflexion über Ereignisse und linke politische Ideen. Wir sehen uns daher sowohl als Ergänzung als auch Bündelung der bestehenden Internetpräsenzen in MV an.
Über viele Aktivitäten in MV wird auch via Indymedia berichtet. Wird das jetzt mit der neuen Plattform nachlassen?
Kombinat Fortschritt (KomFort): (lacht) Dafür wirst du schon sorgen, dass das nicht passiert. Aber wir glauben das Indy und KomFort in keinem Konkurrenzverhältnis zu einander stehen. Bei Dingen mit einer gewissen bundesweiten Relevanz bleibt das eine wichtige Anlaufstelle. Aber nicht alles was für MV wichtig ist, muss gleich auf de.indymedia.org breit referiert werden.
Was genau hat den die mecklenburg-vorpommersche Internetwelt vom „Kombinat Fortschritt“ in den nächsten Monaten zu erwarten? Was habt ihr für den Start geplant?
Kombinat Fortschritt (KomFort): Neben der digitalen Revolution? Also im Ernst: Wir stehen gut vorbereitet in den Startlöchern. Es wird eine Serie an Rezensionen zu dem Buch "Singuläres Auschwitz? - Ernst Nolte, Jürgen Habermas und 25 Jahre 'Historikerstreit'" von Matthias Brodkorb geben, wobei sich bereits in den Vorgesprächen interessante Diskussionen abzeichnen. Aktuelle Berichte zu den kommenden Aktionen in MV, viele, viele Kommentare zu linker Politik in Mecklenburg-Vorpommern, sowie Veranstaltungshinweise sind in Planung. Aber lass Dich einfach überraschen und schau öfter mal vorbei.
Wesentlich mitgetragen wird KomFort jedoch auch durch externe Schreibende und das heißt letztlich, dass "linke Szene" in MV selbst mitgestalten kann und auch soll. Was also bei uns – auf kombinat-fortschritt.com zu lesen sein wird, wird auch durch uns alle in MV mit bestimmt.
(C) Tim Krugfelch 2011
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
Ergänzungen
fetzen muss es!
Viel Erfolg und vor allem Durchhaltevermögen!
der Name
das rotzt die suchmaschiene beim namen aus
http://www.youtube.com/watch?v=UyT2QQj6HaY
soso
genderdebatte
ich denke das ergebnis wäre eindeutig, lebensnah und auch im politischen sinne sachlich richtig.
kill your gender_Innen
externe Schreibende
also, gibt es eine kontaktadresse oder wird noch ein formular im einreichen on gestellt?
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
name der plattform — paul
sd — asd
@asd — Gender am Arsch
@ gender am arsch — anonyma
a. — cab
pah kickboxen — graf macka
Kinderkacke... — Rotzi...
ganz klar, — k.a.