Marathon-Prozesstage gegen FeldbefreierInnen

Eichhoernchen 29.06.2010 18:51 Themen: Biopolitik Repression Ökologie
* Marathon-Prozesstage gegen FeldbefreierInnen am Würzburger Landgericht
* Erste Urteilsverkündung für 30.6. erwartet

Die Serie von Berufungsprozessen der FeldbefreierInnen von Gendreck-weg in Würzburg reißt nicht ab. Am 28. Juni 2010 standen vier AktivistInnen der Initiative vor Richter Dr. Heß. Am 29. Juni waren es drei weitere AktivistInnen. Sie wollen auf die Gefahr durch Gentechnik in der Landwirtschaft aufmerksam machen, die sie 2008 bei einer Feldbefreiung nahe Kitzingen verhindern wollten.
Über die ersten prozesstage wurde bereits auf Indy berichtet:  http://de.indymedia.org/2010/04/279141.shtml -  http://de.indymedia.org/2010/05/281698.shtml -  http://de.indymedia.org/2010/06/282967.shtml
Zwei verschiedene Prozesse an einem Tag schränkten am 28. Juni die Verhandlungsmöglichkeiten spürbar ein: Von den ersten drei Gendreck-weg-AktivistInnen die ihren Prozess an diesem Tag begannen, kam nur einer dazu, seine Stellungnahmen zur Aktion des Zivilen Ungehorsams vorzutragen. Weiter geht es für sie am 19.06.

Beim anschließenden fünften Prozesstag von Cecile L. - der 4. Prozesstag war nur ein so gannenter Schiebetermin gewesen, schilderte der geladene Zeuge der Polizei PHK Rützel die Festnahme der Aktivistin auf dem Feld; inklusive des unsanften Armhebelgriffs. Verhältmäßigkeit bei der Polizei ist irgendwie ein Fremdwort.
Für Mittwoch, den 30.6. (ab 11:00 Uhr), werden nun die Plädoyers und die Urteilsverkündung erwartet.Der vorsitzende Richter Dr. Heß hat nämlich auf Nachfrage der Angeklagten erklärt, es werde am Mittwoch länger als eine Stunde, also auch am Nachmittag, verhandelt.

Der heutige Prozesstag gegen drei weitere FeldbefreierInnen verlief ähnlich, Richter Dr. Heiß zeigte sich nervös und richtig vorankommen, konnte man nicht, weil jeweils lediglich eine knappe Stunde verhandelt wurde. Die Angeklagten, die zum Teil eine lange Anreiseweg zum Gericht bestreiten müssen, sehen darin eine Einschränkung ihrer Verteidigugnsrechten an. Der vierte Verhandlungstag wurde für die drei FeldbefreierInnen auf dem 1. Juli 11:00 Uhr und 13:30 Uhr festgelegt.

Die Betroffenen freuen sich auf Unterstützung!

Wie auch die derzeit in Karlsruhe laufende Verhandlung über die Verfassungsmäßigkeit des Gentechnikgesetzes zeigt, ist die gesellschaftliche Diskussion über Gentechnik in der Landwirtschaft noch lange nicht abgeschlossen.
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Augsburg will gentechnikfreie Region

Ingo 05.07.2010 - 07:20
Jetzt gentechnikfreie Region durchsetzen - Über 600 Menschen bei Auftaktveranstaltung -
Bündnis plant weitere Aktivitäten in den Gemeinden - Unterschriftenlisten und Selbstverpflichtungserklärungen anfordern!

Anfang Juni begrüßte das Bündnis für eine gentechnikfreie Region Augsburg
Stadt und Land in Gessertshausen zum Vortrag von Louise und Percy
Schmeiser, den weltbekannten Kämpfern gegen Agrogentechnik, mehr als 600
Besucher. Nach der Begrüßung durch einige Vertreterinnen und Vertreter des
Bündnisses trug Percy Schmeiser seine Lebensgeschichte und den damit
verbundenen Kampf gegen die Gentechnikkonzerne vor. Er sprach den
Besuchern und den Vertretern des Bündnisses Mut zu, ihr Engagement
konsequent und kraftvoll fortzusetzen, da Europa, Deutschland und Bayern
noch praktisch gentechnikfrei sind. In Kanada ist es bei vielen Pflanzen
wie Mais oder Raps nicht mehr möglich gentechnikfrei oder sogar ökologisch
zu produzieren. Die Geschichte des Ehepaares Schmeiser zeigt die
skrupellosen Methoden der Agrogentechnikkonzerne, die auch gegenwärtig mit
allen Mitteln versuchen, ihre Interessen voranzutreiben.

Das Bündnis dankt allen Unterstützern und Helfern der Verbände und NGOs,
die zum großen Erfolg der Veranstaltung beigetragen haben!

Damit die Region Augsburg Stadt und Land schnell und dauerhaft
gentechnikfrei bleiben kann, braucht es die Mithilfe aller. Hauptziel des
Bündnisses ist die Erreichung einer großräumigen gentechnikfreien Region
Augsburg Stadt und Land. Rechtlich möglich ist dies auf Basis freiwilliger
Vereinbarungen, welche die Landwirte miteinander abschließen. Darüber
hinaus können Gemeindegremien den Beschluss fassen, dass auf
gemeindeeigenem Grund kein Einsatz von Gentechnik erlaubt sein soll und
sich zur gentechnikfreien Kommune erklären. Die Stadt Augsburg hat diesen
Schritt im Jahr 2005 gemacht. Damit unsere ganze Region frei bleibt von
Agrogentechnik, suchen wir nun die Unterstützung aller Bürgerinnen und
Bürger der Region, sowie der politischen Vertreter in den Gemeinden des
Landkreises und zählen auf Unterstützung durch weitere Gruppierungen.

Das Bündnis unterstützt dabei durch Unterschriftenlisten, Verteilung von
Vereinbarungen und hilft auch den Gemeinden, wenn sie sich zur
gentechnikfreien Kommune erklären wollen. Das Bündnis möchte interessierte
Gemeinden auch gerne mit Informationsverantstaltungen mit Experten vor Ort
unterstützen. Deshalb sind auch ab Herbst in den Gemeinden der Region
solche Veranstaltungen geplant.

Bitte sammelt Unterschriften. Listen sind im Anhang zu finden.
Selbstverpflichtungserklkärungen für Landwirte können heruntergeladen
werden bei: www.genfrei-augsburg.de

Attac-Augsburg unterstützt aktiv das Bündnis für eine gentechnikfreie
Region. Kontakt und Fragen: Bruno Marcon Mail:  augsburg-klima@attac.de

Angriff auf Amflora

egal 11.07.2010 - 23:34
Gen-Kartoffel im Visier
Anschlag auf Amflora
Gentechnik-Gegner haben in Mecklenburg- Vorpommern ein Feld mit Amflora-Kartoffeln zerstört. Sie fürchten, dass sich deren Antibiotika-Resistenz auf Bakterien überträgt.
VON JOST MAURIN


Bösartige Knolle: Gentechnik-Gegner demonstrieren gegen das Amflora-Feld von BASF.

BERLIN taz | Das deutsche Feld mit der Gentech-Kartoffel Amflora ist teilweise zerstört worden. Unbekannte Täter hätten in der Nacht auf Donnerstag etwa ein Hektar im mecklenburgischen Dorf Zepkow verwüstet, teilte der Hersteller der Pflanze, der Chemiekonzern BASF, am Freitag mit. Die Feldzerstörer hätten die Kartoffeln aus dem Boden gerissen und liegen gelassen. Der Schaden sei beträchtlich. Das Unternehmen erstattete nach eigenen Angaben Strafanzeige.

Gentechnik-Gegner gehen davon aus, dass Amflora die Gesundheit gefährden könnte. Denn BASF hat für die Amflora-Entwicklung Kartoffeln gentechnisch nicht nur so verändert, dass deren Stärke leichter bei der Produktion von Papier, Sprühbeton und Garn eingesetzt werden kann. Die Biochemiker haben den Kartoffeln auch ein Gen eingepflanzt, das sie gegen zwei Antibiotika unempfindlich macht. Diese sogenannten Marker waren notwendig, um Amflora-Zellen im Labor von normalen Kartoffeln zu unterscheiden. Kritiker befürchten aber, dass sich die Antibiotika-Resistenz auf Bakterien überträgt. Dann ließen sie sich nicht mehr mit den beiden Medikamenten bekämpfen. BASF hält es dagegen für extrem unwahrscheinlich, dass sich das Resistenzgen auf ein Bakterium überträgt. Es komme auch jetzt schon in Boden, Menschen und Tieren vor. Außerdem hätten die betroffenen Antibiotika nur geringe Bedeutung für die Medizin.

Anzeige
In Deutschland ist Amflora derzeit die einzige gentechnisch veränderte Nutzpflanze, die für den kommerziellen Anbau zugelassen ist. Sie wurde im April auf 15 Hektar angepflanzt. Die EU hat Amflora im März zugelassen.