Griechenland-Solidemo gestern in Berlin

Bernd Kudanek alias bjk 20.05.2010 15:53 Themen: Globalisierung Repression Soziale Kämpfe
Zu dieser Solidemo hatte das Berliner Bündnis "Wir zahlen nicht für eure Krise!" für gestern, 19. Mai 18 Uhr, aufgerufen. Das Thema lautete: Von Athen bis Berlin - Banken und Konzerne sollen zahlen! Der Aufruf wurde unterstützt von: BASG Berliner Alternative Solidarität und Gegenwehr, ALB Antifaschistische Linke Berlin, Attac Berlin, ver.di Berlin, Initiative Solidarität mit Griechenland, FelS Für eine linke Strömung, Gruppe Soziale Kämpfe, IG BAU Bezirksverband Berlin, DIDF Berlin, Antarsya, Berliner Bündnis Montagsdemo, MLPD, Gruppe Arbeitermacht, SAV Sozialistische Alternative, Revolution, ABSP Aktionsbündnis Sozialproteste und NGG Region Berlin-Brandenburg. Der Demostart war ab der Kreuzung Leipzigerstraße/Wilhemstraße vorgesehen, die Abschlußkundgebung sollte dann vor dem Europahaus am Pariser Platz stattfinden.
Als ich gegen 18 Uhr an der Kreuzung Leipzigerstraße/Wilhemstraße eintraf, war lediglich der ver.di-Lauti vor Ort. Die DemonstrantInnen hatten sich zunächst etwa 100m weiter in der Wilhelmstraße direkt gegenüber dem Eingang des Finanzministeriums gesammelt, sozusagen in einer kurzen Spontankundgebung. Die wenigen Polizeikräfte hatten offensichtlich Order, nicht einzuschreiten. Bald darauf ging's aber doch zur eigentlichen Sammelstelle an der Kreuzung Leipzigerstraße/Wilhemstraße. Es gab über den ver.di-Lauti mehrere Redebeiträge in "dezenter" Lautstärke, vielleicht sollten ja eventuell im Ministerium verbliebene Entscheidungsträger nicht aufgeweckt und erschreckt werden?

Von Attac gab's eine eindrucksvolle Straßentheatervorführung, in der symbolisch durch Merkel, IWF, Deutsche Bank und dem Siemenskonzern die brutale Exekution hart erkämpfter Sozialleistungen vorgenommen wurde, denn sonst gäbe es kein dreistelligmilliardenschweres "Rettungspaket" für Banken und Finanzhaie! Nach und nach sammelten sich etwa 600 - 800, möglicherweise sogar bis zu 1000 Demo-TeilnehmerInnen. Die Demo formierte sich in der Wilhelmstraße und der ver.di-Lauti und sein gewohnt nervtötendes Gedudel setzte sich an die Spitze und los ging's in Richtung Brandenburger Tor.

Auch weil die einlullende Dudelei nicht auszuhalten war, begannen meine Freunde von der "Anti-Nationale Neuköllner Antifa" (A.N.N.A) sehr bald stimmgewaltig mit kernigen Demo-Parolen die ver.di-Dudelei zu übertönen, begeistert skandiert von vielen DemonstrantInnen. Wohl um die ver.di-"Stimmemhoheit" wiederzugewinnen, wurden die Lautsprecher voll aufgedreht. Es nützte nix, Die Klassenkampfparolen waren nicht zu unterdrücken sondern die Anarcho-Genossen wurden erst recht zum Training ihrer Stimmbänder angespornt.

An der Kreuzung Wilhelmstraße/Mohrenstraße gab's kurze Irritationen zwischen Ordnern und Polizei, welches die richtige Richtung der Demo wäre. Da unser Zug ja an der Griechischen Botschaft nahe dem Gendarmenmarkt führen sollte, war natürlich die Mohrenstraße die richtige Route. Endlich besann sich auch die Demo-Leitung, wozu ein Lauti eigentlich da ist, nämlich um vor allem durch Redebeiträge DemonstrantInnen, PassantInnen und Anwohner über Sinn und Zweck der Demo zu informieren. Ein junger (ver.di?)Aktivist hat diese Aufgabe übernommen und sehr gut gelöst. Seine Botschaften erreichten viele neugierige Passanten und Touristen.

Als wir am Gendarmenmarkt die Kreuzung Markgrafenstraße/Jägerstraße erreichten, gab's eine Zwischenkundgebung ca. 50m von der Griechischen Botschaft entfernt. Wir sind also gesehen und gehört worden. Auch hier war die Polizei sehr zurückhaltend und so gab es keinerlei Zwischenfälle. Anschließend ging's über die Französische Straße in die Friedrichstraße bis zur Kreuzung Unter den Linden. In der Französischen Straße erklärte Klaus Freudigmann vom Berliner Bündnis Montagsdemo (  http://www.berlinermontagsdemo.de/ ) über das ver.di-Mikro die Ursachen und Hintergründe des erbitterten Widerstands der griechischen Bevölkerung.

An der Touri-Prachtmeile Unter den Linden wurde Franz Müntefering (SPD), Hartz4-Architekt, Ex-Arbeitsminister und Ex-Vizekanzler in der Großen Koalition, von uns überrascht und überrumpelt, sodaß er sogar ein Demo-Flugblatt entgegennahm (Foto 62, 63). Kurz darauf waren wir schon am Europahaus am Pariser Platz angelangt, dem Endpunkt unserer Soli-Demo. Die Abschlußkundgebung konnte beginnen.

Bernd Kudanek alias bjk
 http://freies-politikforum.carookee.com


64 großformatige Fotoimpressionen sind unter  http://www.carookee.com/forum/freies-politikforum/2/26332697#26332697 eingestellt. Sämtliche Demo-Fotos dürfen bei namentlicher Nennung des Knipsers und Angabe der Quelle für nichtkommerzielle Zwecke gerne heruntergeladen, gespeichert und weiterverbreitet werden.
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Ergänzung

Roland Ionas Bialke 20.05.2010 - 16:26
Die Menge an Teilnehmer und Teilnehmerinnen war doch sehr enttäuschend und weit unter der im Artikel angegeben Zahl. Ich habe nicht gezählt, jedoch waren es nicht mehr als 300. Ich würde sogar noch weniger schätzen. Als ich vor Beginn der Demonstration ankam, sah ich viele enttäuscht vom Startpunkt weggehen, da so wenige Menschen da waren.

Die Polizeiaktivitäten habe ich auch anders wahrgenommen. Zwar gab es keinen Wanderkessel und die Polizei war kaum zu sehen, jedoch befanden sich an sogenannten "Ersatzobjekten" zahlreiche Polizeikräfte. Ich hatte mich verlaufen und stiess immer wieder auf die Polizei, die vor "angriffsgefährdete Orten" stand.

Ein Kritikpunkt ist die Aktionsform Demonstration an sich. Zwar gab es in der letzten halben Stunde der Demonstration eine schön anzusehende Theatervorführung und Redebeiträge, aber was nutzt das bitte, wenn niemand da ist, der sich das anschauen kann. Ich spreche hier nicht von den vielleicht noch verbliebenen 100 Demonstranten und Demonstrantinnen, ich spreche von den Medien. Die letzte Phase der Demonstration war "off-screen" und erreicht niemanden vor den Bildschirmen und in den Zeitungen. Und wie sah es mit den Passanten und Passantinnen aus? Warum zeige ich etwas, wenn garkeine Leute da sind, die was ich zeige anschauen können. Da war doch kaum ein Mensch, ausser die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Demonstration selbst. Die Redebeiträger konterkarierten sich selbst. Das Ganze war am Ende nicht mehr als Selbstbeweihräucherung.

Warum so wenige? Darum

Info 20.05.2010 - 20:38
Stressfaktor wollte die Demo zunächst nicht als Termin veröffentlichen, erst nach 3 Mails in denen klar gestellt wurde, das es keine MLPD-Veranstaltung ist und auch ALB aufruft wurde der Termin 3 Tage vorher veröffentlicht.

Weiterhin darf man nie vergessen: Menschen, die nicht in der Szene sind, aber sympathisieren werden oft nicht erreicht, bei Indy hängt nur ein kleiner Teil regelmäßig rum. Man sollte sich ernsthaft Gedanken machen, welche Struktur man braucht um viel viel mehr Leute zu erreichen.

Ideen? Ich hatte schon öfters so ein Demo-Ketten-SMS-Service im Kopf. Da trägt man sich ein und bekommt Demotermine aufs Handy - und nur diese - also vielleicht 2-3 SMS pro Woche mit Demoterminen in der Stadt und wichtige bundesweite Termine.

Wichte währe, dass das ganze nicht zugespammt wird und immer bekannter wird, also immer mehr Leute da drauf sind (wobei die Daten ja auch missbraucht werden könnten) und wichtig auch, dass ein möglichst breites Bündnis dort Veranstaltungen durchgibt...ach vergesst die Idee...

presse zur Berliner Solidemo

mikos 21.05.2010 - 00:39

video

... 21.05.2010 - 01:47

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 14 Kommentare an

gut gut — und jetz?

Wow — Jacques Roux

Kritik ist konstruktiv — Roland Ionas Bialke

deutsche meckerscheisse — mähhhhhhhh, die ziege

@ Jacques Roux — rosa rot

@ Jacques Roux — jaqueline rouge-noir

@bjk — .

Grausam!!! — Antifaschist

@Antifaschist — berliner

Stressfaktor — Irgendeiner

was heisst "zensur im stressfaktor"? — passiert öfter, is aba wat andret