Mexiko/USA: Cannabisgesetze an Gewalt schuld

die Hanfplantage & NORML 22.03.2010 08:04 Themen: Militarismus Repression Weltweit
Vor weniger als einem Jahr erklärte die Leiterin der DEA Michele Leonhart öffentlich, dass die eskalierende Gewalt an der US-Amerikanischen/Mexikanischen Grenze ein Zeichen des "Erfolgs" von Amerikas Strategie im Krieg gegen die Drogen sei. Nun, wenn man die 6300 Morde in 2008 als Erfolg zählen will..
Vor etwas weniger als einem Jahr erklärte die Leiterin der DEA Michele Leonhart öffentlich, dass die eskalierende Gewalt an der US-Amerikanischen/Mexikanischen Grenze ein Zeichen des “Erfolgs” von Amerikas Strategie im Krieg gegen die Drogen sei.

“Unserer Ansicht nach ist die Gewalt, die wir sehen ein Anzeichen für den Erfolg, den unsere sehr engagierten mexikanischen Amtskollegen haben,” sagte Michele Leonhart, die erst letztens von Präsident Obama zum Vollzeitdirektor vorgeschlagenwurde. “Die Kartelle agieren wie gefangene Tiere, denn sie sind gefangene Tiere.”

Nun, wenn der Chef der DEA denkt, dass die etwa 6300 auf Drogenkartelle bezogene Mordein 2008 irgendwelche Fortschritte seien, kann ich mir nur vorstellen dass sie glaubt,der Amoklauf am Wochenende südlich der Grenze – was die Ermordung einer schwangeren U.S.-Angestellten und Mitglieder ihrer Familie beinhaltete – ein unglaublicher Sieg sein muss.

Für den Rest von uns sind diese Gewaltausbrüche nicht so eine kleine Sache – eine Tragödie, die uns sehr ans Herz geht, da es U.S.-Gesetze sind, die diese Gewalt unterstützen.

Wie ich schon in meinem Kommentar “Wie man den tödlichen Drogenkrieg in Mexiko beendet” im letzten Jahr schrieb:

Nachrichtenagenturen schätzen, das die mexikanischen Drogenlords über 100.000 Soldaten – etwa so viele wie die mexikanische Armee – haben und der Wohlstand, Einfluss und Einschüchterungen bis in die höchsten Ebenen der Strafverfolgung und der Regierung reichen. Woher bekommen die Kartelle ihren Wohlstand und ihre Macht? Durch den Handel und Transport verbotener Drogen – hauptsächlich Marihuana – über die Grenze in die Vereinigten Staaten von Amerika.

Das US-Amerikanische Büro zur nationalen Drogenkontrolle sagt, dass mehr als 60 Prozent der Profite der Drogenlords von der Ausfuhr und dem Verkauf von Cannabis auf dem amerikanischen Markt. … (Zum Vergleich, nur etwa 28 Prozent der Profite kommen von der Verteilung von Kokain, und weniger als 1 Prozent von dem Handel mit Methamphetamin.) .. Regierungsstellen schätzen, dass etwa die Hälfte des Marihuanas, welches in den USA konsumiert werden, außerhalb ihrer Grenzen hergestellt wird. Und sie haben Mexiko als mit Abstand größten Versorger mit Gras identifiziert.

Wenn die Obamaregierung endlich die unglaubliche Gewalt der (mexikanischen) Drogenbanden für allemal reduzieren will, muss sie die primäre Einnahmequelle entziehen – und das ist der Schmuggel von Marihuana.

Seit mehr als 70 Jahren der strafrechtlichen Verbote (und unzähligen Milliarden Dollar für den Versuch, Marihuana an den südlichen Grenzen abzufangen später), ist Amerika noch immer das primäre Ziel für mexikanisches Gras. Warum? Möge es oder nicht, Amerikaner konsumieren Cannabis, und der Fakt ist, dass US-Amerika die Weltspitze im Graskonsum anführt.

Einer ökonomischen Schätzung von 2007 nach geben U.S. Bürger jedes Jahr $113 Milliarden Dollars aus um eine geschätzte Menge von 31.1 Millionen Pfund (etwa 14 Millionen Kg). Nach den Statistiken der Regierung haben über 100 Millionen Amerikaner Marihuana genutzt; Mehr als Einer in Zehn Amerikaner machen es regelmäßig. Kurzum: Die strafbewährte Verfolgung von Marihuana reduziert nicht, und wird nie, den Bedarf. Somit ist die Zeit gekommen, die Versorgung zu Regulieren.

Es ist Zeit, die Produktion und Verteilung von Marihuana aus den Händen von gewalttätigen Banden zu nehmen und sie in die Hände von lizenzierten Geschäften zu geben, und der einzige Weg das zu machen ist die Legalisierung.

Oder, was ich annehme, wir könnten auch einfach so weitermachen, wie bisher.

Am Montag sprach ich mit Richter Andrew Napolitano auf FoxNews.com um dort zu diskutieren, wie eine Legalisierung von Marihuana – und nicht die Verschärfung der Prohibition durch die Regierung – die Gewalt rund um den Handel mit Marihuana eindämmen würde. Du kannst das Video hier sehen.

Der Richter hat es “kapiert” – lasst uns hoffen, dass die Regierungen es auch eines Tages “kapieren”.

von Paul Armentano, NORML Vorstand, 17.3.2010

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Ergänzungen

legalisierung ungleich geschäft

graskonsument 22.03.2010 - 15:31
wenn gras wirklich legalisiert wird, muss es nicht mehr in die hände von geschäftemachern gelegt werden.
wie argentinien zur zeit zeigt (siehe die vorletzte ausgabe der "thc" aus argentinien, ein nachrichtenblatt rund um den canabiskonsum) hat die liberalisierung durch das urteil des höchsten gerichts bereits dazu geführt, dass die leute "umsteigen". anstelle bei einem drogendealer einzukaufen wird nun selbst angebaut.
auch wenn das gesetz dort noch nicht geändert wurde und die handhabe schwammig und vom zuständigen richter abhängig ist, so ist es dort in manchen gegenden toleriert, teilweise bis zu drei pflanzen selbst anzubauen.
dies führte zu einem sprunghaften anstieg des eigenanbau´s - "argentinien riecht nach gras" titelte die thc dann auch treffend zur jetzigen erntezeit.
der eigenanbau füttert dabei zumeist nicht nur die besitzer der pflanze:
es ist mittlerweile schon fast normal, sich das gras nicht zu kaufen sondern von einem freund zu beziehen - meist kostenlos, weil ja noch genug ernte da ist vom letzten mal.
und so wird der drogenmafia auch ohne coffeeshops auf einmal eine wichtige grundlage entzogen, die drogenkonsumenten emanzipieren sich.

Kleine Korrektur

howard 22.03.2010 - 15:57
Die Haupteinnahmequelle der Kartelle ist schon lange nicht mehr Mariuhana sondern Kokain. Genaue Zahlen habe ich nicht nochmal rausgesucht aber auch von den Transportmengen liegt Kokain um längen vorn. Das liegt einmal am deutlich höherem Profit bei fast gleichem Risiko und zum anderen kommt der Großteil des importierten Mariuhanas aus Canada.

Nicht nur Marihuana

ich 22.03.2010 - 17:02
Global gesehen müssen alle Drogen legalisiert werden. Die Prohibition ist ein Musterbeispiel dafür, dass Gesetze nicht immer durchgesetzt werden können. Diese Tatsache muss einfach akzeptiert werden, es wird immer eine Nachfrage geben, und diese wird auch immer bedient werden. Nicht nur in Mexiko verdienen Kartelle unmengen Geld mit Drogen um ihre kriminellen Machenschaften zu finanzieren. Seien es die Taliban in Afghanistan, die Mafia in Italien oder andere Organisationen rund um den Globus: der illegale Drogenhandel ist immer noch die primäre Einnahmequelle für organisiertes Verbrechen, und die einzige Möglichkeit dem entgegen zu wirken, ist den Handel unter staatliche Aufsicht zu stellen.

von der amerikanishen Linke

mike davis 22.03.2010 - 20:45
Obama's Bloody War in Mexico

 http://www.counterpunch.org/whitney03222010.html

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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latzo

klak 22.03.2010 - 15:50
Ich wußte doch, daß Kiffer und andere Drogenkonsumenten Mörder sind. Kein Konsum --> kein Handel --> kein Geschäft --> keine Toten.

@howard

die Hanfplantage 22.03.2010 - 23:46
Hejho howard,

danke für deine Anregung, allerdings sagen meine Zahlen was anderes. Das Koks geht nicht in die USA, sondern wird verschifft, und kommt z.b. in Spanien an.

@howard

die Hanfplantage 23.03.2010 - 00:34
Howard, als Ergänzung, weisst du auch warum nur so wenig Kokain in die USA geht? Weil in Europa mehr bezahlt wird. Pro Grenze macht Kokain etwa 1000% Gewinn. USA bezahlt einfach weniger...

Konsumenten Mörder?? :O

auch "Hanfbauer" =) 23.03.2010 - 08:49
@latzo: Das ist als ob du den deutschen Schuld an Hitlers Verbrechen geben würdest.
Denn das würde bedeuten: Ich will Gras -> Ich gehe auf die Strasse -> erschiesse wen -> nehme sein Gras, weil er es (ohne mich zu beteiligen) verkaufen wollte. Dann wäre ich ein Mörder wenn aber: Ich Gras will -> zu meinem Dealer gehe -> Ihm was abkaufe, dann bin ich bestimmt kein Mörder. Davon mal abgesehen, wenn du mir wen in Westeuropa nennen kannst, der sein Gras aus Südamerika bezieht, stell mir den bitte vor =)
Nein mal Grundsätzlich: Cannabis gibt es schon ewig auf diesem Planet, Nachtschattengewächse generell sicher länger als die Menschheit. Ich mache mich nicht zum Mörder, nur weil irgend eine "Weltengemeinschaft" (welche im Übrigen auch ständig mordet) findet, dass Gras illegal ist.

Dazu sei noch angemerkt: Gras würde wahrscheinlich auch noch weiter kommen, wenn Westeuropa nicht wesentlich bessere Anbau- und Vertriebsbedingungen hätte (durch Schengen ja noch ungleich besser =)

Vielleicht hab ich was vergessen =)

Grüsse =)

...

muenger 23.03.2010 - 09:32
die legalisierung von marihuana ist der beste weg die gewalt zu bekämpfen und für eine moderne gesundheitspolitik absoulut notwendig. natürlich muß man in der übergangsphase noch genau darüber nachdenken wie man das organisiert z. B. müssen minderjährige über die wirkung von marihuana aufgeklärt werden usw.